Test: 1010music Nanobox Tangerine – kompakter Mini-Sampler

Test: 1010music Nanobox Tangerine – kompakter Mini-Sampler

Tests. 11. Februar 2024 | 5,0 / 5,0

Geschrieben von:
Pascal Blunk

1010music hat bereits mit der Black- und Bluebox zwei sehr kompakte Sampling- und Mixing-Desktop-Geräte auf den Markt gebracht, die sich schnell großer Beliebtheit erfreuten. Als logische Konsequenz erweiterte 1010music sein Sortiment um eine preiswertere und noch kompaktere Produktreihe, der Nanobox-Serie. Mit der Nanobox Tangerine ist nun bereits das vierte Produkt des Nanobox Line-ups erschienen und fügt ihm so neben den bisherigen Granular-Synth, Wavetable-Synth und FM-Drum-Sequencer einen Sampler hinzu. Wie auch die bisherigen Nanobox-Geräte ist Tangerine mit einem Touchdisplay, zwei Endlos-Encodern und vier Buttons ausgestattet. Wie sich die neueste Nanobox mit einem Preis von 449 Euro in der Praxis als kompakter Sampler schlägt, zeigen wir in diesem Test.

Quick Facts

  • Portabler Sampler im Mini-Format
  • Intuitive Steuerung dank des 2-Zoll-Touchscreens
  • Multi-Sampling mit bis zu 16 Velocity-Stufen möglich
  • schneller Zugriff auf Parameter über MIDI-zuweisbare Regler

Nanobox Tangerine: Verarbeitung, Design und Praktikabilität

Mit Abmessungen von 95 x 76 x 38 mm und einem Gewicht von nur 113 g ist die Nanobox Tangerine von 1010music ein äußerst portabler und kompakter Sampler, der problemlos in jede Hosentasche passt. Um das Gerät auch mobil nutzen zu können, wird jedoch ein USB-C-Kabel für die Stromversorgung benötigt, da die Nanobox im Gegensatz zu anderen portablen Samplern nicht batteriebetrieben ist. 

Für unterwegs kann dafür dank der USB-Stromversorgung auch eine Powerbank verwendet werden, sodass nicht immer eine Steckdose in der Nähe sein muss. Das Gehäuse besteht aus orangem Plastik und macht einen stabilen Eindruck, sodass es durchaus auch ohne Verpackung transportiert werden kann.

Das portable Design wird in erster Linie durch die zwei Endlos-Encoder und das Touchdisplay ermöglicht, wodurch sich die meisten Features sehr intuitiv bedienen lassen. Sowohl die Encoder als auch die vier Buttons sind dabei gut verarbeitet und lassen sich angenehm bedienen. 

Da das Display mit einer Diagonalen von zwei Zoll jedoch recht klein ist, ist beim Triggern von Samples ein wenig Vorsicht geboten, um nicht versehentlich ein falsches Sample auszulösen. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase sollte dies aber keine größeren Probleme darstellen. Die Encoder arbeiten gut mit dem Display zusammen, sodass stets ersichtlich ist, welche Parameter sie gerade bedienen.

Um mit der Nanobox Tangerine externe Samples verarbeiten und wiedergeben zu können, ist der Sampler neben dem USB-C-Port mit MIDI-In und -Out, einem Clock-In zur Synchronisation und einem Stereo-Line-In und -Out ausgestattet. Bei allen Ports handelt es sich um 3,5-mm-Klinkenanschlüsse, daher wird für eine MIDI-Verbindung zu externen Geräten ein Adapter benötigt, wovon einer im Lieferumfang enthalten ist. Wer MIDI-In und -Out gleichzeitig nutzen möchte, benötigt daher einen weiteren Adapter.

Gespeichert werden die aufgenommenen Samples auf der beiliegenden microSD-Karte. Diese beinhaltet bereits 85 Presets und über 1500 WAV-Dateien, kann aber jederzeit über den Steckplatz auf der Rückseite des Geräts ausgetauscht werden. Die Auswahl der Presets lässt jedoch etwas zu wünschen übrig, hier hätten gerne mehr Multisamples wie zum Beispiel ein Grand Piano vorhanden sein können. Die microSD-Karte dient dabei ebenfalls für Firmwareupdates, die sich recht einfach über die Speicherkarte installieren lassen.

Nanobox Tangerine: Soundqualität & Multisampling

Die Nanobox Tangerine arbeitet mit einer internen Auflösung von 32 Bit und bietet einen Wandler für ankommende und ausgehende Analog-Signale mit einer Auflösung von 24 Bit bei einer Samplerate von 48 kHz. Dadurch bietet der Sampler einen klaren und transparenten Sound mit hervorragender Audioqualität ohne hörbare Klangfärbung. Dank der integrierten Multisampling-Funktion kann so jedes Instrument, egal ob Piano oder Synthesizer, nahezu perfekt mit der Nanobox aufgezeichnet und imitiert werden.

Beim Multisampling bietet die Nanobox Tangerine die Möglichkeit, einzelne Samples für jede Note separat aufzuzeichnen, um den natürlichen Klang des aufgenommenen Instruments zu erhalten. Dabei sind bis zu 16 Velocity-Stufen pro Note möglich. Die Einstellungen des Multisamplings lassen sich dabei gut an die eigenen Vorstellungen anpassen.

Nanobox Tangerine von oben.

Dafür kann beispielsweise die Start- und End-Note festgelegt oder die Menge der Velocity-Stufen eingestellt werden. Auch die Aufnahme von jeder zweiten oder dritten Note ist möglich, wobei die fehlenden Noten durch Pitch-Shifting aufgefüllt werden.

Dank der MIDI-Ports ist es über ein externes MIDI-Keyboard möglich, Samples so auf eine sehr natürliche Weise zu spielen, wie es kaum ein anderer Sampler dieser Größenordnung kann. Dank des MIDI-Ausgangs lässt sich das Multisampling auch automatisiert durchführen. Dafür müssen lediglich die Multisampling-Optionen festgelegt werden und die Nanobox per MIDI- und Audio-Buchsen mit dem externen Gerät verbunden werden. Anschließend kann die Aufnahme der Sample-Bank automatisch durchgeführt werden. Mit bis zu 576 WAV-Dateien pro Multisample können damit je nach Einstellungen mehrere Oktaven eines Instruments aufgezeichnet werden.

Nanobox Tangerine Workflow

Die Steuerung der Nanobox Tangerine ist trotz der wenigen Bedienelemente recht intuitiv gestaltet und ermöglicht nach kurzer Einarbeitungsphase einen zielorientierten Workflow. Das Touchdisplay spielt hierbei eine große Rolle, denn die wichtigsten Features werden stets über das Display angesteuert, es ermöglicht beispielsweise das Einspielen von Samples, das Erstellen von Sample-Chops oder das Sequenzieren von Noten. Für jede Funktion bietet das Display dabei eine hilfreiche Ansicht, wodurch die Steuerung leicht von der Hand geht. So kann man etwa beim Erstellen von Sample-Chops durch die Wellenform scrollen oder beim Abspielen von Samples eine Klaviatur einblenden.

Nanobox Tangerine Anschlüsse.

Über die Buttons des Gerätes kann zwischen den einzelnen Menüs navigiert werden. Dadurch lassen sich schnell Funktionen wie Mixer und FX Sends oder Modulationseinstellungen der einzelnen Samples öffnen und bearbeiten. Mithilfe der Encoder ist eine präzise Steuerung der ausgewählten Parameter möglich, was leicht zum gewünschten Ergebnis führt. Lediglich die zur Verfügung stehenden Parameter fallen recht übersichtlich aus, Näheres hierzu gibt es im nächsten Abschnitt zu lesen.

Die Menüführung der Nanobox Tangerine ist recht simpel gehalten und schnell erlernt. In der Standardansicht bekommen wir die acht Sample-Pads zu sehen, in der die Samples über das Display ausgewählt und abgespielt werden können. In der Mixeransicht lassen sich mithilfe der Drehregler schnell und einfach die Samplelautstärke und das Panning oder die FX-Sends anpassen. Die meisten Menüs, wie die Auswahl der Sample-Modi, die Bearbeitung der Samples oder die Sequenz-Ansicht können mit wiederholtem Drücken eines Buttons durchgeschaltet und so geöffnet werden. Dies wirkt zunächst etwas kontraintuitiv, nach kurzer Eingewöhnung ist die Menüführung jedoch schnell verinnerlicht.

Funktionsumfang

Im Gegensatz zu der kleinen Größe der Nanobox Tangerine fällt seine Feature-Palette deutlich größer aus. Neben dem Single- und Multisample-Modus zum chromatischen Abspielen von Samples können die Samples im Clip-Modus zeitbasiert inklusive Time-Stretching als Loops abgespielt werden, oder im Slicer-Modus für Sample-Chopping in unterschiedlichster Weise zerschnitten werden. Damit bietet die Nanobox Tangerine alle gängigen Wiedergabeformen von Samples und lässt wirklich keine Wünsche offen.

Nanobox Tangerine Zubehör.

Bei den Bearbeitungsmöglichkeiten der Samples sieht dies jedoch schon etwas anders aus. Hier steht neben der Pitch-Kontrolle lediglich ein Filter mit regelbarer Resonanz für die Klanggestaltung zur Verfügung. Mit nur einem Envelope und einen LFO zur Modulation fallen die kreativen Möglichkeiten zur Soundgestaltung leider relativ gering aus. Die zwei Send-Effekte für Reverb und Delay klingen modern und qualitativ hochwertig, helfen bei den überschaubaren Klangbearbeitungsmöglichkeiten aber leider nur geringfügig weiter.

Die acht Sample-Slots bieten bis zu 24-fache Stereo-Polyphonie, sollten die geladenen Samples nicht die 64 MB des internen Gerätespeichers überschreiten. Größere Samples von bis zu 4 GB können hingegen direkt von der microSD abgespielt werden. Damit lässt sich problemlos eine Kombination aus One-Shots, Loops und Multisamples abspielen, sobald das Projekt jedoch beispielsweise aus mehreren Multisamples bestehen sollte, ist auch hier schnell das Polyphonie-Limit erreicht.

Nanobox Tangerine Alternativen

Fazit

Die Nanobox Tangerine ist ein sehr kompakter und portabler Sampler mit einem intuitiven Design und einem nach kurzer Einarbeitungszeit schnellen Workflow. Trotz der geringen Größe bietet das Gerät mit den gängigsten Sample-Wiedergabeformen wie Multisample, Loop und Slice jede Menge kreativen Spielraum. Egal ob zum Aufnehmen von Instrumenten oder für die Steuerung durch ein MIDI-Keyboard, die Nanobox lässt sich problemlos mit externem Equipment kombinieren. Lediglich die Klangbearbeitung und Preset-Auswahl könnten für den Preis etwas vielseitiger ausfallen.

Gesamtwertung:
4,5 von 5,0
Qualität:  
4,5 von 5,0
Klang:  
4,5 von 5,0
Preis-Leistung:  
4,0 von 5,0

Pro

Sehr kompaktes Design
Intuitiver Workflow dank Touchscreen-Steuerung
Multisample-fähig

Kontra

Geringe bzw. eintönige Modulationsmöglichkeiten
Limitierte Preset-Auswahl 
Kein Akku/Batterie-Betrieb

Preis:

459 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Website von 1010music.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit 1010music , DAW-less , Sampler , sequencer , Tangerine

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