Test: Korg Electribe Wave 2.0 für iOS

Test: Korg Electribe Wave 2.0 für iOS

Tests. 27. April 2019 | / 5,0

Geschrieben von:
Boris Alexander

Die Korg Electribe Serie feiert dieses Jahr ihren zwanzigsten Geburtstag und gehört als Hardware schon lange zur Grundausstattung vieler Live-Performer und DJs. Mit der iElectribe gab es bereits eine Umsetzung für iOS, die auf der analogen Electribe R basierte und diese auch optisch nachbildete. Die hier getestete App Electribe Wave ist seit letztem Sommer erhältlich und kombiniert Wavetable- und PCM-Sounds mit Drum-Samples. Korg bietet die App für 32,99 Euro an, die sich auf iPhones, iPod touch und iPads ausführen lässt. Meinen Test habe ich mit einem 9,7 Zoll iPad und der Version 2.0.1 gemacht, die bereits Funktionsupgrades erhalten hat.

Electribe Wave

Die App Electribe Wave greift das Grundkonzept der Electribe Familie auf und kombiniert Synthie- und Drum-Maschinen-Sounds, die sich live oder per Sequenzer triggern lassen. Zur Synthsound-Generierung stehen 70 Wavetabels und 70 PMC-Samples zur Verfügung und für Drummings 260 Drumsamples. Sollte das nicht ausreichen, kann man die beiden Soundpacks Solid Waves und Atmospheric Waves per In-App-Kauf erwerben und Drum-Sounds um eigene Samples erweitern. Electribe Wave ist 40-fach polyphon und bietet 29 Effekte zur Veredelung. Zur Aufnahme von Sequenzen gibt es zehn Patterngruppen mit jeweils acht Speicherslots. Die Pattern umfassen bis zu acht Takte mit je maximal 16 Steps.

Synth

Die App Electribe Wave bietet zur Generierung von tonalen Sounds eine umfangreiche Auswahl an Bässen, Leads, Synth, Pads, Keys etc., die fertig spielbar sind und sich klanglich für aktuelle Dance-Stile wie EDM, Trap aber auch House und Techno eignen. Das großzügig dimensionierte Interface erlaubt die einfache Anpassung der integrierten Klänge, aber auch eine komplette Neukreation. Als Ausgangspunkt dienen Wavetables oder PCM-Wellenformen, die dynamisch durchfahren werden können, um lebendige Sounds zu generieren. Mit zwei Modulatoren lassen sich verschiedene Ziele wie die Tonhöhe, Filter-Cutoff und die Position auf dem Wavetable steuern und ein Arpeggiator sorgt zusätzlich für ein lebendiges Hörerlebnis. Mit gut klingenden Effekten wie Ring Mod, Grain Shifter, Flanger oder Phaser lassen sich die Klänge mit leichten Schwebungen versehen oder brachial in ihre Klangbestandteile zerlegen.

Synthie-Fenster.
Im Synthie-Fenster befinden sich alle Parameter und Auswahlmöglichkeiten zur Soundgenerierung.

Drums

Um ein perkussives Grundgerüst zusammenstellen zu können, bietet Electribe Wave ein gut sortiertes Arsenal an Drumsamples aus verschiedenen Genres wie House, Trap, Dubstep, R&B und Hip-Hop. Die Bearbeitungsmöglichkeiten sind recht überschaubar, aber durchaus ausreichend. Neben einer einfachen Hüllkurve lassen sich die Tonhöhe und Wiedergaberichtung selektieren und Sounds einer Gruppe zuweisen, um ein gleichzeitiges erklingen zu unterbinden. Auch für die Drum-Sounds ist eine individuelle Effektbearbeitung möglich.

Drum-Fenster.
Die Drum-Sounds bieten nur wenige Anpassungsoptionen und lassen sich per Lauflichtprogrammierung einspielen.

Mixer

Alle generierten Sounds lassen sich im Mixer-Fenster kontrollieren. Der Mixer bietet Lautstärke- und Panorama-Regler sowie Mastereffektschalter und Bedienelemente für den Mastereffekt, aber keine Equalizer. Letztere müssen für die Drum-Sounds als Effekte geladen werden und befinden sich in den Sound-Einstellungen für die Synth-Sounds.

