Wavetable-Synths im Fokus – Die 5 spannendsten Modelle

Wavetable-Synths im Fokus – Die 5 spannendsten Modelle

Features. 4. November 2025 | / 5,0

Geschrieben von:
Kai Dombrowski

Wavetable-Synthesizer gibt es mittlerweile seit mehr als 40 Jahren. Das Licht der Synthesizerwelt erblickten sie in Form des PPG Wave 2 Anfang der 80er, trotzdem gilt Wavetable-Synthese bis heute als futuristisches Sounddesign-Tool. Das liegt zum einen an den komplexen Modulationsmöglichkeiten, beispielsweise dem stufenlosen Morphen der Wellenform. Zum anderen bieten viele Geräte die Möglichkeit, eigene Wavetables zu importieren, was im Vergleich zu den Wellenformen herkömmlicher Synthesizer für mehr Abwechslung sorgt. In diesem Überblick stellen hier die spannendsten Wavetable-Synthesizer für jedes Budget vor. 

Quick Facts

  • flexibler Grundsound dank breit aufgestellter Wavetables
  •   komplexe Modulationsmöglichkeiten 
  •   futuristischer Digital-Sound
  •   vielseitig einsetzbar – egal ob Lead, Bass, Pad, Perc oder FX
  •   dank fortschreitender Digitaltechnik gibt es immer mehr budget gear

Groove Synthesis 3rd Wave

Die kalifornische Firma Groove Synthesis hat vor der Veröffentlichung eigener Instrumente oft mit Branchengrößen wie Oberheim oder Sequential zusammengearbeitet. Seit 2023 gibt es in Form des 3rd Wave das erste und bis heute einzige Gerät mit dem Groove Synthesis Log. Dabei handelt es sich um einen Wavetable-Synthesizer, der nach dem Vorbild des eingangs erwähnten PPG Wave 2 gefertigt ist. 24-stimmige Polyphonie, 4-Part Multitimbralität und drei digitale Oszillatoren pro Stimme stehen im Zentrum der Klangerzeugung. Die 48 Wavetables bieten jeweils 64 Positionen bzw. Wellenformen und bestehen aus 32 8-Bit Wavetables, die den PPG2 Instrumenten nachempfunden sind. Hinzu kommen sieben virtual analog Waves sowie ein Custom Wavetable Maker, der mit einer Auflösung 16-Bit/96 kHz sogar eigene Samples importieren kann. Als Hybrid-Synth arbeitet 3rd Wave außerdem mit einem analogen 4-pole, 24 dB Lowpass Filter im Dave-Rossum-Design. Für Modulationszwecke haben Groove Synthesis eine 16-Slot Modulationsmatrix sowie 4 Hüllkurven, 4 LFOs, ein weiteres State-Variable Filter und sogar zwei digitale Effekt-Prozessoren spendiert

Klanglich ist 3rd Wave eher auf den vintage Vibe von Wavetable-Synthese ausgelegt, was sich vor allem an den sorgfältig emulierten Artefakten zeigt. Nichtsdestotrotz ist der Sound absolut hochwertig und dank der zahlreichen Features und Sounddesign-Optionen flexibel. Angesichts der 5.700 Euro Neupreis, ist Groove Synthesis’ 3rd Wave aber vermutlich eher was für PPG-Ultras und Vintage Nerds. Neben der ausgewachsenen Variante mit 61 anschlagdynamischen und halb-gewichteten Fatar-Tasten inklusive Aftertouch gibt es noch eine Desktop-Version, die ohne Keyboard auskommt und "nur” knapp 4000 Euro kostet. Ferner unterscheidet sich das Desktop-Modul durch weniger Drehregler und einem anderem Layout, unter der Haube liefern die 3rd Waves aber dieselben Features. Auf der Website von Groove Synthesis ist seit einiger Zeit vom 3rd Wave 8M zu lesen, einer noch kompakteren Version mit reduzierten Features, die hoffentlich bezahlbarer sein wird. 

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Groove Synthesis 3rd Wave
Groove Synthesis 3rd Wave
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(3)

Behringer Wave 

Mit dem Erscheinen des Behringer Wave im Januar 2025 hat Groove Synthesis 3rd Wave als dedizierter PPG Wave 2 Klon gehörig Konkurrenz bekommen. Auch bei Behringers Version wurde viel Wert auf eine authentische Reproduktion des Vintage Sounds gelegt, Lofi Artefakte inklusive. Einer der Unterschiede beim Wave ist aber, dass auch das Layout der Bedienelemente ziemlich originalgetreu gehalten ist. So ist das Display des Behringer Wave deutlich kleiner als bei Groove Synthesis und für Menüführung und Parametereingabe ist das PPG-typische Numpad verantwortlich. Der Vorteil ist, dass sich über das Numpad präzise Werte eingeben lassen, während die meisten Geräte via Encoder Scrolling verhältnismäßig ungenau funktionieren. Allerdings ist der zugehörige Data-Encoder relativ schwammig und es gilt, die vielen Abkürzungen der doch recht schmalen Anzeige auswendig zu lernen, bevor man zuverlässig mit dem Wave arbeiten kann. 

Zum Glück gibt es mehr als genug physische Potis, um dem Wave trotzdem einen angenehmen Hands-on-Workflow zuzuschreiben. Allerdings fällt die Ausstattung im Vergleich zur Groove-Synthesis-Version deutlich kleiner aus: Behringer Wave hat nur 49 Fullsize-Tasten, acht Stimmen, zwei Oszillatoren pro Stimme, zwei ADSR-Hüllkurven sowie eine AD-Hüllkurve und nur einen LFO. Auch Behringer Wave ist ein hybrider Synthesizer und ergänzt die digitale Klangerzeugung mit einem analogen Lowpass Filter, verzichtet aber komplett auf weitere Effekte. Was Behringers Klon so unfassbar reizvoll macht, ist der unschlagbare Preis von schlappen 599 Euro. Damit ist Groove Synthesis 3rd Wave beinahe zehnmal so teuer, weshalb es absolut lohnenswert ist, zu prüfen, ob man auf die extra Effekte, Hüllkurven und LFOs verzichten kann. 

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Behringer Wave
Behringer Wave
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(20)

ASM Hydrasynth

Wer in der oberen Preisklasse einen Wavetable Synthesizer sucht, der nicht als dedizierter Klon des Klassikers von PPG konzipiert ist, sollte den Hydrasynth auschecken. Der verhältnismäßig junge Hersteller Ashun Sound Machines – kurz ASM – brachte den Hydrasynth Anfang 2020 auf den Markt und feierte so sein Debüt. Der komplett digitale Synthesizer besticht mit acht-stimmiger Polyphonie, 49 anschlagdynamischen Tasten mit polyphonem Aftertouch, drei Oszillatoren, fünf LFOs, zwei Filtern mit verschiedenen Typen und justierbarem Routing, Modulationsmatrix, integrierten Effekten und vielem mehr. Das Instrument eignet sich hervorragend für Ambient-Klänge und ambitioniertes Sounddesign, wobei der moderne Charakter der Wavetable-Synthese im Vordergrund steht. 

Der Clou des Hydrasynth ist, dass sich die Wavetables beliebig aus 219 Single-Cycle-Wellenformen zusammenstellen lassen. Die resultierende Auswahl aus maximal acht dieser Wellen kann dann mittels klassischem "Wavetable Surfing” moduliert werden – ganz ohne Artefakte und völlig stufenlos. Für alle, die Geld sparen wollen oder auf die üppige Tastatur verzichten können, haben ASM eine Desktopvariante des Hydrasynth produziert. Statt der Keys gibt es hier 24 anschlagsempfindliche Pads, der sonstige Funktionsumfang ist aber identisch. Seit Ende 2021 gibt es noch den Hydrasynth Explorer. Der Explorer ist der günstigste Hydrasynth und mit MicroKORG-mäßigem Mini-Keyboard ausgestattet. Das coole ist, dass auch hier dieselben Features unter der Haube stecken wie beim großen Bruder.     

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ASM Hydrasynth Keyboard
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KORG Modwave

Weil Modulation bei Wavetable Synthese eine zentrale Rolle spielt, darf Korgs Modwave Mk II in dieser Liste nicht fehlen. Der 37-Tasten-Synth knüpft an die Technologie des kultigen DW-8000 an und setzt nicht nur bei den Wavetables, sondern auch bei den Filtern auf digitale Emulationen. Zwei Oszillatoren können mit einem der 200 Wavetables bestückt werden, die wiederum jeweils über 64 Wellenformen verfügen. Hinzu kommen 12 Filtertypen, 32-stimmige Polyphonie, Pattern-Sequencing und umfassende Modulationsmöglichkeiten. Letztere fallen besonders auf, weil Korg einen Touchpad-Controller im Stile der ikonischen Kaoss Pads integriert haben. So lassen sich mit simplen Bewegungen auf dem X/Y-Pad bis zu vier Parameter gleichzeitig steuern. 

