"The Next Level": Berlin mal wieder zwischen Konsum und Freiheit

"The Next Level": Berlin mal wieder zwischen Konsum und Freiheit

Allgemein. 4. Februar 2025 | 4,5 / 5,0

Geschrieben von:
Katharina Nentwig

Die neue Dramaserie der ARD orientiert sich an dem Todesfall einer US-Amerikanerin im Berghain 2018 - und verliert sich in der daraus fiktionalisierten Geschichte zwischen Berlin-assoziierten Extremen.

"The Next Level" folgt in ihrer Rahmengeschichte den Figuren Rosa (Lisa Vicari), Josh (Ben Lloyd-Hughes) und Zofia (Jenny Walser). Josh und Zofia haben als letzte Etappe ihrer Hochzeitsreise Berlin auf der Liste, natürlich auch, um in einem weltbekannten Technoclub namens Reaktor zu feiern. Dort nimmt Zofia Drogen und bricht zusammen. Die Clubmitarbeiterin Paula (Paula Kober) findet sie und verständigt Josh. Zofia stirbt ein paar Stunden später im Krankenhaus und Josh trifft auf die Journalistin Rosa, die mehr hinter dem Todesfall vermutet und anfängt, zu recherchieren. 

Hintergrund der Serie ist die Spiegel-Reportage des Journalisten Alexander Osang aus dem Jahr 2018, die den Tod durch Überdosis einer US-Amerikanerin im Berghain beleuchtete - und dabei auch viel Kritik erntete. Jetzt hat Alexander Osang zusammen mit Ipek Zübert aus der Reportage ein Drehbuch gemacht - natürlich nicht, ohne viele fiktionale Elemente hinzuzufügen, über die Rosa im Rahmen ihrer Investigativrecherche stolpert:

Aus dem Berghain wird der Reaktor und aus dem tragischen realen Todesfall ein halber Krimi, der uns einige Abgründe unserer Gesellschaft vor Augen führt. "The Next Level" will vieles: Neben der Aufklärung von Zofias Tod thematisiert die Serie den gesellschaftlichen Umgang mit Drogen, Gentrifizierung und die ambivalente Rolle der Clubkultur – als Ort der Freiheit, aber auch als Kapitalquelle für Investoren.

Spätestens hier wird deutlich, dass die wahre Protagonist:in der Serie eigentlich Berlin selbst ist. Bestimmt wird dieses hier gezeigte Berlin nicht nur durch eine die menschliche Erfahrung vervollkommnende Clubkultur, zu der natürlich auch Drogen dazu gehören, sondern auch durch den alles fressenden Kapitalismus. Der macht nicht mal vor einem dem DDR-Berlin hinterhertrauernden, scheinbar sozial motivierten Immobilieninvestor namens Bodo Brenner (Jens Harzer) halt. Bodo Brenner möchte die Stadt wieder zu dem machen, was sie war – indem er sie kauft. 

Während man diese komplexen und widerstrebenden Themen vielleicht auch tiefgründiger behandeln könnte, erscheinen sie hier stark vereinfacht und zeichnen eine Stadt, die nur aus diesen zwei Seiten zu bestehen scheint: den Tanztempeln, in denen man alles vergessen, sich selbst neu erfahren kann und dem, was Berlin früher einmal war, bevor der Kapitalismus kam. Da hilft auch nicht, dass das eigentlich gut besetzte Serienpersonal weitere Klischees erfüllt und entweder im besten Clubalter und zugezogen ist oder aber im Osten aufwuchs und berlinert. 

Wer sich ein differenziertes Bild von Club und Konsum oder Berlin erhofft, wird mit den sechs Folgen der Serie nicht zufrieden werden. Wer Lust hat, einer mythisch-verklärten, aber durchaus spannenden Geschichte mit gut spielenden Schauspieler:innen zu folgen, sollte fündig werden. 

Die Serie findet ihr hier.

Veröffentlicht in Allgemein und getaggt mit ARD , Berlin , Drogen , Serie , Techno

Deine
Meinung:
"The Next Level": Berlin mal wieder zwischen Konsum und Freiheit

Wie findest Du den Artikel?

ø: