Test: Akai Professional Fire

Test: Akai Professional Fire

Tests. 23. Februar 2019 | 2,0 / 5,0

Geschrieben von:
Kai Dombrowski

Bei dem AKAI Fire handelt es sich um den allerersten dedizierten Hardwarecontroller für Image Lines FL Studio. In enger Zusammenarbeit mit der belgischen Firma entstanden sieht man dem Fire bereits an der Bedienoberfläche an, dass er explizit auf FL Studio ausgerichtet ist. Die 64 Step Buttons sehen dem Channel Rack der DAW nicht nur zum Verwechseln ähnlich, sie bilden eine physische Rekonstruktion des bewährten Step Sequencers und sollen ein besseres Spielgefühl gewährleisten. Hinzu kommen diverse Spielmodi, fünf Encoder und eine Handvoll weiterer Buttons, die im folgenden Test auf Herz und Nieren geprüft werden.

Verarbeitung und technische Daten

Der AKAI Fire ist deutlich kleiner und leichter als erwartet. Mit Maßen von 316 x 166 x 43 mm sowie einem Gewicht von gerade mal 760 g ist er äußerst transportabel und passt auf jeden Schreibtisch. Die geringe Größe rührt vor allem daher, dass bis zu vier AKAI Fire in Kombination genutzt werden können, was dann natürlich etwas mehr Platz in Anspruch nimmt. Auch als regelrechtes Fliegengewicht macht der Fire einen rundum solide verarbeiteten Eindruck – nichts wackelt oder klappert, nirgendwo gibt es unsauber geschnittene Kanten oder Spalten am Gehäuse.

Die 64 RGB Pad Marix lässt sich leichter eindrücken als die meisten MPC-Style Pads, was je nach Geschmack für ein angenehmeres Spielgefühl sorgt. Alle anderen Knöpfe auf der Bedienoberfläche des AKAI Fire reagieren mit einem Klicken. Der deutliche Unterschied zum haptischen Feedback der Step Buttons erleichtert die Navigation und beugt Ungenauigkeiten vor. Vorfreude bringen die vier Endlos-Encoder oben links auf dem AKAI Fire. Standardmäßig auf Volume, Pan, Filter und Resonance geroutet, ermöglichen sie auf zwei User Banks die stufenlose Regelung beliebiger Parameter in Echtzeit. Der fünfte Encoder oben rechts ist hingegen für die Menüs zuständig und weist eine angenehme Rasterung auf.

In Zusammenarbeit mit dem sehr kleinen Display soll der Encoder auch administrative Tätigkeiten erledigen können ohne auf Tastatur und Maus zurückzugreifen. Der AKAI Fire kommt mit USB-Kabel, Cheat Sheet und User Guide, allerdings ist die beigefügte Documentation äußerst knapp gehalten. Auf der Rückseite des AKAI Fire gibt es lediglich einen USB-Anschluss und die Kensington-Diebstahlsicherung. Das reicht für Hardware Controller in den meisten Fällen locker aus, wobei die Position des USB-Ports des Fire positiv auffällt: Hinten rechts angebracht lässt sich das USB-Kabel angenehm zwischen Maus und Tastatur verlegen – vorausgesetzt es handelt sich um ein Rechtshänder-Setup.

Der Workflow: Step-Modus

Die 64 Step Buttons der AKAI Fire repräsentieren vier Channels mit jeweils 16 Steps. Ein neues FL Studio Projekt hat bereits vier Channels im Channel Rack vorbereitet. Kick, Clap, Hihat und Snare sind die ersten vier Spuren, mit denen man direkt in den Step-Modus starten kann. Praktischerweise erlaubt AKAI Fires Bedienoberfläche vier Spuren gleichzeitig einzugeben. Dadurch wird ein mühseliges Umschalten zwischen Spuren oder gar der Wechsel zu Tastatur und Maus erspart, was für einen reibungslosen Workflow sorgt. Der grün leuchtende Knopf links neben den Step Buttons ermöglicht Solo- und Mute-Schaltung sowie die Auswahl einer Spur für die Bearbeitung.

Standardmäßig ist die erste Spur mit der Kick ausgewählt, hält man die Alt-Taste gedrückt, kann man die Spur über die Mute/Solo Buttons wechseln. Die ausgewählte Spur wird dann über die vier Encoder noch weiter bearbeitet, wobei unter anderem die Parameter Volume, Pan, Filter bzw. Low EQ und Resonance bzw. High EQ justierbar sind. Die Belegung der Encoder kann in vier verschiedenen Modi geschaltet werden. Zwei User Modes sind verfügbar, in denen man sogar seine eigenen Routings abspeichert. Das ermöglicht eine individuelle und flexible Klangregelung, ohne vom Controller weichen zu müssen – abgesehen vom Routing-Prozess.

