Test: Rane Seventy-Two MK2 / digitaler Battlemixer

Test: Rane Seventy-Two MK2 / digitaler Battlemixer

Tests. 18. März 2021 | 4,5 / 5,0

Geschrieben von:
Boris Alexander

DJ-Ausrüster Rane präsentiert die MK2-Version des digitalen Battlemixers Seventy-Two, der nach nur zwei Jahren seinen Vorgänger beerben möchte. Das potent ausgestattete Gerät ist zur Kombination mit Serato DJ Pro und VirtulDJ 2021 ausgelegt und agiert als Mixer und Controller. In meinem umfassenden Praxistest habe ich mir den Boliden und seine Updates genauer angeschaut.

Mixer & Controller

Der zweikanalige Rane Seventy-Two MK2 hat ein massives, recht ausladendes Metallgehäuse, das 28,5 x 44,5 x 10,5 Zentimeter misst und 5,6 kg wiegt. Die Verarbeitung des digitalen Battlemixers ist tadellos und auch die Qualität der Bedienelemente überzeugt. Der Seventy-Two MK2 kann als Standalone-Gerät zum Mixen analoger Klangquellen genutzt werden, entfaltet aber seinen größten Funktionsumfang in Kombination mit Serato DJ Pro und VirtualDJ 2021. Da der Mixer als Hardware-Dongle für Serato DJ Pro dient und dank beiliegender Timecode-Medien und „Pitch’n’Time“-Download-Karte eine flexible Nutzung und umfassende Steuerung der Software erlaubt, habe ich den Testfokus auf diese Kombination gelegt. Für das Gesamtpaket aus Seventy-Two MK2 und Serato DJ Pro ruft Hersteller Rane einen UVP von 2399 Euro auf. Wer VirtualDJ 2021 nutzen möchte, muss diese Software als Abo (19 USD/Monat) oder per Einmalzahlung (299 USD einmalig für VirtualDJ 2021 Pro) separat erwerben.

Rane Seventy-Two MK2 Mixer Draufsicht
Der Rane Seventy-Two MK2 ist ein digitaler Battlemixer, der Controller- und Mixerfunktionen miteinander vereint.

Kanalzüge & Sampler

Die beiden Kanalzüge sind mit Quellenwahlregler versehen, die zur Selektion der analogen oder digitalen Zuspieler dienen und mit Level-Reglern zur Anpassung des Pegelhubs. Die eingehenden Signale lassen sich durch achtstufige LED-Ketten optisch überwachen mit gut dosierbaren Dreiband-(Kill-)EQs sowie kräftig zupackenden Dualmode-Filtern kontrollieren. EQs und Filter können im Einstellungsmenü des Mixers nach Bedarf einfach angepasst werden. Mit super leicht gleitenden „Mag Four X3“-Fadern erfolgt das Mixing. Die Fader lassen sich auf der Vorderseite des Geräts per Drehregler und Schiebeschalter konfigurieren. Hier kann man die Faderkurven, Kanalzuweisungen und den Regelwiderstand für den Crossfader im laufenden Betrieb schnell modifizieren oder Regelwege umkehren. Zur Anpassungen des Faderwiderstands der Kanalfader muss die Abdeckung per Schraubendreher entfernt werden.

Triggerpads

Beide Kanalzüge sind mit je acht farbig beleuchteten Triggerpads ausgestattet, die sehr schnell reagieren und deren Helligkeit an den Tag- oder Nachtbetrieb angepasst werden kann. Die Pads lassen sich in Verbindung mit Serato DJ Pro für 16 verschiedene Funktionssteuerungen nutzen. Hierzu mehr im Praxisteil.

Effekte

Zur Verfeinerung der Mixe ist der Rane Seventy-Two MK2 mit internen Flex FX ausgestattet, die sich aus Echo, Hold Echo, Duck Echo, Reverb, Filter, Phaser, Gate, Flanger, Delay, Ping Pong und Beatbreaker zusammensetzen. Die Flex FX sind für analoge und digitale Eingangssignale nutzbar und können gemeinsam mit bis zu drei Serato-DJ-Effekten auf zwei Effektbusse verteilt werden.

Display

Zwischen den beiden Kanalzügen des Mixers befindet sich ein Touchdisplay mit Leuchtregulieurng. Das Display dient zur Konfiguration des Geräts und Steuerung der Effekte per Touchfunktion. Zudem blendet das Display Wellenformen und weitere mixrelevante Informationen ein und erleichtert die Navigation in der Songsammlung.

Anschlüsse

Der Seventy-Two MK2 ist auf seiner Rückseite mit zahlreichen analogen und digitalen Anschlüsse ausgestattet und bietet für die beiden Kanalzüge kombinierte Line/Phono- sowie AUX-Eingänge. Darüber hinaus gibt es zwei Combo-Buchsen für Mikrofone, die alternativ die Zuspielung von Mono-Line-Signalen erlauben. Ein regelbarer Session I/O kann für Mitschnitte oder zur Erweiterung des Setups genutzt werden. Das Mastersignal verlässt den Mixer über symmetrische XLR-Buchsen und zur Speisung von Monitorboxen gibt es Klinkenbuchsen.

Neben den Audioanschlüssen bietet der Seventy-Two MK2 zwei USB-B-Ports, die zur gleichzeitigen Kommunikation mit zwei Computern dienen und einen bequemen DJ-Wechsel ermöglichen, sowie einen USB-Hub mit zwei USB-A-Ports für Controller wie den Rane Twelve. Für Performance-DJs mit besonderen Ansprüchen gibt es zudem auf der Vorderseite eine Anschlussoption für einen Footswitch.

Praxis

Der Rane Seventy-Two MK2 lässt sich aufgrund seiner recht umfangreichen Anschlussausstattung in verschiedenen Setups einsetzen. Das Gerät dient als zentrale Anlaufstelle für Zuspieler sowie als MIDI-Daten- und Timecode-Übermittler und Soundkarte. Für meinen Praxischeck habe ich den Rane-Mixer mit Serato DJ Pro 2.4.3 kombiniert und diesem die neuste Firmware (1.6) per Update-Tool aufgespielt, was mit wenigen Mausklicks recht fix erledigt ist.

Der Mixer erlaubt das Blättern in der Songsammlung per Encoder und Back-Taste und blendet Ordner und Tracks im Display ein. Hierdurch entfällt der Blick auf den Computerbildschirm und man kann sich weiter auf den Mixvorgang fokussieren. Gleiches gilt auch für das Beatmachting, denn nach dem Laden der Songs werden im Display zoombare Wellenformen, die Restspieldauer sowie das Tempo und die Tonart angezeigt. Die verbauten „Mag Four X3“-Fader erlauben ein sehr exaktes und schnelles Arbeiten und lassen sich mit den direkt erreichbaren Anpassungsoptionen auf der Vorderseite schnell konfigurieren. Mit den ordentlich klingenden Equalizern sind die Signale bei kompletter Linksdrehung auslöschbar.

Zum kreativen Ausschmücken von DJ-Sets lassen sich die gut klingenden Effekte des Mixers und der Software nutzen. Die gemeinsame Kontrolle mit den großen Wippen oder durch Fingerfahrten auf dem Touchscreen hat mir gut gefallen, da sich so bis zu vier Effekte parallel nutzen lassen. Die Konfiguration der Effektparameter und Selektion der Effekte ist allerdings etwas eigenwillig gelöst, der entsprechende Workflow erschließt sich erst nach dem Studium des Handbuchs.

Eine weitere große kreative Spielwiese bieten die Pads des Rane-Mixers. Die Pads stammen aus der Akai Professional MPC Serie und erlauben das treffsichere Triggern von HotCue-Punkten, Aktivieren von Loops oder der Slicer-Funktion. Zudem lassen sich Pad- und Fader-Effekte in Aktion versetzen und Samples abfeuern. Darüber hinaus erlauben sie aber auch die Nutzung der neuen Scratch-Bänke in Serato DJ Pro. Drückt man dreimal auf die Sampler-Taste, stehen vier Bänke mit je vier Slots zur Verfügung, die sich mit Samples oder Tracks füllen lassen. In der Software können die gewünschten Triggerpunkte (Start, Hotcue) für die geladenen Inhalte selektiert und mit den Pads auf dem Mixer gesteuert werden. Mit diesem neuen Feature lassen sich Scratch-Performances komfortabel ausführen.

Die unterhalb der Pads angeordneten Parametertasten sind in vielen Pad-Modi belegt und dienen zum Umschalten von Quantisierungen oder der Auswahl von Speicherbänken. Der Seventy-Two MK2 erlaubt auch hier individuelle Anpassungen, sodass diese für Silent-Cues, Instant-Doubles, der Aktivierung der Sync- oder einer selbst zugewiesenen Funktion nutzbar sind. Zudem kann man festlegen, dass die neu gewählten Tasterfunktionen nur dann zum Einsatz kommen, wenn sie in einem Pad-Modus zuvor nicht belegt waren.

Erweiterungen

Aufgrund der zahlreichen Eingänge des Mixers lassen sich die per Timecode oder Controller gesteuerten Songs in Serato DJ Pro mit Tracks aus Mediaplayern oder Vinyls kombinieren. Dieser Vorgang gelingt durch ein einfaches Umschalten des Quellenwahlreglers in einem Kanalzug, klangliche Unterschiede oder Latenzen treten hier nicht auf, da die Bearbeitung jeweils mit den EQs des Mixers erfolgt und die Signale nicht durch die Software geschleift werden. Wer seine Darbietungen mit Rap- oder Gesangseinlagen ausschmücken möchte, kann bis zu zwei Mikros an den Seventy-Two MK2 anschließen und die eingehenden Signale per Tone-Regler anpassen. Für einen der beiden Eingänge steht zudem eine Ducking-Funktion und ein regelbarer Echo-Effekt zur Verfügung.

Neues im Fokus

Die Neuerungen des Seventy-Two MK2 im Überblick:

  • Mag Four X3 Kanal- und Crossfader
  • Widerstandseinstellung für Crossfader auf der Vorderseite
  • optionaler Tageslichtmodus für Padbeleuchtung
  • neues, helleres Farbdesign für Drehregler
  • Parametertasten konfigurierbar
  • überarbeitete Effekt-Engine
  • kombinierbar mit VirtualDJ 2021

Fazit

Der Rane Seventy-Two MK2 ist ein sehr gut gelungener, digitaler Battlemixer, der sich für professionelle Einsätze empfiehlt. Das Gerät ist solide und sehr gut verarbeitet und erlaubt dank umfassender Anschlussausstattung einen flexiblen Einsatz. Kombiniert man den Mixer mit Serato DJ Pro oder VirtualDJ 2021, so steht der größte Funktionsumfang zur Verfügung, da das Gerät hier Mixer- und Controllerfunktionen gleichzeitig bietet. Der Seventy-Two MK2 unterstützt das digitale Auflegen durch Informations- und Wellenform-Einblendungen auf dem integrierten Display und verfügt über 16 Performance Pads, mit denen sich kreative Funktionen passgenau kontrollieren lassen. Das Gerät ist mit internen Effekten ausgestattet, die für alle Eingangssignale nutzbar und mit den Effekten der Software gemeinsam per Wippe oder Touchscreen aktivierbar sind. Die Neuerungen der zweiten Auflage des Seventy-Two sind allesamt praxisrelevant, weshalb der Mixer von mir einen Daumen nach oben bekommt.

Pro

Robustes Gehäuse
Mag-Four-X3-Fader
Bequemer Zugriff auf kreative Funktionen und Effekte
Kombinierter Mixer und Controller
Zweifacher USB-Hub für Rane Twelve und andere Controller
Paralleler Anschluss zweier Computer

Kontra

Effekt-Konfiguration etwas unkomfortabel

Preis:

2098,00 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Website von Rane.

Veröffentlicht in Tests

Deine
Meinung:
Test: Rane Seventy-Two MK2 / digitaler Battlemixer

Wie findest Du den Artikel?

ø: