Test: Sonicware SmplTrek -Sampler und Groovebox

Test: Sonicware SmplTrek -Sampler und Groovebox

Tests. 25. April 2025 | 4,0 / 5,0

Geschrieben von:
Kai Dombrowski

Nachdem sich Synth-Genie Dr. Yu Endo und dessen Firma Sonicware lange mit Gear aus der LIVEN-Reihe beschäftigt haben, kommt jetzt der Smpltrek auf den Markt, der sich konzeptionell und design-technisch von den anderen Geräten unterscheidet. Der neue Sampler aus Tokyo besticht mit noch kleinerem Formfaktor bei gleichzeitig höherer Dichte an Features und verzichtet dabei auf die LIVEN-üblichen Overlays. Der Preis ist mit 559 Euro deutlich höher als beim bisherigen Sonicware Equipment und lässt auf ein qualitatives Upgrade schließen. Ob der Smpltrek auch in der Praxis taugt, zeigt dieser Test.

Quick Facts

  • Sampling mit 48 kHz/16 Bit bei maximal 180 Minuten pro Aufnahme (Stereo)
  • Sampling via integrierten Mikrofon, 2 Line-Ins, Micro-USB oder Resampling
  • 10 Sequencer Tracks & 3 Global Audio Tracks à 16 Scenes (Clips)
  • 15 anschlagdynamische RGB-Pads, über 30 Stimmen Polyphonie
  • 36 Effekte von Insert über Send bis Master

Verarbeitung und Haptik

Mit Maßen von 175 x 147 x 460 mm ist der Sonicware Smpltrek nur etwa halb so groß wie die LIVEN-Kisten und liegt mit einem Gewicht von 0,55 kg angenehm "schwer” in der Hand. Insgesamt macht der Smpltrek einen deutlich wertigeren Eindruck als das restliche Sonicware-Arsenal und das, obwohl das Gehäuse des kleinen Samplers ebenfalls komplett aus Kunststoff gefertigt ist. Nur die Mini-Potis im Volca-Format fallen hier negativ auf, selbst wenn sie schön fest verbaut sind und teilweise sogar über eine Push-Funktion verfügen. Die Kritik gilt weniger der Verarbeitung, sondern der fummeligen Haptik. Wer auf so viel Fingerspitzengefühl keine Lust hat, kann mit optionalen Potikappen die Bedienbarkeit verbessern. 

Die geringe Größe der Drehregler liegt natürlich am obligatorischen Platzmangel auf der kleinen Gehäuseoberfläche. Dort befinden sich schließlich noch 45 gummierte Buttons, 39 davon mit interaktiver Hintergrundbeleuchtung, vier Taster aus hartem Plastik und das kleine aber feine 1,5"-OLED-Display. Letzteres erinnert mit gelber Schrift auf schwarzem Grund an Digitakt und Co., ist gestochen scharf, aber für die Fülle an dargestellter Information streng genommen zu klein. Verarbeitungstechnisch gibt es beim Screen jedoch nichts zu meckern. 

Das haptische Highlight sind die 15 RGB-Pads, die bei nur 11 mm Seitenlänge wider Erwarten anschlagdynamisch sind. Die Haptik und das Layout der Bedienelemente des portablen Samplers machen insgesamt einen runden Eindruck. 

Der Sonicware SmplTrk in der Sicht von Oben.

Lieferumfang und Anschlüsse

Wie alle Geräte von Sonicware ist auch der Smpltrek für unterwegs konzipiert. Das zeigt sich nicht nur am kompakten Gehäuse, sondern auch am optionalen Batteriebetrieb über 6 AA-Batterien sowie dem integrierten Lautsprecher. Besagter Speaker befindet sich links neben dem Display und ist definitiv brauchbar – klangliche Offenbarungen sollten hier jedoch nicht erwartet werden. Oberhalb des Lautsprechers haben Sonicware die üblichen 3,5 mm Klinkenstecker für Sync In und Out untergebracht, damit auch MIDI-loses Gear mit dem Smpltrek verbunden werden kann. MIDI-IN und -OUT nach fünfpoliger DIN befinden sich auf der Rückseite des Samplers. 

Als Audioausgänge dienen zwei 6,35-mm-Klinkenbuchsen, zum Einschleifen externer Signale wurden zwei weitere Klinkenbuchsen implementiert. Die Audio-Ins verfügen über jeweils eigene Gain Potis samt Clipping LED, wobei die linke Buchse für Gitarrenpegel gedacht ist und die Rechte für Mikrofone. Im Menü des Smpltrek lassen sich die Eingänge außerdem auf Line-Level umschalten. Als weitere Aufnahmemethode gibt es noch ein integriertes Mikrofon auf der Frontplatte, ebenfalls ausgestattet mit Poti und LED. An der rechten Seite des Gehäuses ist sogar ein Micro-USB-Slot verbaut, über den direkt vom Smartphone oder Tablet gesampelt werden kann – sehr cool!

An der gleichen Seite befindet sich auch der SD-Karten-Slot für SDHC-Karten mit bis zu 32 GB. Ohne SD-Karte ist es praktisch nicht möglich, den Smpltrek zu verwenden, auch wenn es angeblich einen Harddrive gibt. Warum Sonicware keine mitliefern, ist deshalb mehr als fragwürdig und definitiv ein Kritikpunkt. Dafür gibt es endlich ein Netzteil im Lieferumfang, bei den LIVEN-Kisten wurde darauf bisher verzichtet. Ansonsten befinden sich noch eine Garantiekarte sowie ein QR-Code mit Download-Link zum PDF-Manual und einem 1 GB großen, kostenlosen Samplepack. Wird es auf dem Tisch zu voll, kann der Smpltrek mittels Gewinde an der Unterseite auf ein Stativ montiert werden.  

Tracktypes

Die zehn Sequencer-Tracks des Smpltrek können wahlweise mit Oneshots, Sample-Loops oder Drumkits bestückt werden, MIDI-Informationen an externes Gear weitergeben und in Form von Instrument-Tracks das chromatische Spiel von Klangschnipseln erlauben. Die Drumkit- und Instrument-Varianten sind jeweils auf maximal vier pro Projekt limitiert (Stand: Version 2.0), bei den anderen Track-Typen gibt es keine Einschränkung. Seit Version 2.0 können übrigens auch Sampleslices per Drumkit gespielt werden, wodurch sich ein großer Kritikpunkt an die Featurepalette des Samplers in Luft auflöst. 

Ein Alleinstellungsmerkmal des Sonicware Smpltrek sind die drei Global Tracks, die längere Aufnahmen beherbergen können. Dieses Feature fehlt sogar bei "großen” Samplern wie MPC und Co. und erlaubt es, Audiomaterial in die Produktion einzubinden, welches die Länge der aktiven Loops überschreitet. Egal ob Solo-Genudel, längere Vocal Takes oder Field Recordings, mit den Global Tracks lässt sich praktisch über die gesamte Länge der Clip-basierten Performance recorden. Die USB-Audio- und External-Source-Spuren können verwendet werden, um externe Sounds live in den Sequencer zu spielen, ohne diese vorweg absampeln zu müssen.

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Mehr Informationen

Sampling

Seit Update 2.0 ist die Auswahl der Sampling-Quelle direkt im Sampling-View möglich. Vorher gab es dafür einen eigenen Menüpunkt, der sich über die Tastenkombi Shift und Rec Source erreichen ließ. Wie oben erwähnt gibt es beim Smpltrek 7 verschiedene Möglichkeiten, um Audiomaterial aufzunehmen: Internal Microphone, Hi-Z für Gitarre, Bass und Co. (via Input L), Dynamic Mic (via Input R), Mono oder Stereo Line In, USB und Resampling. Für die Line-Inputs lässt sich ein Pad zuschalten, beim Resampling gilt es, den gewünschten Track als Aufnahmequelle auszuwählen. Ebenfalls neu ist, dass sich das optionale Normalize Feature direkt im Sample Screen einstellen lässt – mega praktisch! 

