Freestyle-Mixing: Neun einfache Mixtechniken fürs Genrehopping
© Unsplash/Marcela Laskoski

Freestyle-Mixing: Neun einfache Mixtechniken fürs Genrehopping

Workshops. 20. August 2020 | 5,0 / 5,0

Geschrieben von:
Redaktion

In diesem Workshop zeigen wir, wie ihr eure Sets durch Freestyle-Mixing und Genrehopping interessanter gestalten könnt und welche Techniken genutzt werden können, um musikalische Grenzen zu überwinden.

Viele DJs konzentrieren sich bei der Songauswahl für ihre DJ-Sets auf ein bestimmtes musikalisches Genre, da sie dieses persönlich bevorzugen oder glauben, ihr Publikum erwartet das von ihnen. Immer öfter trifft man aber auf DJs, die dieses stringente Vorgehen aufgeben und mit einem bunten Mix aus verschiedenen musikalischen Töpfen den Abend deutlch spannender gestalten können. Warum nicht nicht einmal Techno- und Punk-Songs miteinander vermischen oder Hip-Hop und Reggea zusammenbringen? Damit dieses Vorgehen gelingt, sind einige Vorarbeiten notwendig.

Songsammlung vorbereiten

Der Vorteil einer digitalen Songsammlung ist, dass ihr eure Tracks sehr einfach und auf vielfältige Weise organisieren könnt. Wichtig für das Freestyle-Mixing ist, dass ihr hier sehr sorgfältig vorgeht, damit in der späteren Mixpraxis alles rund läuft. Mit welcher Software ihr diese Organisation vornehmt ist euch selbst überlassen. Ihr könnt dazu wahlweise eure DJ-Software verwenden oder universell nutzbare Programme wie z.B. iTunes.

iTunes kann zur Songorganisation genutzt werden
iTunes kann zur Songorganisation genutzt werden

Songs taggen

Die Songinformationen lassen sich am einfachsten in den ID3-Tags speichern. Hier solltet ihr zunächst das Genre wählen und auf zu kleine Unterteilungen verzichten, da dies die Auswahl beim Freestyle-Mixing erschwert. Wählt die Genres so, dass ihr viele Songs darin unterbringen könnt. Im zweiten Schritt, ist es wichtig, die Tempi der Songs zu bestimmen. Diesen Vorgang erledigt eure DJ-Software in der Regel von alleine. Korrekturen sind aber manchmal trotzdem nötig. Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Sortierung ist die Tonart. Diese wird von den meisten DJ-Programmen ebenfalls eigenständig erkannt und in ein System überführt, das die Kombination der „passenden“ Songs vereinfacht, da es auf Zahlen und Buchstaben basiert. In Traktor lässt sich dazu beispielsweise die musikalischen Notation auf Open Key umstellen.

Open Key in Traktor
Open Key in Traktor

Alternativ könnt ihr aber auch eine spezialisierte Software wie Mixed In Key oder KeyFinder nutzen und deren in den ID3-Tags gespeicherten Ergebnisse in eine beliebige DJ-Software importieren. Das häufig verwendete Camelot System erlaubt euch ein treffsicheres Agieren ohne musiktheoretisches Wissen. Im nachfolgenden Arbeitsgang seid ihr selbst gefordert und solltet den Energiegehalt der Songs bestimmen – also langsamere und ruhigere Songs für den Anfang eines Sets von Peaktime-Tracks abgrenzen. Um das festzuhalten, könnt ihr das Sterne-Bewertungssystem eurer Software nutzen. Hierdurch ist es sehr schnell möglich die passenden Songs aufzufinden.

Sterne-Rating in Traktor
Sterne-Rating in Traktor

Wenn ihr bereits Erfahrungen mit dem Freestyle-Mixing gemacht habt, solltet ihr euch gute Songkombination merken und einen entsprechenden Vermerk in das Kommentarfeld schreiben – Song X passt gut zu Song Y. Abschließend könnt ihr eure Songs noch weiter nach ihren Inhalten klassifizieren – nach Instrumentalstücken, Songs mit Vocals etc.

Playlisten anlegen

Obwohl ihr als digitale DJs problemlos euren gesamten Songbestand immer mitführen könnt, ist es sinnvoll, ein Freestyle-Set speziell vorzubereiten und eine spezifische Playliste zu erstellen. Blättert hierzu durch euren Songbestand und packt euch eine virtuelle Crate zusammen, wie es „früher“ mit Vinyls üblich war. Sucht euch Songs mit einem entsprechenden Energiegehalt, Songs, die sich mit anderen gut kombinieren lassen und ein paar Hits heraus.

Playlisten in Traktor
Playlisten in Traktor

Vorschlagssysteme nutzen

Um das Erstellen von Songkombinationen zu vereinfachen, könnt ihr auf Vorschlagssysteme zurückgreifen, die in Online-Shops wie Beatport, Junodownload, Traxsource etc. oft angeboten werden.

Freestyle Mixing Tipps: Vorschlagssystem in Beatport.
Vorschlagssystem in Beatport

Ihr findet hier Hinweise wie „Kunden, die dieses Produkt gekauft haben, haben sich folgendes angesehen“. Des Weiteren kann es auch hilfreich sein z.B. Genius in iTunes zu nutzen oder die Vorschläge in djay oder der App Traktor DJ.

Mixtechniken

Nachfolgend möchte ich euch ein paar ausgewählte Mixtechniken vorstellen, mit denen ihr genreübergreifend Songs miteinander kombinieren könnt. Diese Übersicht ist natürlich nicht abschließend und dient nur als Anregung:

1..., 2..., 3..., 4...

So banal es auch klingen mag, wichtig ist, dass ihr beim Mixen von Songs immer die Beats, Takte und musikalischen Phrasen im Auge behaltet, damit sich ein schlüssiger Höreindruck für euer Publikum ergibt. Ein Takt besteht bei dem gängigen 4/4 Taktmuster aus 4 Schlägen (Beats). Die Takte dienen als Baustein der musikalischen Phrasen. Im Bereich der Dance-Musik findet man oft 4-Takt-, 8-Takt- oder auch 16-Takt- Phrasen vor. Das Einstarten eines neuen Songs sollte immer auf dem Taktstart einer Phrase beginnen, dem so genannten Downbeat.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Ohne Percussions

Wenn ihr Songs miteinander mixen wollt, deren Geschwindigkeiten weit auseinander liegen, dann könnt ihr folgende Methode anwenden und auf ein klassisches Beatmatching verzichten. Sucht euch zum Abschluss eines Genres einen Track, an dessen Ende keine Beats mehr zu hören sind und verfolgt seine musikalische Phrase. Startet dann den zweiten Track auf einem Downbeat, an dem die Beats des laufenden Tracks enden.

Freestyle Mixing Tipps.
Mixen ohne Percussions

Songs mit Tempowechsel

Für diesen Vorgang benötigt ihr Songs, deren Tempo sich verändert. Idealerweise sollte sich das Tempo so ändern, das es mit der Geschwindigkeit des zu mixenden Tracks übereinstimmt. Die meisten Softwareprogramme haben Schwierigkeiten mit diesen Songs umzugehen, da sie oft kein variables Beatgrid besitzen, die den Tempowechsel berücksichtigen. Aus diesem Grund ist hier beim Mixen Handarbeit gefragt. Hilfreich ist es diese Songs mit einem ID3-Tag-Kommentar zu versehen in dem die Endgeschwindigkeit oder auch der ganze Verlauf vermerkt sind.

Beatmaching

Wenn ihr doch auf das klassische Angleichen von Songgeschwindigkeiten zurückgreifen wollt, dann bietet es sich an, die Tempi beider Songs zu verändern und sich in der „Mitte“ zu treffen. Bei einem Track mit 130 BPM und einem anderen Track mit 110 BPM, würden beide bei einer Geschwindigkeit von 120 BPM gemixt. Die Tempoanpassung bei dem laufenden Song sollte recht zügig erfolgen und wenn möglich in einem Part, in dem wenige tonale Elemente zu hören sind. Am unauffälligsten lässt sich dieser Vorgang bei aktivierter Tonartkorrektur (Key) durchführen. Wenn ihr den Mixvorgang abgeschlossen habt, solltet ihr die Geschwindigkeit des zweiten Tracks schnellst möglich wieder auf sein originales Tempo erhöhen.