Ein weiteres großartiges Feature des AKAI Fire ist, dass man im Step Sequencer auch einzelne Trigs nachjustiert. Hält man den entsprechenden Step Button gedrückt und betätigt dann einen der Encoder, werden die Änderungen nur für den gedrückten Step abgespeichert. Der Menü-Encoder ist dafür ebenfalls geeignet und variiert die Tonhöhe des jeweiligen Steps. Das kleine Display gibt übrigens jederzeit Aufschluss darüber, was gerade geregelt wird, wenn ein Encoder betätigt wird. Zu guter Letzt gibt es noch einen Accent Mode, der frei justierbare Velocity-Akzente ermöglicht.

Der Workflow: Note-Modus und mehr

Doch was, wenn die ersten vier Channels voll sind und es Zeit wird für neue Sounds? Um einen neuen Channel zu erstellen, kann man einfach den Browse-Button drücken. FL Studio zeigt nun grafisch an, dass der Browser ausgewählt ist und auch auf dem Display des Fire wird der Browser angezeigt. Der Select Encoder blättert jetzt durch den Browser; um ins nächste Untermenü zu gelangen, genügt ein einfacher Druck auf den Drehregler. Wählt man ein Sample oder VST aus, gelangt man zur Option, den ausgewählten Klangerzeuger als neue Spur zum Channelrack hinzuzufügen.

Hat man mehr als vier Channels eingerichtet, kann man mit dem Select Encoder durch die Kanäle blättern, vorausgesetzt der Browser-Modus ist deaktiviert. Erneut zeigt das Display an, wo man sich genau befindet. Im Note-Modus verändert sich die Hintergrundbeleuchtung des AKAI Fire und repräsentiert mit Weiß Orange und Blau eine dreioktavige Klaviatur. Weiß und Orange stehen für die weißen und schwarzen Tasten eines Klaviers, wobei jedes C blau beleuchtet wird. Von die vier Oktaven, die auf dem AKAI Fire angezeigt werden, teilen sich die Bereiche unten rechts und oben links die Tonhöhe.

Das verbessert trotz der doch recht kleinen Tasten des Geräts die Spielbarkeit. Die Oktavlage lässt sich kinderleicht mit den Grid-Tasten einstellen. Besonders praktisch ist, dass man mittels Push auf den Select Encoder verschiedene Skalen auswählen kann. Die Auswahl umfasst 23 Tonleitern, welche in unterschiedlichen Mustern auf den Step Buttons dargestellt werden. Die Oktavlage lässt sich erneut über die Grid-Tasten einstellen und bei gehaltenem Shift-Knopf ist sogar eine chromatische Justierung des Grundtons möglich.

Der Workflow: Drum-Modus und Perform-Modus

Beim Drum-Modus handelt es sich praktisch um eine weitere Darstellungs- und Spielform des AKAI Fire. Statt in Reihen wie beim Step Mode oder als Klaviatur im Note Mode sind im Drum-Modus nur die Hälfte aller Tasten beleuchtet. Zwei 4x4-Grids im MPC-Style werden in unterschiedlichen Farben beleuchtet und sind für Fingerdrumming und Echtzeit-Recording gedacht. Über den Browser lassen sich praktischerweise gleich ganze Drumkits laden, wobei sich die einzelnen Sounds direkt auf die verschiedenen Step Buttons verteilen. Werden nur einzelne Sounds geladen, fungieren die vier mal vier Matrizen als chromatische Tastatur à la Ableton Push oder Maschine. Drückt man auf den Select Encoder, lassen sich sogar noch weitere Layouts auswählen.

Zum Beispiel gibt es noch den Slicex-Modus, in dem Samples des Slicex Plugins automatisch geschnitten und auf alle Step Buttons verteilt werden. Ebenfalls spannend ist der Omni-Channel, weil dort alle bisher verarbeiteten Spuren in einer Reihe dargestellt werden. Gerade wer samplebasiert arbeitet, kann in dieser Ansicht regelrecht ganze Tracks in Echtzeit performen. Apropos Performance: Der AKAI Fire verfügt noch über einen Perform Mode, der speziell für Live-Performances konzipiert wurde. Für diesen Modus müssen jedoch einige Vorkehrungen getroffen werden, die am Besten direkt in FL Studio über Tastatur und Maus erledigt werden. Der Perform-Modus erlaubt das Abfeuern ganzer Patterns, wobei die Step Buttons als Launcher fungieren.

