Nachbericht: Prolight + Sound – Zu Besuch auf einer DJ-Messe
© Messe Frankfurt/Jochen Günther

Nachbericht: Prolight + Sound – Zu Besuch auf einer DJ-Messe

Features. 23. April 2025 | 5,0 / 5,0

Geschrieben von:
Boris Alexander

Vom 8. bis 11. April feierte die Messe Prolight + Sound in Frankfurt ihr 30-jähriges Jubiläum und bot in diesem Rahmen auch der DJ- und Producer-Convention MIXCON eine Bühne.

Die Geschichte der Frankfurter Musikmesse reicht bis ins Jahr 1980 zurück. Sie galt als Weltleitmesse und präsentierte die gesamte Produktpalette der Musikinstrumentenbranche, von akustischen Instrumenten über modernstes DJ-Equipment bis hin zu Tools für computergestützte Musikproduktion. Die Veranstaltung richtete sich sowohl an Fachpublikum als auch musikbegeisterte Endkund:innen. Ab 1995 wurde sie durch die Schwestermesse Prolight + Sound ergänzt, die sich bis heute auf Veranstaltungstechnik konzentriert und sich an Fachpublikum richtet.

Trotz mehrfacher Neuausrichtungen und wechselnder Themenschwerpunkte ließ das Interesse der Besucher:innen und Aussteller an der Musikmesse stetig nach. Die pandemiebedingte Zwangspause bedeutete dann das endgültige Aus für die Messe, sodass sie 2019 zum letzten Mal stattfand. Nicht betroffen war hingegen die Prolight + Sound, die nach der Corona-Unterbrechung 2022 auf das Frankfurter Messegelände zurückkehrte wurde und sich mit einem breiten Spektrum präsentierte – von Licht-, Ton- und Bühnentechnik über Produktion und Broadcast bis hin zu DJ-Equipment.

Prolight + Sound 2025 – das 30-jährige Jubiläum

Wir haben der Prolight + Sound am letzten Messetag einen Besuch abgestattet. Mit dabei war in diesem Jahr auch die DJ- und Producer-Convention MIXCON – eine Spezialplattform für Akteur:innen der DJ- und Musikszene, die mit Vorträgen, Workshops und Networking-Angeboten frische Impulse setzte.

Während sich die Musikmesse in ihren besten Jahren über das gesamte Messegelände erstreckte und die meisten Hallen belegte, konzentrierte man sich nun auf die modernen Hallen 11 und 12, das Portalhaus sowie die umliegenden Freiflächen. Insgesamt waren 491 Aussteller vertreten. Neben den festen Ständen mit Firmen aus den Bereichen Pro-Audio, -AV, -Light etc. bot der Bereich Knowledge & Entertainment ein vielfältiges Programm aus Panels, Live-Shows und Vorträgen.

In Halle 12 dreht sich alles um Licht- und Bühnentechnik. Besucher:innen konnten hier durch wabernden Nebel wandeln oder in halbstündigen Präsentationen beeindruckende Laser- und Lichtshows erleben. Hersteller wie Ayrton Sas, Rosco, LTT und Robe präsentierten ihre neuesten Technologien und Effekte. Gerade in diesen Bereichen hat sich in den letzten Jahren wirklich einiges getan, um Live-Auftritten oder Gastspielen in Festinstallationen eine optische Untermalung und eine neue Dimension zu geben. Wenig überraschend, dass man in dieser Halle vor allem auf Fachpublikum traf.

Ein weiteres Highlight waren die Sounddemos auf dem Freigelände: Gigantische Boxentürme und Line Arrays erwarteten die Besucher:innen, die sich bei schönstem Wetter von fetten Beats und Gitarrenriffs beschallen ließen. Unternehmen wie Wharfedale Pro, HK Audio, CELTO und Harmonic Design zeigten, was in ihren Lautsprechern steckt und donnerten brachiale Soundorgien auf die Menge nieder. Hier beeindruckte nicht nur die Lautstärke, sondern auch Qualität, Abstrahlwinkel und Klarheit.

In Halle 11 standen fachkundige Mitarbeitende der PA-Firmen den Interessierten Rede und Antwort. Ergänzt wurde das Angebot durch zahlreiche Stände mit Bildungsangeboten, Key Notes und Produktdemos.

In einem abgetrennten Teil der Halle, der von MusicOneX mit "Behind the curtain: Pure Music Magic!" überschrieben war, trafen Besucher:innen auf eine spannende Mischung aus modernem DJ/Producer-Gear und Vintage-Konzert-Equipment. Im Vintage-Bereich gab es allerlei Kuriositäten wie riesige analoge Mischpulte und Boxen aus den 1960er bis 1990er Jahren, die einst von Bands wie Die Ärzte, Dire Straits und vielen anderen verwendet wurden.

Gleich gegenüber konnte man selbst Hand anlegen und mit Synthesizern, Effekten, Drumcomputern und anderen Geräten spielen – ganz im Stil früherer Ausstellungen von Schneiders Büro. Spontane Live-Jams von Aussteller:innen und Besucher:innen sorgten immer wieder für musikalische Überraschungsmomente.

Im weiteren Bereich von Halle 11 war die DJ-Szene prominent vertreten, allen voran AlphaTheta (ehemals Pioneer DJ) mit einem großen Stand, an dem sich viele Interessierte tummelten, um die neuesten Controller und Mixer auszuprobieren. Es gab aber auch Nostalgisches. Eine kleine Ausstellung zeigte die Entwicklung der Pioneer-Player: Vom CDJ-500 aus dem Jahr 1994, einem Toploader mit Jogwheel und Pitchfader, über den silberfarbenen CDJ-100S und den legendären CDJ-1000, der den Durchbruch in den Clubs schaffte, bis hin zum aktuellen mit Touchscreen ausgestatteten Mediaplayer CDJ-3000. Hier gab es viele strahlende Gesichter und Sätze wie "Weißt du noch, damals ..." waren oft zu hören.

Abgerundet wurde das Angebot durch eine Reihe von Workshops und Talks. Highlights waren u. a. ein Technics-Workshop mit Raycademy, Vorträge zum Thema Vocal Recording vom SAE Institute sowie Showcases von Finger Drumming World Champion Steve Nash.

Im Obergeschoss des Portalhauses fand die MIXCON in Zusammenarbeit mit dem BVD (Berufsverband Discjockey e. V.) statt. Auf der Bühne wurden im Laufe des Tages zahlreiche Panels zu verschiedenen Themen geboten – von Gehörschutz für DJs über die Zukunft des Nachtlebens bis hin zu Insiderinformationen von Künstler:innen.

Zum Zeitpunkt unseres Besuches stand das Producer Panel auf dem Programm. Moderiert von Dominik Koislmeyer diskutierten die Künstler Tom Wax, A*S*Y*S und Sounddesigner Rafael Beelitz über ihre Arbeitsweisen und Produktionsprozesse. Dabei kamen DAWs wie Ableton Live und Logic ebenso zur Sprache wie beliebte Synthesizer – vom Klassiker Roland TB-303 bis zum Software-Synthie Serum.

Besonders aufschlussreich waren ihre Aussagen zur Dauer von Produktionsprozessen, die je nach Projekt von wenigen Tagen bis zu mehreren Wochen dauern können. Auch die Vorteile von "Total Recall", einer Technik, die es ermöglicht, komplette Projekt- und Soundfiles zu speichern, um flexibel und parallel an mehreren Spuren arbeiten zu können, wurden thematisiert. Natürlich durfte auch das Thema KI nicht fehlen. Aktuell spielt sie in den Produktionen und im Sounddesign der drei Panelgäste jedoch nur eine untergeordnete Rolle – vereinzelt wird sie beispielsweise als Tool zur Stimmenverfremdung eingesetzt.

Kurz vor 16 Uhr, dem offiziellen Ende der Veranstaltung, beendeten wir unseren insgesamt recht kurzweiligen Besuch. Bleibt die Frage: Macht es im Jahr 2025 noch Sinn, eine Messe zu besuchen, wenn man sich im Internet über alle ausgestellten Produkte ganz einfach informieren kann? Unsere Antwortet fällt ganz klar aus: Ja!

Eine Messe ist weit mehr als eine reine Produktdemonstration. Hier kann man sich mit Menschen, Kolleg:innen und Expert:innen austauschen, Geräte anhören und ausprobieren. Auch die Produktmanager:innen stehen mit ihrem Fachwissen bereit, beantworten spezifische Fragen und helfen bei Bedienproblemen des Equipments. Diesen persönlichen Mehrwert kann die digitale Welt nicht ersetzen.

Kaum zu Hause angekommen, informierte die Messegesellschaft per E-Mail die offiziellen Besucherzahlen: 23.031 Fachbesucher:innen aus 108 Ländern wurden zum 30-jährigen Jubiläum gezählt – ein solides Ergebnis. Die ehemalige Musikmesse zog zwar einst über 100.000 Besucher:innen an, war jedoch auch um ein Vielfaches größer und sprach auch mit klassischen Musikinstrumenten ein breiteres Publikum an.

Der nächste Termin steht bereits fest: Die Prolight + Sound wird vom 24. bis 27. März 2026 stattfinden.

© Musik: www.musicfox.com

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