Fundamentals Of Groove I: Kick

Fundamentals Of Groove I: Kick

Workshops. 1. Juni 2019 | 5,0 / 5,0

Geschrieben von:
Kai Dombrowski

Ein Bassdrum-Schlag pro Viertelnote ergibt vier Bassdrums pro Takt und kann im Alleingang Menschenmassen zum Tanzen motivieren. Die klassische 4/4-Kick – auch bekannt als Four-to-the-Floor – gilt als stereotypischstes Element elektronischer Musik. Die regelrecht stupide Konsequenz, mit der die Kick diesem Muster in zahlreichen Produktionen folgt, wird von Außenstehenden jedoch oft kritisiert. Gerade unerfahrene Produzierende neigen deshalb dazu, sich bei der Platzierung der Bassdrums auszutoben, um sich von der Masse abzuheben. Allerdings gibt es gute Gründe für die starke Verbreitung des reinen Four-to-the-Floor-Beats. Sieben davon schauen wir uns hier einmal genauer an.

If they can mix it, they'll play it

Besonders zu Beginn und am Ende vieler House- und Techno-Tracks ist die Bassdrum klar zu hören und beinahe einziges Element. Das erleichtert das Mischen von Übergängen, weil die Kicks durch die gleichmäßige Verteilung auf die Viertelnoten als Wellenform besser zu erkennen sind. Nach dem Motto „If they can mix it, they'll play it“ kann man so die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass die Tracks auch aufgelegt werden. Selbstverständlich sind mit ein wenig Mixing-Erfahrung auch komplexere Patterns mischbar, dennoch ist es hilfreich, schon bei der Produktion an die verschiedenen Stationen zu denken, die der Track durchlaufen soll.

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Four-to-the-Floor als Tanzhilfe

Durch seine hohe Erwartbarkeit eignet sich der konsequent gleiche Rhythmus außerdem ideal zum Tanzen. Erwartbarkeit und Überraschung spielen wichtige Rollen in der Rezeption von Techno, House und so ziemlich jeder Musikrichtung, die fürs Tanzen konzipiert ist. Die tiefen Frequenzen der Bassdrum bewegen besonders viel Luft und somit auch die Körper der Tanzwütigen. Der gleichmäßige Beat gewährleistet dabei eine gute rhythmische Orientierung, während übertrieben komplizierte Bassdrum-Patterns irritierend wirken und einen regelrecht ins Stolpern bringen. Apropos Überraschung: Die 4/4-Bassdrum fungiert als Schlüssel, über den alle anderen rhythmischen Elemente gedeutet werden. Lässt man die Kick plötzlich weg, geraten auch Fortgeschrittene ins Schwitzen, wenn es darum geht, dem Beat zu folgen und werden erlöst, sobald die Kick wieder einsetzt.

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Trance-Effekt

Zusätzlich trägt die stetige Wiederholung einfacher Elemente enorm zur hypnotischen Wirkung der Musik bei. Ironischerweise werden ausgefuchste Patterns beim Hören schneller langweilig, denn jede Abwechslung zieht Aufmerksamkeit auf sich und lenkt von anderen Dingen ab. Der Four-to-the-Floor-Beat hingegen tritt durch seine schlichte Form besser in den Hintergrund und öffnet so den Raum für andere Elemente. Es empfiehlt sich grundsätzlich, Komplexität durch die vertikale Kombination von Elementen zu erzeugen, statt einzelne Patterns horizontal zu überladen. Für sich betrachtet simple Patterns können so – wenn geschickt arrangiert – äußerst mehrdeutige Klangeffekte erzielen, denn der Verzicht von Details auf der Mikroebene öffnet den Raum nicht nur für weitere Komposition, sondern auch für die Interpretation.

https://www.youtube.com/watch?v=Oz4YlzpoRew

Optimale Arrangement-Grundlage

Wenn das ausgewählte Kick Sample als Four-to-the-Floor-Beat nicht gut klingt, ist es wahrscheinlich sinnvoller, nach einem neuen Sample zu suchen, statt das Ganze mit zusätzlichen Noten zu retten. Wenn die 4/4-Kick allein schon reicht, um einen pumpenden Groove zu erzeugen, hat man eine ideale Arrangement-Grundlage und lässt folgende Elemente ebenfalls besser klingen. Um diesen Effekt zu erzeugen, macht es Sinn, den Kicksound horizontal zu betrachten. Das bedeutet Aspekte wie Attack und Decay in einen zeitlichen Zusammenhang zu bringen. Der Attack kommt zuerst und bringt die Definition des Sounds, der Decay hat den Bauch und kann durch seinen Nachhall oder Pitchbends Farbe und Groove ins Pattern bringen. Zu lange Decay-Zeiten vermatschen den Bassbereich und erfordern eine Menge Processing. Side-Chain und EQ können zwar helfen, insgesamt empfiehlt es sich jedoch, bereits im Vorfeld Raum zu lassen. Effekte wie Kompressor, Delay und Reverb können ein simples 4/4-Kick-Pattern in eine rollende Stampede verwandeln, sogar ohne allzu viel Platz im Frequenzspektrum einzunehmen.

https://www.youtube.com/watch?v=UZRubHBkMZQ

Arrangement Headroom

Je simpler das Bassdrum-Pattern, desto kontrastreicher wirken kleinere Abweichungen. Dieser Effekt äußert sich besonders gut bei Fills und Übergängen, da eine plötzliche Abweichung vom konsequenten 4/4-Beat die hypnotische Wirkung durchbricht und vom kommenden Übergang ablenkt. Ein so eingeleitetes Element erhält einen sehr überraschenden Eintritt und bringt Spannung ins Arrangement. Patterns mit sehr vielen Bassdrums pro Takt müssen für solche Effekte auf kurze Aussetzer zurückgreifen oder mit Effekten arbeiten, während für den Four-to-the-Floor-Beat alle Optionen verfügbar sind.

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Leichter im Mix

Tiefe Frequenzen sind besonders schwer zu mischen, da sie sich oft gegenseitig in die Quere kommen und Phasenverschiebungen erzeugen. Daraus resultiert ein dünner Klang, der auf jeden Fall zu vermeiden ist, denn Phasenprobleme können sich von Raum zu Raum verschlimmern. Zu viele Bassdrums nehmen sehr viel Raum im unteren Frequenzspektrum ein und rauben anderen Basssounds so den Platz. Panning ist im Bassbereich wegen der Phasenprobleme eine schlechte Idee, neben dem frequenzorientierten Mixing bietet sich jedoch auch eine rhythmische Aufteilung an. Viele Klassiker arbeiten mit einer konsequenten 4/4-Kick und spielen den Bass auf den Offbeats, wodurch die tiefen Frequenzen kaum überlappen und ein klarer, fetter Gesamtsound entsteht.

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Ausnahmen bestätigen die Regel

Von dem Grund-Beat abzuweichen ist jedoch keineswegs ein No-Go. Man kann sich einfach leicht in den vielen Möglichkeiten verirren und kommt vom eigentlichen Ziel ab. Deshalb empfiehlt es sich, zusätzliche Bassdrum-Schläge grundsätzlich in Bezug auf die Viertelnoten zu denken. Eine Sechzehntelnote vor der Viertel fühlt sich eher an wie ein Aufschlag und gibt der nächsten Viertelzählzeit mehr Gewicht. Eine Sechzehntelnote nach der Viertel klingt wie ein Echo und macht die vorherige Viertelnote schwerer. Achtelnoten verbinden die Viertelzählzeiten und können beide betonen. Durch die Anpassung von Pitch, Velocity oder Swing bekommt man einen organischeren Flow ins Pattern und erhält die Betonung der Viertelzählzeiten. Wer es extrem mag, kann natürlich auch polyrhythmisch arbeiten und die Bassdrum zum Beispiel in einem ”Drei-über-vier-Rhythmus” arrangieren. Auch in diesem Fall gelten die hier aufgeführten Tipps.

https://www.youtube.com/watch?v=PKjFnhIJVjo

Veröffentlicht in Workshops und getaggt mit BEAT , Drums , Elektro Guzzi , FJAAK , Groove , Kick , Kickdrum , Recondite , Rødhåd , Swing , Truss , tutorial

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