Allerdings genügt es nicht wie bisher, die gewünschten Sounds und Sequenzen im Channel Rack zu haben, sondern es müssen Patterns organisiert werden, auf die die Step Buttons des AKAI Fire zugreifen können. Die voreingestellten Farben der verarbeiteten Patterns werden dabei direkt von der Hintergrundbeleuchtung des AKAI Fire übernommen. So behält man sein gewohntes Farbschema bei und kann am Controller spielend Tracks auf- und abbauen. Wer kein eigenes Projekt mit organisierten Patterns hat, aber gerne den Perform-Modus testen will, kann dafür übrigens die Demo Tracks nutzen.

Fazit

Der AKAI Fire ist der erste Hardware Controller speziell für FL Studio. Das heißt vor allem, dass der Fire mit keiner anderen DAW kompatibel ist. Andererseits fällt positiv auf, dass der Workflow des Fire enorm mit FL Studio – das im übrigen gratis anbei liegt, höchst lobenswert für einen COntroller in dieser Preisklasse – harmoniert. Vor allem optisch finden sich immer wieder Designs aus der FL Studio Oberfläche auf der AKAI Fire wieder. Allen voran die 64 RGB Pad Matrix macht durch ihre Ähnlichkeit zum Channel Rack jegliche Erklärung überflüssig. Die Kombination aus Step Buttons und Encoder sowie das raffinierte Design der Pad Modes eignen sich perfekt als physische Repräsentation der DAW und machen einfach Spaß. Wenn es um einen effizienten Workflow geht, drängt sich oft die Frage nach der Zeit auf. Der AKAI Fire beschleunigt zwar einige Prozesse durch seine Haptik, aber insgesamt ist kein klarer Vorteil im Vergleich zu Tastatur und Maus auszumachen. Wodurch der Workflow des Fire hingegen besticht, ist ein flexibles und interaktives Spielgefühl.

Die verschiedenen Modi wirken in ihrer Handhabung und vor allem in der Darstellung inspirierend. Das ist auch der großartigen Beleuchtung des AKAI Fire zu verdanken. Bereits beim Start des Controllers bietet sich eine Lightshow, die weit über ihre Preisklasse hinaus ihresgleichen sucht. Nicht nur schön, sondern hilfreich ist die Beleuchtung im tatsächlichen Gebrauch des Fire: Je nach Modus sorgen verschiedene Farben und Patterns für ideale Orientierung und kreativen Input. Dennoch fehlen ein paar Features wie zum Beispiel die Anschlagsdynamik in den Pad-Modi, weshalb der Fire dahingehend nicht mit Konsorten wie Ableton Push und Maschine mithalten kann. Auch die Größe des Controllers hat sich im Test als problematisch erwiesen. Besonders im Drum Mode waren die kleinen Step Buttons kein würdiger Ersatz für eine MPC etwa. Der AKAI Fire lässt sich zwar mit bis zu drei weiteren Geräten erweitern, dennoch lässt die Größe der Step Buttons für manche Aufgaben anderweitige Bedienelemente vermissen.

Aus diesen Gründen sei gesagt, dass der AKAI Fire trotz seiner Exklusivität als Einsteigergerät zu betrachten ist. Wer schon ein MIDI Keyboard und ein Trigger Pad besitzt, ist hier eher falsch beraten. Preislich ist der Fire bei Einsteigergeräten der Konkurrenz einzuordnen, kann in diesem Vergleich aber mit zahlreichen Features und raffiniertem Design punkten. Als erster Controller speziell für FL Studio können einige Defizite des Controllers jedoch als Kinderkrankheiten betrachtet werden. Es bleibt zu erwarten, was sich im Softwarebereich entwickelt und was es sonst für Updates für den AKAI Professional Fire geben wird. Bis jetzt überzeugt der Controller durch Portabilität, Plug and Play Compatibility und eine interaktive und flexible Bedienung.

Pro

Niedriger Preis
FL-Studio 20 Lizenz liegt kostenlos anbei
Plug-and-Play Kompatibilität
Abwechslungsreicher Workflow mit den Pad Modes
Effektives optisches Feedback durch Hintergrundbeleuchtung und Display

Kontra

Keine Anschlagsdynamik
Step Buttons zu klein für Note und Drum Modes

Preis:

169,00 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Website von Akai Professional.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit Akai Fire , controller , DAW , FL-Studio , fruity loops , image line

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