Test: Teenage Engineering OP-XY – Boutique-Workstation

Test: Teenage Engineering OP-XY – Boutique-Workstation

Tests. 17. Juni 2025 | 5,0 / 5,0

Geschrieben von:
Kai Dombrowski

Auf ihrer Website beschreiben Teenage Engineering den neuen OP-XY als "die Traummaschine" und sprechen vom vollendetsten Portable Sequencer, der je hergestellt wurde. Äußerlich quasi ein OP-1 in Schwarz, dreht sich beim OP-XY alles um Sequenzer-basierten Groovebox Workflow, mit erweitertem Fokus auf innovative Performance Tools. Insbesondere das Konzept der Auxiliary Tracks – das sind separate Spuren, welche die Main Tracks modulieren – ist neu und verspricht inspirierende Workflow-Verbesserungen. Die Details gibt es im folgenden Test.        

Quick Facts

  •   16 Tracks: 8 Instrument Tracks und 8 Auxiliary Tracks
  •   8 Synthesizer Engines und 24-stimmige Polyphonie
  •   6 Track FX, 4 Master FX, 24 Punch-In Effekte und Tape Looper
  •   Drum Sampler und Multisampler mit 5 GB Speicher für Samples und Projekte
  •   integrierter Lautsprecher und Mikrofon, inklusive Lithium-Ionen-Akku

Verarbeitung und Haptik

Wie eingangs erwähnt, ist Teenage Engineering OP-XY mit Abmaßen von 288 x 102 x 30 mm und einem Gewicht von 0,9 kg mehr oder weniger baugleich zu OP-1. Dementsprechend teilen sich die OPs das Urteil in Sachen Verarbeitung: solides Alu-Gehäuse mit hochwertig verarbeiteten Plastiktastern wirken trotz portablem Design absolut roadtauglich. In Anbetracht der 2000 Euro Einkaufspreis geht man aber lieber auf Nummer sicher. Auch das Layout der Bedienelemente ist auf den ersten Blick identisch, mit fast gleicher Anzahl an Buttons und Knobs. Neu bei OP-XY ist eine Reihe aus 16 Step-Buttons zwischen Klaviatur und Track-Select-Taster. Dadurch fällt die Klaviatur etwas kleiner aus, was der Spielbarkeit aber keinen Abbruch tut. 

Haptisch besticht OP-XY mit dem Teenage Engineering typischen Cherry-Keyboard-Feel: Die Taster sind angenehm leicht zu drücken und geben spürbar nach. Abgesehen vom Master-Volume-Poti handelt es sich bei den 4 Main-Reglern um Endlos-Encoder, ideal für multifunktionale Parametersteuerung. Die Encoder sind Velocity-empfindlich und erlauben schnellen Zugang auf Extra-Features mittels Push-Funktion. Dank der Gummi-Sleeves bieten die Knobs angenehmen Grip und punkten mit ausreichend Drehwiderstand für präzises Handling. Das 480 x 220 IPS TFT Display sorgt für den Überblick und visualisiert die zahlreichen Features des OP-XY mit schönen Grafiken – TE-Vibes only. Passend zum Black-and-White-Look des OP-XY ist auch die Anzeige in Schwarz-Weiß gehalten.  

Anschlüsse, Lieferumfang und technische Daten

Die Anschlusssektion des OP-XY ist relativ überschaubar gehalten und besteht aus Audioausgang, Line-In sowie MIDI-In und -Out, wobei sich letzterer auch als Sync- oder CV-Ausgang eignet. Cool ist, dass der Stereo-Line-Out mit Headset-Mikros kompatibel ist. Aufgrund der geringen Größe der Groovebox handelt es sich bei den Anschlüssen um 3,5-mm-Klinkenbuchsen – entsprechende MIDI-Adapter sind nicht im Lieferumfang enthalten. Ein USB-C-Slot dient als MIDI-Alternative, Stromzufuhr, zum Installieren von Firmware-Updates oder als weitere Audio-Schnittstelle. Anders ausgedrückt: OP-XY ist USB-C Audio/MIDI Host und Device. Achso, MIDI via Bluetooth gibt es auch noch. 

