Test: Pioneer DJ DDJ-1000 / DJ-Controller
© Pioneer DJ

Test: Pioneer DJ DDJ-1000 / DJ-Controller

Tests. 3. November 2018 | 4,0 / 5,0

Geschrieben von:
Boris Alexander

Pioneer DJs Controller DDJ-1000 steht für eine neue Controller Generation und ist zur Steuerung der hauseigenen Software Rekordbox DJ gedacht. Rekordbox DJ ist in den letzten Jahren zu einem potenten digitalen System avanciert, das es mit den Platzhirschen von Serato und Native Instruments aufnehmen kann. Welche Zielgruppe der japanische Hersteller mit dem DDJ-1000 im Visier hat und ob das Gerät im Praxistest überzeugt, klären wir in diesem Bericht.

Controller-Schlachtschiff

Der DDJ-1000 lässt sich in der Hersteller-internen Hierarchie der Rekordbox DJ Controller nicht treffsicher einordnen, da er hinsichtlich der Ausstattung zwischen dem Top-Modell DDJ-RZX und dem DDJ-RZ liegt, aber um einiges günstiger ist als diese beiden Geräte. Der Neuzuwachs misst stattliche 708 x 361 x 73 Millimeter und wiegt sechs Kilogramm. Seitliche Griffmulden erlauben einen einfachen Transport, wobei man bei einem dauerhaften mobilen Einsatz über die Anschaffung einer passenden Tasche oder eines Transportcases nachdenken sollte. Aufgrund seiner Ausstattung ist aber auch eine Festinstallation in Kombination mit externen Zuspielern in einem Club möglich.

Deck Details

Pioneer DJ hat den DDJ-1000 als klassischen Zwei-Deck-Controller ausgeführt, der durch Umschalten zur Kontrolle von vier Softwaredecks genutzt werden kann. Das Gehäuse des Geräts ist aus Kunststoff, wirkt aber hochwertig und ist vorbildlich verarbeitet. Gleiches gilt für die Potis, Taster und Fader, die spielfrei im Gehäuse sitzen und sich auch bei schnell ausgeführten Manövern zielgerichtet bedienen lassen. Die beiden Decks sind mit beeindruckenden 20-Zentimeter-Jogwheels ausgestattet, die über integrierte Displays verfügen. Sie haben die gleiche Größe und Mechanik wie die professionellen CDJ-2000NXS2-Player.

Große Transporttaster dienen zum Starten und Stoppen der Songs und zusätzliche Bedienelemente erlauben das treffsichere Einfangen von Loops sowie die Aktivierung der Quantisierung und des Slip-Modes. Per Taster lassen sich die Decksteuerungen bequem umschalten und auch der Drehwiderstand der Jogwheels ist individuell anpassbar. Das Tempo der Songs kann per Pitchfader gesteuert werden. Diese haben einen ausreichend großen Regelweg von zehn Zentimetern, um exakt arbeiten zu können. Unterhalb der Jogwheels befinden sich pro Deck acht gummierte und mehrfarbig beleuchtete Performance-Pads, die kreative Funktionen kontrollieren.

In der rechten oberen Ecke der Decks sind die Bedienelemente zur Navigation in der Songsammlung von Rekordbox DJ platziert, mit denen sich Songs auswählen und in die Decks laden lassen. Die für gewöhnlich üblichen Effekt-Drehregler und -Taster gibt es beim Pioneer DJ DDJ-1000 nicht, der Hersteller hat hier eine clevere Alternative implementiert, die an späterer Stelle vorgestellt wird.

Mixer Details

Zwischen den beiden Decks des Controllers befindet sich die vierkanalige Mixersektion, die sich auch ohne Computerkontakt als Standalone-Gerät nutzen lässt. Die Kanalzüge des Mixers sind mit Trim- und Dreiband-EQ-Reglern sowie mit Fadern ausgestattet, deren Regelweg eine Länge von 45 Millimetern misst. Die Kanäle lassen sich dem kontaktfrei arbeitenden und sehr leicht gleitenden Magvel Crossfader per Schiebeschalter frei zuweisen. Bedienelemente zur Modifikation der Regelwege für die Kanalfader und den Crossfader gibt es nicht. Sämtliche Einstellungen hierzu werden in Rekordbox DJ vorgenommen und bleiben im Standalone-Modus erhalten. Diese Umsetzung ist leider etwas unkomfortabel, aber nicht für alle Anwendergruppen von Belang, da viele DJs mit vorgegebenen Faderkurven arbeiten und den Crossfader gar nicht nutzen. Der Mixer bietet zudem Lautstärkesteuerungen für zwei Mikrofone und den Softwaresampler. Zur kreativen Klangbearbeitung gibt es in den Kanälen vier gut klingende Sound-Color-Effekte. Als Besonderheit werden diese im Controller-Modus von Rekordbox DJ zur Verfügung gestellt und im Standalone-Modus vom DDJ-1000 selbst berechnet. Zusätzlich gibt es vierzehn, auf unterschiedliche Ziele verschaltbare Beat-Effekte. Die Kontrolle der Master- und Booth-Signale findet mit griffigen Drehreglern statt.

Controller von oben
Die Mixersektion des Controllers ist mit Effekten ausgestattet und kann standalone zum Einsatz kommen.

Anschlüsse

Auf der Rückseite des DDJ-1000 findet man die Anschlüsse. Die Kanäle eins und zwei der Mixereinheit sind mit Linepegel-Eingängen ausgestattet und die Kanäle drei und vier bieten umschaltbare Line-/Phono-Eingänge, sodass eine flexible Setup-Erweiterung möglich ist. Zum Anschluss von Mikrofonen kann zwischen einem Klinkeneingang und einer Combobuchse gewählt werden, was mobilen DJs sehr gefallen dürfte. Das druckvolle Musiksignal wird über ein symmetrisches XLR-Paar und einen unsymmetrischen Cinch-Ausgang ausgegeben. An den Booth-Ausgang im Klinkenformat kann ein Monitorsystem zur Mixkontrolle angeschlossen werden. Super: Zwei USB-Buchsen erlauben den gleichzeitigen Anschluss von zwei Computern und dienen zu Aktivierung der Soundkarte des Controllers. Letztere ist mit 12 Eingängen und 6 Ausgängen versehen und verarbeitet digitale Daten mit 24 Bit und 44,1 Kilohertz.

Controller Rückansicht.
Der Controller erlaubt den parallelen Anschluss zweier Computer und zahlreicher analoger Zuspieler.

Rekordbox DJing

Nach der schnell erledigten Installation der Treiber und der Rekordbox DJ Software kann der Controller in Betrieb genommen werden. Eine zusätzliche Konfiguration entfällt, sodass der Einstieg unkompliziert gelingt. Die Anordnung der Bedienelemente ist – wie von Pioneer DJ gewohnt – praxisgerecht. Anwender mit Vorkenntnissen können direkt starten, Neulinge oder Umsteiger benötigen aber auch nur eine kurze Einarbeitungszeit. Die großzügige Dimensionierung sorgt zudem dafür, dass man sehr gut mit dem Gerät auflegen kann. Songs lassen sich vom Controller aus direkt in die Decks laden und manuell oder per Sync-Funktion beatmatchen. Letzteres gelingt auch bei Songs mit komplexen Rhythmen zuverlässig.

Das Arbeiten mit den großen Jogwheels macht Laune, da sie ein sehr direktes Spielgefühl vermitteln, ganz gleich, ob diese für Pitchbend oder Backspins genutzt werden. Auch Scratch-Manöver gelingen mit den Wheels hervorragend und das Cut-Lag des Crossfaders kann hierzu auf unter einen Millimeter eingestellt werden – Top! Die in den Jogwheels verbauten Displays sind recht klein und informieren den Anwender über Songdetails wie die aktuelle Wiedergabegeschwindigkeit oder die Restlaufzeit. Zudem werden Hotcue-Punkte und die Wellenform eingeblendet. Letztere lässt sich aber nicht ranzoomen, sodass hier nur ein grober Überblick gegeben wird, schade. Mit den gut reagierenden Performance-Pads können bei aktivierter Quantisierungsfunktion bis zu 16 Hotcue-Punkte passgenau gesetzt und getriggert werden, mit Beat Jump lassen sich Songteile überspringen.

Außerdem können Loops treffsicher aktiviert und Hotcue-Punkte per Keyboard-Funktion transponiert werden. Wer gerne Samples zur Untermalung nutzt, kann diese ebenfalls mit den Pads einstreuen, eine Anschlagsdynamik zum Spielen lebendiger Grooves gibt es leider nicht. Wie eingangs erwähnt, bietet der DDJ-1000 keine dedizierten Effekt-Bedienelemente in den Decks, dafür aber zwei Pad-FX-Bänke, die Effekte mit vordefinierten Parameterkombinationen durch das Drücken der Pads aktivieren. Super: Mit den Pads lassen sich auch Multieffekte zusammenstellen und Songs nach Belieben verbiegen. Die ab Werk vorgegebenen Pad-Belegungen können mit dem einfach bedienbaren Pad-Editor angepasst werden.

Expansion

Durch den kostenpflichtigen Erwerb der DVS-Erweiterung für Rekordbox DJ ergeben sich zusätzliche Nutzungsmöglichkeiten. Wer nicht mit den Jogwheels scratchen oder den Controller als DJ-Team nutzen möchte, kann hier zugreifen. Die Software lässt sich nach der Aktivierung der Erweiterung mit Timecode-Medien steuern. Niedrige Latenzzeiten sorgen für eine authentische Steuerung und bei Bedarf können vier Decks durch zwei Nutzer parallel kontrolliert werden. Alternativ lassen sich die mit dem DDJ-1000 verkabelten Zuspieler auch zur Wiedergabe von Audio-CDs oder Vinyls nutzen und die Songs mit den ordentlich zupackenden Equalizern bearbeiten. Die in den Kanalzügen verbauten ampelfarbigen LED-Ketten erlauben eine übersichtliche Pegelüberwachung.

© Pioneer DJ

Mit den vier Sound-Color-Effekten D. Echo, Pitch, Noise und Filter lassen sich Mixübergänge sehr schön modellieren, eine Modifikation der Effektparameter am Controller selbst ist aber leider nicht möglich. Eine noch größere Auswahl an Klangverbiegern findet sich im Bereich der Beat-Effekte. Hier stehen in Echtzeit modifizierbare Vertreter wie Echo, Spiral, Reverb, Trans, Flanger, Phaser, Pitch, Slip Roll und Roll zur Verfügung, man kennt sie bereits aus diversen Pioneer-DJ-Produkten. Ergänzt wurden diese durch die Neuzugänge MT Delay, Low Cut Echo, Enigma Jet sowie die beiden Mobius-Effekte. Die Effekte sind von gewohnt guter Qualität und lassen sich zum Ausschmücken von DJ-Sets nutzen. Wer Mikrofone für Ansagen benötigt, kann diese per Schiebeschalter im Mixerbereich aktivieren und bei Bedarf die praktische Talkover-Funktion nutzen, die den Musikpegel automatisch reduziert, wenn ein Mikrofonsignal eingeht.

Fazit

Der Pioneer DJ DDJ-1000 ist ein hervorragender Rekordbox DJ Controller, der durch seine umfangreiche Ausstattung und hochwertige Verarbeitung zu überzeugen weiß. Die sehr groß dimensionierten Jogwheels erlauben eine präzise Songsteuerung und die Performance-Pads einen einfachen Zugriff auf die kreativen Funktionen der Software. Der Controller ist aufgrund der zweifach vorhandenen USB-Anschlüsse und des Standalone-Modus für den Mixerbereich vielseitig einsetzbar und kann von professionellen Scratch-DJs, mobilen DJs aber auch fortgeschrittenen Einsteigern genutzt werden. Für den recht moderaten Preis bekommt man hier eine Menge Spielspaß und eine richtig gute DJ-Software. Kleinere Schwächen, wie die fehlenden Parameterregler für die Sound Color FX und die nicht vorhanden Anschlagsdynamik für die Performance Pads trüben den positiven Gesamteindruck aber kaum.

Pro

Sehr große Jogwheels
Leicht gleitender Magvel-Crossfader
Großzügig dimensionierte Bedienoberfläche
Sehr gute Verarbeitung
Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis

Kontra

Keine Parameterregler für Sound Color FX
Performance-Pads ohne Anschlagsdynamik

Preis:

1199 Euro

Mehr Informationen auf der Website von Pioneer DJ.

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