Test: Erica Synths Black System MK3 / Eurorack-System

Test: Erica Synths Black System MK3 / Eurorack-System

Tests. 6. August 2022 | 5,0 / 5,0

Geschrieben von:
Kai Dombrowski

Mit dem Black System MK3 geht das Eurorack-Flaggschiff des lettischen Herstellers Erica Synths in die dritte Runde. Ausgestattet mit dem neuen Black Sequencer, der gleichzeitig die Schaltzentrale des Systems bildet, hat sich an der Zusammenstellung des neuen Black System einiges geändert. So ist jetzt Platz für einen weiteren Black VCO und das ebenfalls neue Multieffektgerät Black Hole DSP 2. Die Eurorack-Module der Letten sind längst kein Geheimtipp mehr und der Hype entsprechend groß. Was sich mit dem Black System MK3 alles anstellen lässt und ob der stolze Preis von knapp 4500 Euro gerechtfertigt ist, zeigt dieser Test.

Verarbeitung, Anschlüsse und technische Daten

Das Eurorack-System kommt im robusten sowie stilechten Metallkoffer daher, misst 550 x 300 x 180 mm und wiegt ungefähr 7,5 kg. Der verfügbare Platz von 2 x 104 TE ist natürlich vollends ausgeschöpft, sodass das Lüften des Case-Deckels eine Vielzahl herrlich schwarzer Potis und Panels zum Vorschein bringt. Apropos Potis: Wer schon mal mit Erica-Gear gearbeitet hat, weiß, dass die edlen, schwarz glänzenden Kappen ein ganz besonderes Spielgefühl mit sich bringen.

Etwas leichtgängiger als die meisten Drehregler sind die Potis des Black System MK3 unfassbar feinfühlig, ohne an „Stimmstabilität“ einzubüßen. Besonders wichtige Parameter wie Oscillator Tune, Delay Time oder Filter Cutoff verfügen über extra große Potikappen für noch mehr Kontrolle – soweit volle Punktzahl.

Auch die vielen Patchpoints machen eine gute Figur, halten die Patchkabel fest im Griff und sind sogar gegen Overvoltage geschützt. Damit es direkt losgehen kann, haben Erica Synths gleich 25 Kabel in verschiedenen Längen beigelegt. Dass alle Patchkabel des Black Systems schwarz sind, ist aus Fashion-Gründen natürlich absolut nachvollziehbar, wird allerdings schnell unübersichtlich. Weil die mitgelieferten Kabel jedoch eh nicht ausreichen, um alle Module gleichzeitig zu nutzen, ist früher oder später sowieso Aufstocken angesagt.

Auf dem neuen Black Sequencer befindet sich außerdem eine Matrix aus 16 gerasterten Push Encodern, die zusammen mit dem 35 x 20 mm Display den Großteil dessen Bedienung ausmachen. Die Anzeige ist zwar gestochen scharf, doch das kleine Display zeigt immer wieder erstaunlich viele Parameter gleichzeitig an, sodass genaues Hinschauen gefragt ist. Bei der dedizierten Bearbeitung einzelner Steps wird zum Glück auf den aktuellen Parameter eingezoomt. Die Step Encoder scheinen hingegen alles richtig zu machen: Ihre spürbare Rasterung sorgt für ein präzises Spielgefühl und die praktischen Druckfunktionen von Step Mute bis Glide sind ein wahrer Workflow-Segen.

Das Gleiche gilt für den überarbeiteten Black Joystick 2, einem patchbaren Steuerknüppel für die Modulation verschiedenster Parameter. Abgesehen vom Sequenzer und dem Joystick besteht das Black System aus einem Black Wavetable VCO, zwei Black VCO 2, dem Multimode VCF, einem Black LPG, Black EG, zwei Black Quad VCA 2, dem Black Stereo Delay, Black Output, Black CV-Tools, einem Mixer/Splitter und dem Black Hole DSP 2.

Eine Art Komplett-Manual gibt es in dem Sinne also nicht, sondern es müssen die Anleitungen der einzelnen Module herangezogen werden. Neben den 25 Patchkabeln sind im Lieferumfang des Black System MK3 noch ein MIDI-Adapter von 3,5mm-Klinke auf fünfpolige DIN-Norm sowie eine SD-Karte enthalten.

Black System MK3 Vorderansicht.

Black Sequencer

Wie eingangs beschrieben ist der neue Black Sequencer das Herzstück des Black System MK3, was sich bereits daran zeigt, dass das Modul fast ein Viertel des verfügbaren Platzes beansprucht. Ein Blick auf die Ausstattung des Sequenzers verrät wieso: Das Modul kann nicht nur Note- und Gate-CV ausgeben, sondern auch Hüllkurven, LFOs, Arpeggios und mehr. Beim Black System MK II waren dafür noch die extra Module Black Octasource, Black CV Tools, Black Dual EG/LFO und ein MIDI-CV-Converter notwendig.

Der Black Sequencer arbeitet mit vier separaten Spuren und kann pro Spur bis zu 64 Steps loopen. Jede Spur verfügt über drei Ausgänge bestehend aus CV-, Gate- und Mod-Out, sodass sich auch die einzelnen Spuren noch weiter auffächern lassen. Das Justieren der Parameter, die hier ausgegeben werden, erfolgt via Display und Step Encoder, wobei jede Parameter-Lane einen eigenen Menütaster beziehungsweise eine passende Shift-Kombination besitzt.

Einmal im gewünschten Menü angekommen, repräsentieren die 16 Encoder die einzelnen Steps der Sequenz. Das Rotieren der Encoder ändert den Wert, einmaliges Drücken mutet beziehungsweise unmutet den Step und ein Doppelklick deaktiviert den Step gänzlich, sodass er in der Sequenz übersprungen wird. Besonders cool ist der Magic Button, der wie ein Zufallsmodus für die verschiedenen Parameter-Lanes funktioniert. Zusammen mit dem ausgeklügelten und durchaus gelungenen Workflow lassen sich so im Handumdrehen lebhafte und im Modularkontext brauchbare Sequenzen erzeugen.

Oszillatoren und Filter

Dank des effizienten Black Sequencer Moduls finden im Black System MK3 sage und schreibe drei Oszillatoren Platz. Wieder mit von der Partie ist der Black Wavetable VCO mit integriertem VCA, Suboszillator mit drei verfügbaren Oktavlagen, Bitcrusher und 16 Bänken à 16 Waves. Mittels Rom Chips können noch mehr Sounds ins Modul geladen werden und es gibt Modulationsmöglichkeiten für Wave- und sogar Banksurfing. Das Schalten durch die Bänke ist mit nur einem Button zwar etwas frickelig, ansonsten gibt es am Black Wavetable VCO jedoch wenig auszusetzen.

Die beiden Black VCO 2 überzeugen mit regelbarer Pulsbreite und Sawshape, parallel nutzbaren Ausgängen für die Wellenformen Sinus, Dreieck, Sägezahn, Puls und Sub sowie Sync- und FM-Buchsen. Als Cherry on top gibt es einen integrierten LFO, der je nach Kippschalterstellung die Pulsbreite und die Sawshape moduliert. Die LFO-Frequenz ist zwar an das Oszillator-Tuning gekoppelt, dank dedizierter SAW-CV- und PWM-CV-Eingänge können aber auch externe Modulatoren verwendet werden.

Das Multimode VCF hat separate Ausgänge für Lowpass-, Bandpass- und Highpass-Filterung, Resonanz mit extra Drive-Regler sowie Patch Points und Potis für Cutoff- und Resonanz-CV. Während die Feature-Palette des Multimode VCF recht überschaubar gehalten ist, überzeugt das Modul mit schlichter Effizienz und ultradickem Analog-Sound der Oberklasse. Etwas verspielter kommt das Black LPG daher, eine Mischung aus Lowpassfilter und Gate. Mittels Decay-Regler kann dem Sound eine rudimentäre Hüllkurve zugewiesen werden, die sich dann am EG-Out ausgeben und weiterverwenden oder via Decay-CV modulieren lässt.

Der Drive des LPG ist fix und kann per Kippschalter ein- und ausgeschaltet werden. Ein weiterer Kippschalter wechselt zwischen den Modi VCA, VCF und BOTH, sodass je nach Schalterstellung nicht nur Cutoff, sondern auch der Amp über das große Offset-Poti geregelt werden können. Wird eine Modulationsquelle am Mode-CV des Black LPG angeschlossen, lässt sich die Position des Mod-Schalters sogar automatisieren.

Black Stereo Delay und Black Hole DSP 2

Wieder mit an Bord ist das Black Stereo Delay, ein Digitaldelay samt Tape-Emulation, zuschaltbarem Ping-Pong-Feature, Hold, Reverse und vielen spannenden Modulationsmöglichkeiten. Die Tape-Emulation unterscheidet sich durch hörbare Pitch-Sweeps beim Regeln der Delay Time sowie verwaschenerem Feedback. Das Delay-Signal abzugreifen, um etwaige Filter oder sonstige Effekte einzuschleifen, ist leider nicht möglich, dafür kann das Black Stereo Delay per Hold-Modus kurzerhand zum Ambient Looper transformiert werden und mithilfe des Add Buttons lassen sich sogar Overdubs freezen. Ansonsten gibt es noch Reverse- und Tap-Taster sowie Trigger Ins für die vier Buttons Hold, Add, Reverse und Tap. Abgerundet wird das Ganze mit CV-Ins für Time, Mix und Feedback.

