OpenDAW ist ein Open-Source-Projekt für eine kostenlose Digital Audio Workstation, die sich einfach über den Webbrowser öffnen und bedienen lässt. Sie befindet sich aktuell noch in einem sehr frühen Prototypstatus, erhält aber regelmäßige Updates mit Verbesserungen und neuen Funktionen. Mit einer Auswahl an unterschiedlichen Instrumenten, Audio- und MIDI-Effekten und einer übersichtlichen Bedienoberfläche ist openDAW auf dem besten Weg eine vollwertige DAW im Browser zu ermöglichen. Wie sich der aktuelle Stand von openDAW im Vergleich zu etablierten DAWs schlägt und welche Features wir in Zukunft von openDAW erwarten können, wird sich in diesem vorläufigen Test zeigen.
Quick Facts
- kostenlose DAW im Webbrowser
- Intuitive und einfache Bedienoberfläche
- Auswahl an Instrumenten, Audio-Effekten, Samples und MIDI-Tools
- klassische Arrangement- und Mixer-Ansicht
- Vielversprechende Features und Funktionen für zukünftige Updates geplant

Wie ist openDAW aufgebaut?
Bereits beim ersten Öffnen der openDAW Webpage werden wir mit einer klaren Mitteilung über den aktuellen Entwicklungsstand begrüßt und erhalten die Möglichkeit ein vorhandenes Demo-Projekt oder ein neues Projekt zu öffnen. Bereits hier wird deutlich, dass es sich lediglich um einen frühen Prototyp handelt und viele der Funktionen noch nicht vollständig einsatzbereit sind. Den aktuellen Stand von openDAW direkt mit einer vollwertigen DAW zu vergleichen, wäre daher eher unpassend. Aber wir können trotzdem einen Vorgeschmack auf das erhalten, was mit zukünftigen Updates in openDAW hinzugefügt und verbessert werden soll.
Wurde erst einmal ein neues Projekt erstellt, erhalten wir einen ersten Einblick in die Bedienoberfläche der openDAW. Die UI verfolgt dabei ein klares und übersichtliches System, das stark an die Bedienoberfläche von Ableton Live oder Bitwig erinnert. Auf der linken Seite befinden sich ein Device-Panel mit einer Auswahl an verschiedenen Software-Instrumenten, Audio-Effekten und MIDI-Tools, und ein Sample-Menü, über das man zur Sample Library kommt.
Im Arrangement-Fenster sehen wir hingegen die einzelnen Spuren unseres Projekts und können dort Samples oder MIDI-Patterns erstellen, verschieben, schneiden oder auswählen. Unterhalb des Arrangement-Fensters befindet sich das Device-Panel, in dem die geladen Devices der ausgewählten Spur bearbeitet werden können. Wird ein MIDI-Pattern per Doppelklick ausgewählt, öffnet sich oberhalb des Device-Panels ein Note-Editor, in dem sich die MIDI-Noten im Stile einer Piano-Roll bearbeiten lassen.
Oberhalb des Arrangement-Fensters erhalten wir noch Zugriff auf einfache Transport-Funktionen wie Play, Pause, Record und Loop. Zusätzlich lassen sich hier auch das Projekt-Tempo einstellen und ein Metronom aktivieren. In der linken oberen Ecke kann man Projekte speichern, öffnen und exportieren. Über den MIDI-Button lässt sich anschließend noch die MIDI-Steuerung aktivieren, sodass man MIDI-Keyboards, wie in jeder anderen DAW, zur Aufnahme und Transport-Steuerung nutzen kann. Am unteren Bildschirmrand befinden sich noch weitere Informationen und Einstellungen zum aktuellen Projekt, wie die Sample-Rate oder die aktuelle Latenz.
