Sagdoromawasdazu* - CUTHEAD

Sagdoromawasdazu* - CUTHEAD

Archiv. 27. Oktober 2009 | / 5,0

Geschrieben von:
Olaf Hornuf

Es ist an der Zeit für eine neue Rubrik: das Interview. Von nun an unregelmäßig, geführt mit Leuten, die was praxisbezogenes zu den Themen zu sagen haben, welche hier sonst theoretisch abgehandelt werden.
Es geht also um Controller, Software, Hardware, Analog, Digital, DJ, Liveact, Laptop und natürlich Musik. Weil es so schön passt, macht den Anfang CUTHEAD. Der 25jährige Dresdner DJ und Producer gewann vor wenigen Tagen die erste Dresdner Laptop Battle und hat zudem mit „Murdoc“ ein mir außerordentliches gefallendes Album am Start. Zwei gute Gründe für neun fixe Fragen, here we go:

Wenn man Musik als eine Art Karte sieht: Woher kommst Du, wo bist Du aktuell und wohin geht die Reise. Einfacher: Sag mal was zu Deiner musikalischen Entwicklung.
Eigentlich komme ich vom Hip Hop und zwar als DJ. Unsere Partycrew Kunststoffbreaks startete auch eher aus der Richtung, inklusive Rappern. Dann wechselte das etwas zu Breaks, genauer Danny Breaks – es kam also Drum`n Bass hinzu. Über die Zeit erweiterte sich der Sound um Electronic, und auch Experimenteles und es entwickelte sich ein Stil den ich mal Beats mit technoiden Sounds, ohne Rap nennen würde. Einflüsse sind bzw. waren Leute wie Flying Lotus oder Luke Vibert. Ja, und was die Zukunft bringt weiß ich nicht. Es gibt kein Ziel. Ich lass mich da treiben und werde schon sehen wohin die Reise geht.

Um einen beliebten Diskussionspunkt aufzugreifen: Siehst Du Dich als DJ, Liveact, Producer oder zwischen allen Stühlen? Was unterscheidet das eine vom anderen?
Na dann bin ich ein DJ, der auch produziert und der manchmal als Liveact unterwegs ist. Hauptsächlich also DJ. Der Unterschied liegt darin, dass ein Liveact eher wie eine Band funktioniert. Also mit einem Programm im mehr oder minder starren Rahmen und mit einer daraus resultierenden Erwartungshaltung des Publikums. Ein DJ ist da um einiges flexibler. Der kann also das Programm umwerfen und direkt vom Kopf auf die Füße zielen. Die musikalische Bandbreite bzw. die Möglichkeiten, auf jede Menge (Fremd)material zurückgreifen zu können, sind ja für den DJ um einiges größer. Das führt – gerade im MP3 Zeitalter, wo man mal fix einen großen Downloadcart zusammenkaufen kann – manchmal jedoch auch dazu, dass das Publikum jede Laune mitmachen muss. Musikalische Schwerpunkte verschieben sich so viel schneller. Das ist zumindest ein Eindruck, der mir auffiel.

cuthead-2-dresden-banq.dj
Welche Hard- und / oder Software nutzt Du zum arbeiten. Wie sieht der Cuthead Producingplatz aus, wie ein Setup nachts im Club?
Also, ich nutze eine Akai MPC1000, Roland SP303, einen MPD24 Controller, Ableton Live, als Software und diverse „Oldschool Hardware“ wie einen Roland Juno Synth, ein Dynacord Super 76 Echo oder einen Sequential Circuits Six Trak. Abgehört wird über alte DDR Boxen: RFT BR26, die sind mir durch die Elbflut 2002 ins Haus geschwemmt wurden, weil sie der Vorbesitzer nicht mehr wollte.
Als Liveact setze ich entweder auf die MPC allein oder auf Ableton in Kombination mit dem MPD-Controller.

Bist Du Autodidakt oder musikalisch vorgebildet?
Ich hatte etwas Gitarrenunterricht , wenige Jahre, wenig erfolgreich. Bin also eher so ein Lagerfeuergitarrist. Reicht für elementare Grundlagen, der Rest kommt oder kam autodidaktisch in der Praxis.

Dein Album „Murdoc“ hält nach meiner Meinung perfekt die Balance Kopf und Tanzbein. Wo liegen Deine Einflüsse, wie wichtig sind Dir Trends bzw. aktuelle Sounds.
Neuen Sounds steh ich offen gegenüber, schon da ich relativ schnell wieder davon gelangweilt bin. Da muss also immer mal was Neues her. Die Einflüsse reichen dann von den schon genannten, über Wonky, Dub und Dubstep bis House.

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Du arbeitest ja viel mit Samples. Wie entsteht ein Cuthead Tune? Gibt es erst ein Sample, dann den Rest oder wird erst aus einer Idee ein Grundgerüst, welches wiederum mit Samples gefüllt wird?
Mal so mal so, aber mehrheitlich ist ein Sample die Grundlage, auf welches ein Beat kommt. Da hört man was und schon ist die Idee da.

Nach dem Gewinn der Laptop-Battle Dresden musst Du zwar bestimmt nicht mehr viel tun^^, aber trotzdem die Frage: was steht demnächst ins Haus?
Theoretisch wären zehn Tracks für ein Album fertig. Aber ich brauch da immer noch eine ganze Zeit, bis ich damit wirklich zufrieden bin und die an die Öffentlichkeit bringe. Heißt also im Moment noch abwarten.

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Die Jury der Battle sah Dich (soweit mir ein Jurymitglied zutrug) auch aus „Performancegründen“ vorn. Was sollte ein „Laptop Artist“ beachten, um nicht für jemand beim Mailabrufen gehalten zu werden?
Ha, schöner Vergleich. Ist eine Typfrage. Ein richtiger Laptopnerd würde am liebsten in den Rechner kriechen, direkt mit den Fingern aufm Pad oder der Tastatur. Da darf nicht mal ein Controller dazwischen sein. Ich tendiere eher zu einer aktiven Präsentation, gern auch z.B. mit live eingespielten Drums oder so was.

Vor zehn Jahren dachte noch niemand an ein Laptopbattle. Wie könnte so was in zehn Jahren aussehen?
Nun, wer hätte noch vor zehn Jahren an Controller gedacht. Das wird vorangehen. Noch mehr Softwaremöglichkeiten und noch bessere Nutzung dieser, mit Controllern.
Cuthead bei Myspace


Album "Murdoc" FREE DOWNLOAD

* Sagdoromawasdazu = sächsisch für "Sag doch auch mal was dazu". Aufforderung sich zu einem Thema, einer Situation oder einer Frage zu äußern. Meist mit einem nölenden Unterton vorgetragen und häufig noch mit einem vorangeschickten "Nu" verbunden.

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