Test - CORTEX HDC 1000

Test - CORTEX HDC 1000

Archiv. 4. Februar 2009 | / 5,0

Geschrieben von:
Olaf Hornuf

Cortex HDC 1000 Wir werfen einen Blick auf den kompakten „Digital Music Controller“ von CORTEX.  

 

 

 

Erster Eindruck
Die erste Überraschung wartet beim Auspacken des HDC-1000. Das Gerät ist recht stylisch verpackt und bringt im Lieferumfang jede Menge Zubehör mit. Angefangen vom Netzteil und den nötigen Cinch-Anschlußkabeln, über ein gedrucktes, mehrsprachiges Manual bis zu einem Kit, mit dem man das eigentliche 19“ Gerät zu einem Tischgerät aufrüsten kann. Kurz & knapp: überzeugender Einstieg.

Auch der Controller vermittelt bei erster Betrachtung einen positiven Eindruck. Solides Metalgehäuse in 19“-Rackbreite, auf 2 Höheneinheiten. Die Gehäusetiefe fällt mit gerade etwas über 40mm verblüffend gering aus. Ins Auge springt auch die überschaubare Anzahl der Bedienelemente. Hier hat man sich auf das notwendigste beschränkt, was in Zeiten von überforderndem Funktionsoverkill nicht von Nachteil sein muss.

Konzept
[youtube fM3wDh3ev9o]
Bevor wir ins Detail gehen und schauen, ob sich der gute erste Eindruck auch in der Praxis fortsetzt, steht die Klärung der Frage „Was macht der HDC?“ an. Mit der Bezeichnung „Music Controller“ führt CORTEX, nach meiner Meinung, ein wenig in die Irre, da man mit dem Begriff Controller eher eine Softwaresteuerung assoziiert. „Media Player“ wäre eine treffendere Umschreibung, denn der HDC-1000 spielt Audiofiles, also Musik, von verschiedenartigen Medien ab. Das können Dateien auf USB-Sticks, auf iPods*** oder auf externen Festplatten- bzw. CD/DVD Laufwerken** sein. Wiedergegeben werden MP3 (vbr/cbr), WAV und CD-Audio. Im Prinzip kann man sich – mal ganz simpel erklärt - den HDC als einen Doppel-CD-Player vorstellen, der es ermöglicht MP3 zu spielen, ohne dabei auf einen Computer zurückgreifen zu müssen. Der Vorteil liegt auf der Hand: klein und platzsparend läßt sich mit nur einem Datenträger (Stick, HDD) ein ganzer Abend bestreiten. 

Praxis
Anschluss
Die Verkablung ist schnell vollzogen. Die Spannungsversorgung erfolgt über das beiliegende Netzteil, zwei unsymmetrische Stereo-Cinchausgänge führen das Audiosignal der Decks, wie bei einem Dual-CD-Player, an einen Mixer und werden da zusammengemischt. Für die Medien, von denen die Musik kommen soll, steht an der Vorder- und der Rückseite jeweils ein USB-Anschluss zur Verfügung. Bei Bedarf könnte man mit einem aktiven(!) USB-Hub die Zahl der Anschlüsse auf 4 erweitern.

Nach dem Einschalten bootet der HDC-1000 einige Sekunden und zeigt die angeschlossenen Speichermedien in einem Auswahldialog an. Bei der ersten Nutzung des ausgewählten Mediums, nehmen wir an ein USB-Stick, erhält man die Option eine Database zu erstellen*. Das sollte man auch tun, da sich so auf dem Datenträger befindliche Songs schneller finden lassen. Der Vorgang ist nur einmal nötig und beansprucht, abhängig von der Größe des Datenträgers, einiges an Zeit (laut Hersteller max. 2 Minuten). Für große Medien, z.B. eine Festplatte, bietet Cortex das kostenlose Tool „Database Creation“ an. Mit diesem kann man die notwendige Vorarbeit schnell und komfortabel auf den heimischen Computer auslagern. So die Database einmal auf dem entsprechenden Medium erstellt ist, überprüft der HDC-1000 das ausgewählte Medium nur noch auf Veränderungen, z.B. neue oder gelöschte MP3s. Nebenbei, da wir schon beim Thema Vorarbeit sind: Bei DJ-Software oder Mediaplayern zur MP3 Wiedergabe ist die stärkste Waffe ein ordentlich gepflegter ID3-Tag. Es gilt das Moto: Man kann nur sehen was da ist. Die optische Gewichtung bei LP- oder CD Covern verschiebt sich Richtung Datenbankpflege. Ein, in diesem Zusammenhang, immer wieder gern empfohlenes Programm ist die Freeware MP3-Tag (1). Das weit verbreitet iTunes wäre ebenfalls eine Option, der HDC-1000 vermag es auch in iTunes erstellte Playlisten zu laden.

Gehen wir also davon aus, dass der HDC nun verkabelt und die Datenbank des Speichermediums eingelesen wurde. Wie lässt es sich mit dem Gerät gearbeitet? Die Antwort ist doppeldeutig: einfach. Einerseits sind alle Funktionen sofort zu begreifen und einzusetzen, anderseits decken diese Funktionen nur das nötigste ab. Mit Suche, Titelinfos, Playlisten, Cue, Autoplay und Loop sind allerdings alle Essentials vorhanden und in der simplen Bedienung dürfte eine der Stärken des HDC liegen.