Zum Umschalten der Hauptansicht bietet openDAW in der rechten oberen Ecke die Möglichkeit, die Ansicht zwischen dem "Default” Arrangement-Fenster, einem Mixer-Fenster oder dem noch nicht voll funktionsfähigen Modular-System zu wechseln. Damit stellt openDAW auf den ersten Blick bereits die wichtigsten Funktionen bereit – verpackt in einer übersichtlichen und intuitiv bedienbaren Oberfläche, die sich direkt und problemlos im Browser nutzen lässt. Aber wie ausgereift sind die jeweiligen Funktionen und Features wirklich? Und wie gut lässt sich openDAW im aktuell für eine Produktion? Dazu schauen wir uns die vorhandenen Instrumente und Effekte etwas genauer an.
Instrumente & Effekte
Für einen besseren Überblick über den aktuellen Entwicklungsstand der jeweiligen Funktionen nehmen wir zunächst die vorhandenen Instrumente und Effekte unter die Lupe. Schon auf den ersten Blick wird klar, dass die Auswahl an Sounds derzeit noch begrenzt ist Mit Vaporisateur, Nano und Tape stehen hier insgesamt nur drei unterschiedliche Instrumente zur Verfügung. Und auch der Funktionsumfang dieser lässt aktuell leider noch stark zu wünschen übrig. Vaporisateur ist dabei ein simpler Synthesizer mit nur wenigen Einstellungsmöglichkeiten. Er bietet mit Sinus, Dreieck, Sägezahn und Rechteck insgesamt nur vier verschiedenen Wellenformen und besitzt zur weiteren Soundbearbeitung nur ein einfaches Lowpass-Filter mit einstellbarer Resonanz und einem simplen Envelope.
Das Nano-Instrument ist ein sehr rudimentärer Sampler, mit dem sich Samples via MIDI-Noten abspielen lassen. Veränderbar sind hier nur die Lautstärke und Ausklingzeit, wodurch die Einstellungsmöglichkeiten leider sehr eingeschränkt sind und damit nur wenig Raum für kreative Ideen vorhanden ist. Auch das Tape-Instrument ist auf das Abspielen von Samples ausgelegt, diesmal aber mit einem Fokus auf Loops. Allerdings besitzt das Tape-Instrument noch weniger Bearbeitungsmöglichkeiten: Es verfügt lediglich über eine automatische Time-Stretch-Funktion, die das geladene Sample automatisch an das Projekttempo anpasst. Manuelles Stretching ist ebenso wenig möglich wie grundlegende Funktionen zur Tonhöhenänderung, die derzeit noch fehlen.
Für die Bearbeitung der Instrumente stehen mit Delay, Reverb und Revamp ebenfalls nur drei Effekte zur Verfügung.
Das Delay besitzt mit unterschiedlichen tempo-synchronen Delay-Zeiten, regelbarem Feedback und einem Filter schon deutlich interessantere Einstellungsmöglichkeiten. An den Funktionsumfang eines Stock-Plugins einer DAW wie Ableton Live reicht es aber jedoch bei weitem nicht heran. Dem Reverb geht es ähnlich: Auch dieser Halleffekt bietet mit Room-Size, Pre-Dekay und Damping nur sehr einfache Einstellungsmöglichkeiten.
Der Revmap-Effekt, ein parametrischer EQ, hingegen überzeugt mit seiner einfachen, aber dennoch vielseitigen Funktionsweise. Mit High- und Low-Pass-Filtern sowie zwei Shelf- und drei Bell-Kurven lassen sich Sounds schnell und einfach bearbeiten. Die grafische Darstellung des Frequenzspektrums und der EQ-Kurve hilft besonders Einsteigern dabei, passende Einstellungen zu finden. Zudem können im Device-Panel alle auf eine Spur geladenen Effekte nachträglich verschoben, ein- oder ausgeschaltet werden.
Zu guter Letzt verfügt openDAW mit Arpeggio und Pitch noch zwei MIDI-Effekte, mit denen sich entweder eingehende MIDI-Noten im Pitch anpassen oder einfache Arpeggiators erstellen lassen. Anzumerken ist dabei, dass diese Effekte lediglich während des Abspielens des Projekts funktionieren. Solange das Projekt pausiert ist, verhindern sie jedoch jegliche MIDI-Wiedergabe – das betrifft sowohl die eingehenden Noten eines angeschlossenen MIDI-Keyboards als auch die Noten im Note-Editor. Dies kann gerade zu Anfang etwas verwirrend sein, für einen frühen Prototypen ist es aber absolut verzeihbar.
