Test: Elektron Digitakt II -Neuauflage der legendären Sampler Groovebox

Test: Elektron Digitakt II -Neuauflage der legendären Sampler Groovebox

Tests. 2. Mai 2025 | / 5,0

Geschrieben von:
Kai Dombrowski

Nach etwa sieben Jahren bringt Elektron die Neuauflage seiner beliebten Groovebox Digitakt auf den Markt. Mit einem massivem Speicher-Upgrade und Stereo-Funktionalität für Sampling und Resampling macht sich Digitakt II besonders bei Sound-Capturing-Fans beliebt. Hinzu kommen Quality of Life Changes wie ein dritter LFO pro Track, bis zu acht Takte Sequenzerlänge sowie ein neuer Send-Effekt in Form des vom Digitone bekannten Chorus. Zumindest auf dem Papier sieht Digitakt II also wie ein durchweg gelungenes Upgrade aus. Was sich an der schwarzen Kiste sonst noch getan hat, zeigt dieser Test

Quick Facts

  • 16 Stereo- oder Mono-Audiospuren mit optionaler MIDI-Track-Funktion
  •  20 GB interner Speicher und 400 MB Sample-Speicher
  •  Overdrive, Kompressor, fünf Filter, Delay, Reverb und Chorus
  •  drei LFOs, 128 Steps pro Pattern und Track, Micro Timing und Euclidean 
  •  MIDI-Tracks sind vierfach polyphon mit 16 zuweisbaren CC-Befehlen 

Verarbeitung, Haptik und technische Daten

Am Format des Digitakt II hat sich kaum etwas getan. Das Gerät kommt im gleichen 215 x 176 x 63 mm großen Metallgehäuse und wiegt knapp 1,5 kg. Nur bei genauem Hinsehen erkennt man minimale Unterschiede beiBedienelementen und Layout. So gibt es jetzt acht Page-LEDs, analog zu den neu verfügbaren acht Takten Sequenzerlänge, einen dedizierten FX-Button, einen neuen Taster fürs Keyboard-Setup, achso und das Display ist jetzt Weiß-Schwarz statt Gelb. Die Verarbeitung des Digitakt II und die Haptik der Bedienelemente sind im Vergleich zum Vorgänger absolut identisch und weiterhin hochwertig. Der klapprige Charme der Plastiktaster bleibt bestehen und die gummierten Endlos-Encoder sind nach wie vor velocity-empfindlich, verfügen über eine Druckfunktion für schnelles Parameter-Scrolling und fühlen sich durchweg super an. 

Der Digitakt II schräg von oben in der Ansicht.

An der rückseitigen Anschlusssektion des Digitakt II hat sich hingegen nichts verändert. Hier gibt es immer noch fünf 6,35-mm-Klinkenbuchsen für Stereo In und Out sowie Kopfhörer, das obligatorische MIDI-Trio bestehend aus In, Out und Thru sowie DC-In, USB-B-Slot und Powerschalter. Die Stereoeingänge machen seit der Neuauflage jedoch deutlich mehr Sinn, weil Digitakt II über Stereotracks verfügt und externes Sample-Material nicht mehr auf Mono summiert werden muss – finally! Um Digitakt II für Sample-Freaks noch interessanter zu machen, hat Elektron den internen Speicher auf stolze 20 GB erweitert und erlaubt Sample-Größen bis zu 400 MB. Letzteres entspricht ca. 72 Minuten Länge bei Mono-Schnipseln bzw. 36 Minuten für Stereo-Sounds. Im Lieferumfang der Groovebox befinden sich das passende Netzteil, ein schickes USB-Kabel, eine Schnellstartanleitung, ein paar Sticker und ein Elektron-Poster mit trippy Motiven.

Kits und andere Quality of Life Changes

Wie beim Syntakt gibt es auch beim Digitakt 2 keine festgelegten Audio- und MIDI-Spuren mehr. Stattdessen kann jeder Track beides und lässt sich auf der SRC-Page entsprechend umstellen. Während Digitakt als Sampler nach wie vor mit monophonen Audiotracks arbeitet, können die MIDI-Tracks maximal vierfach polyphone Signale und bis zu 16 CC-Befehle pro Step versenden. Außerdem gibt es passend zum neuen Keyboard-Setup-Taster überarbeitete Eingabemethoden. So lassen sich die 16 Track- bzw. Step-Buttons nutzen, um verschiedene Velocity-Abstufungen abzurufen, was ziemlich praktisch ist, weil die Taster des Digitakt II immer noch nicht anschlagsdynamisch sind. Im Retrig-Modus entspricht jeder Step-Button einer anderen Subdivision, die das Tempo des Beat-Repeat-mäßigen Soundeffekts bestimmt – Hallo, Trap-Hihats! Zu guter Letzt ermöglicht der Trig-Modus "Preset-Pool” das direkte Ansteuern der im Preset Pool abgelegten Samples. Weil besagter Pool mit dem Speicher-Upgrade des Digitakt II deutlich umfassender ausfällt, können in diesem Trig-Modus die Page-Taster verwendet werden, um durch die Bänke zu scrollen.   

Einer der meistgewünschten Neuerungen: Kits! Jedes Kit besteht aus bis zu 16 Sounds und jedes der 128 Patterns des Digitakt II kann mit einem eigenen Kit versehen werden. Der Clou ist aber, dass die Kits nicht nur im entsprechenden Pattern, sondern jederzeit via Kit Load abrufbar sind, also auch unabhängig von Patterns gespeichert werden. Über  Perform Kit werden außerdem Änderungen der Sound-Parameter beim Wechsel des Patterns übernommen, selbst wenn das neue Pattern eigentlich ein anderes Kit zugeordnet hat. Beim Verlassen des Perform-Kit-Modus werden die Settings dann auf die im Pattern gespeicherten Werte zurückgesetzt. Ähnlich wie beim Control-All-Feature oder dem dynamischen Reload-Button können Sounds beliebig verfremdet oder sogar "zerstört” werden, nur um auf Knopfdruck wieder zur Ausgangslage zurückzukehren. Eine weitere Neuerung in Sachen Performance-Features ist, dass Mutes beim Digitakt II jetzt auch vorbereitet werden können, statt immer direkt zu agieren. 

Sequenzer

Elektrons Sequenzer sind schon länger die Crème de la Crème des Hardware-Markts, auch wenn viele Neuerscheinungen in den letzten Jahren versucht haben, nachzuziehen. Selbst sieben Jahre nach Release des "alten” Digitakt hat es beispielsweise kein anderes Produkt geschafft, an Elektrons raffiniert implementierte Trig Conditions ranzukommen. Diese erlauben es, ausgewählte Trigs nur in bestimmten Sequencer Cycles wiederzugeben, etwa nur in jedem zweiten oder vierten Durchlauf. Eingestellt werden diese Conditions als Parameterlocks via SRC-Page und seit Digitakt II besteht sogar die Möglichkeit, Trig Conditions und Probability, also die stochastische Wahrscheinlichkeit der Trig-Wiedergabe, separat einzustellen. Zusammen mit einer Handvoll neuer Conditions, zum Beispiel Last True und Last False, ergeben sich unfassbar viele Möglichkeiten, um im Handumdrehen abwechslungsreiche Patterns zu erschaffen. 

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Mehr Informationen

Als Sahnehäubchen gibt es beim Digitakt II noch einen Euclidean Sequencer, der besonders gut für generative Musik geeignet ist. Das Prinzip fängt simpel an: Mittels Pulsgenerator wird die Subdivision der Wiedergabe justiert. So ergibt ein Setting von 16 eine Sequenz, in der der Sound auf allen 16tel-Noten gespielt wird und auf 1 wird nur der erste Step getriggert, sozusagen als ganze Note. Mittels Rotate lässt sich der Puls dann schrittweise auf dem Step-Grid verschieben. Der Clou des Euclidean Sequencers ist, dass es pro Track zwei Pulsgeneratoren mit jeweils eigenem Rotate-Feature gibt. Hinzu kommen verschiedene Playback-Modi, die beispielsweise die Wiedergabe unterbinden, wenn beide Pulsgeneratoren auf denselben Trig fallen würden. Im Euclidean Mode lassen sich zwar keine Trigs manuell setzen, die generierten Trigs können aber mit Parameterlocks versehen oder in den "normalen” Sequenzer des Digitakt II übertragen werden. 

Sample Machines und Sampling

Die Sample Machines Oneshot, Werp, Repitch und Grid gab es weitestgehend schon beim Digitakt 1, wobei Grid dort noch Slice hieß. Die Grid Machine teilt das ausgewählte Sample in bis zu 16 Schnipsel, die dann beispielsweise über die Track-Buttons separat angesteuert werden können. Das manuelle Setzen von Slice-Points ist leider nicht möglich. Komplett neu ist hingegen die Stretch Machine, die sich durch ihr relativ Artefakt-freies Timestretch-Verhalten auszeichnet. Bisher war dafür nur der Werp-Modus verfügbar, der sowohl beim Pitchen als auch beim Stretchen deutlich schneller an seine klanglichen Grenzen gerät. 

Einer der Gamechanger des Digitakt II ist aber, dass dank der überarbeiteten Stereo-Funktionalität jetzt auch stereo geresamplet werden kann. Als Sample-Quelle lassen sich nämlich nicht nur die Audio Ins oder USB, sondern auch die internen Main Outs verwenden. Das ermöglicht Zugriff auf Kompressor, Masteroverdrive, Send-FX und Co. und sorgt für jede Menge kreativer Möglichkeiten. Wie beim Digitakt 1 können die einzelnen Tracks natürlich ebenfalls abgesampelt werden. 

Die Anschlüsse des Elektron Digitakt II.

