Drumcomputer gibt’s viele – doch kaum einer passt sich so nahtlos ins Pedalboard ein wie der Polyend Step. Das Gerät will Performer:innen ansprechen, die mit Gitarre, Synth oder Stimme auf der Bühne stehen und Beats direkt mit dem Fuß kontrollieren wollen. Keine klassische Groovebox also, sondern eine Live-Drum-Machine mit Fokus auf unmittelbarer Bedienung, Punch-In-Effekten und spontanen Rhythmuswechsel. Ob der Step dabei nur Gimmick bleibt oder tatsächlich eine ernstzunehmende Alternative für das Studio- und Live-Rig ist, haben wir uns in der Praxis angeschaut.
Quick Facts
- 4‑Spur‑Drumcomputer mit bis zu 16 Pattern pro Spur
- Punch‑In‑Effekte mit mehreren Algorithmen (z. B. 12 beim Delay)
- Trigger-Locks, Chance & Microtiming für lebendige Rhythmen
- Eigene Sample-Kits via SD-Karte importierbar
- Expression-Pedal-Anschluss
Konzept
Polyend positioniert den Step als Drum-Machine im Pedalformat, und spricht damit Musiker:innen an, die mit Gitarre, Bass, Synths oder Vocals live auftreten. Anders als klassische Grooveboxen ist der Step per Fuß steuerbar. Mit dedizierten Switches für Pattern, Effekte und Tempo wird er zur idealen Erweiterung auf dem Pedalboard.
Das Konzept überzeugt: kompakt, robust, fokussiert aufs Live-Setup, dabei aber erstaunlich flexibel. Das teilweise gebürstete Aluminiumgehäuse schützt nicht nur vor Kratzern, sondern verleiht dem Gerät auch eine wertige Haptik. Besonders im Bühnenkontext, wo man gerne mal etwas beherzter auftritt, macht sich die robuste Bauweise bezahlt.
Bedienung
Trotz seiner klaren Ausrichtung auf Fußsteuerung wirkt der Polyend Step keineswegs eingeschränkt – im Gegenteil: Die Bedienung ist so durchdacht, dass sich kreative Ideen schnell und ohne Umwege umsetzen lassen. Der Step verzichtet bewusst auf tief verschachtelte Menüs und setzt stattdessen auf eine unmittelbare, performative Interaktion. Die 16 farbigen RGB-Pads dienen nicht nur zur Anzeige der Sequenzschritte, sondern erlauben auch das manuelle Setzen und Löschen einzelner Steps direkt am Gerät. Dank Funktionen wie Trigger-Locks, Step-Probability (Chance) und Microtiming lassen sich Grooves mit feinfühliger Dynamik und organischem Timing gestalten – weit entfernt von starren Standardrhythmen.
Die zentrale Navigation erfolgt über robuste Fußschalter, die selbst im hektischen Bühneneinsatz präzise reagieren. So lassen sich Pattern durchschalten, Effekte aktivieren oder das Tempo per Tap-Taste anpassen – alles, ohne die Hände vom Instrument nehmen zu müssen. Zwei griffige Regler für Master-Lautstärke und Tempo sind jederzeit erreichbar und erlauben spontane Eingriffe in den Mix oder den Drive des Tracks.
Besonders hervorzuheben ist das gestochen scharfe OLED-Display, das wichtige Parameter, Step-Details und Menüs auch bei schwierigen Lichtverhältnissen übersichtlich darstellt. Der Blick auf das Display ersetzt das klassische "Menüwühlen" und hält die Performance flüssig. Wer sein Setup erweitern will, kann über den Expression-Pedal-Eingang in Echtzeit Parameter wie Filterverläufe, FX-Intensität oder Pitch modulieren. Eine Funktion, die vor allem für dynamische Übergänge oder akzentuierte Breaks live enorme Wirkung entfaltet.
Konnektivität
Was die Anschlüsse angeht, zeigt sich der Polyend Step flexibel.Vor allem im Zusammenspiel mit anderen Geräten aus der Polyend-Familie oder klassischem MIDI- und Audio-Equipment.
An der Rückseite befinden sich:
- Stereo-Audio-Out (Klinke, L/R) – für den direkten Anschluss an Mischpulte, Audiointerfaces oder Verstärker.
- Stereo-Audio-In – erlaubt z. B. die Integration eines externen Effektgeräts oder das Einbinden von weiteren Klangquellen.
- MIDI In & Out (3,5 mm TRS, Typ A) – zur Synchronisation und Steuerung externer Geräte. Über Adapter lassen sich hier klassische MIDI-DIN-Kabel verwenden.
- MIDI über USB – für die Kommunikation mit DAWs oder USB-MIDI-Geräten. Auch hier lassen sich Clock-Signale senden oder empfangen.
- Expression-Pedal-Eingang – für dynamische Steuerung während der Performance.
- SD-Karten-Slot – für den Import eigener Sample-Kits (Karte wird mitgeliefert)
- Netzteilbuchse – denn: Stromversorgung via USB ist nicht möglich.

