Test: Zerodebug – Soda DJ App iOS

Test: Zerodebug – Soda DJ App iOS

Tests. 19. Juni 2018 | / 5,0

Geschrieben von:
Boris Alexander

In Apples App Store tummeln sich zahlreiche DJ-Apps für iOS, viele davon stammen von renommierten Herstellern, die im Bereich der computerbasierten Systeme den Ton angeben wie beispielsweise Native Instruments, Mixvibes oder Algoriddim. Um sich aus der Masse der bereits verfügbaren Angebote abzuheben, hat Entwickler Christian Blomert seine App Soda mit einem besonderen Konzept versehen: Die App ist zum einen eine direkt nutzbare DJ-App, zum anderen verfügt sie über ein Baukastensystem, das dem Anwender große Freiheitsgrade und viele Anpassungsmöglichkeiten bietet. Let’s check!

DJ Apps

DJ-Apps wie Traktor DJ, djay 2 oder Cross DJ sind ähnlich konzipiert wie ihre computerbasierten Vorbilder, bieten aber oft aus ergonomischen Gründen nur eine Zweideck-Umsetzung und ein statisches Interface, das keinerlei Anpassungen erlaubt. Wer mehr Freiheitsgrade sucht und viele Decks zum Auflegen wünscht, findet die passende Lösung vielleicht mit der nachfolgend getesteten App Soda.

Eine App, viele Gesichter

Nach dem Kauf der App Soda, die für 10,99 EUR per Download aus dem Apple App Store auf dem iPad landet, steht diese als direkt nutzbares DJ-Werkzeug zur Verfügung. Neun verschiedene Layouts mit zwei, drei oder vier Decks sind enthalten und können ohne Eigenarbeit direkt eingesetzt werden. Da mit diesen der Einstieg am einfachsten gelingt und alle gebotenen Auflegefunktionen zum Einsatz kommen, möchten wir den Test damit starten und im zweiten Schritt schauen, was das Baukastensystem der App zu bieten hat und ob man damit einfach arbeiten kann.

Decks & Mixer

Beim ersten Starten der App trifft man auf ein klassisches und übersichtlich gestaltetes Zweideck-Layout. Dieses bietet zwei vertikale Wellenformdarstellungen sowie Start-, Sync- und Key-Taster als Basissteuerungen. Die Darstellung der virtuellen Taster auf einem 9,7 Zoll iPad Air 2 Display ist groß genug, sodass sich die entsprechenden Funktionen treffsicher ausführen lassen. Zum Mixen gibt es Kanalfader und einen Crossfader sowie Dreiband-Equalizer mit Kill-Schaltern und Dualmode-Filter. Wer sich kreativ betätigen möchte, findet vier speicherbare HotCue-Punkte und in Echtzeit modifizierbare Loops sowie Loop-Rolls. Zudem bietet Soda auch die Funktion Beatjump, mit der man Sprünge in einer wählbaren Größe innerhalb eines Songs ausführen kann, ohne dass dabei synchron laufende Mixe auseinanderdriften.

Effekte

Zur Formung von Mixübergängen oder der Erzeugung von Spannungsbögen lassen sich Effekte nutzen. Soda bietet zwei Effektbusse, die sich mit internen Effekten oder dank IAA- und AU-Schnittstelle mit Apps von Drittherstellern bestücken lassen. Während die Aktivierung der Effektbusse und die Bestimmung der Effektanteile auf dem Deck- und Mixer-Screen erfolgen, gibt es für die Modifikation der Effektparameter und die Auswahl der Effekte eine eigene Bildschirmseite. Die internen Effekte setzen sich zusammen aus Delay, Reverb, Phaser, Flanger und einem EQ. Leider konnte uns ihre Klangqualität nicht überzeugen – die Effekte in den eingangs genannten DJ-Apps zeigen, was hier möglich ist. Da man aber „externe“ Effekte alternativ nutzen kann, ist diese Schwachstelle kompensierbar.

Soda Effekte.
In den fertigen Layouts befinden sich die Effekte auf der zweiten Bildschirmseite.

Audiointerface

Soda bietet verschiedene Möglichkeiten das Audiosignal wiederzugeben. Nutzt man die App im mobilen Einsatz zur Vorbereitung eines DJ-Sets beispielsweise während einer Zugfahrt oder in der Hotellobby, kann man sich mit dem Kopfhöreranschluss des iPads behelfen. Ein „richtiges“ Vorhören der Tracks ist damit nicht möglich, aber in dem genannten Anwendungsfall auch nicht zwingend notwendig. Alternativ lässt sich für den Kopfhörerausgang der Split-Betrieb aktivieren, der das linke und rechte Signal aufteilt und ein entsprechend konfiguriertes Audiokabel schickt (z.B. Traktor DJ-Cable von Native Instruments, DJ Cable 2 von Griffin).

Soda Settings.
Das Audiointerface wird in den Settings konfiguriert.

Wer nach einer professionelleren Lösung sucht, kann zur Ausgabe des Audiosignals ein Audiointerface verwenden. Soda teilt hier das Master- und Monitorsignal auf zwei physikalische Stereo-Ausgangspaare auf, weshalb das gewählte Ausgabegerät mindestens über vier Kanäle verfügen sollte. Am einfachsten gelingt die Verbindung, wenn das Audiointerface mit einem Lightning-Anschluss versehen ist, da man ansonsten einen Lightning-to-USB-Adapter oder ein Camera Connection Kit benötigt. Damit ein Audiointerface vom iPad erkannt wird, muss es zudem einen Class Complient Modus unterstützen.

Controller

Wer die App Soda komfortabel steuern möchte, kann dazu einen MIDI-Controller verwenden. Auch dieser muss über einen Class Complient Modus verfügen und wird auf die gleiche Weise verkabelt wie ein Audiointerface. Die App bietet keine fertigen Controller-Mappings, sodass man hier selbst Hand anlegen muss. Die Zuweisungen lassen sich aber recht schnell und einfach per MIDI-Learn vornehmen.

Soda kann MIDI-Learn.
Die Controllerprogrammierung erfolgt per MIDI-Learn.

Mixing

Soda bietet eine aufgeräumte Songverwaltung mit verschiedenen Sortierkriterien und erlaubt das Anlegen eigener Playlists. Songs können aus dem internen Speicher des iPads geladen werden und lassen sich aus Apps wie Dropbox oder der iCloud drahtlos importieren. Das Einsortieren von Songs in die Playlisten gelingt per Wischgeste und eine bildschirmfüllende Darstellung sorgt für einen guten Überblick.

Lädt man Songs in die Decks, werden diese analysiert und mit Beatgrids überzogen. Diesen Vorgang erledigt die App in den meisten Fällen zuverlässig, nur bei Songs mit komplexen Rhythmen muss ab und zu nachgearbeitet werden. Hierzu gibt es einen Track Editor, der ein großes Arsenal an Werkzeugen bietet und darüber hinaus auch das Setzen und Benennen von HotCue-Punkten und das Speichern von Loops erlaubt. Die Songs werden durch verschieden große Wellenformdarstellungen visualisiert, sodass man beim Mixen jederzeit den Überblick behält.

Die automatische Sync-Funktion arbeitet zuverlässig und funktioniert auch mit mehr als zwei Decks. Die Synchronisation erfolgt, anders als in vielen Apps nicht von Deck zu Deck, sondern zu einer zentralen Masterclock. Darüber hinaus lässt sich auch die Funktion Ableton Link aktivieren und ein Gleichklang mit Programmen wie Ableton Live, Traktor Pro, Serato Pro oder Maschine auf einem Computer herstellen. Diese Option erlaubt eine einfache Setup-Erweiterung oder das Auflegen als DJ-Team.

Soda Ableton Link.
Mit der Aktivierung von Ableton Link lassen sich Programme auf einem Computer oder anderen iPad synchronisieren.

Das Setzen und Triggern der HotCue-Punkte und die Aktivierung von Loops erfolgt dank der Quantisierungsfunktion treffsicher, sodass auch Anwender mit wenig Erfahrung kreativ Auflegen können. Die Bedienung der Effekte ist bei den enthaltenen Layouts auf die zweite Bildschirmseite ausgelagert. Die Bedienelemente sind übersichtlich angeordnet, lassen sich aber auch per MIDI-Controller steuern, wodurch ein Umschalten der Bildschirmdarstellung entfallen kann. Wie eingangs erwähnt, konnten die internen Effekte nicht gänzlich überzeugen und leider stürzte die von uns getestete Version 1.1.3 der App unter iOS 11.3.1 beim Laden verschiedener IAA-Effekte ab. Problemlos hingegen funktionierte die AU-Schnittstelle. Hier ließen sich Effekte laden und als Effektkette oder Einzeleffekte nutzen. Prima: Die Bedienung der externen Effekte findet in Soda statt, ein Wechseln zwischen den Apps entfällt also.

Wer mit mehr als zwei Decks auflegen möchte, sollte auch über den Einsatz eines Controllers nachdenken, da die virtuellen Bedienelemente mit zunehmender Deckanzahl immer kleiner werden.

DJ-Baukastensystem

Anwender, die mit den fertigen Layouts in Soda nicht zufrieden sind, können eigene Auflegeoberflächen kreieren. Zugegebenermaßen muss man hier etwas Zeit investieren, um alle gebotenen Möglichkeiten auszuloten. Erschwerend kommt hinzu, dass es kein Handbuch gibt und man sich selbst per YouTube-Videos mit den nötigen Informationen versorgen muss. Hat man allerdings die ersten Hürden genommen, so gelingt der Zusammenbau der Deck- und Effektbedienelemente spielerisch. Super: Die Bedienoberfläche lässt sich im laufenden Betrieb bearbeiten, sodass die Praxistauglichkeit der Eigenkreation direkt überprüfbar ist.

Die virtuellen Bedienelemente können in sogenannte Container gepackt werden und lassen sich hierdurch zu Gruppen zusammenfassen und nachträglich sehr einfach neu positionieren. Komplette Deckmodule mit Transporttastern, kreativen Funktionen, Wellenformdarstellungen, EQ- und Lautstärke-Fadern erlauben das schnelle Zusammenbauen eines DJ-GUI. Hier können bis zu acht Decks erzeugt und zum Auflegen genutzt werden.

Die verfügbaren Elemente werden per Drag&Drop auf dem Bildschirm platziert und lassen sich dank einer Snap-Funktion sehr einfach arrangieren. Drückt man länger auf ein Bedienelement, öffnet sich ein Menü mit zusätzlichen Anpassungsmöglichkeiten. So lassen sich verschiedene Farben und Rahmendesigns, aber auch die Anzahl der Zeilen und Spalten wählen. Die selbst generierten Bedienelemente können zudem auch gespeichert und einfach wiederverwendet werden. Bei der Erstellung der eigenen Oberflächen kann man gezielt Bedienelemente wählen oder weglassen, um den Platz auf dem Bildschirm optimal nutzen zu können. Wer beispielsweise mit einem Crossfader überblendet, kann auf Kanalfader verzichten und beim Einsatz der Sync-Funktion können Pitchfader eingespart werden.

Fazit

Christian Blomerts App Soda gefällt uns gut, da sie einerseits mit einer Auswahl an praxisgerecht gestalteten Oberflächendesigns ausgestattet ist und andererseits ein Baukastensystem für eigene Umsetzungen beinhaltet. Die fertigen Layouts erlauben das Auflegen mit bis zu vier Decks inklusive des Einsatzes kreativer Funktionen. Schwächen erlaubt sich die App bei den integrierten, klanglich nicht überzeugenden Effekten und bei der Unterstützung für IAA-Apps, da dieses die App zum Absturz bringt. Letzteres wird aber hoffentlich mit einem der nächsten Updates egalisiert. Punkten kann Soda wiederum durch die einfach durchführbaren MIDI-Programmierungen und die Unterstützung für Audiointerfaces, da man die App somit bequem kontrollieren und eine gut klingende Soundkarte anschließen kann.

Mit dem Baukastensystem erhält man viel Freiheit, um die Arbeitsoberfläche seinen Bedürfnissen anpassen zu können. Anwender, die mit vielen Decks arbeiten möchten, können hier bis zu acht Decks unterbringen und Funktionen nach Belieben ergänzen. Damit können wir Soda allen Anwendern empfehlen, die auf der Suche nach einer besonderen DJ-App sind und eine frei konfigurierbare Arbeitsumgebung schätzen.

Pro

Bis zu acht Decks nutzbar
Stabile Sync-Funktion
Fernsteuerbar per MIDI-Controller
Baukastensystem für Bedienoberfläche
Schnittstelle für externe Effekte

Kontra

Effektqualität mäßig
Kein Handbuch vorhanden
Teilweise Abstürze

Preis:

10,99 EUR

Weitere Informationen auf der Soda-Webseite.

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