Test: Pioneer DJ DDJ-800

Test: Pioneer DJ DDJ-800

Tests. 16. Juni 2019 | 5,0 / 5,0

Geschrieben von:
Boris Alexander

Pioneer DJ baut das Angebot an Controllern für die digitale DJ-Plattform Rekordbox DJ weiter aus und präsentiert den DDJ-800, der sich zwischen dem DDJ-1000 und dem DDJ-400 einsortiert – beide haben wir ausführlich getestet. Der DDJ-800 soll für professionelle Mixaufgaben geeignet sein und dabei den Geldbeutel etwas weniger strapazieren als das Flaggschiff DDJ-1000. Der nachfolgende Praxistest offenbart die Stärken und Schwächen dieses Boliden.

DJ-Werkzeug

Der DDJ-800 beeindruckt schon beim Auspacken durch eine sehr gute Verarbeitung und die recht ausladenden Abmessungen. Mit einer Größe von 632 x 335 x 79 Millimeter und bietet er viel Platz für große Bedienelemente. Der Controller wiegt 4,7 Kilogramm und lässt sich dank der seitlichen Griffmulden gut transportieren lässt. Damit der DDJ-800 auch Reisen im Zug, Flugzeug oder Auto unbeschadet übersteht, hat Pioneer DJ die gut gepolsterte Controllertasche DJC-800 im Sortiment, die für 119 EUR über den Ladentisch wandert.

Controller Schrägansicht.
Der Pioneer DJ DDJ-800 ist ein großzügig dimensionierter Controller mit einer großen Kreativausstattung.

Decks im Visier

Der Pioneer DJ DDJ-800 ist mit zwei physischen Decks ausgestattet, die zur Steuerung von vier digitalen Decks in Rekordbox DJ nutzbar sind. Der Controller bietet eine aufgeräumte Bedienoberfläche, die wie bei den anderen DDJ-Modellen an die Mediaplayer und Mischpulte des Herstellers angelehnt ist und einen Wechsel zwischen den verschiedenen Gerätearten erleichtern soll. Die Bedienelemente sind von guter Qualität und ermöglichen ein treffsicheres Ausführen der Funktionen. Große beleuchtete Taster übernehmen die Transportfunktionen, und Jogwheels mit integrierten Farbdisplays und einem Durchmesser von 15,4 Millimetern erlauben eine feinfühlige Songsteuerung. Zur Tempomodifikation dienen Pitchfader mit einem anpassbaren Regelbereich und einer Nullrasterung. Pro Deck gibt es acht gummierte Performance Pads, die mit zahlreichen kreativen Funktionen belegt sind und sehr schnell auf Anwendereingaben reagieren. Im oberen Teil der Decks sind gut erreichbare Taster zum Aktivieren, Modifizieren und Speichern von Loops platziert.

Mixer im Visier

Die beiden Kanalzüge der Mixersektion sind mit gummierten Trim- und EQ-Reglern ausgestattet, die sich auch mit schwitzigen Fingern noch gut bedienen lassen. Zum Mixen stehen Kanalfader und ein leicht gleitender Crossfader zur Verfügung, dessen Kurvenverlauf und Cut-Lag in der Software anpassbar sind. Mit einem Quellenwahlschalter kann zwischen den Decks oder analogen Zuspielern umgeschaltet werden. Ein zusätzlicher Mikrofonkanal erlaubt die Einspeisung von zwei Mikros und bietet neben der Lautstärke- auch eine Zweiband-EQ-Kontrolle und per Software aktivierbare Effekte sowie eine Talkover-Funktion. Zur Integration von weiteren Geräten gibt es einen AUX-Kanal, der mit einem Lautstärkedrehregler versehen ist. In der Mitte des Mixers sind ampelfarbige LED-Ketten positioniert, die eine einfache optische Pegelüberwachung erlauben, sowie ein Poti, der die Signale des Software-Samplers kontrolliert. Mit Color-Effekten in den Kanälen und frei verschaltbaren Beat FX gelingen kreative Mixe. Hierzu mehr im Praxisteil.

Controller Draufsicht.
Mit der Mixereinheit des Controllers lassen sich digitale und analoge Signale kombinieren und mit Effekten versehen.

Anschlüsse

Auf der Geräterückseite des Pioneer DJ DDJ-800 gibt es zwei umschaltbare Line-/Phono-Eingänge und einen weiteren Line-Eingang mit einer optionalen Gain-Schaltung. Diese analogen Eingänge dienen zur Setup-Erweiterung und erlauben den Anschluss von CD-Playern, Mediaplayern oder Plattenspielern. Neben der Ergänzung von Musik lassen sich die Zuspieler auch zur DVS-Steuerung nutzen, falls diese Funktion kostenpflichtig ergänzt wurde. Zur Verkabelung von Mikrofonen gibt es einen Klinke-Eingang und eine Combo-Buchse, sodass man symmetrische und unsymmetrische Signale einspeisen kann. Das Mastersignal kann per XLR- und Cinch-Buchsen ausgegeben werden und für die Verkabelung einer Monitoranlage stehen Klinkenbuchsen bereit. Die im Gehäuse des DDJ-800 integrierte Soundkarte arbeitet mit den gängigen 24 Bit und 44,1 kHz und bietet 12 Ein- und Ausgänge.

Controller Rückseite.
Auf der Rückseite des DDJ-800 können Zuspieler und Mikrofone angeschlossen werden.

Mixing

Das digitale DJ-System bestehend aus dem Controller DDJ-800 und der Software Rekordbox DJ lässt sich mit wenig Arbeitsaufwand in Aktion versetzen. Die Audioverkabelung gelingt im Handumdrehen und der Anschluss an eine professionelle PA kann dank symmetrischer XLR-Ausgänge direkt erfolgen. Rekordbox DJ erkennt den Controller nach dem Anschluss an einen Computer selbsttätig und überprüft, ob etwaige Treiber- oder Firmware-Updates vorzunehmen sind.

Die Navigation und Auswahl der Tracks mit den Bedienelementen des Controllers gelingen sehr komfortabel, zumal ein Vorschlagssystem in Rekordbox DJ genutzt werden kann, das Songs nach verschiedenen Kriterien selektiert. Die Songanalyse, die das Tempo, die Tonart und andere Parameter ermittelt, kommt auch mit komplexeren Rhythmen zurecht, hier kann durch eine BPM-Bereichsauswahl die Treffergenauigkeit erhöht werden.

Das Songmixing gelingt mit dem DDJ-800 sehr gut, ganz gleich ob man zwei Decks oder vier Decks nutzt und diese manuell oder automatisch synchronisiert. Im Vierdeck-Modus verhindert eine Abholfunktion für die doppelt belegten Bedienelemente wie EQ- oder Kanalfader, dass es zu Pegelsprüngen kommt. Zudem kann man dank optischer Hervorhebung in den Jogwheels erkennen, ob ein Deck aktuell „on Air“ ist.

Für kreative DJs und Performer bietet der DDJ-800 eine große Spielwiese. Die Jogwheels eignen sich sehr gut für Scratch-Manöver und verfügen über eine Anpassung des Drehwiderstands. Zudem kann das Cut-Lag des Crossfaders auf 0,5 Millimeter reduziert und der Kurvenverlauf sehr steil eingestellt werden. Leider müssen die Crossfader-Parameter in der Software modifiziert werden, da es keine entsprechenden Bedienelemente am Controller gibt. Mit den Performance-Pads lassen sich HotCue-Punkte setzen und triggern, wer möchte, kann hierzu die Quantisierungsfunktion nutzen, die stets für einen treffsicheren Einsatz sorgt. Darüber hinaus kann man mit den Pads per Beatjump durch die Tracks springen oder tonale Bearbeitungen mit den Funktionen Keyboard oder Key Shift vornehmen. Gut gelungen finde ich auch die speziellen Pad-Effekte. Diese sind ab Werk vorkonfiguriert und beinhalten Effekte wie Slip Loop, Trans oder Crush und sorgen für einen ordentlichen Wirbel in einem DJ-Set. Die hier gebotene Auswahl kann einfach an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden, falls nötig.

Wer gerne Samples zur Untermalung oder für perkussive Einwürfe nutzt, kann dieses ebenfalls mit den Pads einstreuen. Auf eine Anschlagsdynamik hat Pioneer DJ beim DDJ-800 verzichtet, hier muss der Griff zum Sampler-Lautstärkeregler erfolgen, wenn eine Pegelvariation gewünscht wird.

Ein weiteres großes Kreativpotenzial bieten die Effekte, die im Mixerbereich kontrollierbar sind. Die Color-Effekte mit Kanalbezug lassen sich per Taster und Drehregler steuern und bieten folgende Auswahl:

Dub Echo
Pitch
Noise
Filter

Die Klangqualität und Selektion hat mir gut gefallen. Alternative Zusammenstellungen sind durch die Aktivierung des User-Modus möglich, wählbar sind dann ebenfalls interessante Effekte wie Jet, Crush oder Sweep. Hier ergibt sich aber dann natürlich das Problem, dass die Beschriftung auf dem Controller nicht mehr mit den Effekten übereinstimmt.

Neben den Color-Effekten gibt es noch weitere 14 Beat-FX, die das Mastersignal, die einzelnen Kanäle oder das Samplersignal bearbeiten, leider aber nicht die Mikrofonsignale. In dieser Auswahl befinden sich universell einsetzbare Effekte wie Flanger, Reverb, Echo, aber auch speziellere wie Mobius und Spiral. Die Kontrolle erfolgt per blau illuminierten Aktivierungsschalter und einem Drehregler sowie zwei Beat-Tastern. Die Color-Effekte lassen sich mit den Beat FX zu spektakulären Effektketten kombinieren.

Controller mit Computer.
Das digitale DJ-System bestehend aus dem DDJ-800 und der Software Rekordbox DJ lässt sich schnell in Betrieb nehmen.

Erweiterungen

An die analogen Eingänge des DDJ-800 lassen sich Zuspieler anschließen und in die digitale Performance einbinden. In dieser Kombination stehen die Color- und Beat-Effekte ebenfalls zur Verfügung. Das Auflegen von Songs aus unterschiedlichen Quellen gelingt sehr gut und eröffnet die Möglichkeit, auch spontan auf Musikwünsche reagieren zu können.

Nutzt man den Controller als Standalone-Mixer, so muss man leider mit einigen Einschränkungen leben. Zur Verfügung stehen dann die Dreiband-EQs sowie Fader und der Crossfader, aber keine Effekte (weder Color noch Beat FX) und keine Talkover-Funktion, da diese Funktionen von der Software generiert werden.

Fazit

Pioneer DJ hat die Rekordbox DJ Controller Serie mit dem DDJ-800 sinnvoll ergänzt. Das Gerät bietet einen großen Funktionsumfang und ist ordentlich verarbeitet. Das Mixen mit zwei oder vier Decks gelingt sehr gut und auch Setup-Erweiterungen durch analoge Zuspieler und Mikrofone sind möglich. Die gut funktionierenden Jogwheels bieten gemeinsam mit den per Pad steuerbaren Funktionen und den Effekten eine große kreative Spielwiese. Der druckvoll klingende Controller empfiehlt sich somit für ambitionierte Performer, die ihr Budget im Blick haben müssen. Wer mehr Geld ausgeben kann oder möchte, einen Vierkanalmixer mit einem uneingeschränkten Standalone-Modus sowie einen Magvel-Crossfader und zwei parallel nutzbare USB-Ports benötigt, sollte sich den größeren Bruder DDJ-1000 anschauen.

Pro

Gut reagierende Jogwheels
Ordentliche Verarbeitung
Setup-Erweiterungen einfach möglich
Software und Hardware gut abgestimmt

Kontra

Keine Effekte im Standalone-Modus
Crossfader nur in der Software konfigurierbar

Preis:

899 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Website von Pioneer DJ.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit DDJ-800 , DJ-Controller , DJing , Pioneer DJ , Rekordbox DJ

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