Rave The Planet droht Absage: Das Sanitätsteam hat zurückgezogen
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Rave The Planet droht Absage: Das Sanitätsteam hat zurückgezogen

News. 4. Juli 2023 | 4,0 / 5,0

Geschrieben von:
Mathias Walter

Die zweite Auflage des Techno-Umzugs 'Rave The Planet' droht auszufallen. Wenige Tage vor dem geplanten Start haben die Veranstalter:innen noch keinen Sanitätsdienst engagieren können. 

Die Nachfolge-Veranstaltung der Loveparade war 2022 in Hinblick auf die Teilnehmer:innenzahl ein großer Erfolg. Rund 200.000 Raver:innen zogen bei wechselhaften Wetter durch die Straßen Berlins und feierten das langersehnte Comeback. Gleichzeitig gab es auch kritische Stimmen zu dem Event, da Veranstalter Dr. Motte ein "Querdenker"-Symbol in die Höhe hielt und 41 Strafermittlungsverfahren eingeleitet werden mussten.

Die zweite Ausgabe an diesen Samstag ist allerdings in Gefahr: Dr. Motte fehlen die Sanitäter:innen. Die Organisator:innen erklärten am Montag bei einer Pressekonferenz, dass der Malteser Hilfsdienst e.V. kein Sanitätspersonal stellen wird. Am 23. Juni kam laut Rave The Planet-Geschäftsführer Timm Zeiss die überraschende Absage des Hilfsdienstes. Dieser gibt den Veranstalter:innen die Schuld, nicht rechtzeitig wesentliche Unterlagen und Informationen zur Streckenführung und dem Sicherheitskonzept vorgelegt zu haben.

"Es gab keine offizielle Beauftragung und es gibt keinen Vertrag über Sanitätsdienstleistungen mit der Rave the Planet gGmbH", sagte eine Sprecherin der Malteser der Berliner Morgenpost. "Auch mündliche Zusagen für die Erbringung von Sanitätsdienstleistungen hat es zu keinem Zeitpunkt gegeben", heißt es zum fehlenden Vertrag. Da es kein fertiges Konzept gab, konnten sich die Malteser nicht adäquat vorbereiten. "Wir hätten den Sanitätsdienst unterstützen können, wenn die grundlegenden Planungen rechtzeitig vorbereitet gewesen wären", so die Sprecherin. "Die Sicherheit der Teilnehmenden an einer Veranstaltung, aber auch die Sicherheit unserer Mitarbeitenden hat für uns oberste Priorität."

Angebliche Boykottaufrufe von Sanitätsdiensten

Wie es jetzt weitergeht ist unklar. Es ist nicht einmal geklärt, ob ein Hilfsdienst für so eine Veranstaltung überhaupt verpflichtend sei. Laut den Organisator:innen, dem Berliner Senat und den Maltesern wird eine medizinische Begleitung in jedem Fall als sinnvoll erachtet. Entsprechend haben sich die Rave The Planet-Organisator:innen schon nach Alternativen umgesehen. Die Anfragen bei weiteren Sanitätsdiensten in Berlin und anderen Bundesländern blieben bisher allerdings ohne Erfolg. Der Grund für die Ablehnung sehen die Veranstalter:innen auch an Boykottaufrufen innerhalb der Sanitätsdienste.

"Innerhalb kürzester Zeit erhielten wir in Folge unserer Anfragen Absagen", heißt es in der Pressemeldung. "Selbst private Anbieter teilten mit, dass eine Zusammenarbeit nicht möglich sei. Wir konnten uns das Verhalten nicht erklären, bis wir durch einen hauptamtlichen Mitarbeiter eines Hilfsdienstes interne Korrespondenz zugespielt bekommen haben. Aus diesen beiden uns vorgelegten Nachrichten geht hervor, dass eine Absprache zwischen allen Berliner Hilfsorganisationen bestehen soll, unsere Versammlung sanitätsdienstlich nicht zu begleiten", heißt es in der Mitteilung. Die Boykottaufrufe sollen dabei deutschlandweit verteilt worden sein. "Wir kennen den Urheber dieser Nachrichten noch nicht, wissen aber sehr wohl, dass diese Nachrichten sogar in Sachsen und Hessen unter Mitarbeitenden von Hilfsdiensten verteilt wurden und im Ergebnis sogar bei privaten Anbietern für Sanitätsdienste gelandet sind."

Falls noch eine Lösung bezüglich der medizinischen Versorgung gefunden werden sollte, steht eine riesige Veranstaltung vor dem (Brandenburger) Tor. Das Orga-Team rechnet mit 300.000 Raver:innen, 25 Musikwagen und 200 DJs. Dazu soll es noch zahlreiche Reden, vor allem über die elektronischen Clubkultur, geben. Das diesjährige Motto lautet "Music is the Anwser". Die dazugehörige Hymne haben Dr. Motte und Jam El Mar letzten Freitag präsentiert. Die Route soll diesmal entlang der Straße des 17. Juni verlaufen.

Update 1: 4. Juli 15 Uhr

Mittlerweile hat sich das Rave The Planet-Team mit einer Stellungnahme zu Wort gemeldet. In der Mitteilung wird dem Malteser Hilfsdienst e.V. die Schuld in die Schuhe geschoben und die erhobenen Vorwürfe zurückgewiesen. Demnach gab es am 8. Juni ein Kooperationsgespräch, bei dem das Sicherheitskonzept und infrastrukturelle Planungen besprochen wurden. In weiterer Folge sei nicht mehr viel passiert. "Danach wurde mehrmals von uns per E-Mail um weitere Details gebeten und die Frage gestellt, welche weitere Zuarbeit unsererseits die Malteser benötigten. Bis zum Tag der Absage der Zusammenarbeit, dem 21.06.2023, kam darauf keine Rückmeldung." Der Vorwurf, dass sich Sanitätsdienste deutschlandweit gegen eine Zusammenarbeit mit Rave The Planet gestellt haben, wurde in der Stellungnahme noch einmal bekräftigt. Am Ende der Pressemitteilung gibt es noch "Eilmeldung". Demnach verlange die Berliner Versammlungsbehörde einen privat finanzierten Sanitätsdienst für die Veranstaltung.

"Soeben erreichte uns der Auflagenbescheid der Berliner Versammlungsbehörde, in dem uns ein eigenfinanzierter Sanitätsdienst für die Versammlung auferlegt wurde. Die Angelegenheit befindet sich derzeit bei unseren Anwälten in der rechtlichen Prüfung."

Update 2: 6. Juli 15 Uhr

Ob Rave The Planet stattfinden kann ist auch zwei Tage vor dem geplanten Start noch immer nicht sicher. Das Team rund um Dr. Motte hat am Abend des 4. Julis eine Spendenkampagne gestartet, die das Event retten soll. Demnach brauche man viel Geld, um ein privates Sanitätsteam zu engagieren. Von dem Kampagnenziel von 250.000 Euro ist man allerdings noch weit entfernt. Auf auf GoFundMe gingen erst 18.100 Euro ein, bei Paypal kommen noch weitere 22.000 Euro dazu.

Veröffentlicht in News und getaggt mit Berlin , Dr. Motte , Loveparade , Rave The Planet

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