Test: Adam Audio A7V / Aktiver Studio-Monitor

Test: Adam Audio A7V / Aktiver Studio-Monitor

Tests. 4. März 2023 | 4,9 / 5,0

Geschrieben von:
Tobias Homburger

Wo hat man den A7X von Adam Audio in der Vergangenheit nicht überall gesehen? Über viele Jahre gehörte der Lautsprecher mit dem Bändchenhochtöner und der gefalteten Membran zum gewohnten Bild so mancher Studios, egal ob kommerziell oder privat betrieben. Aber auch einfach nur Musik hören war über die A7X ein Genuss, dafür war neben der hohen Auflösung unter anderem auch der oft reklamierte Frequenzgang verantwortlich, der die Tiefen und Höhen eines Signals aus der Sicht einiger Kenner etwas zu sehr anhob und den Klang damit beschönte. So oder so, mehr als zehn Jahre später hat sich der Berliner Hersteller nun für eine Überarbeitung seiner aktiven Studiomonitorreihe entschieden, aus der wir uns hier die Neuauflage des A7X anschauen: den Adam Audio A7V.

Quick Facts

  • Aktiver Studio-Monitor
  • 130 Watt Leistung
  • 7-Zoll-Tieftöner und drehbarer X-ART Hochtöner
  • Softwaresteuerung über A Control
  • Sonarworks-Integration

Adam Audio A7V – was ist neu?

Adam Audio A7V wartet mit mehreren Neuerungen auf. Direkt sichtbar sind die größeren Bassreflex-Öffnungen auf der Vorderseite der Lautsprecher, die runden Öffnungen des Vorgängers mussten also weichen. Neben weniger Strömungsgeräuschen und Gehäuseresonanzen sorgt die Veränderung laut Hersteller auch für eine tiefere Klangwiedergabe. Aber auch optisch macht das einen großen Unterschied, die Adam Audio A7V sehen wirklich gut aus und wirken durch das Facelift richtig modern.

Den patentierten X-ART Hochtöner gibt es natürlich auch noch bei den A7V, allerdings ist der HPS-Waveguide nun drehbar. Somit lässt sich die konisch geformte Schallführung je nach Aufstellsituation ausrichten und der Lautsprecher kann dadurch auch liegend betrieben werden. Zudem besteht der 7-Zoll-Tieftöner nun aus einem mehrschichtigen Mineralfaser-Werkstoff (MLM – Multi Layer Mineral), mit dem eine höhere Steifigkeit bei geringerem Gewicht erreicht wird.

Aber Adam Audio macht mit dem neuen A7V noch einen weiteren Schritt Richtung Zukunft, denn gleich zwei Programme ermöglichen die Steuerung und Anpassung der Speaker. Über die kostenlose Remote-Software A Control wird die Steuerung aller Parameter der Lautsprecher bequem von der Abhörposition aus möglich, damit muss man also nach dem Aufstellen nicht mehr mühselig hinter die Speaker kriechen, um EQ-Einstellungen anzupassen. Die Zusammenarbeit des Herstellers mit Sonarworks führt außerdem dazu, dass Kalibrierungskurven der Korrektur-Software SoundID Reference direkt auf die Lautsprecher übertragen werden können, wodurch die DSP-Power der Speaker für die Korrektur genutzt werden kann.

Eines der neuen Features der Adam Audio A7V: der drehbare Hochtöner.

Die wichtigsten Daten zum A7V

Die beiden Wege des aktiven A7V, der 7-Zoll-Tieftöner und der drehbare Hochtöner, decken in Zusammenarbeit den Frequenzbereich von 40 Hz bis 45 kHz (-6 dB) ab, wobei die Übergangsfrequenz bei 2,8 kHz liegt. Der Tieftöner wird dabei von bis zu 110 W und der Hochtöner von maximal 20 W angetrieben, der maximale Schalldruckpegel liegt bei 105 dB (Peak bei einem Meter). Die Signalverarbeitung findet mit 24 Bit und bei einer Abtastrate von 96 kHz statt. Außerdem bringt der A7V moderate 8,7 Kilo auf die Waage und ist mit den Maßen 33,7 x 20 x 28 cm (H x B x T) ziemlich kompakt.

Erster Eindruck und Verarbeitung

Dieser Eindruck bestätigt sich auch, sobald man den Adam Audio A7V zum ersten Mal in der Hand hat, dabei wirkt er sogar recht klein. Durch die verwendeten Materialien fühlt sich der Lautsprecher sehr robust und dabei auch ziemlich hochwertig an, selbst auf der Vorderseite findet man kein billiges Plastik. Der Power-Switch des Speakers wurde wieder auf die Rückseite des Lautsprechers verlegt.

Überhaupt sieht der A7V wirklich fantastisch aus, dazu tragen auch die neuen Bassreflex-Öffnungen bei. Das Facelift bekommt von mir auf jeden Fall schon mal die Note 1 mit Sternchen. Für Montagen aller Art wurden an der Unterseite sogar vier M8-Gewindeöffnungen untergebracht.

Adam Audio A7V Frontansicht.
Das Facelift des neuen A7V kann optisch voll und ganz überzeugen.

Anschlüsse und Funktionen des A7V

Die Rückseite der Adam Audio A7V halten einige interessante Features und Funktionen bereit, wir starten ganz oben mit der Room Adaption. Hier kann der Lautsprecher ganz einfach per Hand an verschiedene Raumsituationen angepasst werden. Dafür wurde das Frequenzspektrum in vier verschiedene Bereiche oder Situationen eingeteilt: Bass, Desk (speziell für Aufstellungen auf Schreibtischen), Presence und Treble.

Über vier korrespondierende Taster können in diesen Bereichen Anhebungen oder Absenkungen um bis zu 2 dB pro Schritt vorgenommen werden. Die grafische Umsetzung der manuellen Raumanpassung finde ich sehr gut gelungen und wurde deutlich anschaulicher gelöst als bei so manch anderem Speaker.

Voicing bietet drei Einstellungs-Presets, die die grundlegende Klangausrichtung des A7V verändern. Pure steht für einen neutralen und möglichst linearen Klang, während UNR (Uniform Natural Response) das berüchtigte Klangverhalten des Vorgängermodells simuliert. Und über Ext erhält der Lautsprecher alle relevanten Einstellungsparameter von der Controller-Software, dafür wird die ebenfalls auf der Rückseite verbaute Ethernet-Buchse benötigt.

Zum Schluss ist noch Input Select interessant, darüber kann nämlich entschieden werden, ob der A7V das Signal wiedergibt, das über die XLR- oder die Cinch-Buchse in den Lautsprecher gespeist wird. Die Rückkehr des Stromschalters auf die Rückseite der Speaker dürfte unter den User:innen der Adam Audio A7V gemischte Gefühle hervorrufen. Natürlich ist so ein Schalter auf der Vorderseite praktischer, rein optisch gefällt mir die aktuelle Lösung von Adam Audio aber deutlich besser.

Adam Audio A7V Rückseite.
Viele Features und Funktionen: die Rückseite des Adam Audio A7V.

A Control

Die kostenlose App A Control ist nach der Registrierung der Speaker erhältlich. Sie bietet die Möglichkeit, den A7V vom Rechner aus fernzusteuern, allerdings existiert bis zum jetzigen Zeitpunkt nur die Public-Beta-Version, die im Test aber einwandfrei funktioniert. Windows-User:innen müssen zuvor außerdem ein Netzwerk-Tool installieren, zu dem man aber bequem von der App aus geleitet wird. Nach einem Neustart von A Control ist es dann möglich, alle Parameter, die über die Rückseite der Lautsprecher verfügbar sind, über die App zu steuern.

Darüber hinaus gibt es aber auch noch weitere softwarebasierte Funktionen, die nicht über das Gehäuse des A7V genutzt werden können. Im Advanced-Modus ermöglicht ein zusätzlicher EQ mit sechs Bändern und den Parametern Filter Type, Frequency, Gain und Q beispielsweise weitere und detaillierte Klanganpassungen. Selbst Signalverzögerungen zum Vermeiden von Phasenproblemen sind möglich.

Adam Audio A7V A Control.
A Control ermöglicht die bequeme Steuerung aller Parameter über Maus und Tastatur.

Was bringt die Zusammenarbeit mit Sonarworks?