Besonders spannend wird es in Kombination mit dem Polyend Play oder Play+, den Grooveboxen des Herstellers. Beide Geräte nutzen das sogenannte Pattern-Sharing, bei dem sich Sequenzen, Kits und Pattern-Dateien über die SD-Karte austauschen lassen.
So kann man etwa ein Drum-Pattern auf dem Step programmieren und dann in den Play übertragen, um es dort mit Melodien, Samples oder Effekten zu kombinieren oder umgekehrt. Die Cross-Kompatibilität der Dateiformate zwischen Play und Step macht den Workflow flüssig: Projekte können auf beiden Geräten weiterentwickelt oder in verschiedenen Kontexten verwendet werden.
Sound & Groove
Klanglich liefert der Step auf Anhieb. Mehr als 350 Presets und 200 Kits decken verschiedene Genres ab – von klassischen Drums über glitchige Texturen bis hin zu Lo-Fi und Experimental. Für jedes Genre stehen zudem passende Groove-Presets bereit, die sofort einsetzbare Sequenzen liefern. So kann man direkt loslegen oder sich inspirieren lassen. Jede der vier Spuren kann unabhängig sequenziert und mit individuellen Trigger-Parametern versehen werden.
Die Punch-In-Effekte sind ein echtes Highlight: Acht Effektarten wie Stutter, LoFi, Re-Arranger oder Delay lassen sich live oder automatisiert direkt per Fuß aktivieren. Dabei stehen pro Effekt mehrere Algorithmen zur Verfügung, beim Delay beispielsweise ganze zwölf Varianten, die sich in Feedback, Taktung oder Charakter unterscheiden.
Zusätzlich bietet der Step Master-Effekte, die auf den gesamten Ausgang wirken, sodass man – den Gesamtsound live subtil formen oder dramatisch verzerren kann.
In der Praxis bedeutet das: Mit wenigen Steps lässt sich eine Kick-Loop durch einen Filter-Sweep in einen Break überführen, der wiederum durch Delay und Stutter zu einem buildartigen Übergang wird. Und das alles ganz einfach per Fußbedienung.
Eigene Samples
Trotz fehlender direkter Sample-Import-Funktion über USB lässt sich der Step über eine SD-Karte mit eigenen Sounds bestücken. Dabei müssen die Samples in einer klaren Ordnerstruktur abgelegt werden (z. B. nach Tracks 1–4 getrennt), um korrekt erkannt zu werden. Polyend stellt hierfür ein Template zur Verfügung.
Eigene One-Shots oder Drumkits können so einfach eingebunden werden. Einmal eingerichtet, stehen diese Kits wie die werkseitigen zur Auswahl, ganz ohne zusätzliche Software. Für kreative Performer:innen ein großer Pluspunkt. Darüber hinaus profitiert man von einer aktiven Polyend-Community, die regelmäßig eigene Kits, Templates und hilfreiche Ressourcen teilt – ein inspirierender Pool an Material und Ideen, der den Einstieg deutlich erleichtert und den Workflow bereichert.
Fokus liegt auf Live-Performances
Die wahre Stärke des Step liegt eindeutig im Live-Bereich. Mit den Stomp-Switches lassen sich Pattern wechseln, Effekte in Echtzeit triggern oder das Tempo tappen. Die Fußbedienung funktioniert reaktionsschnell und gibt Performer:innen das Gefühl, ein Instrument unter Kontrolle zu haben, nicht nur ein Tool.

Ein besonders praktisches Feature ist das Pattern-Chaining: Bis zu 16 Patterns lassen sich zu einer automatisch abspielbaren Songstruktur aneinanderreihen – perfekt für längere Stücke, ohne ständig neue Parts umschalten zu müssen. Wer möchte, kann mit dem "Next Pattern"-Button bereits das nächste Pattern vorbereiten, das dann nach dem aktuellen Loop flüssig und ohne Brüche startet.
Egal ob Solo-Set, Vocal-Looping oder Synth-Performance: Der Step ergänzt das Setup nicht nur, sondern integriert sich nahtlos als Performance-Instrument.
Studioeinsatz
Auch im Studio macht der Step eine gute Figur.Zumindest solange man ihn als das nutzt, was er ist: ein performativer Drum-Sequencer. Die Integration erfolgt über Stereo-Out, MIDI-Sync per TRS, sowie Clock I/O. Eine Stromversorgung via USB ist jedoch nicht möglich, hier benötigt man ein separates Netzteil, das nicht im Lieferumfang enthalten ist.
Wer den Step etwa als Groove-Maschine in Ableton Live einsetzt oder mit Modularsystemen koppelt, kann interessante rhythmische Akzente setzen – etwa durch randomisierte Trigger, Microtiming oder ausgefeilte Fill-ins. Auch als Slave für andere Grooveboxen oder Sampler eignet er sich bestens.
Für komplexeres Sounddesign oder Sample-Manipulation fehlt ihm jedoch die Tiefe. Funktionen wie Sample-Slicing, Layering oder detailliertes ADSR-Shaping sucht man hier vergebens, was bei der Fokussierung auf den Live-Einsatz allerdings verkraftbar ist.
Alternativen
Fazit
Der Polyend Step ist ein durchdachter Performance-Sequencer, der nicht gar nicht erst versucht, alles zu können. Das, was er kann, macht er aber sehr gut. Vor allem Live-Musiker:innen, die mit den Füßen steuern möchten, bekommen hier ein Werkzeug, das sich wie ein Instrument anfühlt: robust, schnell, intuitiv. Die Klangqualität überzeugt, die Effekte machen Spaß und die Möglichkeit, eigene Kits einzubinden, sorgt für individuelle Sounds. Im Studio ist er eher ein Add-on als zentrales Instrument, auf der Bühne stellt er sich jedoch als echter Gewinn heraus.
Pro
Fußfreundliche Live-Bedienung
Intuitiver Workflow
Trigger-Locks, Chance & Microtiming
Hochwertige Haptik & Verarbeitung
Echtzeitmodulation per Expression-Pedal
Eigene Samples via mitgelieferter SD-Karte importierbar
Kontra
Kein USB-Sample-Import
Stromversorgung nur per Netzteil (nicht USB)
Netzteil nicht im Lieferumfang
MIDI Adapter benötigt (TRS-MIDI)
Preis:
499 EUR
Weitere Informationen gibt es auf der Website von Polyend.

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