Die Filter Machines

Nach wie vor gibt es beim Digitakt II zwei Filter pro Track. Diese sind in Serie geschaltet und bestehen aus dem rudimentären, aber absolut praktischen Base-Width-Filter sowie einer variablen Filter-Machine. Das Base-Width-Filter eignet sich hervorragend, um unerwünschte Höhen oder Tiefen des Sample-Signals zu cutten, während die Filter-Machine für klassische Synthesizer Sounds gedacht ist. Hier gibt es eine dedizierte ADSR-Hüllkurve samt bipolarer Envelope Intensity, regelbarer Filterfrequenz und Resonanz. Wie immer werden die Settings grafisch auf dem Display angezeigt und wie der Name schon sagt, stehen bei den Filter-Machines verschiedene Modelle zur Auswahl: Legacy beruht auf dem Standardfilter des alten Digitakt und kann wahlweise als 12 dB, 2-pole Highpass- oder Lowpassfilter agieren. Ebenfalls bekannt vom Vorgänger gibt es wieder einen parametrischen EQ mit fünf verschiedenen Bandbreiten. 

Die drei anderen Machines sind hingegen erst seit Digitakt II verfügbar. So erlaubt das neue Multimode-Setting den stufenlosen Wechsel von Lowpass- über Bandpass- bis hin zu Highpassfilter. Für mehr Auswahl in Sachen virtual Analog gibt es außerdem ein 4-pole 24 dB Lowpassfilter. Richtig wild wird es mit dem neuen Comb-Filter des Digitakt II. Gemäß der Parameter Feedback, Resonanzfrequenz und Lowpassfilter-Frequenz des Feedbacksignals können mit dem Comb-Filter metallisch klingende, herrlich resonante Sounds erzeugt werden. Modulation via Envelope, LFO und Co. sorgt für reichlich Synthese-Spaß und erweitert das Klangspektrum des Digitakt II enorm. Außerdem gibt es endlich Filter-Key-Tracking mit einer Parameter-Reichweite von 0 bis 100 Prozent.    

Die Effekte

Komplett neu ist der Master Overdrive des Digitakt 2, mit dem sich sämtliche Spuren angenehm ankratzen oder in zerstörerischer Verzerrung ertränken lassen. Im Vergleich zum Channel-Overdrive ist der Vorteil der Master-Variante, dass sie im Signalweg hinter den Send-Effekten sitzt. Dadurch ergeben sich neue Sounddesign-Möglichkeiten, die nicht zuletzt beim Resampling ein wahrer Segen sind. Ein wenig überschattet wird der Master Drive jedoch vom überarbeiteten Compressor, der es endlich erlaubt, beliebige Tracks aus dem Effektweg auszuschließen. Das heißt im Klartext, dass beispielsweise das Kick-Signal, welches für den Sidechain verwendet wird, nicht mehr selbst vom Kompressor weggedrückt wird – yay!   

An den Delay und Reverb Sends hat sich hingegen nichts getan. Die waren zwar bereits beim "alten” Digitakt schon ziemlich umfangreich mit jeweils eigenen Filter EQs, Ping-Pong-Option, Pre-Delay und Co., doch bei 16 Spuren und nur zwei Ausgängen kommt es schnell zu Kompromissen – lieber lange Delays fürs Pad oder rhythmisches für Percussion? Klar gibts den Workaround mittels Resampling, aber dann besteht kein Zugriff mehr auf die FX-Settings, weil diese ins Sample eingebrannt sind. Apropos Zugriff: Auch beim Digitakt II gibt es keine Möglichkeit, die FX-Settings mit den LFOs zu modulieren. Der neu implementierte Chorus ist zwar nice to have, qualitativ in Ordnung, ausreichend justierbar und schön Stereo, aber kein Anlass für Freudensprünge. 

Alternativen

Fazit

Digitakt II ist mittlerweile in nahezu jeder Hinsicht besser als der Vorgänger. Abgesehen vom Preis war der einzige Vorteil, den der “alte” Digitakt hatte, die Overbridge-Kompatibilität, die bei der Neuauflage aber noch nachgeliefert wurde. Early adopter mussten mit dem Fehlen der Software leben, aber Overbridge-Probleme sind Fans von Elektron gewohnt. Wer Overbridge dringend benötigt, kann jetzt auf jeden Fall guten Gewissens zuschlagen. Denn man bekommt beim Digitakt II mehr Sequenzer-Steps, wahlweise mehr Audio- oder MIDI-Tracks, mehr Platz für Samples, mehr Filter und Effekte, mehr Performance Features, einfach mehr Digitakt. Mit knapp 1000 Euro ist der Preis der Groovebox zwar nicht gerade ein Schnäppchen, ist aber auch nicht wirklich teurer als Elektrons Syntakt. Wer das Geld hat und nach einem mächtigen Hardware-Sequenzer mit Sample-Funktion sucht, sollte Digitakt II also definitiv auschecken.

Gesamtwertung:
4,5 von 5,0
Qualität:  
4,5 von 5,0
Klang:  
4,5 von 5,0
Preis-Leistung:  
4,5 von 5,0

Pro

Stereo-Sampling und Stereotracks
massiv erweiterter 20 GB Speicher mit 400 MB pro Sample
endlich längere Sequenzen mit bis zu 128 Steps
3 LFOs pro Track
neue Effekte in Form von Chorus und Filter

Kontra

Time-based-Effekte nur als Send
keine individuellen Track Outs

Preis:

949 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Website von Elektron.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit Digitakt II , Drummachine , Elektron , groovebox , Sampler , sequenzer , Synthesizer

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