Teenage Engineerings OP-XY kommt verpackt in den gewohnten zwei Plastikschalen, die sich leider nicht wirklich gut für den Transport eignen. Außerdem befinden sich im Lieferumfang ein passendes USB-Kabel und zwei aufklebbare Filzringe, mit denen sich das Gerät festkletten lässt. Der Lithium-Ionen-Akku soll bis zu 16 Stunden halten und wird über den USB-Anschluss geladen. In Tandem mit integriertem Lautsprecher und Mikrofon ist OP-XY also bestens für unterwegs gewappnet, wobei die Soundqualität des Mikrofons erstaunlich musikalische Ergebnisse erzielt. Unter der Haube arbeitet die schwarze "Traummaschine" mit Dual CPU und 512 MB Arbeitsspeicher. Wer gerne mit 2000 Euro jongliert, freut sich außerdem über den integrierten Gyro-Sensor.  

Teenage Engineering OP-XY Anschlüsse.

Überblick

Grundsätzlich funktioniert Teenage Engineerings OP-XY wie eine herkömmliche Groovebox: Die 8 Instrument-Tracks lassen sich beliebig mit den 8 Synth Engines bestücken, deren Sounds dann via Lauflichtprogrammierung oder per Echtzeitaufnahme in den Sequenzer eingegeben werden. Das Sounddesign ist in vier Module unterteilt, welche über die vier Buttons unterhalb des Displays erreichbar sind und über die vier Encoder justiert werden. M1 ist die Engine selbst und bietet eine Handvoll Makros, mit denen sich der Grundklang beeinflussen lässt, richtig tiefe Synthese-Optionen lässt OP-XY jedoch vermissen. Eine detaillierte Beschreibung der verfügbaren Parameter gibt es in den entsprechenden Kapiteln weiter unten. Vorab kann aber gesagt werden: Die Engines klingen absolut hervorragend.

Die übrigen drei Module sind bei allen Engines identisch: M2 birgt separate ADSR Hüllkurven für Amp und Multimode Filter, M3 beherbergt besagtes Filter und M4 ist für Modulation via LFO zuständig. Im Mixer befinden sich Volume und Pan Controls sowie zwei FX-Sends pro Track. Apropos FX: Diese sind unterteilt in jene zwei Send-Effekte, welche jeweils mit einem der 6 Track-Effekte bestückt werden können, sowie eine Mastersektion mit 3-Band-EQ, Saturator und Compressor. Viele Features des OP-XY gibt es in vergleichbarer Form schon bei anderen Geräten, nur mit "cooleren" Namen. Parameterlocks heißen beispielsweise Step Components und Arpeggiators sind bei TE unter Players zu finden. Die Innovation steckt oft im Detail, aber eins nach dem anderen!

Synthesizer Engines: Axis und Dissolve

Teenage Engineering’s OP-XY bietet 8 verschiedene Synth Engines, um den leistungsstarken Sequenzer mit lebhaften Klängen zu bestücken. Axis ist hervorragend für klassische Synth-Pads geeignet. Tone steuert den Höhenanteil der Engine, Shape verändert die Wellenform der Oszillatoren und Tremolo regelt gleichzeitig Speed und Amount der Volume-Modulation. Mittels Ratio können die Oszillatoren des Synth außerdem mit leichtem Detune oder Quinten-Stacks versehen werden. Die Dissolve Engine eignet sich ebenfalls für Pads, hat aber einen deutlich noisigeren Touch. Der Swarm Parameter moduliert die Oszillator-Frequenz mit Noise, am ist praktisch ein Gain-Regler mit Overdrive-mäßigem Grit, FM liefert Frequency Modulation und via Detune werden die verschiedenen Oszillatoren des Dissolve gegeneinander verstimmt. 

Synthesizer Engines: Epiano, Organ und Wavetable

Die Epiano Engine ist relativ selbsterklärend und steuert den hörbaren Höhenanteil mittels Tone, liefert leichten Crunch in den Obertönen via Texture, mehr Midrange mittels Punch und Rhodes-mäßig glockigen Attack durch den Tine Parameter. Ähnlich erwartbar sind die Sounds der Organ Engine, welche Tremolo Amount und Speed auf zwei Regler verteilt, verschiedene Orgeltypen zur Auswahl stellt und mittels Bass Poti tiefe Frequenzen verstärken kann. In der Wavetable Engine stehen neun verschiedene Wavetables zur Verfügung, deren Wellenform obendrein mittels Warp verändert und mit Drift in Bewegung versetzt werden kann. Das Coole bei derartig integrierter Modulation ist, dass der LFO des jeweiligen Instrument-Tracks für weitere Schandtaten verfügbar bleibt. 

