Mixer und Splitter ohne Strom

Mixer und Splitter ohne Strom

Archiv. 21. Mai 2016 | / 5,0

Geschrieben von:
Olaf Hornuf

Es gibt Situationen, da wünscht man sich so etwas wie den DJOCLATE. Der kleine Mixer führt zwei Quellen zusammen oder er splittet ein Signal in zwei. Dafür ist nicht mal eine Spannungsversorgung notwendig.


Namen sind bekanntlich Schall und Rauch. Produktbezeichnungen sollen hingegen etwas ausdrücken. DJOCLATE nennt sich ein für 35 Euro gehandelter Mini-Mixer des holländischen Startups Pepperdecks. Darf man ein Mischpult so benamen? Oder muss die Bezeichnung - Klischee, Klischee - einer dunkelhäutigen DJane vorbehalten sein? Ein kurzer Check bei Google führt ausschließlich zum Hersteller und zu einigen Händlern. DJOCLATE ist also ein Mixer. Ein Mixer für DJs, wenn man der Produktbezeichnung vertraut. Das ist prinzipiell zutreffend, man sollte jedoch kein klassisches DJ-Mischpult erwarten.

Die Idee
Pepperdecks DJOCLATE

Der DJOCLATE ist schnell umschrieben. Zwei Fader, dazu drei Anschlüsse, untergebracht in einem ultrakompakten Gehäuse. Die Besonderheit liegt in der passiven Bauweise. Es wird keine Spannungsversorgung benötigt. Außerdem kann der kleine Mixer nicht nur Signale zusammenführen, er kann auch ein Signal aufsplitten. Ähnlichkeiten zum Konzept des Pokketmixer lassen sich nicht leugnen.

DJOCLATE Mixer

Der DJOCLATE wird mit einem kleinen Samtsack für den Transport geliefert. Außerdem liegen noch zwei Kabel bei. Die sind 70cm lang und - passend zu den Anschlüssen - mit 3,5mm (Mini) Klinkensteckern versehen. Mit 113x73x15mm hat der kleine Mixer in etwa die Dimensionen einer Zigarettenschachtel. Die Verarbeitung ist überraschend wertig. Vier kleine Gummfüße geben dem DJOCLATE rutschfesten Halt.

Die Anschluesse des DJOCLATE

Die beiden 60mm Fader gehen ziemlich straff. Außer diesen gibt es nur noch zwei winzige Buttons für "Bass Kill". Rückseitig sind drei Buchsen (Miniklinke) untergebracht. Laut Beschriftung handelt es sich um zweimal "In" und einmal "Out". Wie sich zeigen wird, kann der "Out" auch als Eingang fungieren, dem entsprechend sind die "Ins" dann Ausgänge. Klingt kompliziert, ist jedoch simpel.

Praxistest Mixer

Mixer ohne Strom in der Praxis

Eine potentielle Anwendungsmöglichkeiten des Mini-Mixers wäre, wenn man den Ton vom PC und einer Spielkonsole an eine Anlage leiten möchte. Oder wenn auf der WG-Party zwei Leute mit DJ-Ambitionen und Smartphone auftauchen. Man könnte natürlich auch zwei Decks einer DJ-App mischen, die passende Soundkarte vorausgesetzt. "Ohne Strom" kann besonders bei einer Sommerparty im Park vorteilhaft sein, es bedeutet aber auch ohne Verstärkung. Der DJOCLATE arbeitet als passives Gerät mit Widerständen. Folglich kommt es zwischen Eingangssignal und Ausgangssignal zu Verlusten. Wie wirken sich diese aus?

In einem ersten Versuchsaufbau nutze ich das Audiosignal meines MacBooks und das meines iPads. Beide führe ich, zuvor maximal ausgepegelt, über die mitgelieferten Kabel an den Mixer. Fürs den Anfang nutze ich einen Beyerdynamic DT770 Kopfhörer, welchen ich an den "Out" anschließe. Das Mischen der Signale funktioniert gut, wie erwartet gibt es Lautstärkeverluste. Das direkt am MacBook oder am iPad abgegriffene Signal klingt unterm Kopfhörer deutlich lauter.

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Mehr Informationen

Im Regelfall sollte hinter dem Ausgang des DJOCLATE ein Gerät mit verstärkender Wirkung hängen. Ich ändere meinen Aufbau und schließe statt des Kopfhörers meine aktiven KRK-Boxen an. Dazu ist ein entsprechender Adapter nötig. Nun kann ich über das Nachregeln des Volumens an den Boxen auftretende Verluste ausgleichen. Test mit Bravour bestanden.

Laut Beschreibung kann der DJOCLATE auch Mikrofone oder CD-Player als Eingangsquelle mischen. Im Gegensatz zum Audiosignal eines iPads oder Smartphones sind diese jedoch nicht vorverstärkt. In einem neuen Versuch nutze ich einen CD-Player und ein dynamisches Mikrofon.

Unter Kopfhörer (am Ausgang des Mixers) klingt der CD-Player nur weniger leiser als das zum Vergleich angeschlossene iPad. Erstaunlich. Beim Mikrofon bleibt der Kanal hingegen stumm. Erst als ich anstelle des Kopfhörers wieder die Boxen nutze, ist das Mikrofon zu vernehmen. Es hat aber selbst bei voll aufgerissenem Fader keine Chance sich gegen den CD-Player durchzusetzen. Hätte mich auch gewundert, wenn das Ergebnis ein anderes gewesen wäre. Spaßeshalber versuche ich es noch mit dem Kondensatormikro meiner Kamera. Fazit: etwas stärkeres Signal, aber - meiner Meinung nach - nicht praxistauglich.

Unergründlich bleibt mir, warum ausgerechnet das Feature "Bass Kill" eingebunden wurde. Auf Knopfdruck lassen sich die Bassfrequenzen des Kanals absenken ... wo braucht man sowas? Wäre nicht eine Vorhöroption sinnvoller?

Praxistest Splitter

Passiver Splitter

In umgekehrter Richtung arbeitet der DJOCLATE als Splitter. Ich führe das Signal von meinem iPad über den "Out"(!) zum Mixer. An den "Ins" habe ich je einen Kopfhörer angeschlossen. Mit beiden kann ich das Signal abhören. Diese Funktion - die eigentlich mehr hervorgehoben gehört - könnte man zum Beispiel zur regelbaren Beschallung verschiedener Zonen nutzen oder wenn man sich einen Kopfhörerausgang teilt.

Der vierte Pol

Wenn der Mixer in beide Richtungen arbeitet, könnte man auf die Idee kommen ein Headset zu nutzen. Fallstudie Gamer: PC und Konsole mit gleichzeitigem Chat über Mikro. Dazu bräuchte es einen Rückkanal. Aufgrund der mitgelieferten Kabel sehe ich diesen nicht. Leider habe ich kein Headset zum Test. Auch wenn ich es kaum erwarte, eventuell hat der Hersteller soweit gedacht. Ich werde nachfragen.

Fazit und Aussichten

DJOCLATE vs Streichholzschachtel

Das Urteil über den DJOCLATE läßt sich kurz fassen: kompakt, preiswert und nützlich. Der Funktionsumfang ist limitiert, dafür kommt er ohne Strom aus. Zudem vereint er Mixer und Splitter. Das typische Tool, welches so nützlich sein kann wie die Pinzette in der Hausapotheke.

Mit dem NAGA VIPER (was eine zu Pepperdecks passende Chilisorte ist) wurde bereits ein weiteres Model angekündigt. Das braucht dann Strom, hat aber einen eingebauten Lithium-Ion Akku. Und das Ausgangssignal wird per Bluetooth weitergegeben. NAGA VIPER kann keinen Bass killen, dafür gibt es jedoch eine Vorhörmöglichkeit. Klingt nach einer Entwicklung in die richtige Richtung. Test folgt.

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