RELOOP SPIN 2 + Test

RELOOP SPIN 2 + Test

Archiv. 4. September 2009 | / 5,0

Geschrieben von:
Olaf Hornuf

Spin2+Reloop zündet Stufe 2 der DVS-Rakete die bei uns, auf Level 1 nicht ganz den Planeten namens Begeisterung erreichte. Wir hoffen auf Verbesserungen und testen.  

 

 

An der Tankstelle bin ich jedes Mal verunsichert. Neben Super Diesel gibt es auch Super Diesel Plus. Verwirrt mich immer wieder aufs neue, will ich doch eigentlich nur Diesel.

Bei SPIN klärt sich hingegen recht schnell wofür „2+“ steht. Zum einen handelt es sich um eine verbesserte Version der Software, zum anderen besitzt die zugehörige Soundkarte ein integriertes MIDI-Interface. Das wäre das Plus, was – der schlaue Leser hat bereits kombiniert – einen Hinweis auf die Existenz einer weiteren Produktvariante, nur mit Soundkarte, ohne MIDI-Interface, gibt - das wäre dann schlicht SPIN2.

Lieferumfang
Lieferumfang
Geliefert werden, neben dem eigentlichen DJ-Programm, je zwei Timecode-Vinyl bzw. –CDs, ein Netzteil, ein USB-Kabel, zwei Cinchkabel, eine Schnellstartanleitung mit Tastaturaufklebern, dazu jenes, schon angesprochene, Interface. Dieses ist reich an Funktionen, dabei aber auch recht klobig. Die Idee die Soundkarte mit Elementen yur MIDI/Steuerung zu kombinieren ist eine gute, zudem bisher im DVS-Bereich einmalig. Doch lässt sich auch gut noch steigern. Hätte man das, den zahlreichen Anschlüssen geschuldete, Kabelgewirr in einer Art Multicore zusammengefasst, könnte man die Controllerelemente auch vorm Mixer nutzen. So muss man das Interface dahin packen, wo die Kabel nicht stören bzw. dahin, wo die Kabel vom Turntable enden.

Das Interface
Interface Back
Wo wir schon bei Anschlüssen sind: An der Rückseite des Interface befindet sich die Buchse für den Netzanschluss, der USB-Anschluss zur Verbindung mit dem Rechner und zwei, als Cinchpaar ausgelegte Eingänge. Bei diesen kann man zwischen Phono und Line umschalten und den Gain regeln. Zudem gibt es noch zwei Erdungsschrauben für Plattenspieler. Eine kleine Stolperfalle versteckt sich hinter dem Button „Mic On“. Wie nahe liegt kann man damit das Mikro zuschalten. Nur wird damit der Input 1 abgeschaltet! Sofern man nur ein Ausgangssignal von der Software hat kein Problem, hier wird das Mikrofon einfach drübergelegt. Wenn man aber Timecode nutzt, herrscht bei aktivem Mikrofon auf Kanal 1 Funkstille. Nix Ruf Teddybär eins vier“.
Interface Front
Die Frontseite umfasst je zwei, ebenfalls stereopaarige, Ausgänge (Cinch), sowie zwei Thru. Hier wird das Eingangssignal weitergegeben. Der regelbare Mikrofoneingang mit Kombibuchse (XLR/Klinke) besitzt eine 48V Phantomspeisung und eine Thru-Buchse (Klinke). Dazu gibt es eine komplette Vorhörsektion mit Klinkenanschluss, Gain und Split. Die kleinen Drehregler sind allerdings recht schwergängig und definitiv nicht für meine Finger gemacht. Über den Schalter „Direct“ lässt sich anwählen, ob man die Ein- oder die Ausgänge vorhören will.
Interface Front
Auf der Oberfläche finden sich beim 2+ Interface insgesamt zwanzig Bedienelemente. Diese senden MIDI-Signale an die Software und steuern damit die Effekte oder Features wie Loops, Cue-Punke, die Sync-Funktion und mehr. Einige der 13 Buttons und die 6 Drehregler sind via Shift doppelt belegbar. Der Trax-Endoder dient der Navigation in der Playlist.

Die Software
Die Installation lief reibungslos. Verfügbar ist SPIN nur für PC (XP, Vista). Nach dem ersten Start der Software, was übrigens ausschließlich mit angeschlossenem Interface möglich ist, steht ein „Easy Setup“ für das bereit, was die Bezeichnung auch suggeriert. Normalerweise wird man hier durch die notwendigen Einstellungen geführt. Bei mir war das erfolglos, da ich das Mikro aktiv (siehe oben) und zudem den Gain der Eingänge auf Maximum hatte. Hier ist der bessere Weg über File/Optionen/Timecode zu gehen und den Pegel vor der Kalibrierung des Timecodesignals manuell anzupassen. Klappte dann auch sofort – Timecode lag an – Vinylmodus gewählt – und los ging es.
Software
Der erste Eindruck ist geteilt. Das Vinylfeeling ist nach meiner Meinung besser geworden, als bei den mir bisher bekannten Versionen von SPIN. Die Standardoberfläche der Software sagt mir leider ebenso wenig zu wie bisher. Da fehlt mir die Symmetrie. Die Optik erinnert an das Bedienteil eines klassischen Doppel-CD-Players. Auch die fünf verschiedenen Waveformanzeigen buhlen noch immer, im jeweils eigenen Fenster, um die Gunst des Auges. Verwirrend. Hier hätte man einiges hübscher machen können, aber so denn die Features überzeugen, rücken wir das Aussehen, inklusive einem in der oberen linken Ecke zu findendem Crossfader, auf Rang zwei. Ihr wisst schon: Die inneren Werte und so.

Was nicht passt, wird bekanntlich passend gemacht – in dem Fall weggeschalten. Blöd nur wenn noch immer (wie schon bei SPIN1 beklagt) anstelle des Elements eine graue Fläche auftaucht. Kein Platzgewinn. Geschenkt, den an Features steht fast alles zur Verfügung, was man von einem DVS erwartet. Mit „Auto Search“ lässt sich die Festplatte nach verwertbaren Files (MP3, Wav, Ogg, Wma, Aif) durchforsten. Diese werden in der Libary verwaltet, wobei auch eine Coveransicht zuschaltbar ist. iTunes Playlisten können importiert werden.
Deckansicht
SPIN bietet zwei Decks mit je sechs möglichen Cuepunkten, manueller und Autoloopfunktion (1/2,1,2,4,8,16 Beats). Dazu können pro Deck drei Effekte (Flanger, Filter, Delay) genutzt werden. Mastertempo (Tempo ändert sich, Tonhöhe bleibt gleich) und Key Mode für Harmonic Mixing (Tempo bleibt gleich, Tonhöhe ändert sich) vervollständigen die Features. Sind in beide Decks Songs geladen, gibt es optische Unterstützung in insgesamt fünf Fenstern, für mich wenigstens zwei zuviel. Pro Deck gibt es jeweils eine Gesamtansicht, sowie eine Detailansicht des aktuellen Ausschnitts, dazu ein gemeinsames „Beatmatch View“, welches das Mixen vereinfachen soll. Ganz leicht kann man es sich, sofern man denn will, mit der „Match-Funktion“ machen. SPIN synchronisiert dabei zwei Songs auf Knopfdruck. Ähnlich funktioniert die „Juggle-Funktion“, die den Song aus dem laufenden Deck synchron ins andere lädt … zum juggling eben.

Die Steuerung mit Timecodevinyl funktioniert problemlos und durchaus mit Vinzlfeeling. Was auffällt ist eine verzögerte Reaktion zwischen dem pitchen am Turntable und der Umsetzung in der Software. Der grafisch dargestellte Pitch bewegt sich, wie auch die BPM-Anzeige, sehr ruckartig. Das ist mir bei anderen Programmen noch nicht aufgefallen, da kenne ich eher eine 1:1 Umsetzung. Auch musste ich während einer kurzen Auflege-Session mehrfach neu kalibrieren. Trotz 98% Timecodequalität und aktivem Vinyl-Modus ließ sich der geladene Track nicht sofort mit Vinyl steuern. Erst "calibrate" brachte die Sache in Schwung.

Gute Dienste leistet der MIDI-Controller, wobei die LEDs nicht immer das rückmelden, was sie sollten (z.B. keine Input Anzeige) und man etliche Funktionen noch zusätzlich in der Software bedienen muss (z.B. Effekt on/off). Neben diesen Unzulänglichkeiten, die sich mit etwas Feintuning vielleicht beseitigen lassen, stören mich, im Vergleich zu den Platzhirschen Serato Scratch Live und Traktor Scratch, an der Software mehr optische, als funktionale Dinge, was auch daran liegen mag, dass ich schon lange mit den beiden anderen genannten Programmen arbeite. Die zur Verfügung stehenden Skins bringen zwar kleine Verbesserungen, stellen mich aber nicht wirklich zufrieden.

In Anbetracht des aufgerufenen Preises erhält man ordentlichen Gegenwert. Das Interface ist (zu) vollgepackt mit Funktionen, die Software verfügt über fast alle zeitgemäßen Features. Fair wäre hier ein Vergleich mit Traktor Scratch Duo, denn auch da sind, im Gegensatz zum weit teueren Pro, MIDI-Clock, Broadcasting oder zig Effekte nicht gegeben. Reloop bemüht sich Ideen gut umzusetzen (beim Digital Jockey 2 gut gelungen), allerdings können hier Firmen, die direkt von der Softwareentwicklung kommen, noch mehr Trümpfe ausspielen. Bekanntlich setzt Reloop bei SPIN auf die Hilfe von Mixvibes, deren Programme – definitiv keine schlechten – haben aber auch nie die Verbreitung von Traktor oder die Klasse von SSL erreicht. Die Gründe sind vielfältig und nicht unbedingt qualitativer Natur. Es spricht auch nichts gegen SPIN, zu einem Umstieg reicht die Überzeugungskraft bei mir aber nicht. Und das Reloop DVS durch die Augen des Neulings zu sehen gelingt mir nicht mehr. Meine Empfehlung an Einsteiger wäre: schaut Euch SPIN an, schaut Euch Traktor an, testet beide wenn möglich. Schaut auf die Features, die Optik und auch die Verbreitung oder den Support. Bildet Euch ein eigenes Urteil und achtet nicht auf Marketing Floskeln. Nach denen gibt es nämlich mehr Sieger als Medaillenplätze.

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