Synthesizer Engines: Hardsync, Prism und Simple

Hardsync ist die Engine, welche von TE für Synth-Stabs empfohlen wird. Hier gibt es Regler für Lowcut, Noise-Anteil, Subbass und Frequency. Frequency ändert den Klangcharakter des Synths enorm und bietet jede Menge Sweetspots, für fließende Modulationen eignet sich der Parameter aber weniger, weil es je nach Setting ziemlich dissonant werden kann. 

Klassische Leads und Basses gehen super mit der Prism Engine. Hier gibt es nicht nur die üblichen Verdächtigen wie Oscillator Shape und Ratio oder Detune, sondern auch Stereo, was für herrlich breite Supersaws geradezu prädestiniert ist. Simple ist die einzige Synth-Engine mit variabler Pulsbreite (abgesehen vom Wavetable) und kennt ansonsten die Parameter Oscillator Shape, Noise und Stereo Spread. 

Drum Tracks

Drums werden beim OP-XY über den Drum Sampler programmiert. Hier repräsentieren die 24 Keyboard-Taster 24 Sample Sounds, die sich nach eigenem Belieben aus dem Sample Pool der Groovebox zusammenstellen, via USB importieren oder direkt per Mikrofon samplen lassen. Die Factory Library des OP-XY ist für den Anfang mehr als ausreichend aufgestellt, übersichtlich sortiert und liefert jede Menge Samples, die auch ohne weiteres Sounddesign richtig gut klingen. Jeder der 24 Sounds lässt sich individuell stimmen, in Sachen Start- und Endpunkt variieren, Mute Groups zuweisen (ideal für Hihats) oder loopen. Wichtige Features wie Panning, Reverse, Fades und selbst einfaches Mixing via Sample-Gain sind allerdings hinter Shift-Kombinationen versteckt. 

Die Drum Tracks lassen sich genauso mit Hüllkurven, Filter und LFO bearbeiten, wie die anderen Spuren des OP-XY auch. Allerdings ist hier das große (!) Problem, dass sich alle 24 Samples die Einstellungen für Filter und Co. teilen. Wer beispielsweise einzelne Claps mit einem Lowpass-Filter bearbeiten will, filtert automatisch Hihats und alle anderen Sounds im Sampler mit, was selten erwünscht ist. Da hilft nur internes Resampling oder das Verteilen der Filter-Sounds auf einen eigenen Drumsampler, was wiederum einen der acht kostbaren Instrument-Tracks beansprucht. Mutes und FX-Sends gelten ebenfalls immer für den gesamten Drum Sampler, was OP-XY für ausgefuchste Drum-Performances fast schon unbrauchbar macht – ärgerlich!    

Sampling

OP-XY wäre nicht von Teenage Engineering, wenn er nicht mit umfassenden Sampling-Optionen ausgestattet wäre. So eignet sich der zuvor beschriebene Drum Sampler nicht nur, um Factory Sounds aus der Library zu ziehen und Beats zu programmieren, sondern kann auch direkt als Aufnahmegerät verwendet werden. Egal ob via integrierten Mikrofon, Headset-Mikro, USB-Audio, Line-In oder internen Resampling, OP-XY bietet unglaublich viele Möglichkeiten, beliebiges Audiomaterial in sequenzierbare Häppchen zu verbasteln. Die maximale Aufnahmezeit beträgt dabei 20 Sekunden und teilt sich die 8 GB Speicherplatz mit bestehenden Samples und Projekten. Der Eingangspegel wird passend zur ausgewählten Signalquelle im kleinen aber feinen Gain-Meter rechts auf der Groovebox angezeigt und lässt sich natürlich frei anpassen. 

Als Alternative zum Drum Sampler, der verschiedene Sounds auf die 24 Klaviaturtasten verteilt, gibt es noch den Multisampler. Dieser nutzt die Klaviatur, um Samples chromatisch zu spielen. Außerdem gibt es hier noch Loop Start und End Parameter, die sich unabhängig von Sample Start und End justieren lassen. Auch das Loop Crossfade Feature ist nur beim Multisampler vorhanden, sodass sich dieser eher für längere Sounds eignet, während der Drum Sampler primär für Oneshots gedacht zu sein scheint. Die Grenzen sind aber relativ fließend, weil sich beispielsweise auch beim Multisampler verschiedene Samples auf die Klaviatur verteilen lassen, aber eben weniger als beim Drum Sampler.   

Teenage Engineering OP-XY von oben.

Auxiliary Tracks: Send-Effekte

Während sich die Synth-Engines und Drums in beliebiger Kombination auf die Instrument-Tracks verteilen lassen, sind die Anzahl und Ausstattung der Auxiliary Tracks fix. So befinden sich auf Aux 7 und 8 immer die beiden FX-Sends, die sich mit jeweils einem Effekt belegen lassen. Zur Auswahl stehen Chorus, Delay, Distortion, Lofi, Phaser und Reverb. Unter M1 sind jeweils die vier Hauptparameter der Effekte zu finden, beispielsweise Frequency, Depth, Rate und Feedback beim Phaser oder Drive, Clip, Low Cut und High Cut im Falle der Distortion. Generell sind die Parameter der OP-XY Effekte recht unspektakulär, aber die Grundsounds sind super und auch hier können Filter und LFO hinzugezogen werden. 

Auxiliary Tracks: Punch-In FX

Die Punch-In FX des OP-XY sind keine Effekte im herkömmlichen Sinne, sondern eher ein Beatrepeat auf Steroiden. Ideal als Performance Tool erlaubt dieser Auxiliary Track verschiedenste Retrig Optionen der bestehenden Patterns. Die 24 Keyboard-Taster repräsentieren dabei jeweils verschiedene Variationen, wobei die Klaviatur in der Mitte geteilt ist und die untere Hälfte automatisch auf Drum-Sounds zugreift, während die obere Hälfte das melodische Material bearbeitet. Mittels Shift-Kombinationen kann auch nur der aktive Instrument-Track variiert werden, was für maximale Flexibilität sorgt. 

Je nach gespielter Note wird die Sequenz mit mehr oder weniger Attack gestuttert, es gibt Reverse-Effekte oder Random Sample-Trigs. Abgesehen von den lustigen Grafiken im Display ist nicht wirklich erkennbar, was die verschiedenen Punch-In FX genau machen. Spannend ist aber, dass sie über eine eigene Sequencer Lane verfügen, die in ihrer Länge genau so individuell justiert werden kann, wie die herkömmlichen Instrument-Tracks. Dadurch eignen sich die Punch-In FX nicht nur als spontane Würze in der Live-Performance, sondern können gezielt sequenziert werden, um als Fill oder Ear Candy gezielt zum Pattern beizusteuern.  

Auxiliary Tracks: Brain

Das Brain ist eins der innovativsten Features von Teenage Engineerings OP-XY. Brain erkennt Tonart und Skala des sequenzierten Materials eurer Instrument-Tracks und transponiert es anhand der auf der Klaviatur gespielten Töne in Echtzeit. Der Clou ist auch hier, dass es eine eigene Sequenzer Lane gibt. So können relativ kurze Bass Loops und/oder Chord Loops mittels Brain im Handumdrehen als längere Akkordfolgen mit wechselnder Tonalität recorded werden, ohne das bestehende Material der Instrument-Tracks zu beeinflussen. Wer will, kann Scale und Root Note auch manuell eingeben und vor allem die Auswahl an Tonleitern ist relativ groß, allerdings macht das Brain bei der automatischen Erkennung schon einen ziemlich guten Job. 

Was das Brain noch flexibler macht, ist die Möglichkeit, für jeden Instrument-Track separat entscheiden zu können, ob er von dem Auxiliary Track transponiert werden soll. Obendrein funktioniert das Ganze mit einem gut verständlichen und schnell umsetzbaren Workflow, also wo ist der Haken? So praktisch das Brain zu sein scheint, ist das relativ stupide transponieren bestehender Chord-Shapes relativ unmusikalisch. Bach würde sich bei all den Quintparallelen im Grabe umdrehen, aber Bach hat auch keine elektronische Musik gemacht. Trotzdem nutzt sich der Effekt "alles auf einmal" Tonleiter-konform zu pitchen recht schnell ab und man legt doch lieber selbst Hand an. 

Auxiliary Tracks: Tape Loop

Tape Loop ist der letzte Auxiliary Track mit eigenständiger Klangfärbung, die übrigen 3 beziehen sich auf die Integration von externem Gear via MIDI, CV oder Line in. Ähnlich wie beim Brain kann auch beim Tape Loop frei bestimmt werden, welche Instrument-Tracks in den Genuss des Effekts kommen. Tape Loop ist im Prinzip ein Buffer, der das Tonmaterial der gerouteten Instrument-Tracks zwischenspeichert, um sie dann pitchen, choppen und neu abspielen zu können. Der Buffer nimmt dabei immer die zuletzt abgespielten 16 Sequenzer-Steps und sliced diese in 16 gleich große Teile. Die verschiedenen Slices können dann via Keyboard abgespielt werden. Je nach eingestelltem Mix-Wert, mutet der Tape Loop das Signal der "originalen" Sequenz, duckt es ein wenig weg oder spielt parallel. 

TE- OP-XY in der Praxis.

Sequenzer und Track Scale

Auf dem Papier ist der Sequenzer des OP-XY relativ generisch: Die Maximallänge von 64 Steps ergibt vier Takte, wobei jeder Step eine 16tel Note repräsentiert. Die Sequenzerlänge ist pro Track individuell justierbar und kann beliebig verkürzt werden, sodass auch krumme Polymeter gehen. Außerdem gibt es Track Scale, ein von Elektron etabliertes Feature, das die Step-Auflösung verringert, um noch längere Sequenzen zu ermöglichen. Im Gegensatz zu Elektron gibt es beim OP-XY aber deutlich mehr Auflösungsoptionen, nämlich  1, 2, 3, 4, 6, 8, 16 oder 1/2. Auf 1/2 spielen die Steps zum Beispiel 32tel Noten in Relation zur Clock, auf 16 repräsentiert jeder Step Taster einen ganzen Takt, was für 64 taktige Sequenzen sorgt – wow! 

Normalerweise heißt das zwar, dass die Sequenzen deutlich simpler werden, einfach weil pro Takt weniger Steps zur Verfügung stehen, zumindest bei "kürzeren" Auflösungen, wie beispielsweise 4, hat die Echtzeitaufnahme aber auch 16tel Noten erkannt und als solche wiedergegeben. Praktisch ist auch, dass die Eingabe der Track Scale in direkter Kombination aus Bar-Taster und den nummerierten Accidentals geschieht, während bei Elektron mühselig durch die Optionen gescrollt werden muss. Das Verlängern der Taktzahl geschieht dann aber doch in gewohnter Scroll-Manier. Immerhin gibt es Plus und Minus, sodass in beide Richtungen justiert werden kann und bei gehaltener Shift-Taste kopiert OP-XY den Sequenzinhalt direkt auf den neuen Takt. 

Step Components

Weiter oben wurde salopp behauptet, dass Parameterlocks bei Teenage Engineering Step Components heißen. Das stimmt nicht so ganz – alle Parameter, die über die vier Encoder erreichbar sind, lassen sich in gewohnter Weise bei gehaltenem Step-Taster auf bestimmte Sequenzer-Steps locken. Die Step Components sind eine Sammlung an Parametern, die nicht in den Modulen zu finden sind. Hier gibt es beispielsweise Velocity, Multitrigger oder Trig Conditions. Alle Step Components sind in Form eines kleinen Symbols auf den Natural Keys erkennbar, vorausgesetzt man checkt die Zuordnung. Cool ist, dass die jeweiligen Values der Step Components genau wie bei der Sequenzer-Scale direkt über die nummerierten Accidentals eingegeben werden. 

Die Sache mit der direkten Value-Eingabe spart unfassbar viel Zeit und ist besonders für Trig Conditions interessant. Ebenfalls bekannt aus dem Hause Elektron sind Trig Conditions Parameterlocks, die betroffene Trigs nur zu bestimmten Pattern-Durchläufen wiedergeben. Bei den Schweden muss dafür durch sämtliche Conditions gescrollt werden und die Trig Conditions beziehen sich nur auf die Wiedergabe an sich. Teenage Engineering haben das Konzept weiter gedacht und erlauben separate Conditions für Parameterlocks und Step Conditions. Zusammen mit den zahlreichen Manipulatoren für Tonalität und Rhythmus ergeben die Step Components des OP-XY einen verhältnismäßig neuen Workflow für zukunftsweisendes Sequencing.  

Song Mode

Als wäre der Sequenzer des OP-XY nicht bereits mächtig genug, gibt es noch einen Song Mode on top, das es erlaubt, verschiedene Sequenzen zu verketten, um ausgewachsene Arrangements zu realisieren. Pro Projekt können bis zu 10 Songs gespeichert werden, die wiederum aus maximal 99 Scenes bestehen können. Bei den Scenes handelt es sich um eine frei erstellbare Kombination aus den bestehenden Patterns der verschiedenen Tracks. Weil sich pro Track bis zu 9 Patterns abspeichern lassen, wird schnell klar, wie viel sich mit dem Song Mode des OP-XY anstellen lässt. Als i-Tüpfelchen können verschiedene Patterns desselben Tracks übrigens unterschiedliche Synth Engines beherbergen. Außerdem lassen sich neue Patterns auch direkt im Song Mode aufnehmen, sodass das Feature obendrein Performance-kompatibel ist.    

Arpeggios und Players

Auch wenn dieser Test bereits deutlich umfangreicher ausfällt als gewöhnlich, soll noch kurz über Arpeggios aka Players gesprochen werden – schließlich wurden diese in einem früheren Kapitel angeteasert: Jeder Instrument-Track kann mit einem Player versehen werden, wobei Arpeggio der gängigste Vertreter ist. Wie gewohnt können Subdivision, Laufrichtung, Octave Range und Gate Length justiert werden, aber es gibt auch noch die verhältnismäßig seltenen Optionen für Glide und Stereo Width. Hold ist ein relativ selbsterklärender Player, der gespielte Noten hält, bis die nächste Eingabe erfolgt. 

Der Kuchen geht aber definitiv an Maestro, eine Art Chord Mode mit versierten Wiedergabe-Features. Zunächst gilt es, die gewünschte Tonfolge einzugeben, um einen Akkord zu bilden, der sich dann chromatisch via Klaviatur transponieren lässt. Der Trick bei Maestro ist, dass die einzelnen Noten des Akkords nicht nur wie gewohnt gleichzeitig erklingen, sondern ähnlich wie bei einer Gitarre leicht verzögert gespielt werden können. Dieser Roll-Parameter lässt sich beliebig intensiv einstellen und kann entweder aufwärts, abwärts, erst aufwärts, dann abwärts oder zufällig greifen. Eine Hold-Funktion rundet Maestro ab. 

Alternativen

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Fazit

Teenage Engineering’s OP-XY final zu bewerten, ist erstaunlich schwierig. Auf der einen Seite ist es absolut erfrischend, ein Gerät in den Fingern zu haben, das mit neuartigen Features und raffinierten Workflow-Ideen den Status quo des aktuellen Marktes weiterdenkt. Auf der anderen Seite ist für über 2000 Euro ein Maß an Perfektion zu erwarten, das OP-XY leider nicht erfüllt. Besonders die Einschränkungen bei den Drum Tracks in Sachen Mutes und Filtering sind für eine Groovebox in dem Preisbereich nur schwer zu verkraften. Hinzu kommt, dass Konzepte wie das Brain, Punch-In FX oder Maestro zwar auf den ersten Blick flashy wirken, längerfristig aber womöglich ihren Reiz verlieren und schnell overused klingen. Absolute Stärke sind die Sounds des OP-XY, die beispielsweise die Engines von Syntakt und Co. locker in die Tasche stecken. Wer es also nicht allzu sehr auf Drums abgesehen hat, gerne unterwegs Musik macht oder einfach nur reich ist, sollte OP-XY unbedingt auschecken.

Gesamtwertung:
4,0 von 5,0
Qualität:  
4,5 von 5,0
Klang:  
5,0 von 5,0
Preis-Leistung:  
3,5 von 5,0

Pro

Großartig klingende Synth Engines
TE-typisch hervorragende Sampling Features
Raffinierte Workflow-Ideen
Spannender Mix aus portabel und highend
Umfassende I/O-Optionen

Kontra

Eingeschränkte Bearbeitungsmöglichkeiten einzelner Drumsounds
Performance FX an vielen Stellen zu invasiv 
Hoher Preis

Preis:

2299 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Website von Teenage Engineering.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit groovebox , OP-XY , performance , Sampler , sequenzer , Synthesizer , Teenage Engineering

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