Clubporträt: City Club (Augsburg) – Von der Community für die Community
Sedef Adasï startete dort ihre Hamam Nights und FJAAK widmeten ihm einen Track: Der City Club in Augsburg hat überregional Aufmerksamkeit erhalten. Das Team hinter dem Club mit angeschlossenem Café, Theatertruppe und Konzertprogramm werkelt und wirkt aber lieber auf regionaler Ebene. Weit über die Clubnächte hinaus.
Katrin und Fiza wissen gar nicht so recht, was sie antworten sollen, werden sie nach ihren Aufgaben im City Club gefragt. Katrin sagt, sie organisiere unter anderem Vernissagen und außer Haus stattfindende Events, arbeite aber auch an der Bar und im Putzteam, kümmere sich um Büroangelegenheiten und sei im internen Awareness-Team aktiv, übernehme manchmal grafische Aufgaben beziehungsweise die Promo und den Instagram-Kanal. "Also alles so ein bisschen", lacht sie. Ähnlich ist es bei Fiza, die "meistens im Büro zu finden" sei und dort eine Fülle von Aufgaben übernimmt.
Das steht stellvertretend für einen Club, in dem nicht allein die Grenzen zwischen verschiedenen Arbeitsbereichen aufgeweicht werden, sondern die Unterscheidungen zwischen Clubbetrieb und allem anderen nicht immer leicht fallen, der weitaus mehr bietet als nur drei Partys pro Woche – der sich als sozialer Umschlagort und kultureller Knotenpunkt in Augsburg etabliert hat und von den vielseitigen Interessen der am Projekt beteiligten Menschen geprägt ist.
Das Kernteam des City Clubs umfasst knapp 35 Menschen, die verschiedentlich in den Betrieb eingebunden sind – die meisten arbeiten hinter der Theke und ebenso im Organisationsteam, das sich in unterschiedliche Arbeitskreise unterteilt. "Alle haben an der Bar angefangen und sind in die Hintergrundstrukturen hineingewachsen", erklärt Fiza. Diese Strukturen bleiben offen: Aus dem Team heraus gibt es Verbindungen zur Booking-Agentur Excellent Choices, die in der Stadt Konzerte veranstaltet.

Das ist nur eines von vielen Beispielen für die Offenheit des Konstrukts City Club. Fiza und Katrin sind jeweils seit drei beziehungsweise acht Jahren offizielle Mitglieder des Teams um den City Club, haben dessen Genese aber von Anfang an miterlebt. Ende 2012 begann ein in der Stadt aktives Kollektiv, die ersten Partys im Obergeschoss des Gebäudes am Königsplatz zu organisieren. Schnell wurde auch das im Erdgeschoss ansässige Café mit einbezogen: "Wir haben es als Garderobe verwendet und dort während After-Hours Crêpes gemacht", erinnert sich Fiza.
Im Jahr 2013 gründete sich die BlauSky GmbH um Geschäftsführer Sebastian Demmer, die mittlerweile das gesamte Gebäude für ihre Zwecke nutzt – und ein beeindruckend breites Programm aufstellt. Neben drei Clubnächten pro Woche am Mittwoch, Freitag und Samstag finden dort ebenso Konzerte wie auch Veranstaltungen des ebenfalls dort ansässigen Theaterkollektivs theater ensemble sowie Workshops statt. Das Café hat an fünf Abenden in der Woche geöffnet. All das greift organisch ineinander.
"Unser Kollektiv lebt davon, dass der City Club motivierte Menschen anzieht", betont Katrin. "Er gibt ihnen die Möglichkeit, diesen Raum so zu gestalten, dass verschiedene Leute auf ihre Art darin eine gute Zeit verbringen können. Der City Club ist nicht primär als Techno-Club gedacht." Vielmehr ergänzten sich die unterschiedlichen Formate. "Letzte Woche erst hatten wir ein Konzert im Café, während oben ein Day-Rave lief", erzählt Katrin, und Fiza ergänzt: "Für das Publikum fangen viele Abende im Café an und enden dann oben im Club."
Das Café hat Kapazität für etwa 80 Menschen und bietet sich damit entweder als Startpunkt mit Pizza und Drinks für die Party im Obergeschoss an oder fungiert aber als eigenständiger Floor, in dem gediegenere Sounds aufgelegt werden als der Dancefloor eine Etage darüber, wo sich circa 120 Menschen um die kleine DJ-Booth vor der Fensterfront scharen können. Diese nicht selten sehr schwitzigen Partys sind mittlerweile legendär.