Mixer-Fenster.
Im Mixer-Fenster gelingt die Abstimmung der Sounds und das Routing zum Master-Effekt.

Drumpattern

Um sich mit den Möglichkeiten in Electribe Wave vertraut zu machen, ist es sinnvoll mit einem eigenen Pattern zu starten. Die als Init Pattern bezeichneten Platzhalter beinhalten eine 4/4 Bassdrum-Sequenz und einen Synthiesound. Hier kann man durch Umschalten auf die perkussiven Sounds ein erstes Grundgerüst mit den vorselektierten acht Samples erzeugen. Das Einspielen gelingt spielerisch per Recording-Funktion oder einer Lauflichtprogrammierung und die Anpassung der Pattern-Länge, des Tempos in den Pattern-Eigenschaften. Einzelne Drumsounds lassen sich im übersichtlich gestalteten Sound-Bereich anpassen oder austauschen, wem das ganze Drumset nicht zusagt, ersetzt dieses durch ein anderes Kit. Korg bietet als kostenlosen Zusatz-Content spannend klingende Drumsounds aus verschiedenen Electribe Serien, dem M01 und dem Drum-Maschine-Klassiker Doncamatic. Sollte die Auswahl immer noch nicht den Erwartungen entsprechen, lassen sich Samples per iTunes File Sharing, AudioPaste oder AudioShare bequem importieren.

Die eingespielten Pattern lassen sich im Sequence-Bereiche mit Groove-Typs aufpeppen, deren Stärke stufenlos anpassbar sind und durch gezielte Positionierungen von Rolls mit punktuellen Highlights versehen. Zudem lassen sich durch sogenannte Motions verschiedene Parameter wie die Tonhöhe, aber auch Effekte und die Lautstärke dynamisch ändern.

Drum-Fenster.
Drum-Sounds lassen sich einzeln austauschen, alternativ kann auch ein komplett neues Kit geladen werden.
Sequence-Fenster.
Durch die Auswahl von Groove-Types können lebendige Drumpattern generiert werden.

Synthpattern

Um das Drum-Gerüst tonal auszuschmücken, selektiert man einen der acht Synthie-Speicherplätze und spielt eine Sequenz ein. Hierzu kann ein externes MIDI-Keyboard mit Anschlagsdynamik oder die virtuelle Bildschirmklaviatur zum Einsatz kommen, die verschiedene Skalen und Tonumfänge etc. zur Anpassung bietet. Neben dem Spielen einzelner Noten, lassen sich auch Chords extrahieren und triggern, leider bietet Korg hier keine Chord-Presets ab Werk.

Durch die Auswahl der Wavetables oder der PCM-Wellenform wird der Klang der Sounds im Wesentlichen geprägt. Electribe Wave bietet in der Grundausstattung Wavetables mit unterschiedlichen Charakteristiken, die auf verschiedenen typischen Oszillator-Wellenformen wie Sägezahn, Sinus oder Rechteck basieren, aber auch abstrakte wie Monster, Alarmatronik oder Cyber Talker. Etwas klassischer ist die Auswahl bei den PCM-Sampels, hier findet man Pianos, Orgeln, Harfen und Gitarren, die bei entsprechender Parameterwahl aber durchaus einen experimentellen Klang produzieren. Die Auswahl in diesem Bereich hat mir gut gefallen, erweitern kann man diese per Zukauf von zwei Soundpacks, die jeweils 30 Wavetables beinhalten, aber auch je 55 komplett konfigurierte Instrumente.

Die aufgenommenen Sequenzen können genauso wie die Drums ebenfalls mit Motions versehen werden, hier stehen viele Parameter zu Verfügung wie Arpeggiator, Oszillator, Filter, Hüllkurve, EQs, Effekte. Mit diesen automatisierten Parameterbewegungen lässt sich ein sehr dynamisches und lebendiges Klangbild generieren.

Auswahl der Wavetables.
Im Oszillator-Bereich lassen sich die Wavetables durchblättern oder direkt auswählen. Kauft man die zusätzlichen Soundpacks, so werden auch diese hier eingeblendet.
Motions-Fenster.
Mit Motions lassen sich Parameter in Bewegung versetzen.

Songmode & Live-Einsatz

Nach der Aufnahme der einzelnen Takte lassen sich diese im Utility-Fenster kopieren, verschieben, transponieren und zu Pattern zusammensetzen. Aus den gespeicherten Pattern können anschließend komplette Songs kreiert werden. Electribe Wave unterscheidet zudem zwischen dem Song- oder Patternmodus. Im Songmodus werden die angeordneten Pattern chronologisch abgearbeitet, Sound-Modifkationen sind möglich und Live-Ergänzungen ebenfalls. Zur Untermalung eines DJ-Sets oder für eine Live-Performance finde ich den Patternmodus etwas passender, da man hier einen Song in Echtzeit ohne strikten zeitlichen Ablauf arrangieren kann. Das Umschalten der Pattern kann auf unterschiedliche Weise erfolgen. Ich empfehle hier die Einstellung „Sequential“, da hier das komplette Pattern durchlaufen wird, bevor ein Umschalten erfolgt. Die Pattern lassen sich per MIDI-Clock oder Ableton Link mit einem digitalen DJ-Set synchronisieren, ich habe dieses erfolgreich mit Traktor Pro 3, Serato DJ Pro und Cross auf einem Mac getestet.

Um die statische Patternwiedergabe spannender zu gestalten, lassen sich einzelne Sounds per virtuellem Kaoss Pad modifizieren. Einzelne Sound-Parameter sind hier bequem durch Fingerbewegungen steuerbar, aber auch Effekte und Arpeggiatoren. Alternativ kann man zur Parametersteuerung auch einen Hardware-MIDI-Controller nutzen. Die Programmierung ist nicht sonderlich aufwendig und die Steuerungen werden ohne merkbare Verzögerung ausgeführt.

Im Song- und Patternmode erlaubt eine Bounce-Funktion den Export der generierten musikalischen Inhalte. Hier lassen sich alle Spuren gemeinsam oder einzeln als Audiodateien oder Ableton-Live-Projekte extrahieren. Somit ist es möglich, die Songs auf einem Computer weiter zu bearbeiten und als Loop-Samples in eine DJ-Software zu übertragen.

Utility-Fenster.
Die erzeugten Takte lassen sich im Utility-Fenster kopieren und zu einem Pattern zusammensetzen.
Kaoss-Pad.
Mit dem Kaoss Pad gelingen dynamische Parametersteuerungen.
Ableton Link.
Die Sync-Technologie Ableton Link vereinfacht das Zusammenspiel mit DJ-Programmen auf einem Computer.

Fazit

Die App Electribe Wave des japanischen Herstellers Korg erlaubt die spielerische Generierung von perkussiven und musikalischen Pattern aber auch die Komposition kompletter Songs auf einem iPad. Die Bedienung ist größtenteils an die gleichnamige Hardware-Serie angelehnt, sodass man sich recht schnell mit dem gebotenen Funktionsumfang zurechtfindet. Das Einspielen von Drumpattern gelingt per Lauflichtprogrammierung und deren Veredelung mit Effekten, Grooves und Motions. Zur Erzeugung von Synth-Sounds steht eine große Auswahl an Wavetabels und PCM-Samples zur Verfügung, die ein breites Klangspektrum abdecken und neben aktuellen elektronischen Dance-Sounds auch Klavier- und andere Instrumentenklänge umfassen. Die von mir getestete Version 2 bietet im Vergleich zur ersten Umsetzung unter anderem einen Sample-Import für Drum-Samples, Expansion-Packs und einen Einzelspur-Export, sodass deutlich wird, dass Korg um eine kontinuierliche Entwicklung bemüht ist. Mir hat die App sehr gut gefallen, da sie ein einfaches kreatives Arbeiten erlaubt und im heimischen Studio, aber auch in einem Live-Kontext einsetzbar ist.

Pro

Intuitive Bedienung
Gute Soundauswahl, erweiterbar durch Zukäufe und Sample-Import
Dynamische Soundformung durch Motions
Gute Effekte
Steuerbar per MIDI-Hardware
Synchronisation via Ableton Link und MIDI Clock

Kontra

Keine Chord-Presets

Preis:

39,99 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Website von Korg.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit app , iOS , korg , Producer , Wave

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