Test: Korg Volca Nubass / Analoger Bass Synthesizer

Test: Korg Volca Nubass / Analoger Bass Synthesizer

Tests. 15. Februar 2020 | / 5,0

Geschrieben von:
Niko Giortsios

Mit dem Nubass hat Korg den nun mittlerweile zweiten komplett auf Bass-Sounds spezialisierten Synthesizer im populären Volca Format veröffentlicht. Wie auch beim etwas älteren Volca Bass ließ man sich auch hier von den Acid-Sounds der legendären Roland TB-303 inspirieren, als Neuerung kommt jedoch die namensgebende „Nutube“ Technologie zum Einsatz, die warme Röhrensounds und saftige Verzerrung verspricht, dabei jedoch auf Größe, Stromverbrauch und Anfälligkeit herkömmlicher Röhren verzichtet. Wir haben uns den kleinen Bassexperten einmal genauer angeschaut und wollen nun herausfinden, ob sich das Upgrade lohnt.

Interface und Anschlüsse

Wie auch alle anderen Volcas kommt der Nubass in der typischen silbernen Verpackung und ist mit seinen 193 x 115 x 46 mm in etwa so klein wie ein großes Smartphone. Dabei dürfen die dezenten, teilweise beleuchteten Drehregler natürlich genauso wenig fehlen wie die altbekannte Folientastatur, die sowohl als Klaviatur als auch mithilfe des Shift-Knopfes für diverse Einstellungen genutzt wird. Dazu gesellen sich sieben weitere Softbuttons, die hauptsächlich für Sequenzer-Funktionen sowie das Abspeichern von Patterns zuständig sind. Zum Einstellen von Filter-Cutoff und -Resonanz hat man dem Nubass etwas größere Potis spendiert, was vor allem im Eifer des (Live-) Gefechts für genaueres Arbeiten und weniger Frust sorgt. Generell beherrscht der Synth den Spagat zwischen kompakten Ausmaßen, einfacher Bedienung und gebotenem Umfang ziemlich gut, was bei den bisherigen Volcas, je nach Modell, mehr oder weniger der Fall ist.

Anschlussseitig gibt es das Nötigste: Gesynct wird mittels MIDI-In-Buchse im DIN-Format, dabei muss der Nubass entweder am Ende einer Kette sein oder unter Zuhilfenahme eines MIDI-Splitters ins Setup eingebunden werden, MIDI-Out oder -Thru sucht man vergebens. Etwas flexibler gestalten sich hingegen die analogen Anschlussmöglichkeiten in Form von zwei 3,5mm-Klinkenbuchsen. Diese unterstützen alle gängigen Sync-Signale und machen den Nubass so doch noch zu einem kontaktfreudigen Gesellen, zumindest im Verbund mit anderen Volcas oder sonstigen analogen Geräten.

Des Weiteren finden sich noch ein Audioausgang, ebenfalls als Miniklinke, sowie der Stromanschluss an dem Gerät. Leider ist das passende Netzteil nicht im Lieferumfang enthalten und muss zusätzlich erworben werden, ärgerlich, zumal der Anschluss nicht mit herkömmlichen 9V-Steckern kompatibel ist. Dafür lässt sich der Nubass auch mit sechs AA-Batterien betreiben, die glücklicherweise mitgeliefert werden und laut Datenblatt eine Laufzeit von etwa acht Stunden ergeben.

Oszillator, Drive

Wie eingangs erwähnt erzeugt der Nubass seinen Sound mithilfe von zwei MiniaturrRöhren, wovon eine für den Oszillator benutzt wird. Da hiervon nur einer vorhanden ist, gehören schwebende Sounds oder Oszillator-Sync natürlich nicht zum Repertoire des Synths, diese sind aber auch für den vorgesehenen Einsatzzweck als Bassmaschine nicht zwingend notwendig. Dafür hat man die Wahl zwischen einer Sägezahn- oder Rechteckwelle, die schön warm klingen und auch in tiefen Lagen noch präsent sind. Leider lässt sich die Pulsweite weder manuell noch per LFO verändern, das wäre eine nette Erweiterung der Klangpalette gewesen und hätte auch im Bassbereich Sinn gemacht.

Um die tiefen Frequenzen noch etwas anzureichern, dient die zweite Miniröhre als Suboszillator und lässt den Klang darüber hinaus mithilfe eines Saturation-Reglers leicht verzerren. Diese Sättigung ist allerdings sehr subtil und eignet sich wohl eher zum minimalen Andicken. Je nach Einstellung fällt es teilweise schwer, überhaupt einen Effekt wahrzunehmen. Für den ein oder anderen könnten diese subtilen Klangveränderungen aber genau das sein, was den Synth noch einen Tick wärmer klingen lässt, hier kann das Wahrgenommene je nach Gehör und Geschmack stark variieren. Für stärkere Verzerrungen ist ohnehin ein zusätzlicher Drive-Schaltkreis nach Art eines Effektpedals vorhanden. Damit dringen geneigte Raver in wesentlich aggressivere Gefilde vor, die nichts mehr mit Subtilität zu tun haben und den Volca ordentlich grölen und kreischen lassen.

