NI Traktor Kontrol S4 - Teil 3: Hardware

NI Traktor Kontrol S4 - Teil 3: Hardware

Archiv. 9. November 2010 | 5,0 / 5,0

Geschrieben von:
admin

Wie dem Namen "Traktor Kontrol S4" schon zu entnehmen ist, geht es um Kontrolle. Und Kontrolle erlangt DJ am ehesten durch einen Controller.

 

Im Falle des S4 ist der Controller eine vollwertige Mixkonsole (zur Deck- und Mixersteuerung) mit integriertem Audio-Interface, welches neben Master- und Kopfhörerausgang auch zwei Line/Phono Eingänge und einen Mikrofonanschluss bereitstellt.

MIDI ohne MIDI
Die Konsole interagiert (mit der S4 Software) über das spezielle Traktor-Protokoll und hat laut NI dadurch eine bis zu 30 mal höhere Auflösung als normales MIDI. Dies macht sich vor allem bei den Pitchfadern und Jogwheels bemerkbar, die dadurch ein für Controller wirklich ungewohnt direktes Ansprechverhalten aufweisen.
Wie schon beim X1 läßt sich das Protokoll aber umschalten, um sämtliche Daten per klassischem MIDI zu senden. Somit ist der Controller auch mit anderen Tools einsatzfähig, die "nur" MIDI können. Dieser Umstand tritt übrigens aktuell auch bei Traktor Pro ein, da der S4 dort (noch) nicht als hauseigener Controller erkannt wird.
Komplettiert wird die MIDI-Geschichte durch In & Out DIN-Ports und einem Fußschalter-Anschluß, an/über die sich externe Zusatzgeräte anschließen und/oder synchronisieren lassen.

Auf die Ohren
Die Werte der eingebauten Soundkarte lesen sich äquivalent zu denen einer Audio 2/4/8 DJ, also 24bit/96kHz mit knapp 10 dBu Output - druckvoll, clubtauglich und für einen DJ mehr als ausreichend. Allerdings könnte der Kopfhörerausgang ein wenig mehr Power vertragen, da mir dieser selbst mit einem HD25 irgendwie zu leise erschien. Am Master-Out hingegen kommt wirklich massiv Druck heraus, was zusammen mit den symmetrischen Klinken den direkten Anschluß an eine Aktiv-PA begünstigt. In diversen Fachsammelsurien der auflegenden Zunft wurde der fehlende Booth-Out bemängelt. Dies stimmt insofern, dass am S4 kein zweiter, separat regelbarer Ausgang zur Verfügung steht. Da man das Mastersignal aber zeitgleich über Klinke & Cinch abgreifen kann, ist für das Monitoring eigentlich nur eine regelbare Aktivbox erforderlich. Und schon hat man seine Booth-Beschallung.
Über die beiden Stereo-Eingänge können line- bzw. phonofähige Wiedergabegeräte ins Setup integriert werden. An dieser Stelle sei nochmal ausdrücklich erwähnt, dass der S4 KEINEN eigenständigen Mixer ersetzt und die externen Quellen lediglich über Aux-In durch die Software hindurch verarbeitet werden. Der von vielen (vor allem Mobil-DJs) geforderte "Emergency-Thru" leitet das Eingangssignal von Kanal D auf Wunsch direkt an den Main-Out weiter. Dafür gibt es auf der Rückseite einen kleinen Kippschalter.
Die Lautstärke von Master, Mikrofon & Kopfhörer sowie das Cue/Master Mischverhältnis werden übrigens allein durch die Hardware geregelt und somit direkt im Gerät verarbeitet. Daher ist es ratsam, bei klanglichen Unstimmigkeiten auch mal einen Blick in die Software zu werfen und die dortigen Settings zu prüfen. Zum Regeln des Kopfhörers gibt es an der Front zwei Buttons für Level und Cue-Mix, die sich mit einem Druck auch im Gehäuse versenken lassen. Wer gerne und ausgiebig Cue-Mix betreibt, wird die Position der Knöpfe schnell misslieben lernen, da man dazu die Hand ständig von Hauptarbeitsfläche nehmen muss, um an der Front den richtigen Button zu erhaschen. Rein haptisch fände ich diese im Bereich des Track-Encoders wesentlich besser aufgehoben. Für die Browsersteuerung hätte sich dann sicher auch noch irgendwo anders ein Platz gefunden.

Erleuchte mich
Beim Einschalten läuft eine kurze LEDemo ab, die alles zum Leuchten und Blinken bringt, was der S4 zu bieten hat. Im Betrieb verhält es sich so, dass die Pegel-Signalketten der vier Mixerkanäle und des Masterausgangs direkt vom jeweilig anliegenden USB-Signal animiert werden, so wie sie es auch in einem Mixer tun würden. Im Audio-Thru Modus bleiben die LEDs dunkel.
Alle anderen illuminierten Buttons kann man per Software individuell ansteuern, sie sind nicht hardwaregebunden.

Kontrolle hoch 4
Teilt man die Konsole gedanklich in drei Teile, erhält man ein gewohnt modulares Setup aus einem Mixer und zwei Abspielgeräten. Der mittlere Part erfüllt alle Steuerungsanforderungen eines durchschnittlichen Vierdeckmischers und bietet zusätzlich noch die Möglichkeit zur Navigation durch die Track-Kollektion und das Bedienen des Master Loop-Recorders.
Die Deckeinheiten rechts und links haben eine Vierfach-Funktion: jeweils umschaltbar auf Deck A/C bzw. C/D und zudem zweitfunktional per Shift, in allen Fällen unabhängig voneinander. Dabei ist es nicht relevant, ob man sich im MIDI-Modus oder im Traktor-Protokoll befindet. Bei MIDI kann man über den Controller Editor noch die gesendeten Daten auf seine Bedürfnisse anpassen, ebenfalls wieder für alle Sektionen und Zustände separat.
Für die Jogwheels hat man sich einen doch recht ungewöhnlichen Ort ausgesucht, an den man sich aber durchaus gewöhnen kann. Anders bei den Pitchfadern: diese finde ich deutlich fehlplatziert, weil sie einfach viel zu nah an den Transportbuttons und den Loopencodern liegen und deren Leichtgängigkeit & hohe Faderkappen zu häufigen ungewollten Verschiebungen führen, wenn man mal nicht aufpasst.
Die Berührungsempfindlichkeit der Wheels wird durch federnd gelagerte Innen"teller" realisiert, die bei Druck spürbar nach unten gehen, während das eigentliche Jogwheel nicht an Höhe verliert. Leider läßt sich der Drehwiderstand nicht ändern, sodass dynamische Backspins kaum möglich sind. Die Rädchen sind dafür einfach zu straff und bremsen nach ca. einer Umdrehung von selbst bis Stillstand ab.

Datenblatt-Junkies aufgepasst
Um die Übersicht aller Hardware-spezifischen Werte zu komplettieren, gibt es hier eine Übersicht aller Merkmale:
• B/T/H 50 x 32,2 x 5,2 cm
• Gewicht 3,4 kg
• 66 Buttons, 26 Potis, 9 Push-Encoder, 7 Fader, 2 touchsensitive Jogwheels
• je 4 Input- & Output-Kanäle, 44,1/48/88,2/96 kHz bei 16/24 bit
• Master-Ausgang über 6,3mm Klinke oder Cinch
• Kopfhörer-Ausgang über 6,3mm Klinke
• Mikrofoneingang über 6,3mm Klinke
• MIDI-In & -Out über DIN 5-Pol
• Footswitch Anschluss
• Anschluss für mitgeliefertes Netzteil

A propos Netzteil: der S4 läuft auch ohne dieses, dann rein USB Bus powered. Allerdings sind dabei die LEDs gedimmt und der maximale Kopfhörer-Level noch geringer als es mit der Fall ist. Für einen reinen Notbetrieb ist dies allerdings ausreichend. Sollte also während der Show jemand den falschen Stecker ziehen oder die RampenS4u das Netzteil zuhause liegen lassen, besteht kein Grund zur Panik. Besser ist es allerdings auf jeden Fall, dran zu denken und es auch zu benutzen.

 

Fazit zur Hardware:
Wie von NI nicht anders gewohnt, ist der S4 sehr qualitativ verarbeitet und für den Aussendienst gerüstet. Die ganzen Bedienelemente lassen kaum Anlass zur Kritik. Lediglich die Headphone Buttons neigen zum Wackeln und verhaken beim Drehen das ein oder andere Mal. Dieser Umstand in Kombination mit der unmöglichen Positionierung machen den Kopfhörergebrauch eher zur Pflicht als zur Freude. Für die Pitchfader würde ich mir auch einen etwas strafferen Gang wünschen, da diese deutlich leichtgängiger als die Linefader sind.
Klangtechnisch kann man dem S4 das Prädikat "Audio8" geben, das wir bisher nur der  Audio 8 DJ verliehen haben: druckvoll, sauber, clubtauglich laut (abgesehen vom Kopfhörer) und auf DJ-tauglich niedrigster Latenz. Auch die verbauten Phono-PreAmps verrichten ihren Dienst in zufriedenstellender Weise, ohne gravierende klangliche Einbußen erkennen zu lassen.
Für die imposante Größe wirkt das Gewicht gerade zu lächerlich klein. Allerdings stößt man aufgrund eben dieser Größe zur Zeit sehr schnell an die Grenzen zur Mobilität, denn es gibt kaum Taschen mit ausreichend Platz. Der  Studio Gig Bag 25 von Magma ist die mir einzig bekannte Softcase Option. Oder aber man nutzt das von NI eigens kreierte S4 Case, was das Gesamtgewicht aber mal eben fast verdoppelt.

Das für Teil 3 versprochene Video muss leider noch warten und wird dann im vierten und letzten Teil nachgereicht, in dem wir einen Gesamteindruck von Soft- und Hardware schildern und weiterführende Tipps & Infos zum Thema S4 auflisten werden.

Hier findet Ihr die anderen Teile unseres Traktor Kontrol S4 Tests:
 Teil 1 - Erstkontakt
 Teil 2 - Features

 NI Traktor Kontrol S4 beim DEEJAYLADN kaufen
 passendes S4 Hardcase dazu

Veröffentlicht in Archiv und getaggt mit Kontrol S4 , Native Instruments Traktor Kontrol S4 , Native Intruments , NI , NI Kontrol S4 , NI TKS4 , NI Traktor S4 , TKS4 , Traktor Kontrol S4 , Traktor S4

Deine
Meinung:
NI Traktor Kontrol S4 - Teil 3: Hardware

Wie findest Du den Artikel?

ø: