Hamburg: Demoraves gegen Clubschließungen und Gentrifizierung
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Hamburg: Demoraves gegen Clubschließungen und Gentrifizierung

News. 16. Januar 2024 | 3,5 / 5,0

Geschrieben von:
Mathias Walter

In der Hansestadt ging es zuletzt Schlag auf Schlag: Mit Ende des Jahres mussten zahlreiche Clubs, Bars und beliebte Konzertlokalität schließen. Mittlerweile formieren sich Aktivist:innen, um gegen einen weiteren Schlag gegen die Musikszene vorzugehen.

Waagenbau, Fundbureau, Astra Stube, PAL, Bar 227, Beat Boutique - alles seit den letzten Tanzstunden über Silvester Geschichte. Aufgrund des Neubaus der Sternbrücke mussten viele ikonische Clubs und fixe Größen in der elektronischen Musikkultur ihre Pforten schließen. Dazu kommen das PAL, das überraschend eine Umsiedelung bekanntgegeben hat (Neueröffnung vermutlich September/Oktober) und das Molotow, das im Sommer aufgrund eines Neubauprojekts geschlossen wird. So viele Schließungen auf einmal lassen sich schwer verkraften und deshalb formieren sich immer mehr Menschen aus der Musikszene, um dagegen vorzugehen.

Die am 1. Januar von den Veranstaltern 'DANS Collective' und 'Dance Til' Oblivion' ins Leben gerufene 'Demorave'-Bewegung ist eine Reaktion auf die aktuellen Vorfälle. Mitbegründer Alex Strauss sagte Gegenüber Resident Advisor, dass die Bewegung "für den Schutz der Subkultur" eintrete und die Kampagne aufgrund der drohenden Schließung des Hamburger Molotows verstärkt wird. Das Molotow wurde vor 30 Jahren gegründet, hat Platz für über 500 Gäste und ist seit dem Umzug 2014 ein musikalischer Fixpunkt der Reeperbahn.

Letzter Ausweg: Flucht nach vorne

"Wir würden gerne an diesem Ort bleiben", sagte Molotow-Gründer Andi Schmidt zu RA. "Der Bauträger will uns raus und ein Hotel rein, damit er mehr Profit machen kann. Die Stadt sagte, sie werde uns helfen, eine Lösung zu finden. Wir versuchen, so sichtbar und so laut wie möglich zu sein. Wenn das nicht klappt, müssen wir schließen, wie viele andere Orte vor uns auch."

Umsiedelungen lösen das Problem nicht

Zwar wird von Seiten der Politik Unterstützung bezüglich der Umsiedelung versprochen, dieses Vorgehen ist laut Strauss aber nicht die ultimative Lösung, da Veranstaltungsorte immer noch durch Gentrifizierung und städtische Verdichtung verdrängt werden können. Dem entgegensetzen könnten vielmehr Gesetze, wie das "Open-Air-Party-Gesetz" in Bremen, das einen einfachen Zugang zu Open-Air-Locations ermöglicht und es legal macht, "spontane, nicht-kommerzielle Veranstaltungen" durchzuführen. Dazu fordert die Demorave-Bewegung den "Schutz und die Anerkennung der subkulturellen Räume in der Stadt, Wiederbelebung des Innenstadtbereichs mit nicht-kommerziellen Kulturangeboten und die Anerkennung von Clubs als Kulturstätte".

Der Plan lautet derzeit wie folgt: Mit mehren Events innerhalb Deutschlands soll auf die Situation in Hamburg aufmerksam gemacht werden. Durch die Einnahmen der Soli-Raves soll Geld eingesammelt werden, um den großen 'Demorave 2024' zu finanzieren. Bisher gab es am 30.12. eine Demo rund um die Reeperbahn, am 13.1. eine Soli-Party im Hafenklang, ehe es am 20.1. mit einer Party im Berliner ÆDEN weitergeht.

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