Bedienelemente
Ansicht
Dominiert wird jedes der beiden Decks von einem Jogwheel. Verwendbar ist dieses multipel, für die Navigation in den Menüs, zum schnellen Ansteuern einer Stelle im geladenen Song oder zur Steuerung des Pitchbend. Scratchen ist nur begrenzt möglich, ein DMC-Champion dürfte aber auch eher zu Platte und Battlemixer greifen. Das Jogwheel läuft angenehm leicht, allerdings erfordert besonders das Suchen im Song etwas Übung. Für die Informationsübermittlung ist in jedem Deck ein hintergrundbeleuchtetes LCD-Display mit vier Zeilen a 20 Zeichen zuständig. An dieser Stelle vermisse ich die Übersicht, mit der mich eine DJ-Software wie Traktor verwöhnt. Immerhin bringt CORTEX neben dem Titel (und nur dem), der Zeitanzeige Time (wahlweise verbleibende oder gespielte Zeit) und dem aktuellen Pitchwert eine symbolische Wellenformansicht unter. Per „Infotaste“ werden alle weiteren Taginfos wie Artist, BPM oder Genre dargestellt. Auch andere Funktionen, wie die Playlisten, CUE-Punkt, Loop oder die Suche bedienen sich des Displays. Navigiert wird, wie schon erwähnt, mit dem Jogwheel, einer optionalen externen Tastatur oder mit Navigationstasten. Die sind, zumindest bei meinem Gerät, extrem druckresistent. Ich muss schon einiges an Kraft aufwenden um den Druckpunkt zu überwinden. Für meinen Geschmack dürfte das leichter gehen.
Suche
Auch die Eingabe eines Suchbegriffs (Search by String) erfolgt entweder über die Navigationstasten (umständlich) oder eine USB-Tastatur (komfortabel), die man optional an den HDC anschließen kann. Das Suchergebnis wird in den Kriterien Songs, Artists, Genres, Albums und BPM angezeigt. Der HDC ermittelt die BPM nicht selbständig, hier hilft eine Freeware wie Mixmeister BPM Analyzer (2), welche den Tempowert errechnet und automatisch in den ID3-Tag einpflegt.

Der HDC-1000 bietet nur eine begrenzte Anzahl extravaganter Features. Pro Song lässt sich ein CUE-Punkt setzen, speichern* und aufrufen. Die zur Verfügung stehende Loopfunktion ermöglicht über In- und Out-Punkt das manuelle setzen eines Loops. Dieser ist dann nur temporär und nicht speicherbar. Integriert wurden zudem eine Autoplay-Funktion, ein Shuffle-Modus und die Möglichkeit Playlisten anzulegen* bzw. abzuspielen.

Die Pitch-Reglung ist über ein Setup-Menü für Bereiche von 4%, 8%, 16%, 24% und 50% voreinstellbar. Der gebräuchliche 8% Bereich arbeitet dabei mit einer Pitch-Auflösung von 0,05%. Auffällig am 60mm Pitchfader ist die fehlende Einrastung beim Neutralwert 0. Kurzeitige Tempoänderungen können über die Pitch Bend-Tasten (+/-) oder über das Jogwheel vorgenommen werden.

Hinweise
* Das Speichern von CUE Punkten oder der Database erfordert einen mit FAT32 formatierten Datenträger. Da Windows bei Festplatten über 32GB FAT32 nicht unterstützt (sondern NTFS) müssen Nutzer mit einer großen Songbibliothek zum Erstellen der Database die angesprochene Freeware „Database Creation“ einsetzen. Um auch mit großen festplatten die volle Funktionsvielfalt zu gewährleisten stellt CORTEX auf Anfrage einen Linkformator bereit, der es ermöglicht auch große Festplatten auf FAT32 umzustellen.
** Das Laufwerk muß DAE (Digital Audio Extraction) unterstützen.
*** Aufgrund von Apple Beschränkungen sind iPod® Touch, iPhone® und MAC formatierte iPod® Classic nicht mit den Cortex Produkten kompatibel.

Fazit
Der HDC-1000 ist für mich als eingefleischten DVS-User (Serato SL / Traktor Scratch) gewöhnungsbedürftig. Ich fühle mich an frühere Zeiten erinnert, als ich vor meinem ersten Doppel-CD-Player stand. In der Umkehrung ist der HDC ein guter Einstieg in die digitale DJ-Welt. Besonders technikscheue Leute, die dem Auflegen mit einem Computer Skepsis entgegenbringen, finden in dem Gerät eine leicht zu gehende Brücke zwischen CD und Rechner. Wie oft bei 19“ Geräten darf sich auch die Zielgruppe der mobilen DJs eingeladen fühlen den HDC anzutesten. In dem Streetpreis von 249 Euro würde ich ein faires Preis-/Leistungsverhältnis sehen. Für mich persönlich wäre das, aus oben genanntem DVS-Grund, nix, einem Bekannten, der aktuell von Minidisc und CD auf MP3 umsteigen will und der nicht so Computer-fit ist werde ich den HDC empfehlen. Mit dem Gerät sollte ein Umstieg auf MP3 leicht zu meistern sein. 

Dank einer Firmware Update Möglichkeit läßt sich das Betriebssytem des HDC-1000 immer auf dem neusten Stand halten.

  Link zu Cortex
(1) Link zu MP3-Tag
(2) Link zum Mixmeister BPM Analyzer

Veröffentlicht in Archiv

Deine
Meinung:
Test - CORTEX HDC 1000

Wie findest Du den Artikel?

ø: