1010music Bento im Test – Die kompakte Groovebox mit großem Potential

1010music Bento im Test – Die kompakte Groovebox mit großem Potential

Tests. 8. November 2025 | / 5,0

Geschrieben von:
Felix Fischer

Sampler und Workstations gibt es viele. Nur wenige schaffen den Spagat zwischen kompaktem Format, intuitiver Bedienung und modernen Performance-Features. Mit dem bento hat 1010music eine kleine Sampling-Zentrale auf den Markt gebracht, die sich sowohl für Studio-Skizzen als auch für Live-Performances eignet.

Der bento setzt auf ein 7-Zoll-Touchdisplay, 16 druckempfindliche Pads, 8 Endlos-Encoder und eine klare Struktur. Acht Tracks übernehmen unterschiedliche Rollen, von One-Shot-Samplern über Slicer bis hin zu Multisample- oder Granular-Spuren. Ein integrierter Akku macht das Gerät besonders mobil.

Doch wie praktisch ist die Workstation wirklich und wo stößt die aktuelle Firmware noch an Grenzen? Wir haben’s uns angeschaut. 

Quick Facts

  • 7-Zoll-Touchscreen mit 16 Pads und 8 Encodern
  • 8 Sample-Tracks (One-Shot, Loop, Slicer, Multisample, Granular)
  • Import eigener Samples via microSD (32 GB Karte liegt bei)
  • 3× Stereo-Eingang, 3× Stereo-Ausgang (3,5 mm Miniklinke)
  • Kopfhörerausgang (3,5 mm)
  • MIDI In & Out (TRS Typ A) sowie USB-MIDI
  • Interner Akku mit etwa 3 Stunden Laufzeit und USB-C-Ladeanschluss
  • Effekte: Filter, Reverb, Delay, Distortion, Chorus und Phaser
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1010music bento
1010music bento
Kundenbewertung:
(7)

Das Bento-Konzept

Der bento versteht sich als kompakte All-in-One-Workstation. Er kombiniert Sampler, Sequencer und Performance-Tool in einem Gerät. Anders als eine klassische Groovebox liegt der Fokus nicht auf kompletter Produktion von A bis Z, sondern auf direkter Bedienung und schnellem Zugriff auf Samples.

Das Konzept wirkt schlüssig. Der Touchscreen erlaubt visuelles Arbeiten, die Pads sorgen für performatives Spielen und die Encoder für präzises Feintuning. Das Gehäuse ist robust, transportabel und macht einen wertigen Eindruck. Besonders spannend ist der integrierte Akku, der auch eine Jam-Session im Park oder unterwegs im Zug ermöglicht, ganz ohne Steckdose.

1010music Bento

Bedienung der kleinen Groovebox

Die Bedienung zählt zu den größten Stärken. Das Touchdisplay reagiert präzise und die visuelle Darstellung macht das Editieren von Samples deutlich schneller als bei rein menübasierten Geräten. Start- und Endpunkte lassen sich intuitiv setzen, Loops können mit den Fingern verschoben werden und das Ganze erinnert an eine DAW, fühlt sich aber direkter an.

Der Sequencer arbeitet trackbasiert. Jeder der acht Tracks kann bis zu acht Sequences speichern, die sich live wechseln oder in Scenes kombinieren lassen. Neu seit Firmware 1.1 ist der Song-Mode, mit dem sich Sequences und Scenes zu längeren Arrangements verketten lassen. Dieser Modus ist noch nicht perfekt, zeigt aber, in welche Richtung sich die Entwicklung bewegt.

Wer mit Ableton Live vertraut ist, erkennt hier die Parallele: Die einzelnen Sequences funktionieren ähnlich wie Clips, die man in einer Szene startet. Standardmäßig startet der Scene-Start alle enthaltenen Sequences synchron, wie beim Abrufen einer kompletten Scene in Ableton. Über die Launch-Funktion können aber auch einzelne Sequences gezielt gestartet oder gestoppt werden, was dem selektiven Clip-Start in Live entspricht und zusätzliche Flexibilität im Live-Set erlaubt.

Kritisch ist zu erwähnen, dass Undo und Redo nur sehr begrenzt vorhanden sind. Manche Editierfunktionen wie feineres Microtiming wirken im Vergleich zu Elektron oder MPC noch eingeschränkt.

Bento-Konnektivität

Trotz des kleinen Formats bietet der bento eine ordentliche Ausstattung.

  • Drei Stereo-Eingänge und drei Stereo-Ausgänge im Miniklinkenformat. Adapter sind in der Praxis fast unvermeidbar, aber die Mehrfach-I/O ist für ein so mobiles Gerät großzügig.
  • Ein Kopfhörerausgang für Sessions unterwegs.
  • MIDI In und Out im TRS-A-Standard. Zwei MIDI auf TRS Adapter gibts mit dazu.
  • Ein microSD-Slot für Projekte, Samples und Backups. SD Karte wird mitgeliefert.
  • USB-C: Für Stromversorgung, Firmware-Updates und USB-MIDI; ein Multi-USB-C-Kabel liegt bei. 

Der fehlende USB-Audio-Support ist eine klare Schwäche, da sich so keine Mehrspur-Aufnahmen direkt in einer DAW anlegen lassen

Sound & Engine des Bento

Die Audioqualität überzeugt. Der Klang ist klar und detailreich, störendes Grundrauschen ist nicht hörbar. Mitgeliefert werden zahlreiche Presets, die ein breites Spektrum von Drumkits über Multisamples bis hin zu experimentellen Loops abdecken.

Die unterschiedlichen Track-Typen bieten viel Abwechslung:

  • One-Shot für klassische Drum-Sounds
  • Loop für längere Samples
  • Slicer für das rhythmische Zerschneiden von Loops
  • Multisample für melodische Instrumente
  • Granular für experimentelle Texturen, wobei nur ein Granular-Track pro Projekt möglich ist

Die Effekte sind solide und direkt einsetzbar. Neben Filter, Reverb und Delay gibt es Distortion und  Modulationseffekte wie Chorus und Phaser. Über die Mixer-Sektion lassen sich die einzelnen Tracks an Reverb und Delay schicken, perfekt für schnelle Transitions. Zusätzlich können Effekte direkt einzelnen Samples innerhalb eines Tracks oder Drum-Racks zugewiesen werden, sodass beispielsweise nur die Snare Reverb erhält, während Kick und Hihat trocken bleiben. Ein Master-Kompressor steht ebenfalls zur Verfügung und sorgt für einen zusammenhängenden, kontrollierten Mix. Alle Effekte lassen sich in Echtzeit in der FX-Sektion per Touchscreen oder Encoder aktivieren und modulieren, was spontane Klangmanipulationen während der Performance ermöglicht.

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Mehr Informationen

Eigene Samples?

Eigene Samples einzubinden ist unkompliziert. Man kopiert sie in die vorgegebene Ordnerstruktur auf der microSD-Karte, steckt diese zurück in das Gerät und kann sofort loslegen.

Die Verwaltung ist allerdings rudimentär. Weder Tagging noch Suchfunktionen sind vorhanden und bei größeren Libraries verliert man schnell den Überblick. Auch ein automatisches Time-Stretching gibt es nicht, Loops müssen manuell angepasst werden.

Positiv hervorzuheben ist das Resampling. Interne Spuren oder externe Quellen können direkt aufgenommen und weiterverarbeitet werden. So entstehen im Live-Workflow spannende Möglichkeiten, etwa wenn man eine Drumspur mit Effekten versieht, aufnimmt und als neues Pattern sofort weiterverwendet.

Fokus auf Performance und Mobilität

Eine der Stärken des Bentos liegt eindeutig im Live-Bereich. Mit den Touch-Pads und den klar strukturierten Tracks lassen sich Patterns und Scenes intuitiv starten und Tracks ganz einfach mit Reverb und Delay beschicken. Die Bedienung fühlt sich direkt und intuitiv an. 

Dank der kompakten Bauweise und der robusten Verarbeitung lässt sich das Gerät problemlos in kleinen Setups transportieren. Mit dem integrierten Akku ist der Bento auch mobil einsetzbar: Aufgeladen hält der Bento bis zu drei Stunden, sodass man ihn unterwegs flexibel für Track-Skizzen oder spontane Sessions nutzen kann, ohne auf eine Steckdose angewiesen zu sein. Über USB-C lässt sich der Akku schnell wieder aufladen, was den mobilen Einsatz noch komfortabler macht.

Der Bento im Studioeinsatz

Im Studio eignet sich der bento vor allem als Ideenmaschine. Für schnelle Jams und spontane Grooves ist er hervorragend, Samples rein, ein paar Patterns gebaut, Effekte dazu und fertig ist ein inspirierender Sketch.

Für komplette Produktionen ersetzt er allerdings keine MPC oder DAW. Der fehlende USB-Audio-Support, die eingeschränkten Editierfunktionen und die rudimentäre Sample-Verwaltung machen deutlich, dass der Fokus klar auf Live-Performance und Mobilität liegt.

Alternativen

Fazit

er 1010music bento ist ein mutiges Instrument. Er setzt nicht auf Funktionsüberfrachtung, sondern auf einen direkten Workflow, Touch-Bedienung und Mobilität.

Die Hardware ist stark, der Klang überzeugt, und Features wie Resampling, Slicing und Granular eröffnen kreative Möglichkeiten. Im Live-Einsatz fühlt er sich wie ein Instrument an und nicht wie ein bloßes Tool.

Die aktuelle Firmware zeigt allerdings noch klare Limitierungen. Es fehlen Funktionen wie Time-Stretching, eine bessere Sample-Verwaltung und ein stabilerer Song-Mode. Wer eine komplette Produktionsmaschine erwartet, wird im Moment enttäuscht.

Für Performer:innen und Performer sowie Jam-Artists ist der bento jedoch schon jetzt ein spannendes Werkzeug. Die Update-Politik von 1010music deutet darauf hin, dass sich das Gerät mit der Zeit noch deutlich weiterentwickeln wird.

 

617600

Gesamtwertung:
3,5 von 5,0
Qualität:  
4,0 von 5,0
Klang:  
4,0 von 5,0
Preis-Leistung:  
2,5 von 5,0

Pro

Kompaktes Format und robuste Verarbeitung
Intuitiver Touchscreen-Workflow
Resampling integriert
Szenen und Song-Mode für Performances
Integrierter Akku mit 3 Stunden Laufzeit

Kontra

Firmware noch unausgereift
Kein USB-Audio und keine direkte Rechner-Integration
Sample-Verwaltung rudimentär und ohne Time-Stretch
Audio-I/O ausschließlich als Miniklinke
Relativ hoher Preis 

Preis:

968.- €

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