Review: Robert Hood – DJ-Kicks [!K7 Records]

Review: Robert Hood – DJ-Kicks [!K7 Records]

Features. 8. Dezember 2018 | / 5,0

Geschrieben von:
Tim Tschentscher

Seit über einem Vierteljahrhundert ist Robert Artis Hood eine sichere Bank für Minimal, Techno und Artverwandtes. Der aus Detroit, Michigan, stammende DJ steht für cleane, aufgeräumte Sounddesigns mit trockenen, markdurchdringenden Bässen. Fast schon genau so lang wie Hoods Laufbahn, existiert bereits die Reihe 'DJ-Kicks'. Für Ausgabe Nummer 66 verpflichtete das Berliner Label deshalb seine Expertise. Herausgekommen ist dabei eine 22 Track starke Auswahl intensiver Mainfloor-Stücke, die seine Lesart von elektronischer Musik komplementieren und zeigen, an welchem kreativen Punkt er sich derzeit befindet. Bei all der vielschichtigen Kompetenz, die sich nach 25 Jahren hinter dem Mischpult ansammelt, ist die Auswahl jedoch kein rein historischer Abriss.

Hood hat hierfür vor allem in das 12-Inch-Regal der 2010er Jahre gegriffen und auch nicht unbedingt eine definitive Klassiker-Werkschau organisiert. Viele der Stücke sind vermutlich erst vor Kurzem aus den Rotationen der Minimal-DJs verschwunden. Nach einem fulminanten Einstiegs-Track, kommen mit Truncate und Slam zwei rohe und fokussierte Stücke daher, die exemplarisch für die Stimmung des Mixes stehen. Truncates 'Terminal 5' ist ein treibend-hypnotischer 130 BPM Floor-Filler, der sich um ein rhythmisches Störsignal aufbaut. Den Passgang greift das schottische Doppel Slam mit dem Stück 'Remain' auf. Mit Rauscheffekten spielend, aber nicht weniger sauber produziert, geht der Beginn von Hoods Playlist direkt in die Vollen.

Es sind vor allem die querverbindenden Stücke, die Hoods musikalische Philosophie offen legen. Seien es Marcel Fenglers 'Thwack' von 2010 oder Gary Becks Stück 'Video Siren' von 2013: roh, repetitiv, satt und hart. Becks Remix von Mark Brooms Track 'King' oder Stare5s 'We Will Not' aus diesem Jahr wirken dagegen deutlich melodischer. Doch nicht alles ist nur dunkel und minimalistisch. 'Make You Feel Good' von Adrian Hour ist ein seltener Anflug von housiger Festivalstimmung, den vielleicht nur Oliver Deutschmanns Track 'Confuzed' aufgreifen mag. Hoods sonst so präsente Noten von Soul, Disco und Gospel kommen in dem Mix nur wenig durch.

Etwa ein Drittel der Stücke steuert Hood selbst bei. Angefangen bei dem starken Opener 'Focus' integrieren sich seine Tracks, Remixe und Edits in die Auswahl ohne fremdkörperartig herauszustechen. Das Stück 'Clocks' erschien bereits Mitte Mai als B-Seite auf einer seiner letzten 12-Inches. 'Greytype I' und 'Mirror Man' tauchen kurz vor der Hälfte direkt hintereinander auf. Wo ersterer gesetzter aber nicht weniger treibend wirkt, ist mit 'Mirror Man' ein knapp 6-minütiger Track gelungen, der zwar formelhaft scheint, sich aber trotzdem spürbar entfaltet. Hoods einzige Mission, Leute zum Tanzen zu bewegen, gerät zu keiner Zeit aus dem Blickfeld.

Wie so oft bei DJ-Kicks-Veröffentlichungen lohnt es, sich die gesamte Auswahl in all ihren verschiedenen Versionen und Abspielmedien anzuschauen, diese unterscheiden sich nämlich voneinander. Für den obligatorischen Continuous-Mix weichen über eine Stunde Material. Seltsamerweise fallen mit der Doppelvinyl fast alle exklusiven Hood-Tracks weg. Ein besonderes Augenmerk sei deshalb auf das letzte Päckchen aus 'Machine Form' und 'Hall Of Mirrors' gelegt. Kraftvoll und ansteckend lässt er am Ende zwei seiner besten Tracks des Mixes gegeneinander laufen. Vielleicht ist es nur eine Glaubenssache, aber mit seiner Version der Disziplin DJ-Kicks hat Robert Hood genügsamen, fast typischen Techno zusammengestellt. Das mag für viele, die Historisches oder Experimentelles erwarten, ernüchternd sein. Techno und Robert Hood aber stehen gleichbedeutend zueinander. Und genau so sollte er hier auch verstanden werden.

'DJ-Kicks' erschien am 16. November auf !K7 Records.

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