Review: DJ Balduin – Concrete Mimosa [KANN]

Review: DJ Balduin – Concrete Mimosa [KANN]

Features. 9. Juni 2023 | 5,0 / 5,0

Geschrieben von:
Christoph Benkeser

Wer bei Balduin an Baldrian denkt, atmet dreimal tief durch. Alles easy, keine Panik! Christoph Stroppel kümmert sich um uns. Der Boy mit dem coolsten Straßennamen im Game klappt nämlich sein erstes richtiges Album aus. Es heißt nicht Carpe Diem, sondern 'Concrete Mimosa'. Dafür denken geübte Daydrinker wie ich an Orangensaft, den man in Sektflöten aus Beton schlürft. Wer sich daran stößt – aua, autsch – soll keine Mimose sein. Das ist alles von der Interpretationsfreiheit gedeckt.

DJ Balduin kommt als Bub vom Bodensee. Er war in Weimar, träumte von Tokio und lebt in Leipzig. Dort macht er unter anderem Musik und guckt nach dem Glyk. Den Rest googelt ihr bitte selbst. Was zählt, ist sowieso sein Sound. Der kam schon auf Kompakt aus Köln raus, weil Balduin den Mumm hatte, dort in den Laden zu marschieren und denen seine Demos auf den Tisch zu pfeffern – als gebrannte CD, zu geil!

Inzwischen ist Balduin bei den Könnern von KANN gelandet. Die haben ihre Homebase in Leipzig, man kennt sich, gute Freunde, sowieso. Dass der Release keine Freunderlwirtschaft ist – wir sind immer noch in Deutschland, Freunde! – hängt damit zusammen, dass Balduin als selbsternannter DJ nicht nur gut auflegt. Er kann auch Platten produzieren, die nicht nur mit vier Bängern über die Bungabunga-Party böllern. Zumindest sag das ich – als Journalist.

Als solcher – ihr kennt das aus der Tagesschau – recherchiert man gewissenhaft und schnippelt nicht an der Wahrheit rum. Manchmal liest man sogar die Textlein, die sich ein lieber Labeltyp aus den Fingerkuppen geleiert hat. Nur um daraufhin zu sagen, das ist eine geile Platte oder ne, bitte nicht, weil die ist kacke und so weiter. Interessiert zwar niemanden, aber bitte, so machen wir das schon immer. So auch bei DJ Balduin. Bei dem lohnt sich das Lauschen wenigstens.

Dafür gibt es zwei Gründe. Grund eins: Die Mukke atmet wie zwei Lungenflügel nach einem Powerwalk. Wer nur ADHS-Techno auf sechs Teilen ballert, mag das gar nicht mehr mitbekommen. Aber hier tut sich tatsächlich was im Spektrum zwischen Unz Unz Unz und Unzzzz, Unzzzz, Unzzzz. Bei Breakbeats wie auf 'Da Float' oder 'P4X4' greift man gerne zu den Airsticks, um auf den Airdrums in Air-Slow-Motion mitzuspielen. Macht Bock, versprochen! Auch weil bei Zwischenskizzen vollkommene Morphin-Entspannung durch die Muskeln fährt. 'Endeavour' klingt zum Beispiel so, als hätte NTS neue Jingles in Auftrag gegeben. Ommm!

Übrigens ist 'Berghain Harlequin' eine Nummer, die für gefühlte viereinhalb Stunden Schlangestehen zu kurz geraten ist. Klar, das mag lupenreiner Adderall-Ambient sein. Keine Erfindung einer neuen Weltformel. Wer dabei wegratzt, fair enough. Aber nicht vollkommen perplex aus dem Träumeland hochschrecken, wenn ihr den Tracktitel durch euere Google-Suche jagt! Der Hanswurst ist natürlich Klausi. Checkt ihr nicht? Jetzt schon. Bitteschön!

Ach ja, before we forget, Grund zwei: Balduin kann Rave. Oder seine Reminiszenz. Oder beides. 'HIGH' streicht alle Kästchen auf der Checkliste für gute Laune durch. 'Wherever You're Going Take Me With You' könnte auch direkt von einem Metatron-Mixtape gerippt worden sein. Und 'The Great Escape' kommt doch fix aus irgendeinem Playstation-1-Soundtrack von 2001. Also, deshalb, DJ Balduin. Großartige Platte.

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