Aufgenommene Klangschnipsel werden als Wellenform im Display angezeigt, wo sich dann in gewohnter Manier die Start- und Endpunkte setzen lassen. 

Das wohl spannendste Upgrade des Smpltrek ist aber, dass das Sampling jetzt endlich auch bei laufender Wiedergabe möglich ist. So wird Sonicwares kleiner Sampler zu einem überaus vielseitigen Livelooper und macht Sampling erstaunlich Performance-tauglich. Einfach fix ein paar Loop- oder Oneshot-Tracks mit gewünschter Patternlänge und Sampling-Source vorbereiten und es kann losgehen. Dazu lohnt sich außerdem ein Blick ins Quantize Feature des Smpltrek. Hier wird nämlich nicht nur dafür gesorgt, dass unsauber eingespielte Noten gerade gerückt werden, sondern entschieden, ob die Aufnahme von Audiomaterial immer erst zum Scene-Start bzw. nach 1, 2, 1/2 oder 1/4 Takten passiert.  

Weitere praktische Gimmicks des Smpltrek sind das integrierte Metronom und ein Tuner, der die Tonhöhe des zu samplenden Audiomaterials anzeigt. 

Die Rückseite mit den Anschlüssen des Sonicware SmplTrek

Die Effekte

Sonicwares Smpltrek kommt mit 36 verschiedenen Effekten, die sich auf Insert, Send und Master aufteilen. Bei den Insert FX gibt es

  • Chorus
  • Flanger
  • Phaser
  • Digital und Analog Delay
  • Vibrato 
  • Auto Wah 
  • Temolo
  • Ring Mod 
  • Bitcrush 
  • Aufo Pan 
  • Isolator 
  • Tilt EQ
  • zwei Kompressoren 
  • Amp-Simulationen von Clean über Cruch bis hin zu Rock und Metal

Für den Send stehen Digital Delay, Ping Pong, Tape, Reverse, Room Reverb, Plate, Hall, Arena, Tunnel, Infinity sowie Sidechain Compression zur Verfügung. Die Master FX bieten die geringste Auswahl in Form von Vinyl- und Cassette-Emulationen, EQ samt Limiter, Compression oder dem Maximizer. Qualitativ sind die Effekte ziemlich mit dem Standard der LIVEN-Geräte vergleichbar, also klanglich absolut zufriedenstellens. 

Der Clou des Smpltrek ist, dass die meisten Effekte deutlich mehr Klangfärbungsoptionen bieten und sich direkt über die vier Encoder neben dem Display steuern lassen. Einige der FX verfügen sogar über eine zweite Parameter Page, die über die Plastiktaster unterhalb des Screens angesteuert werden kann. Der große Nachteil ist, dass pro Projekt nur ein Effekt von jedem Typ verwendet werden kann. Beim Master ist das weniger überraschend, doch besonders die Einschränkung auf nur einen Send macht sich negativ bemerkbar. Die Limitierung des Insert FX lässt sich einigermaßen via Resampling umgehen. Das kostet jedoch Zeit und nimmt die Möglichkeit, den Effekt während der Performance zu justieren. 

Der Mixer

Was bei der Effektsektion des Smpltrek auffällt, sind die fehlenden Filter. Diese sind nämlich im Mixer versteckt und können statt eines EQs ausgewählt werden. Zur Auswahl stehen Lowpass, Highpass, Bandpass und Nudge sowie ein Equalizer. Justierbar sind Filter und Co. gemäß Frequency und Amount, wobei Letzteres praktisch als Resonanzwert fungiert. Filterhüllkurven oder Keytracking gibt es leider nicht. Der große Vorteil ist, dass das Verwenden eines Filters keinen der FX-Slots belegt und auch die Unterbringung im Mixing-Bereich ist schnell verinnerlicht, ohne den Workflow zu beeinträchtigen. Allerdings gibt es ausgerechnet beim Lowpassfilter hörbare Knackser beim Regeln der Grenzfrequenz mit laufendem Playback. Wer also Filterfahrten in seine Performance einbauen will, muss beim Smpltrek auf Highpass, Bandpass und Co. zurückgreifen – für Genres wie Techno und House ein ziemliches No-go!

Ansonsten lassen sich im Mixer natürlich die Lautstärken der verschiedenen Tracks, deren Panning oder FX-Send-Amount steuern. Letzterer muss bei Drumtracks übrigens pro Sample vorjustiert werden. Wenn beim Hochziehen des Sends also mal nichts kommt, einfach in der Pattern-Ansicht des entsprechenden Drumtracks die Einzelspuren checken bzw. gegebenenfalls die dortigen Send-Werte einstellen. Das damit einhergehende Menü-geswitche ist zwar nervig, aber dafür werden nicht alle Drumsounds gleichermaßen in den Send gefahren, was ein riesiger Vorteil ist. Die Pegel der verschiedenen Project Tracks werden im Mixer übrigens grafisch als Levelmeter mit dB-Angabe präsentiert. Auf dem kleinen Display ist so zwar nur Platz für acht Spuren, doch mittels alternativer Ansicht können auch alle Spuren gleichzeitig angezeigt werden, allerdings nur in Form eines schmalen Balkens, der den Regelwert von 0 bis 127 anzeigt.   

Alternativen

Fazit

Auch wenn es auf dem Markt eine Menge Grooveboxes mit Sample-Funktion gibt, ist Sonicwares Smpltrek irgendwie außer Konkurrenz. Das liegt an extravaganten Features, wie den Global Tracks, scene-based Workflow oder den vielen Effekten, aber auch an der bunten Mischung an Sampling-Optionen: Egal ob minimalistisch via integrierten Mikrofon oder über die zahlreichen und breit gefächerten Inputs von Klinke bis USB, vor dem Smpltrek ist praktisch keine Audioquelle sicher. Hier zeigt sich auch die große Stärke des portablen Designs, denn mit Sonicwares Sampler lässt sich problemlos verreisen und auf Sound-Jagd gehen. Die Kritik an der verschachtelten Menüführung hat sich mit den letzten Firmware Updates ziemlich erledigt und Sonicware haben gezeigt, dass sie auch nach Release noch interessiert sind, ihre Produkte zu optimieren. Es besteht also Hoffnung, auch das fiese Knacksen des Lowpassfilters noch loszuwerden. Am Ende ist der Smpltrek eine eierlegende Wollmilchsau, die viele Anwendungsbereiche bedienen kann, aber selten wirklich brilliert. In der Preisklasse ist der Mix an Features jedoch schwer zu toppen und besonders die neue Livelooping Funktion macht den Smpltrek einzigartig.

Gesamtwertung:
4,0 von 5,0
Qualität:  
4,5 von 5,0
Klang:  
3,5 von 5,0
Preis-Leistung:  
4,0 von 5,0

Pro

portables Design mit Speaker und Batteriebetrieb
faires Preis-Leistungs-Verhältnis
zahlreiche Sampling-Optionen für allerlei Soundsources
Live Looping
viele Effekte mit überdurchschnittlich detaillierter Steuerung

Kontra

kleiner Screen
Insert FX nur für einen Track auswählbar
kein Noterepeat
Knackser beim Live-Justieren des Lowpassfilters

Preis:

499 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Website von Sonicware.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit groovebox , Looper , Sampler , sequencer , Smpltrek , Sonicware

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