Überregional bekannt, lokal verwurzelt
Vor allem in seiner Funktion als Techno-Club schloss der City Club mit seinem vielseitigen Angebot und ausgewählten Bookings eine subkulturelle Lücke in Augsburg, umso mehr nach der Schließung des Schwarzen Schafs im Jahr 2016. In frühen Jahren zeichnete sich das Programm durch geschmackssichere Bookings aus, die federführende DJs aus dem nahegelegenen München oder Berlin nach Augsburg holten, darunter unter anderem die Berliner von FJAAK, die dem City Club auf ihrer Charity-EP "SYS01" im ersten Pandemiejahr sogar einen Track widmeten.
Überregional bekannt wurde der Name des Clubs allerdings auch dank der von Sedef Adasï gestarteten, mittlerweile international tourenden Partyreihe Hamam Nights. Der City Club setzt weiterhin vor allem auf regionale Talente, seltener sind DJs und Crews aus naheliegenden Städten wie München oder dem österreichischen Innsbruck zu Gast. Rund zwei bis drei Clubnächte im Monat werden von externen Promoter:innen veranstaltet, die ihr eigenes Publikum mitbringen. Der Rest aber wird vom hauseigenen Team gebucht.

Der regionale Fokus in der Programmierung der Clubnächte habe nicht nur finanzielle Gründe, betont Fiza. "Ich glaube, Augsburg funktioniert insgesamt so, und natürlich möchten wir die lokale Szene auch unterstützen." In diesem Sinne dient der City Club auch als Kaderschmiede. Neben dem örtlichen Radiosender stayfm bietet auch der Club durch Workshops aufstrebenden DJs die Möglichkeit, sich im kleinen Rahmen auszuprobieren. Das verschränkt sich mit dem internen Anspruch, ein insgesamt diverseres Booking zu erledigen, wie sie hinzufügt.
"Ich habe das Gefühl, dass in Augsburg aktuell viel passiert", sagt Katrin. "Wir brauchen aber DJ-Nachwuchs und im besten Fall eben nicht nur Macker." Auch darin spiegelt sich wider, dass der City Club Anlaufpunkt und Ort des Austauschs für politisch motivierte und engagierte Menschen ist. Neben persönlichen Vorlieben und internen Qualitätsansprüchen zählt dementsprechend auch der gegenseitige Respekt zwischen externen Veranstalter:innen oder DJs und Club zu den maßgeblichen Kriterien für eine langfristige Zusammenarbeit.
Dieser Ansatz beschränkt sich allerdings nicht allein auf die Programmierung. Ein vor wenigen Jahren im Umkreis des City Clubs gegründeter Verein mit Schwerpunkt auf Awareness-Arbeit sorgt zudem dafür, dass auch auf dem Dancefloor ein weitgehend diskriminierungsfreies und sicheres Miteinander gewährleistet wird. "Sie machen das nicht ehrenamtlich, wir bezahlen dafür", betont Katrin. Der deshalb notwendige Preisaufschlag auf die Eintrittspreise werde offen kommuniziert und auch gut angenommen, berichtet sie.

Erst Hype, dann Flaute
Das heißt nicht, dass der City Club nicht auch Kritik für seine Eintrittspreise zu hören bekommt. Zehn oder zwölf, im Sonderfall auch mal 15 Euro mögen an den Standards anderer Städte gemessen spottgünstig sein, aber: "Es wird sich dennoch viel beschwert", seufzt Katrin. Das Verständnis dafür, dass der vorrangig aus den Einnahmen aus dem Café finanzierende Club auch mit höheren Fixkosten und betrieblichen Ausgaben konfrontiert ist, sei nicht immer gegeben.
Kein Wunder: Augsburg ist mit seinen 300.000 Einwohner:innen vergleichsweise groß, etwas weniger als ein Zehntel von ihnen aber studieren in der Stadt und müssen sparsam haushalten. "Die gesamte Weltsituation führt dazu, dass die Menschen weniger Kohle haben, während auch für uns alles teurer wird. Wir können es uns nicht leisten, an einem Abend für das studentische Publikum die Flasche Bier für zwei Euro zu verkaufen", erklärt Fiza. Wobei es sowieso nicht das Ansinnen des City Clubs sei, "Saufpartys" zu veranstalten, wie Katrin hinzufügt.
Es sei verständlich, meinen die beiden, dass angesichts all dessen Teile des Publikums wegblieben – es tue aber auch weh. Allgemein habe sich Andrang verändert. "Wir haben nach Corona einen krassen Hype erlebt, der aber von heute auf morgen wieder abgeflaut ist", berichtet Fiza. "Die Leute gehen nicht mehr so gerne zu Techno feiern", resümiert Katrin. Aktuell laufe das Geschäft wieder einigermaßen stabil, doch sei die Situation wie bei den meisten anderen Clubs des Landes angespannt. "Es bleibt ein struggle", resümiert Fiza.
Deshalb sei viel Planungssicherheit verloren gegangen, weil das Publikum schlechter einzuschätzen sei. Die beiden sagen das zwar mit einer gewissen Enttäuschung, nicht aber in einem anklagenden Ton. Erst recht nicht lassen sie sich von den derzeitigen Schwierigkeiten unterkriegen. Weil der City Club mehr ist als nur ein Techno-Club, und weil der Betrieb nicht allein von gut laufenden Partys abhängt, bieten sich noch andere Möglichkeiten, das Angebot zu verbreitern.

Die auch als Bookerin für die Konzerte im Haus aktive Fiza gibt zwar an, dass das Live-Angebot über die Krise nicht maßgeblich weiter ausgebaut wurde. "Wir haben aber darüber nachgedacht, was sich sonst noch machen lässt – der Raum ist ja da, der Club hat nur drei Mal in der Woche auf." Frei nach dem unausgesprochenen Leitprinzip "von der Community, für die Community", das alle Bereiche des City Clubs durchwirkt, wird eben dieser Raum zunehmend mit anderen Angeboten gefüllt. "Wir laden häufig Leute ein, etwas bei uns zu machen", erklärt Fiza. Lesungen, Workshops oder Veranstaltungen wie im Rahmen von Stadt Nach Acht, der Konferenz für Clubkultur, die im Oktober 2024 erstmals in Augsburg gastierte, erweitern so das Programm über den bloßen Rave hinaus.
Dass bei letzterer über Restriktionen im bayerischen Nachtleben diskutiert wurde, scheint ironisch: Infolge eines städtischen Modellprojekts ist es für den City Club leichter geworden, sich von der zuvor geltenden Sperrstunde ausnehmen zu lassen. "Vorher mussten wir zwischen 5 und 6 Uhr morgens dichtmachen", erklärt Fiza. Allgemein steht der City Club nach zwölf Jahren harter Arbeit in unterschiedlichen kulturellen Bereichen mit der Stadt auf gutem Fuß. "Wir werden als eine Art Kulturinstitution anerkannt", sagt Katrin. "Das war nicht immer so. Unser derzeitiger Kulturreferent setzt sich aber sehr für die Clubkultur ein", fügt Fiza hinzu.
Nach wie vor jedoch gebe es viele Regeln, die zum Beispiel Outdoor-Events einschränken, im Grunde aber sei der City Club sowohl akzeptiert als auch gewollt, fasst Katrin es zusammen. "In Augsburg gilt jedoch wie auch anderswo, dass Kultur und insbesondere Clubkultur in diesen Zeiten mehr gefördert werden muss." Angesichts des vielseitigen Beitrags des City Clubs zum Kulturleben der Stadt scheint das ja nur angemessen.


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