Objects Manufacturing: Berliner Presswerk hat Insolvenz angemeldet

Objects Manufacturing: Berliner Presswerk hat Insolvenz angemeldet

News. 29. Oktober 2025 | 4,8 / 5,0

Geschrieben von:
Kristoffer Cornils

Berlin könnte eines seiner zwei Vinyl-Presswerke verlieren: Objects Manufacturing stellte Anfang des Monats einen Insolvenzvertrag. Geschäftsführer Jeremy Guillot sprach mit DJ LAB über die Gründe für die Zahlungsfähigkeit, die Bearbeitung ausstehender Aufträge und die Perspektiven des Unternehmens.

Die Betreibergesellschaft des Berliner Vinyl-Presswerks Objects Manufacturing ist zahlungsunfähig. Der Insolvenzantrag des von den Geschäftsführern Jeremy Olivier Guillot und Daniel Plasch im Jahr 2021 gegründeten Unternehmens, dessen Presswerk im Frühjahr 2023 in Betrieb ging, wurde bereits am 1. Oktober gestellt. Die Nachricht kam überraschend: Noch Mitte August erschien im Magazin Berliner Wirtschaft ein Artikel über die zwei in Berlin betriebenen Vinyl-Presswerke, intakt! und Objects Manufacturing. "Der Markt wächst", wird Plasch darin zitiert. Kaum einen Monat vor dem Insolvenzantrag seiner Firma teilte diese außerdem ein Stellenangebot über Social Media. 

Auf Anfrage des DJ LABs nennt Geschäftsführer Guillot eine Reihe von Faktoren für die Insolvenzanmeldung, darunter gestiegene Produktionskosten und die erhöhte Konkurrenz im europäischen Raum. "Trotz steigender Auftragszahlen und Nachfrage reichten die Zeit und finanziellen Mittel nicht aus, um den Betrieb ohne weiteres Kapital dauerhaft zu tragen", sagt er. Schon die öffentlich einsehbaren Jahresabschlüsse des Unternehmens für die Jahre 2022 und 2023 wiesen indes Verluste aus: Zwar meldete die Firma Einnahmen von je 1,5 und 2,6 Millionen Euro, schloss die Jahre aber mit einem Minus von je 185.711 und 87.120 Euro ab. Zahlen für das Geschäftsjahr 2024 liegen bisher nicht vor.

Im Sommer dieses Jahres habe sich das Unternehmen im Gespräch mit möglichen Investor:innen befunden, teilt Guillot mit. "Als sich aber Mitte/Ende September abzeichnete, dass die notwendigen Mittel nicht in vollem Umfang rechtzeitig bereitgestellt werden können, war die Insolvenzanmeldung leider der unvermeidliche und verantwortungsbewusste Schritt." Die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens bedeutet noch nicht zwangsläufig das Aus für eine Firma. "Gemeinsam mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter prüfen wir Optionen zur Fortführung oder Übernahme", bestätigt Guillot. Neue Aufträge würden derzeit jedoch nicht angenommen.

Anders sieht es mit bereits zuvor in Auftrag gegebenen Pressungen aus. Für diese fallen zusätzliche Kosten an. In einer Crowdfunding-Kampagne schreibt etwa das Label Bretford: "Unser Vinyl-Presswerk ist insolvent (...). Um die bereits bezahlten Platten trotzdem zu bekommen, müssen wir 920 € nachzahlen." Guillot verweist darauf angesprochen auf gesetzliche Vorgaben. "Damit Aufträge abgeschlossen werden können, müssen die ab diesem Zeitpunkt anfallenden Kosten zu einem gewissen, mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter abgestimmten Teil neu gedeckt werden." Die Zahlungen gingen dabei nicht an das Unternehmen, sondern auf ein Treuhandkonto des vorläufigen Insolvenzverwalters.

"Uns ist bewusst, dass dies viele insbesondere unabhängige Labels und Künstler:innen belastet", sagt Guillot. "Gerade weil wir ebenfalls für diese Community angetreten sind, trifft uns das besonders. Wir bedauern ebenfalls, dass dieses Ereignis bei vielen Lieferant:innen und Partner:innen nicht unerheblichen finanziellen Schaden verursacht. Wir arbeiten daran, eine Fortführung zu ermöglichen, damit die Idee hinter Objects weiterbestehen kann, wenn auch in veränderter Form."

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