Die Zusammenarbeit von Adam Audio mit Sonarworks bringt ein weiteres softwarebasiertes Feature hervor. Nach der Messung der Raumakustik über das SoundID-Reference-System ist es nämlich möglich, die erhobenen Werte nach A Control zu exportieren. Dadurch finden die EQ-Anpassungen in der Folge über das DSP des Lautsprechers statt und es bleibt einem somit erspart, die Sonarworks-Software als Standalone im Hintergrund oder als Plugin auf dem Master-Kanal der DAW während der Produktionen laufen zu lassen.

Das ist ein richtungsweisendes System, das wir zukünftig sicherlich bei vielen anderen Herstellern sehen werden. Ob es sich bei diesem Feature, wie von Adam Audio behauptet, tatsächlich um die erste Raumkorrektur handelt, die nur die DSP-Power des Speakers belastet, kann ich nicht beurteilen. Auf jeden Fall kenne ich dieses Prinzip bereits von IK Multimedia, bei denen selbst die Mess-Software im Lautsprecher sitzt und nicht zusätzlich erworben werden muss.

Der Klang im Adam Audio A7V Test

Ich stelle die Adam Audio A7V nun also in meinem behandelten Studio-Space auf und höre mir unterschiedliche Tracks ganz ohne irgendeine Klangkorrektur an. Dafür nutze ich unter den Voicing-Presets den Pure-Modus, der tatsächlich ziemlich linear ist, dabei aber auch ein bisschen trocken. Der UNR-Modus, bei dem das Klangverhalten des Vorgängermodells simuliert wird, macht deutlich mehr Spaß, eignet sich also besonders zum Musikhören. Interessant finde ich aber, dass auch mit UNR die Mitten nicht weniger präsent wirken – das war einer der großen Kritikpunkte an den A7X und dessen Anhebungen in den Tiefen und Höhen.

Die Qualität, mit denen die A7V auflösen, ist gewohnt beeindruckend, genau wie der tatsächlich recht ausgeglichene Frequenzgang. Das resultiert in einem klaren und sauberen Klangbild, unabhängig davon, welche Art von Musik man sich über die Lautsprecher anhört. Außerdem ist jedes musikalische Element leicht zu orten, was das Panorama und auch die Tiefenstaffelung anbelangt.

In meinem Studio sind die Bässe im linearen Modus ein bisschen schwach, dafür aber sehr präzise und kompakt. Die Höhen sind glasklar und überhaupt nicht aufdringlich, nicht einmal bei klassischer Musik oder bei einem Jazz-Vocal-Ensemble. Wie sich das nach einem ganzen Produktionstag verhält, kann ich nach dem Test noch nicht ganz einschätzen, in meinem Studio nehme ich aber nichts Störendes wahr, weder in den Höhen noch in einem anderen Frequenzbereich. Notfalls können über A Control oder SoundID Reference entsprechende Anpassungen vorgenommen werden.

Alternativen

Fazit

Die Adam Audio A7V sind absolut gut gelungen und stellen würdige Nachfolger der klassischen Vorgänger dar. Die hohe Auflösung und der kompakte Sound, in dem alle musikalischen Elemente klar gegeneinander abgegrenzt werden, sind absolut beeindruckend. Die Verwendung neuer Materialien zahlt sich klanglich ebenfalls aus. A Control schließt dazu die Lücke zwischen Hard- und Software und macht das mühselige Abtauchen in die Tiefen der Studioausstattung, nur um an die Rückseite der Lautsprecher zu kommen, obsolet. Die Optik der A7V gefällt mir persönlich sehr gut und natürlich gibt es auch an der Verarbeitung nichts zu beanstanden. Die Kooperation mit Sonarworks ist sinnvoll und die Möglichkeit der Kommunikation zwischen Lautsprecher und Mess-Software ist zudem eine gute und richtungsweisende Idee. Schade nur, dass SoundID Reference samt dem Messmikrofon zum vollen Preis dazu gekauft werden muss.

Gesamtwertung:
4,5 von 5,0

Pro

Sehr präziser Sound mit hoher Auflösung
Alle Frequenzbereiche klingen sehr kompakt
Umfangreiche Anpassungsmöglichkeiten an räumliche Bedingungen
Software-Steuerung über A Control
Moderne Optik

Kontra

Messmikrofon und SoundID Reference nicht im Lieferumfang enthalten

Preis:

666,00 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Website von Adam Audio.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit A7V , Adam Audio , studiomonitor

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