Mit mehr Polyphonie und bei einem deutlich günstigerem Preis steckt der Modwave Mk II Konkurrenten wie den Hydrasynth in die Tasche. Mit fünf LFOs und vier Hüllkurven in Kombination mit erwähnter Kaoss Physics scheint Modwave auch ansonsten dem Flaggschiff von ASM absolut ebenbürtig zu sein – nur Aftertouch fehlt. Vielleicht hängt das damit zusammen, dass Modwave Mk II mit der Erscheinung im Jahr 2023 der jüngste Synth dieser Liste ist. Ähnlich wie bei 3rd Wave und Co. gibt es auch beim Modwave einen Software Editor, über den eigene Samples und Wavetables in den Synth geladen werden können. Wie so oft bei Wavetable-Synthesizern ist der Workflow des Modwave MK II recht gewöhnungsbedürftig. Wer ausreichend Geduld mitbringt oder bereits Erfahrungen mit Korgs Opsix hat, wird damit aber klarkommen.   

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Korg Modwave MKII
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(10)

Sonicware LIVEN Bass & Beats

Bass & Beats aus Sonicwares illustrer LIVEN Reihe ist nicht nur der bunteste Vertreter dieser Liste, sondern auch der günstigste. Streng genommen ist Bass & Beats kein dedizierter Wavetable-Synth, sondern eine Groovebox, die auch samplebasierte Drumbeats regelt. Der Bass-Anteil des farbenfrohen Instruments hat jedoch genug Wavetable-Funktionen, um sich besten Gewissens neben die zuvor genannten Produkte zu reihen. Zwei Oszillatoren mit 64 Wavetables sowie ein Sub-Oszillator bilden das Zentrum der Klangerzeugung. Hinzu kommt ein erstaunlich vielseitiger Noise Generator, der nicht nur übliche Verdächtige wie White und Pink Noise kennt, sondern auch Atmo-Samples wie Wasserplätschern oder Vinyl-Rauschen zu bieten hat. 

Für Modulationszwecke hält Bass & Beats einen verhältnismäßig umfangreichen LFO bereit, der neben den üblichen Standardwaves auch gezielt pro Step, beispielsweise alle zwei oder sieben Schritte greift. Cool ist, dass alle Parameter, außer Filter- und Noise-Typ, Oszillator Output und LFO-Shapes als Modulationsziel gewählt werden können. Ein klassischer Hüllkurven-Generator, ein Multi-Mode-Filter sowie Reverb, Delay, Chorus, Flanger, Distortion und Bitcrush runden das Verzierungsarsenal ab. Fairerweise ist Bass & Beats im Vergleich zu den anderen hier genannten Synthesizern weniger detailliert auf Wavetable ausgelegt, kostet aber deutlich weniger und bietet außerdem einen praktischen Sequenzer mit Drum-Sektion.  

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Sonicware LIVEN Bass & Beats
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(8)

Alternativen

Fazit und Honorable Mentions

Es ist erstaunlich, wie wenige Wavetable-Synthesizer es für ein niedriges Budget gibt. Neben Sonicware Bass & Beats fällt auf dem aktuellen Markt eigentlich nur noch der Nanobox Fireball von 1010 Music auf. Wie der Name schon sagt, ist das Instrument super klein und entsprechend als Sonderfall zu empfehlen. Trotz der geringen Größe sind jedoch jede Menge Features verbaut. Die meisten Wavetable-Synthesizer tummeln sich preislich im Mittelbereich um die 700 Euro, so auch der Argon8 von Modal. Argon8 erschien ungefähr zeitlich mit dem Hydrasynth und gilt ebenfalls als moderne Interpretation von Wavetable-Synthese. Er liefert zwar weniger Modulationsmöglichkeiten als Modwave Mk II, kann aber beispielsweise mit der Modal App via Touchscreen steuern. Dass Waldorf keinen Eintrag in dieser Liste bekommen hat, grenzt an Blasphemie. So ist beispielsweise Waldorf M, quasi die Reinkarnation des Microwave im Desktop-Format, ein absolut empfehlenswertes Instrument. Am Ende ging der +1000 Euro Slot aber an den Hydrasynth, weil dieser eben keine Neuauflage ist.  

Wavetable Synthesizer

Veröffentlicht in Features und getaggt mit ASM Hydrasynth , Behringer Wave , Groove Synthesis , Groove Synthesis 3rd Wave 8M , Korg Modwave , Wavetable , Wavetable Synthesizer

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