9PM (Till I Come): Eine Track-Hommage an den Sommer

9PM (Till I Come): Eine Track-Hommage an den Sommer

Features. 16. August 2023 | 5,0 / 5,0

Geschrieben von:
Wencke Riede

Die ersten Vocals eröffnen den Track und ziehen ein dumpfes Dröhnen mit sich. Dann haucht eine Stimme die Wortfetzen "Till I Come" über die Basslinien und spätestens wenn das säuselnde Gitarrenriff beginnt, klingelt es. '9PM (Till I Come)' ist genau einer von diesen Generations-Soundtracks, die sich zu Dauerbrennern oder sogar Hymnen erhoben haben und bis heute zumindest für ein „Ja, das habe ich schon mal gehört“ sorgen. Dass der Track mittlerweile unzählige Samples und Remix-Versionen listet, ist nicht verwunderlich. Erst dieses Jahr wirbelte Peggy Gou den Hype um den einstigen Ibiza-Sommer-Hit wieder auf und zog ihn zurück aufs Radar von Trance-Veteranen und TikTok-Kids.

Die Wärme und Euphorie des von Andre Tanneberg, kurz ATB, am 26. Oktober 1998 produzierten Stücks nimmt einen popaffinen Sound der späten Neunziger vorweg, welcher auch noch weit nach der Jahrtausendwende unverkennbar bleiben wird. Andre Tanneberg ist damals 25 Jahre alt, als der in Sachsen geborene und später in Bochum ansässige DJ mit der Arbeit an seiner Debütsingle beginnt.

Zu dieser Zeit ahnt noch niemand, dass er damit direkt die Charts stürmen wird. '9PM (Till I Come)' ist zwar eingängig, aber kein von Zauberhänden produziertes Meisterwerk, das durch ein unauflösliches Sound-Design imponiert. Vielmehr sind es die Leichtigkeit der Melodien und der unverkennbare Refrain, die dem Track später seinen Hymnenstatus verleihen.

Die Gitarrenakkorde setzen sich aus einzelnen Tonfolgen zusammen, die ein rhythmisches Markenzeichen zusammenpuzzeln. Dazu kommen die von Yolanda Rivera gesungenen Lyrics, die über das säuselnde Riff kreisen und dabei lediglich aus zwei Text-Schnipseln bestehen: "Till I Come, Change It And Say: Till I Come".

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Dass sie diese Vocals nicht zum ersten Mal über Bass und Synthesizer haucht, scheint belanglos, denn das Original verweilt unterdessen im Schatten von '9PM (Till I Come)'. Das Sample beruht auf dem von Ricky Rich und Julio Posadas produzierten Track 'The Way You Make Me Feel', von dem sich ATB nicht nur einmal Inspiration einholte. Auch seine Folgesingle 'Don't Stop!' aus dem Jahr 1999 malt ähnliche Klangtexturen, wie Rich und Posadas es einst getan haben. Zwei Sample-Hits also, die auf ein und denselben House-Tune zurückzuführen sind.

Die Wiederverwendung von bereits existierenden Soundtexturen kümmern den Hype um '9PM (Till I Come)' nicht, denn dieser grätscht direkt nach Release in die Singlecharts. In Großbritannien erreicht der Track sogar die Spitze und verweilt insgesamt sechs Wochen in den Top 10. Auch in Australien, Dänemark, Italien, Griechenland und Norwegen schießt der Trance-Track über die Grenzen des clubaffinen Flügels hinaus.

Seine Eingängigkeit beweist '9PM (Till I Come)' durch eine starke Radiopräsenz, wodurch er nicht so schnell vom Radar seiner Hörerschaft verschwindet. Derweilen bespielt ATBs ikonische Hook das Ambiente von Strandbars und Nachtclubs und verteidigt damit vehement seinen Platz in den Singlecharts.

Zu dieser Zeit kommt de facto niemand um den ikonischen Radio-Hit mit Sommercharakter herum. Dass '9PM (Till I Come)' auch heute noch durch mancherlei DJ-Sets huscht und für Euphorie unter der Menge sorgt, ist nicht verwunderlich: Die eingängige Hook mit dem unverkennbaren Gitarrenriff erweckt von Nostalgie geflutete Flashbacks. Die Melodien erinnern an die Zeit rund um die Jahrtausendwende und fangen perfekt die Peak-Time vergangener Sommer ein.

Ein ähnliches Stimmungsbarometer setzte dieses Jahr die südkoreanische DJ Peggy Gou mit ihrem Track '(It Goes Like) Nanana', dessen Hook ebenfalls von gitarrenartigen Synthesizer-Sounds geprägt ist. Die TikTok-Generation verfällt dem Hype um ihre im Juni erschienene Single und verleiht infolgedessen auch ATBs '9PM (Till I Come)' ein Neuerwachen auf ihrer Lieblings-App. Während der Trance-Track aus den späten Neunzigern früher über unzählige Radiosender propagiert wurde, erlebt er heute die Hingabe seiner Hörerschaft in Hochformat und Videoform. Die Zeit fürs Neuerblühen ist perfekt – es ist schließlich Sommer und genau da passt ATBs 9PM-Track halt auch am besten hin.

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Veröffentlicht in Features und getaggt mit 9PM (Till I Come) , Andre Tanneberg , ATB , Peggy Gou

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