DUQO in Leipzig: "Es ist ein Ort, nicht nur ein Club"
© Tim Karolczac

DUQO in Leipzig: "Es ist ein Ort, nicht nur ein Club"

Features. 10. Mai 2024 | 5,0 / 5,0

Geschrieben von:
Nastassja von der Weiden

Leipzig hat einen neuen Club. Nein, falsch: einen neuen Ort. Zum Kennenlernen, Tanzen, Abhängen, Wein trinken, Musik hören – für Raver:innen, für Biergartenfans, sogar für Familien. DUQO heißt er, der Ort, der einlädt, nicht vor allem, aber auch zum spätnachmittäglichen Zusammensein. Unsere Autorin hat drei der Macher:innen zum Interview getroffen und zu ihrem Areal befragt. Begehung, drinnen und draußen, inklusive. 

Sonnig ist es, als ich auf das Gelände in der Lagerhofstraße im Osten Leipzigs zugehe. Es ist nicht das erste Mal und nicht das letzte Mal – in jenem Backsteinhaus befand sich vorher der Club mjut, der zum Jahreswechsel sein Ende bekannt gab, auf dem Gelände aber etwas Neues gestartet werde. Und das passiert jetzt: Am 10. Mai ist Opening-Wochenende im DUQO, dem neuen Club mit Bier- und Weingarten, mit Bar und kleinem Gastro-Bistro-Angebot. 

Gregor, Robert und Soey empfangen mich vor dem Haupteingang, zwischen Bauschutt und Containern. Es wird gesägt, ausgemessen, fotografiert, kleine Steine in große Wannen gekippt. Wir gehen rein, über den großen Floor, eine schmale Treppe hinauf und sprechen auf dem zweiten, kleineren Floor miteinander. Schnell werden drei Sessel zusammengeschoben, eine Kiste als Tisch umfunktioniert, eine letzte Zigarette geraucht. 

Die drei arbeiten an unterschiedlichen Stellen im DUQO: Gregor ist Gestalter und hat das allgemeine Gestaltungsbild, darunter das Logo und die drei DUQO-Flaggen, die zu unterschiedlichen Gelegenheiten gehisst werden, erarbeitet. Robert hat in der Vergangenheit DJ-Pulte entworfen, war als Veranstalter aktiv und beschäftigt sich im DUQO mit der Konzeption des Geschehens und des Erlebens sowie der Personalplanung. Soey alias jewelry ist als DJ in Leipzig bekannt und als Bookerin der Clubevents im DUQO dabei.

Die drei verbindet eine jahrelange Freundschaft und eine intensive, fünfmonatige Vorbereitungszeit – sie sind nervös, aufgeregt, beim Interviewtermin sind es nur noch drei Wochen bis zur Eröffnung. Eigentlich ist gerade Hochphase und Pressetermine sind, wenn man es positiv ausdrücken möchte, eine Zwangspause zwischen Auf- und Umbau.

Die drei DUQO-Flaggen: Bar, Kitchen, Club

Einen eigenen Raum, den man nachhaltig und langfristig gestalten kann, das sei ein großer Wunsch der drei gewesen, um Konzepte und Settings weiterzuentwickeln. Im Laufe des Interviews wird dieses Wort oft fallen: Konzept. Und Ort. Und Fluidität. Mehrere Monate haben sich die Macher:innen Zeit genommen, ihre Ideen für DUQO zu entwickeln und den Ort mit einem neuen Team wiederzubeleben, sagt Robert gleich zum Anfang des Gesprächs. 

Das DUQO will sich breit aufstellen, in allen Bereichen. Barsetting, Bier- und Weingarten, Outdoor-Kitchen mit frisch zubereiteten Snacks im Sinne einer „simple cuisine“ und auch einen „Club-Service“, wie sie es nennen, werden sie anbieten. Samstage sind Clubtage, aber nicht ausschließlich. Es wird auch Listening-Abende und Konzerte im DUQO geben. Drei Säulen also: Bar, Kitchen, Club. Aber das alles soll nicht getrennt voneinander existieren, sondern fluide ineinandergreifen.

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Das Konzept findet sich in der grafischen Kommunikation nach außen hin wieder und zwar ganz konkret: Es gibt drei Flaggen, die über dem Backsteingebäude gehisst werden können. Jede Flagge zeigt an, was gerade geboten wird. Die Flaggen können auch in Kombination wehen. Wenn alle drei Flaggen übereinanderliegen, ergibt sich das Logo von DUQO. 

Gregor sagt dazu: „Es ist ein sehr ehrgeiziges Konzept. Es ist schon echt viel – und das ist gar nicht so leicht zu kommunizieren. Wir wollen diverse Gruppen ansprechen, die bestenfalls Lust haben zu uns kommen, die aber auch wissen sollen, was gerade läuft.“ Deshalb die Flaggen-Idee.

Zur Eröffnung am 10. Mai wird die Bar-Flagge gehisst. Dazu kommen DJs und Liveacts am Freitag. Samstag wird der Club mit allen Floors geöffnet und es soll und darf lange und ausgiebig gefeiert werden. „Wir wollen zur Eröffnung erst einmal diesen Ort zelebrieren und feiern“, hakt Robert ein. Deshalb soll der Freitag in der Art präsentiert werden, wie es auch in Zukunft weitergeht. Bestenfalls als eine lockere Outdoor-Bar mit anschließendem Konzertabend, zum Begegnen und Quatschen. 

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„Wir wollen den Fokus auf Gemeinsamkeiten legen. Es fehlt mir persönlich in Leipzig an Orten, die Community-Space bieten. Wir wollen einen fluiden Ort schaffen, der fernab von einer Bar oder einem Club oder einem Biergarten existiert. Man kann hier um 10 Uhr früh oder nachts hinkommen, und es geht immer was“, sagt Soey.  

Regelmäßig und öffentlich einzuladen, einen sicheren Ort für marginalisierte Gruppen zu erschaffen und dabei konstantes Lernen, steten Austausch beizubehalten – und dabei im Gespräch bleiben, so beschreibt Gregor seine Vision für das DUQO. Neue Konzepte, auch gestalterisch, zu erproben, damit haben die drei in den vergangenen Monaten viel Zeit verbracht und auch das wollen sie weiterführen. 

Eine schöne Zeit mit nicen Drinks, an einem Ort, der auch unter der Woche, nach der Uni, nach der Arbeit oder nach dem Ausschlafen geöffnet ist und Platz für Zusammensein bietet, das ist Roberts Wunschvorstellung von dem, was in den kommenden Monaten im Backsteinhaus und in den dazugehörigen Containern im Leipziger Osten erschaffen werden soll. Und: Wärme solle hier aufkommen, wünscht er sich. Der Anspruch der Macher:innen ist, auch die eigenen Eltern ins DUQO einladen zu können, „ohne dass es allzu weird ist“, sagt Gregor.

Bar und Club so eng und von den Spielmöglichkeiten her gleichwertig miteinander zu verzahnen, ist dabei in Leipzig, zumindest in dieser Intensität, noch neu. Musikalisch will sich das DUQO – mal wieder – vielseitig aufstellen. Von House bis zu einer „ordentlichen Bass-Klatsche“, wie Soey lachend sagt. Man dürfe sich auf eine große Bandbreite und Einladungen (im DUQO “Invites” genannt), auch international, freuen.

© Tim Karolczac

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