Der Pitch-Effekt macht dabei genau das, was sein Name suggeriert. MIDI-Noten können dabei nicht nur in Semi-Tönen, sondern auch in Cent-Schritten verändert werden. Der Arpeggio-Effekt hingegen bietet mit drei Modi (Up, Down, UpDown), Rate, Octave, Repeat, Gate und Velocity überraschend viele Optionen. Vor allem die Repeat-Funktion sticht hier ins Auge, da sie nicht in jedem Arpeggiator zu finden ist und zu sehr interessanten Resultaten führen kann.
Jeder steuerbare Regler lässt sich dabei ebenfalls schnell und einfach automatisieren. Per Rechtsklick auf den gewünschten Parameter wird dafür eine Automationsspur erzeugt, in der wir anschließend über den Editor eine Automationskurve zeichnen können. Die Bedienung ist wirklich intuitiv und steht in der Handhabung und dem Funktionsumfang anderen DAWs wirklich in nichts nach.
Insgesamt lässt die Sound- und Effekt-Auswahl noch deutlich zu wünschen übrig, doch der einfache und intuitive Aufbau macht Lust auf mehr. Mit einem größeren Funktionsumfang und einer ausgefalleneren Instrumenten- und Effekt-Auswahl hätte openDAW durchaus Potenzial. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Laut Website wird bereits an einem VST-Support gearbeitet, wodurch sich der allgemeine Funktionsumfang erheblich vergrößern würde. Jedoch wird es die VST-Unterstützung voraussichtlich nur in der Offline-Version von openDAW geben.

Sample-Library
OpenDAW bietet von Haus aus eine Auswahl an knapp 200 Samples, die sich direkt über den Sample-Browser via Drag-and-drop im aktuellen Projekt verwenden lassen. Der Sample-Browser ist dabei selbsterklärend aufgebaut. Man kann gezielt nach Samples suchen, die nach einfachem Anklicken abgespielt werden. Ein Volume-Regler zur Steuerung der Vorhör-Lautstärke gibt es auch bereits, das Vorhören hat während unseres Tests aber leider noch nicht funktioniert.
Die Auswahl der Samples ist recht überschaubar. Mit Drum One-Shots, Percussion-Loops und einfachen Melodie- und Bass-Loops sind zwar alle Grundbausteine für eine simple Produktion vorhanden, für komplexere Musikstücke reicht es aber nicht aus. Gerade die limitierte Bearbeitung von Samples schränkt den kreativen Einsatz stark ein. Für eine größere Sample-Auswahl gibt es zwar bereits einen Tab für lokal gespeicherte Samples, leider lassen sich hier aber zurzeit noch keine eigenen Samples hinzufügen.
Auch wenn es derzeit keine Möglichkeit gibt, eigene Loops oder One-Shots direkt über den Sample-Tab im Projekt zu verwenden, können zumindest mit dem Nano-Instrument eigene lokal gespeicherte Samples geladen werden. Per Drag-and-drop können hier sämtliche Audiodateien in den Sampler geladen und über MIDI-Noten einspielt oder programmiert werden. Da im Nano-Instrument jedoch kein Time-Stretching verfügbar ist
MIDI
Um eigene Melodien und Sequenzen erstellen, bietet openDAW einen simplen, aber dennoch vielseitigen MIDI-Editor. So lässt sich beispielsweise nicht nur eine Tonart festlegen, um das Erstellen von Melodie zu erleichtern, sondern jede Note kann auch in ihrer Anschlagsstärke, Cent-Tuning oder sogar ihrer Wahrscheinlichkeit anpassen. Damit ist der MIDI-Editor überraschend flexibel und lädt zum Experimentieren ein. Die überschaubare Auswahl an via MIDI steuerbaren Sounds macht sich aber auch hier schnell bemerkbar, sodass sich diese Features leider nur selten sinnvoll einsetzen lassen.
Natürlich bietet openDAW auch die Möglichkeit, Melodien und Sequenzen direkt über ein MIDI-Keyboard einzuspielen. Dafür muss lediglich die MIDI-Schaltfläche in der oberen Menüleiste aktiviert werden und schon kann man die MIDI-Instrumente direkt über das Keyboard ansteuern. Allerdings zeigt sich auch hier, dass sich openDAW noch in einer frühen Prototyp-Phase befindet, da diese Funktion derzeit nicht immer zuverlässig funktioniert. Wenn sie aber funktioniert, ist die Bedienung wirklich sehr einfach. Ist eine per MIDI steuerbare Spur ausgewählt, sind keine weiteren Einstellungen nötig und das MIDI-Keyboard kann direkt zum Einspielen einer Melodie oder ähnliches verwendet werden. Das Recording von eingespielten MIDI-Noten ist dabei leider ebenfalls noch nicht möglich, wird aber in einem zukünftigen Update hinzugefügt.

Mixer
Auch die Mixer-Ansicht ist sehr übersichtlich und intuitiv gestaltet. Im oberen Bereich finden wir ein typisches Mixer-Layout, in dem die verwendeten Spuren zu sehen sind, während sich unten im Device-Fenster die geladenen Effekte der aktuell ausgewählten Spur befinden. Im Mixer lässt sich dabei nicht nur die Lautstärke oder das Panning der jeweiligen Spur anpassen, es können auch neue Output-Busse oder sogar Effekt-Sends erstellt werden. Zusätzlich können die Spuren hier auch umbenannt oder neu angeordnet werden.
Insgesamt ist der openDAW Mixer also bereits überraschend vielseitig ausgestattet, bietet aber auch noch nichts Außergewöhnliches. Für einfache Produktionen oder simples Herumprobieren ist er aber definitiv ausreichend.

Die Zukunft von openDAW
Eine DAW, die ohne Installation im Webbrowser läuft, ist ein sehr interessantes Konzept und kann viele neue Wege für die Online-Kollaboration von Künstler:innen schaffen. Damit sich openDAW aber auch wirklich als professionelle Plattform für Musik-Produktionen etablieren kann, sind noch viele Updates und Verbesserungen notwendig. Ob sich dieses Konzept wirklich durchsetzen kann, bleibt daher aktuell noch abzuwarten.
Doch bereits im Zeitraum dieses Tests, hat sich bei openDAW so einiges getan – es kann sich also durchaus lohnen, regelmäßig vorbeizuschauen. Dabei sind bereits viele neue interessante Features wie ein integriertes Modular-System oder kreative Module zur Erstellung von Sequenzen und Modulationen geplant. Wie und wann diese Funktionen jedoch vollständig einsatzbereit sind, bleibt abzuwarten.

Fazit
openDAW ist ein sehr interessantes und vielversprechendes Open-Source-Projekt. Das Ziel, eine kostenlose, im Webbrowser verwendbare DAW zu erschaffen, ist durchaus vielversprechend und kann viele neue Wege für Online-Kollaborationen ermöglichen. Wenn auch zum Teil überraschend vielseitig, fehlt zum aktuellen Zeitpunkt leider vor allem eine größere Sound- und Effekt-Auswahl. Die bereits implementierten Features machen dabei aber durchaus Lust auf mehr, doch bis openDAW sich als ernstzunehmende Konkurrenz gängiger DAWs etablieren kann, ist es aber noch ein sehr weiter Weg. Dennoch ist es durchaus lohnenswert, openDAW einmal selbst auszuprobieren und die zukünftige Entwicklung dieses Projekts weiter zu verfolgen.
Pro
Sehr einfache und intuitive Bedienung
Vielseitiger MIDI-Editor
Keine Installation notwendig
kostenlos
Kontra
Aktuell noch sehr eingeschränkter Funktionsumfang
Zu wenig Instrumente und Effekte
Sehr überschaubare Sample-Auswahl
Preis:
Kostenlos
Weitere Informationen gibt es auf der Website von openDAW.
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