Im Kontrast zum Stereo Delay mit Veteranen-Status handelt es sich beim Black Hole DSP 2 um eine relativ neue Kreation aus dem Hause Erica Synths. Das Modul beherbergt 24 FV-1 Effekte, darunter zahlreiche Delay- und Reverb-Varianten, aber auch Chorus, Phaser oder Distortion. Die Regler für Input-Lautstärke, Dry/Wet-Verhältnis, Crush und Crush CV fungieren für alle Effekte gleich, wobei es sich bei dem Crush-Feature um eine Art globalen Bitcrusher handelt. In der Signalkette sitzt er hinter dem jeweiligen Effekt und senkt die Bitrate des Sounds, was auf glitchige Art und Weise die Obertöne reduziert.

Gleichzeitig scheint der Bitcrusher auf die Delay-Time der Effekte zuzugreifen, was zu Tape-Stop-ähnlichen Pitch Sweeps führt. Die Effekte selbst werden über die drei Parameter-Potis justiert, insgesamt gilt es also, 72 Belegungen auswendigzulernen. Alternativ oder gar zusätzlich lassen sich die Parameter des Black Hole DSP 2 sogar via CV steuern, um aus vermeintlich herkömmlichen Multieffekt-Sounds ein modulares Feuerwerk zu zaubern.

Black Joystick 2, Modulation und Utility

Wie oben beschrieben dient der Black Joystick 2 als frei patchbare Modulationsquelle. Verteilt auf X- und Y-Achse können je vier Parameter angesteuert werden, während sich die CV-Signale der entsprechenden Patch Points an der Position des Joysticks orientiert. Der Knaller: Erica Synths Black Joystick 2 kommt mit zusätzlich vier Motion Recording Lanes, Gate Record inklusive zwei Gate Outputs sowie Sinus- und Random-LFO mit justierbarer Frequenz und Amplitude. Damit ist das Knüppelmodul auf jeden Fall das vielseitigste Modulationselement des Black System MK3.

Die beiden Black Quad VCA 2, Black Modulator LFO, Black EG, Mix/Split und der Black Output Mixer kommen hingegen selbsterklärender, wenn auch nicht minder hochwertig daher. Hinter den Black CV Tools verbirgt sich der Attenuator des Black System MK3, der aber auch als Mixer, Waveshaper oder Booster genutzt werden kann. Somit gibt es trotz des leistungsstarken Black Sequencers für jede Utility-Funktion noch mindestens ein dediziertes Modul im System: LFO per Black Modulator, Hüllkurve via EG oder Motion Recording mittels Joystick.

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Fazit

Am Black System MK3 von Erica Synths gibt es nicht viel auszusetzen: Es ist ein kohärentes und bestens kuratiertes Sammelsurium an erstklassigen Eurorack-Modulen mit Fokus auf analoge Synthesizersounds. Sampler oder dedizierte Drumsynths gibt es im Black System nicht, dafür finden mit dem neuen Black Sequencers auch modernere Features wie aufnehmbare Automationen oder Zufallsgenerator Einzug in den Workflow. Der extra Oszillator und das neue Multieffektmodul Black Hole DSP 2 sind ebenfalls willkommene Upgrades und machen sich hervorragend zwischen den älteren Modulen Black Stereo Delay oder Wavetable VCO. Die Flexibilität des Black System MK3 kennt keine Grenzen und macht mit dem abwechslungsreichen, aber immer effizienten Workflow jede Menge Spaß. Dass Erica Synths die Synergien von Modular-Gear besonders gut verstehen, zeigt sich auch an der Anordnung der Module im Koffer: Alles ist da, wo man es braucht. Zusammen mit der einwandfreien Verarbeitung und dem erstklassigen Sound ist die Frage beim Black System MK3 also eher, wer sich das Instrument leisten kann, statt für wen es geeignet wäre. Doch selbst am Preis lässt sich nur schwer etwas aussetzen, denn am Ende des Tages stimmt das Statement: Erica Synths sind der Konkurrenz in Sachen Look, Funktion und Sound voraus.

Pro

Fetter und vielseitiger Analog-Sound
Erstklassige Verarbeitung
Leistungsstarker Vierspur-Sequencer

Kontra

Nichts

Preis:

4488,00 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Website von Erica Synths.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit Black System MK3 , Erica Synths , Eurorack , Modular Synthesizer , sequenzer , Wavetable

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