MOTU ULTRALITE MK3 - aus DJs Sicht

MOTU ULTRALITE MK3 - aus DJs Sicht

Archiv. 25. Oktober 2011 | / 5,0

Geschrieben von:
admin

Das hybride Audiointerface UltraLite MK3 von MOTU bietet zahlreiche Features, die auf den ersten Blick eher "too much" zum Auflegen erscheinen...

 

... doch dieser erste Blick trügt, denn bekanntlich KANN man ja alles nutzen, MUSS es aber nicht tun! Sorry, an der Einleitung könnte man sicher noch das ein oder andere verbessern. Doch soll es hier weniger um meine literarischen Fähigkeiten gehen, sondern vielmehr darum, was die UltraLite zu einer durchaus lohnenswerten Alternative für den DJ-Betrieb macht.

Features
Wollen wir zu Beginn kurz die Features betrachten. Das Interface bietet insgesamt 10 symmetrische (!) Ausgänge, 6 symmetrische Line-In, zwei XLR-Klinke-Kombibuchsen für Mikrofone (wahlweise mit 48V Phantomspeisung) bzw. Instrumente, einen Kopfhöreranschluß, je einen digitalen SPDIF-Ein- & Ausgang sowie MIDI-In/Out DIN-Buchsen. Betrieben wird das Ganze wahlweise per Firewire oder USB, bei vollwertigem FW 6-Pin Anschluß am Rechner auch optional ohne Netzteil.
Die UltraLite kommt mit einem integrierten DSP, über den Audio-Routing, Equalizer, Hall & Kompressor intern berechnet werden. Mit den Drehreglern und dem Display an der Front lassen sich alle relevanten Funktionen direkt am Gerät justieren. Mehr Komfort bietet hierbei natürlich die "CueMix FX" Software, die parallel zum Treiber installiert wird. Für unterschiedliche Routing-Szenarien bzw. Equalizer- oder Effekteinstellungen stehen User-Presets zur Verfügung, die sich jederzeit auch über die Drehregler abrufen lassen. Da die UltraLite auch für den Standalone-Betrieb geeignet ist (d.h. sie funktioniert auch ohne angeschlossenem Rechner quasi als "Mixer"), kann man auf diese Weise diverse Einsatzzwecke vorab konfigurieren und auf Knopfdruck abrufen.
Im Inneren werden die analogen Signale mit bis zu 192kHz und 24 bit digitalisiert bzw. (vom Rechner kommend) über diese Samplerate und Auflösung wieder analogisiert, die beiden Main-Out Buchsen und der Kopfhörer immerhin noch mit 96 kHz.

MOTU vs. PC vs. USB
Beim Installieren gab es die ein oder andere Hürde zu nehmen, da die UltraLite über USB nicht immer so wollte, wie sie soll. Zuerst war alles paletti und das Ding lief perfekt, dann plötzlich einen Tag später wurde das Interface zwar in Traktor angezeigt, machte aber keinen Mucks und auch die Decks verweigerten den Spielbetrieb. Neustart, USB-Port wechseln und auch Treiber (de-)installieren brachten jeweils nur kurzfristig eine Lösung. Woran es schließlich lag, ließ sich auch nach ausgiebiger Recherche nicht ermitteln. Eine Gegenprobe am anderen Rechner lief fehlerfrei und zeigte, dass dies wohl eher ein individuelles Problem darstellt. Selbst die MOTU-Fachleute von KLEMM, dem deutschen Vertrieb, hatten hierfür keinen Rat. Außer: probier's doch mal per Firewire. Gesagt, getan und schon war alles paletti. Mit Firewire gab es keinerlei Störungen mehr, selbst nach dem x-ten Neustart war die UltraLite sofort zur Stelle.
Im Internet findet man hier und da die Äußerung: MOTU & MAC hui, MOTU & WIN nicht hui. Dies kann ich so zwar nicht zu 100% bestätigen, aber es scheint wohl gewisse PC-Windows-Systemkomponenten-Kombis zu geben, die mit diesen Interfaces keine Langzeitbeziehung eingehen möchten bzw. einen guten Eheberater (sprich: Workaround) benötigen.
Diese Problemschilderung wollte ich der Vollständigkeit halber nur mit erwähnt haben und sie soll nicht den Eindruck erwecken, die UltraLite würde nicht zuverlässig arbeiten. Über Firewire hat es an meinem Rechner letztendlich doch noch reibungslos geklappt, man muss es eben nur wissen. 😉

Konfiguration mit Traktor
Wie man an den ganzen Features erkennt, hat das Gerät einiges mehr zu bieten, als man es für ein "gewöhnliches" Vierdeck-Setup braucht. Wichtig war mir jedoch, die vier Decks separat auf den Mixer geben zu können, was mit den Outputs 3 bis 10 ohne Probleme gelingt. Dass man im Vergleich zu einer Audio 8 DJ oder der TA10 keinen Timecode-Support hat, sollte jedem klar sein. Daher war mein Augenmerk dabei ausschließlich auf den vollsynchronen Betrieb und die Steuerung über Controller gelegt. Und nach dem Strippen ziehen vom Interface zum Mixer und dem Zuweisen der Outputs in Traktor war es eigentlich auch schon erledigt. Eigentlich...! Denn beim ersten Testlauf bemerkte ich auf Deck B und C ein vielfach "fetteres" Signal als auf den anderen beiden Decks, was sich nach einiger Suche als unterschiedliche Einstellung in CueMix FX herausstellte. An die ganzen Zusatzfeatures hatte ich schon gar nicht mehr gedacht und mich sogleich ein wenig genauer mit den einzelnen Funktionen und Möglichkeiten auseinandergesetzt. Wie schon angesprochen, kann man den eingebauten DSP dazu benutzen, das Signal der einzelnen Ins & Outs individuell anzupassen, sei es über den Equalizer, Hall, Kompressor oder Reverb. Ebenso könnte man hardware-seitig diverse Eingänge direkt auf die Outputs zumischen, wie z.B. einen externen Synthesizer oder die Mikros. Wem 44,1 kHz nicht reichen, kann (entsprechende Rechenleistung vorausgesetzt) die Samplerate auf bis zu 192 kHz hochdrehen. Ich habe mich beim Testen mit 48 kHz zufrieden gegeben, bei einer Buffersize von 256 Samples.
Alles in allem ist die Grundkonfiguration der UltraLite in Traktor für externen Betrieb keine große Sache und läßt sich ähnlich einfach umsetzen wie z.B. mit einer Audio 8 DJ. Da das Routing in CueMix FX per Grundeinstellung die Outputs auch separat ansrechen lässt, braucht man sich zunächst um nichts weiter zu kümmern. Dies sei nur deshalb erwähnt, weil es ein solches Tool bei der A8DJ eben nicht gibt und man im ersten Moment ein wenig irritiert sein könnte, hier auch noch spezielle Settings vornehmen zu müssen. MUSS man eben nicht, aber KANN man - und wenn man es will und sich damit auseinandersetzt, merkt man schnell das Potential, das sich durch diese Features ergibt.

ulmk3_4aWarum also die MOTU?
Nun, neben den bereits angesprochenen erweiterten Möglichkeiten für Routing, Equalizing usw. gibt es noch einen ganz entscheidenden Vorteil: den Klang! Gegenüber der Audio 8, die als Direktvergleichskandidat herhalten musste, bringt die UltraLite ungleich mehr Dynamik, Brillanz und Klangdetail in den Output. Die erste Hörprobe erfolgte in meiner gewohnten Umgebung über zwei KRK RP6G2. Schon beim Hochziehen des ersten Linefaders am Mixer (Ecler Nuo4.0) kam ein dickes Grinsen, weil der Sound wirklich sehr viel besser war als mit der A8. Im Vollbetrieb mit 3 oder gar 4 Decks war der Unterschied dann noch deutlicher zu hören, und es machte einfach nur Spass. Das Mixing war ein komplett anderes, schon der kleinste Dreher am Filterknob in Traktor machte sich umgehend bemerkbar, alles war wirklich kristallklar, detailliert und sehr dynamisch.
Ich konnte es kaum abwarten, das Interface mal mit in den Club zu nehmen, in der Hoffnung dass auch über die PA der Unterschied so deutlich zu hören ist. Dem war jedoch nicht so, was aber eher auf die lokale PA zurückzuführen ist. Ich kann mir vorstellen, dass man auf einer guten Anlage durchaus einen Unterschied ausmachen kann, mitunter einen sehr deutlichen. Von daher ist das Ergebnis meines Live-Tests im Club nicht zwingend allgemeingültig. Vielleicht war meine Erwartungshaltung auch einfach zu groß gewesen und der ein oder andere andere Stammgast hat sogar einen Unterschied gehört, der mir persönlich nicht aufgefallen ist, weil ich als Referenz den krassen Unterschied von zuhause (über die KRK) mitgenommen habe.
Noch mal zurück zu CueMix FX. Auch dies ist ein Pro-Argument für die UltraLite, was viele Kontrahenten eben nicht bieten. Gerade heute, wo doch (fast) jeder im Team auftritt und Traktor + Maschine + Ableton + externer Analogfuhrpark + Sänger + MC zeitgleich einsetzt. Für all diese Setups sind die Zusatzfeatures der MOTU mehr als nützlich. So könnte man zum Beispiel vier Decks von Traktor einzeln auf den Mixer routen, das Mikrofon direkt auf den Main-Out geben (der in den 5ten Kanal vom Mixer geleitet wird), zwei Synthesizer über die Line-Ins in Ableton einspielen, dort mit Effekten modulieren und ebenfalls auf dem Main-Out ausgeben, usw... Oder aber man spielt Traktor im internen Modus, mischt die beiden Mikros über CueMix FX auf den Main-Out und gibt der externen Drummachine (die über Line-In ebenfalls per CueMix FX auf den Main-Out geht) ein entsprechendes Eq-Setting mit auf den Weg. All dies ist mit einem Standard DJ-Interface à là Audio 8 DJ eben nicht möglich, was die MOTU zu einer wahren Allzweckwaffe macht, die sehr flexibel und umfangreich eingesetzt werden kann.

Unter'm Strich
ulmk3_6aDie UltraLite MK3 Hybrid überzeugt in erster Linie mit ihrem Klang. Sicherlich mag es da noch wesentlich bessere Kandidaten geben, aber a) nicht zu dem Preis und b) nicht zwingend im DJ-tauglichen Format. Auch, wenn die ganzen Features zunächst etwas verwirrend und oversized erscheinen mögen, so wird man sie bei entsprechender Verwendung schnell zu schätzen wissen. Allerdings sollte man sich bereits vor dem Kauf im Klaren drüber sein, dass die MOTU nur dann Plug&Play (ähnlich der Audio 8 ) funktioniert, wenn man auch wirklich nur die Grundfunktionen nutzt. Alles andere bedarf einer gründlichen Einarbeitung in CueMix FX, um das Potential auch ausschöpfen zu können. Doch mit ein wenig Training läßt sich das Interface auch problemlos über das integrierte Display einrichten.
Die anfänglichen Probleme mit USB können den Gesamteindruck eigentlich nur wenig trüben, da es wie gesagt ein Einzelfall war und sich mit Wechsel auf Firewire schnell lösen lies. Kritik gibt es trotzdem, und zwar für die nicht vorhandene Sperrfunktion der Drehregler am Gerät, vor allem für den Main-Volume Knopf, der beim Drücken das Gerät ausschaltet. Dazu muss der Knopf zwar wenigstens 5 Sekunden dauerhaft gedrückt werden, aber hat man das Interface im Club irgendwo in einer freien Ecke verstaut und der Kollege baut sich gerade auf, schiebt dabei ein wenig die Kabel zur Seite und wenn's dumm läuft, fährt die MOTU runter. Alles eine Verkettung unglücklicher Umstände, aber eben denkbar und durch den nicht vorhandenen "Lock" auch nicht zu verhindern.

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(PS: Leider hab ich versehentlich die selbst geknipsten Bilder unwiderbringlich gelöscht und musste deshalb auf die offiziellen Produktabbildungen zurückgreifen.)

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