Filter, Envelope, LFO

Natürlich wäre kein Acid-Sound ohne das klassische Filter-Geblubber komplett. Zu diesem Zweck besitzt der Nubass ein resonantes Tiefpassfilter im Ladder-Design, wie es zum Beispiel in alten Moog-Synths oder auch der TB-303 verbaut wurde. Damit lässt sich das Signal hervorragend in die Mangel nehmen und in eine zähflüssige Masse verwandeln. Bei niedrigeren Resonanzwerten wummert der Sound noch schön bassig, während beherztes Drehen am Peak-Regler zu den typischen Pfeiforgien führt, die man aus unzähligen Tracks kennt. Gerade im Live-Betrieb macht es unheimlich Spaß, den Klang durch dynamisches Verändern der Parameter immer wieder zu verändern, vor allem in Verbindung mit dem eingebauten Drive Circuit. Garniert mit ein paar verzerrten 909 Drums entstehen die dreckigen Oldschool-Techno-Tracks so schon fast von allein.

Für mehr Abwechslung sorgt eine Hüllkurve, die fest mit der Filterfrequenz verbunden ist. Diese wirkt mit ihren Einstellmöglichkeiten für Attack und Decay im Vergleich zu anderen Synthesizern sehr spartanisch, genau dieser Minimalismus ist aber eine weitere wichtige Zutat für den gewünschten Acid-Klang. Per Shift-Funktion lässt sich für die Lautstärke noch Sustain an- und ausschalten, ansonsten stehen keine weiteren Envelope-Funktionen zur Verfügung. Umfangreichere Möglichkeiten wären angesichts des Einsatzbereiches aber auch überflüssig und würden nicht zum Charakter des Nubass passen.

Ein paar Modulationsmöglichkeiten gibt es dann doch noch, und zwar in Form eines simplen LFOs mit den Wellenformen Dreieck und Rechteck. Als Modulationsziele stehen Lautstärke, Tonhöhe sowie Filter Cutoff zur Verfügung. Das Tempo lässt sich für rhythmische Effekte zum Sequenzer synchronisieren, Spielereien wie Audio-Rate-Frequenzmodulation sind aber nicht drin.

Sequenzer

Bei aller Liebe für die 303 wird immer wieder ein Punkt genannt, der den Spielspaß am Gerät etwas schmälert: der umständlich zu bedienende Sequenzer. Zum Glück setzt man bei Korg auf Altbewährtes und verwendet beim Nubass das gleiche Design, das sich auch schon bei den vorangegangenen Volcas bewährt hat. Erweitert wird das Ganze durch ein paar sinnvolle Ergänzungen, um die Rolle des Gerätes als Basssynthesizer zu unterstreichen. Wie gewohnt besteht jedes Pattern aus maximal 16 Schritten, für längere Sequenzen können wiederum bis zu 16 Patterns beliebig verkettet werden.

Die Eingabe geschieht entweder in Echtzeit oder per Step-Modus, wobei sich die Arbeit mit der Folientastatur bei Weitem nicht so unangenehm gestaltet, wie man im ersten Moment vielleicht annehmen könnte. Durch die Quantisierungsfunktion werden alle eingehenden Noten fein säuberlich auf die nächste Sechzehntel-Note verteilt, jedoch lässt sich diese leider nicht für organischere Motive ausschalten. Sind alle Steps gesetzt, lassen sich die Sequenzen durch verschiedene Möglichkeiten weiterbearbeiten. Per Active Step können einzelne Schritte deaktiviert und damit übersprungen werden.

Dadurch entstehen zum Beispiel schnell interessante polyrhythmische Läufe. Unverzichtbar für den Acid-Bereich sind natürlich Slides, Accents und die Transpose-Taste, durch die jede gewünschte Note um eine Oktave nach oben oder unten verschoben wird. Für jede dieser Artikulationsmöglichkeiten steht jeweils eine Randomize-Funktion zur Verfügung, die sich hervorragend zur kreativen Hilfestellung eignet. Hat man per Zufallsprinzip erst mal ein vielversprechendes Motiv gefunden, kann dieses im Anschluss problemlos manuell angepasst und perfektioniert werden.

Ein weiteres bekanntes Feature aus der Volca-Reihe ist das Motion Sequencing. Damit lassen sich sämtliche Parameterveränderungen, wie zum Beispiel Filterfahrten, festhalten und in die Sequenz integrieren. Die so entstandenen Patterns finden auf bis zu 16 verschiedenen Presets Platz und können bequem für die nächste Session abgespeichert werden. Im Vergleich zu anderen Herstellern kommen die Volcas mit einem der spaßigsten und effektivsten Sequenzern daher, und auch der Nubass macht in dieser Hinsicht keine Ausnahme.

Fazit

Das Interesse an der TB-303 und dem Acid-Sound scheint auch nach fast 30 Jahren immer noch nicht abzuflauen. Im Gegenteil: Noch nie zuvor gab es so viele spezialisierte Synthesizer, die genau diesen Klang zu rekreieren versuchen. Mit dem Nubass schickt Korg einen beachtlichen Mitbewerber ins Rennen, der mit seinem geringen Preis, einem herrlich dreckigen Klang und dem Volca-typisch exzellenten Sequenzer zu überzeugen weiß. Dementsprechend ist der Einsatzbereich der kleinen Kiste aber sehr speziell und auch etwas eingeschränkt. Wer eine große Bandbreite an Sounds und umfangreiche Modulationsmöglichkeiten sucht, sollte sich lieber woanders umschauen. Und auch Besitzer des älteren Volca Bass werden wahrscheinlich nicht genug Neuerungen finden, die einen Kauf rechtfertigen. Für alle Oldschool-Techno-Freunde und Acid-Interessierte ist der Nubass jedoch eine wunderbare Einstiegsdroge, um sich mit diesem legendären Sound vertraut zu machen.

Pro

Dreckiger Analogsound
Hervorragender Sequenzer
Eingängiger Workflow

Kontra

Eingeschränkter Klang

Preis:

189,00 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Website von Korg.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit bass , korg , Nuzbass , Synthesizer , TB-303 , Test , volca

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