Test: MPC Studio MK2 / DAW-Controller

Test: MPC Studio MK2 / DAW-Controller

Tests. 15. Oktober 2022 | / 5,0

Geschrieben von:
Kai Dombrowski

Passend zum 2.10 Update der MPC Software bringt AKAI Professional eine Neuauflage ihres zugehörigen MIDI-Controllers auf den Markt: MPC Studio MK2 heißt das jüngste, kompakteste und günstigste Mitglied der MPC-Familie und stellt den Einstieg in AKAIs bekannteste Produktreihe dar. Die neue Studioversion ist als einzige MPC nicht Standalone und verzichtet auf die Q-Links. Dafür gibt es einen neuen Touchstrip sowie voll ausgewachsene Triggerpads. Was das in der Praxis bedeutet, zeigt dieser Test.

Verarbeitung und Anschlüsse

AKAIs MPC Studio MK2 ist mit Abmessungen von 305 x 171 x 37 mm und 0,83 kg Gewicht überaus portabel und findet selbst in engeren Workspaces Platz. Das Gehäuse des Controllers ist komplett aus Kunststoff, aber absolut solide und hochwertig verarbeitet. Generell macht die MPC Studio MK2 einen durchweg überzeugenden äußerlichen Eindruck, sogar abgesehen vom günstigen Preis. Von Qualität jenseits der Einstiegsklasse zeugt außerdem, dass AKAI die gleichen Triggerpads verbaut haben wie bei der MPC-X.

Das heißt konkret vier mal vier quadratische Hartgummipads mit einer Seitenlänge von drei Zentimetern, interaktiver Hintergrundbeleuchtung und Velocity-Empfindlichkeit. Während die Triggerpads kaum nachgeben, lassen sich die vielen Funktionstaster eindrücken und verfügen über einen spürbaren Klick. Die mattschwarze Gummioptik ist schick und weil auch die Funktionstaster beleuchtet sind, ist zumindest die jeweilige Hauptfunktion jederzeit gut erkennbar. Die Sekundärbelegungen sind zwar auf das Gehäuse gedruckt, für dunklere Locations empfiehlt sich jedoch, mehr Einarbeitungszeit einzuplanen.

Das Data Dial ist zwar das gleiche wie bei MPC One und soll auch MPC Studio MK2 bei der Menüführung helfen, doch das zugehörige 1,5 Zoll LCD-Display ist viel zu klein, um zuverlässig für Orientierung zu sorgen. Da hilft auch die farbliche Darstellung nicht, wenn auf knapp eineinhalb Zentimetern Bildschirmhöhe vier Zeilen Text gequetscht werden. Die fehlenden Q-Links als Parameterkontrolle schmälern den haptischen Zugriff auf die MPC Software noch weiter, doch anstelle der vier Encoder setzt MPC Studio MK2 auf einen gut 15 Zentimeter langen Touchstrip für Echtzeitkontrolle und Automationen.

Als MIDI-Controller halten sich die Anschlüsse der MPC Studio MK2 in Grenzen und so gibt es an der Rückseite des Geräts nur einen USB-B-Anschluss für Strom und MIDI sowie MIDI-In und -Out als 3,5mm-Klinkenbuchsen. AKAI Professionals MPC Studio MK2 kommt mit passendem USB-Kabel, zwei Adapterkabeln von Miniklinke auf fünfpol MIDI, Schnellstartanleitung, Warranty Card und Safety Instructions. Der wohl wichtigste Teil des Lieferumfangs ist abgesehen vom Controller selbst aber die Vollversion von AKAIs MPC Software, einer firmeneigenen DAW mit virtuellen Instrumenten, Effekten und mehr.

MPC Software 2.10

Die MPC Software ist praktisch das Hirn der aktuellen Standalone MPCs und erinnert mit wachsendem Funktionsumfang zunehmend an eine DAW. Im Fall der MPC Studio äußert sich dieser Eindruck besonders stark, weil die Software von einem Computer aus gestartet wird und sich zusätzlich zum Controller an den Inputs und Outputs des verbundenen Audiointerfaces bedient. Aus diesem Grund werden hier besonders die virtuellen Instrumente und Effekte sowie die Einbindung des MPC-Studio-MK2-Controllers vorgestellt. Allen voran die vier Klangerzeuger-Plugins Hype, Odyssey, Solina und Mellotron, die seit Update 2.10 zur Grundausstattung der MPC Software gehören.

Hype und Odyssey sind Synthesizer-basierte Instrumente, die von vintage-warm bis modern und hochauflösend alle erdenklichen Synthsounds umsetzen können. Bei Mellotron handelt es sich um eine Emulation des gleichnamigen Klassikers, der Samples von Flöten, Streichern, Orgeln oder anderen organischen Klängen chromatisch und polyphon spielbar macht. Während Mellotron eher den Vibe der 60er und 70er versprüht, kommt Solina etwas moderner daher. Ebenfalls für irdisch-orchestrale Sounds gedacht, spezialisiert sich Solina auf Streichinstrumente.

Alle Plugins sind von AIR und kommen mit einer Fülle an Parametern und Einstellungsmöglichkeiten, die sich durchaus mit Plugins ausgewachsener DAWs messen kann. Dank der vielen Presets pro Plugin kommt der Facettenreichtum aber auch ohne viel Voreinstellung zur Geltung.

Ähnlich differenziert sind die Effekte der MPC Software. Seit 2.10 gibt es eine komplett neue Vocal Suite, ebenfalls von AIR, bestehend aus Melodyne-ähnlicher Pitchcorrection, Doubling- und Harmonizer-Effekt. Während sich die Suite primär an Vocal-Bearbeitung richtet, lassen sich theoretisch alle Sounds mit ihnen bearbeiten, was sich besonders für Resonator-mäßige Mix-Sounds aus Percussion und Synth eignet. Bei den Insert-Effekten gibt es noch mehr Neuzuwachs: Stutter, Diode-Clipper für Distortion, ein verbesserter Diffuser Delay mit Lowcut, Sync, Width und Pan sowie ein Halfspeed-Effekt für Tape-ähnliche Timestretch-Klänge.

Damit kommt die MPC Software auf insgesamt 97 Insert-Effekte, von Delay und Reverb über Modulation bis hin zu EQ und Kompression. Klanglich sind Hype und Co. zwar hörbar besser, doch die Effekte können mithalten und überzeugen mit schierer Auswahl. Auch die justierbaren Parameter reichen für detaillierte Kontrolle und Automationen voll aus, besonders in Anbetracht des günstigen Preises der MPC Studio MK2.

Der Workflow

Für den Download der MPC Software muss die MPC Studio MK2 zunächst bei AKAI Professional registriert werden, der Download selbst passiert via MPC Studio Software Manager. Dort wird auch der gewaltige Lieferumfang deutlich, weil sich die im Preis inbegriffenen Samplepacks und VSTs automatisch zum Download anbieten. Einmal in der MPC Software angekommen, gilt es, sich für einen Klangerzeuger und die Art der Noteneingabe zu entscheiden: Drums und Oneshots können per Fingerdrumming über die Pads eingespielt werden, für harmonische und melodische Elemente gibt es Chord- und Scale-Modi. Zwar muss die Auswahl des Programms am Rechner passieren, dafür springt der Controller danach direkt in den passenden Betriebszustand.

So bleibt die Hardware der MPC Studio MK2 jederzeit das primäre Eingabeelement, administrativere Arbeiten müssen jedoch per Mausklick passieren. Sind allerdings ein paar Tracks mit Sounds und Effekten bestückt, kann mittels Data Dial und dem Miniscreen durch die Spuren gebrowst werden. Als Aufnahmemöglichkeiten stehen Live Recording mit getrennten Überschreibungs- sowie Overdub-Modi sowie gängige Lauflichtprogrammierung via Stepsequencer zur Verfügung.

Eigentlich können 128 Spuren mit je 128 Samples pro Projekt genutzt werden, im Rahmen des Tests kam es jedoch vermehrt zu Soundproblemen beim Recording. Wie im Testvideo zu sehen (Youtubelink oder so?), werden einige Offbeat Hats beim Overdubbing nicht wiedergegeben, sind im Playback jedoch hörbar. Ob ein Zusammenhang mit der Anzahl an Samples im Loop besteht, ist unklar. In den allermeisten Fällen gelingen Aufnahme und Overdubbing allerdings richtig gut. Generell scheint Echtzeit-Recording via Fingerdrumming im Fokus des Workflows von MPC-STUDIO-MK2 zu stehen.

Der Stepsequencer ist an sich OK, lässt sich aber nicht so differenziert vom Controller aus steuern. Beispielsweise scheint es nicht möglich zu sein, bei Loops mit einer Länge von zwei Takten oder mehr durch die Takte zu scrollen. Per Maus ist das aber schnell erledigt. Die 16 Pads überzeugen optisch und mit ihrer Größe, sind von Werk aber ganz schön straff eingestellt und erfordern ordentlich Schmackes – Ghost Note Challenge accepted!

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Der Touchstrip

Aufgrund der fehlenden Q-Links beschränkt sich das Musizieren am Controller auf die Noteneingabe via Fingerdrumming oder Step Sequencer und Pad-Mutes. Theoretisch soll der neue Touchstrip Abhilfe schaffen und mittels Kombi aus Funktionstastern und Data Dial auf so ziemlich jeden Parameter der MPC-Software gemappt werden können. Das Finetuning der Sounds und Effekte geht per Maus und Tastatur jedoch deutlich fixer, weil nicht erst durch die möglichen Parameter wie Pad Level, Program Level, Modwheel und Co. gescrollt werden muss.

Auf die Schnelle können so zwar Lautstärke-Fades am Touchpad vorgenommen werden, der direkte Zugriff auf Filter, Cutoff oder sonstige Effektparameter erfordert jedoch etwas Vorbereitung. An sich macht der Touchstrip aber einen erstaunlich intuitiven Eindruck, selbst wenn 15 cm Länge für die möglichen Regelwege etwas üppig erscheinen. Mit anderen Worten: Manchmal fühlt es sich an, als hätten subtilere Bewegungen keinen Einfluss auf den Klang, auch die Status-LEDs scheinen erst nach einer gewissen Regelweite zu reagieren. Gewohnheitstiere und Poti-Fans werden die Q-Links bestimmt vermissen, alle anderen können dem neuartigen Bedienelement bestimmt etwas abgewinnen.

Fazit

Wer Lust auf MPC-Workflow hat – also Sample- und Triggerpad-basiertes Beatmaking –, macht mit MPC Studio MK2 nichts falsch. Für fast lächerlich wenig Geld bieten AKAI Professional eine Vollversion ihrer absolut tauglichen MPC Software samt maßgeschneidertem MIDI-Controller, der dank seiner hochwertigen Pads mit Recht den Namen MPC trägt. Sampling und Fingerdrumming sind längst nicht mehr ausschließlich für Hip-Hop und Lofi zu gebrauchen, auch Techno und House profitieren von entfremdeten Klangschnipseln sowie organisch rhythmischen Loops und Patterns. Die Softsynths Hype, Odyssey, Solina und Mellotron eignen sich ebenfalls für eine Vielzahl an Musikrichtungen, klingen hervorragend und lassen sich äußerst detailliert justieren. Zusammen mit den vielen Effekten von vergleichbarer Qualität lässt sich wirklich gut mit der MPC Software arbeiten. Dank diverser Padmodi für beispielsweise Chords, Scales oder verschiedene Velocity-Stufen kommt der Controller dabei auch häufig zu Gebrauch. Ganz ohne Computer geht es jedoch nicht, zumindest das Verteilen von Samples und Softsynths auf die Tracks muss per Mausklick passieren. Ferner kann der neue Touchstrip die fehlenden Q-Links nur schwer ersetzen und wird in der Praxis ebenfalls von Tastatur und Maus abgelöst. Für Standalone muss folglich tiefer in die Tasche gegriffen werden, dann gibt es aber auch erweiterte MIDI- und CV-Funktionen. Wer darauf verzichten kann, hat mit MPC Studio MK2 vielleicht die bestmögliche MPC gefunden.

Gesamtwertung:
4,5 von 5,0
Qualität:  
4,5 von 5,0
Klang:  
4,5 von 5,0
Preis-Leistung:  
5,0 von 5,0

Pro

Viel MPC für wenig Geld
16 full-size Pads mit Velocity und Pressure
Kommt mit MPC-Software

Kontra

Display zu klein
Keine Q-Links bzw. Potis

Preis:

179,00 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Website von AKAI Professional.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit Akai , controller , MPC , MPC Software , MPC Studio

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