Beatmatching
Beatmatching

Turntabeltricks

Für die nachfolgend beschriebenen Freestyle Mixing Tricks solltet ihr euch mit eurem Controller oder CD-Player (wenn ihr mit Timecode-Medien spielt) vertraut machen. Ein Übergang zwischen zwei Songs lässt sich durch einen Backspin (Plattenteller zurückdrehen) einleiten. Wichtig ist hierbei, dass ihr für euren Controller (oder CD-Player) den Vinyl- oder Scratch-Modus aktiviert und den zu mixenden Track auf dem Downbeat des zurückgeworfenen Tracks startet. Manche DJ-Programme bieten diese Funktion als Effekte an. Alternativ zum Backspin könnt ihr eine Ausschaltsimulation nutzen. Manche CD-Player und Controller haben hierzu einen speziellen Drehregler mit dem ihr die Geschwindigkeit dieses Vorgangs einstellen könnt. Gegen Ende des Stoppvorgangs startet ihr den neuen Track dann wieder auf dem Downbeat.

Controller-Einstellungen
Controller-Einstellungen

Delay-Wolke

Nahezu jede DJ-Software ist mit einem Delay-Effekt ausgestattet. Ihr könnt diesen nutzen, um einen Track in einer Delay-Wolke ertrinken zu lassen und in dieser den neuen Track starten. In Traktor wählt ihr dazu den Post-Fader-Modus für einen Effektbus aus und aktiviert das Effektrouting im Mixerbereich für das entsprechende Deck. Durch das langsame nach rechts Drehen des Dry/Wet- und Feedback-Reglers schaukelt sich das Delay langsam hoch. Wenn ihr danach den Kanalfader runterzieht, ist nur noch die ausklingende Effektwolke zu hören. Manche Delays biete zudem eine Temposteuerung mit der ihr die Geschwindigkeit des Delay-Effekts an den zu mixenden Track anpassen könnt.

Freestyle Mixing Tipps: Delay-Konfigurieren.
Delay-Konfigurieren

Zwei Versionen mixen

Viele Songs werden in unterschiedlichen Remixen angeboten. Diese Tatsache könnt ihr euch zunutze machen und zwei davon miteinander kombinieren. Oft lassen sich beide Mixe recht einfach beatmatchen und ihr könnt daraus eine „neue“ Version kreieren. Gut funktioniert dieser Mixtrick auch, wenn ihr ein A capella eines Songs habt. Unter dieses lässt sich recht einfach ein Beat legen.

Zwei Mixe kombinieren
Zwei Mixe kombinieren

Doppeltes Tempo

Bei dieser Mixtechnik müsst ich einen Song auswählen, dessen Tempo die Hälfte oder das Doppelte des zuvor laufenden Songs beträgt. Wenn ihr also einen Drum-’n’-Bass-Track mit 174 BPM spielt, könnt ihr diesen mit einem R&B-Titel kombinieren, der 87 BPM schnell ist. Da bei diesem Tempounterschied, die Beats gestreckt aufeinanderliegen, könnt ihr beide Songs recht einfach miteinander mixen. Um die Songs per Sync-Funktion mixen zu können, gibt es einen Trick. Hierzu müsst ihr den Tempowert des langsameren Songs einfach verdoppeln. Viele Programme bieten dazu bei der Bearbeitung des Beatgrids eine entsprechende Taste an. Diese Modifikation sollte natürlich nur temporär vorgenommen werden.

Freestyle Mixing Tipps: Tempo bearbeiten
Tempo bearbeiten

Ruhe als Übergang

Den abschließenden Freestyle Mixing Trick solltet ihr zugegebenermaßen sehr sparsam, bzw. höchstens einmal am Abend anwenden. Um diese Art des Übergangs auszuführen empfiehlt sich die Wahl eines Songs mit einem markanten Ende. Diesen Song spielt ihr bis zum bitteren Ende und lasst die Musik dann komplett verstummen. Dieser Vorgang beschert euch die maximale Aufmerksamkeit eures Publikums. Startet danach einen Track, der ein interessantes Intro bietet.

Veröffentlicht in Workshops und getaggt mit dj freestyle mix , Freestyle mixing , Genre , mashup , mixtechniken

Deine
Meinung:
Freestyle-Mixing: Neun einfache Mixtechniken fürs Genrehopping

Wie findest Du den Artikel?

ø: