Schallplatten in High-End-Qualität

Schallplatten in High-End-Qualität

Features. 16. März 2016 | 5,0 / 5,0

Geschrieben von:
Olaf Hornuf

Man hört es oft und überall: Der Verkauf von Schallplatten boomt. Ob die tatsächlich besser klingen als eine CD oder ein MP3 ist umstritten. Nicht mehr lange, denn aus Österreich kommt ein Patent für HD-Vinyl.

Throwback

Vor dreißig Jahren feierte die Musikindustrie goldene Zeiten. Raubkopien gab es schlimmstenfalls auf Kassette, von Internet, Streaming und Kostenloskultur war nicht zu träumen und ein neues Medium sorgte dafür, dass man den Backkatalog nochmal verkaufen konnte - auf CD. Und mit weit, weit besserem Klang freilich, Revolution. Inzwischen ist die CD Geschichte und das alte Medium, die Schallplatte, schwingt sich zu ungeahnten Höhenflügen auf. Durch die Tränen der Freude im Auge, wird kaum wahrgenommen, dass die einstige Concord nur noch als Papierflieger über die Wiese trudelt. In Zahlen: 1985 wurden in der BRD 74 Millionen Platten verkauft, 2015 waren es 1,7 Millionen. Am Tiefpunkt - 2010 - waren es 0,6 Millionen. Vinyl ist so halb zurück. Mit ihm auch die Marketingstrategen der Plattenfirmen, die sich freuen den Kataloginhalt erneut verkaufen zu können.

Schallplatten 1877 - heute

Der Phonograph von Edison

Es gibt Folgeerscheinungen. Der Vinyl-Hype macht die Schallplatte kaputt, Presswerke sind ausgelastet. Genauer sind die Kapazitäten gering, da die Schallplatte schon für tot erklärt war und die Pressmaschinen nur noch von Enthusiasten oder in tschechischer Provinz betrieben wurden. Ähnliches trifft auf Abspielgeräte zu, wobei es hier immer eine starke, audiophile Fraktion gab. Dazu gibt es eine Diskussion, nämlich die über die Klangdimmensionen einer Schallplatte.

Edisons Phonograph nahm die Idee der Tonaufzeichnung und Wiedergabe vorweg, die später zum Plattenspieler und zum Vinyl führte, Das war 1877. Zehn Jahre später machte Emil Berliner aus der Walze eine Platte und das Grammophon war geboren. Zu dessen Hochzeit, in den 1920er Jahren, wurde der mechanische Kurbelantrieb durch einen Motor abgelöst. Nach den Schellack-Platten entwicklete Peter Carl Goldmark für Columbia-Records die Vinyl-Schallplatte, welche 1948 eingeführt wurde. Die letzte bahnbrechende Innovation erlebte das Medium vor mehr als fünfzig Jahren: Mikrorillen in Stereo.

Vintage Turntable im Auto
Plattenspieler im Auto: Übrigens der Grund für 16 Umdrehungen

Vinyl ist ein altes Tonspeicherverfahren, seine Wiedergabe hat sich ebenfalls kaum geändert. Da früher vermeintlich alles besser war, trägt auch der Vintage-Faktor erheblich zur wieder ansteigenden Beliebtheit der Schallplatte bei. HiFi-Freunde sind ohnehin überzeugt, dass Vinyl besser klingt. Bei der Gelegenheit sei auf physikalische und messbare Unzulänglichkeiten verwiesen, aber auch auf den Zusammenhang zwischen theoretischen Werten und tatsächlich Hörbarem. Dieser lesenswerte Artikel, der mit den Worten "Musik die gefällt, bereitet auch mit tonqualitativen Unzulänglichkeiten wesentlich mehr Hörgenuss als der umgekehrte Fall!" schließt, widmet sich dem ausführlich.

HD-Vinyl

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Mehr Informationen

 

Es gab mit CX-Codierung oder optischer Abtastung (Laserplattenspieler) bereits Bestrebungen Vinylschallplatten zu optimieren. Nun stellt mit Rebeat ausgerechnet ein Digitalvertrieb ein Patent vor, welches Spieldauer und Frequenzumfang des analogen Mediums Schallplatte verbessern soll. Gemeinsam mit dem Forschungszentrum Joanneum Research wurde ein Verfahren entwickelt, bei dem Audio-Daten über ein CAD-Programm aufbereitet und anschließend mit Laser auf eine Pressmatritze geschrieben werden. Kurz: Digital meets Analog. Zeitintensive mechanische Arbeitsschritte fallen weg, laut der Innovatoren können 30% mehr Informationen in der Rille untergebracht werden. Dazu wird auch ein größerer Frequenzbereich bei entsprechender Dynamik abgedeckt. Für die Matritze kann auch härteres Material verwendet werden, in Folge gibt es weniger Verschleiß beim Pressen. Also mehr Output, unterm Strich niedrigere Stückkosten.

Selbst ein ökologischer Vorteil wird ausgemacht. Während bei herkömmlicher Galvanisierung mit Chemikalien gearbeitet wird, ist das bei der Herstellung der neuen Schallplatten nicht mehr notwendig. Großer Pluspunkt: HD-Vinyl soll sich mit jedem normalen Plattenspieler abspielen lassen. Rebeat-Gründer Leuble prognostiziert schon mal 50-70% Marktanteil und sucht nach Investoren.

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