Test: AKAI APC64 – Performance Controller für Ableton Live

Test: AKAI APC64 – Performance Controller für Ableton Live

Tests. 18. Januar 2024 | 5,0 / 5,0

Geschrieben von:
Pascal Blunk

Ableton Live ist eines der meistgenutzten Programme für Produktion und Live-Performances elektronischer Musik. Die patternbasierte Arbeitsweise eignet sich dabei ideal für Beatmaking und Live-Performances, weshalb AKAI sich mit ihrer Ableton Production Center Serie (APC) auf Controller für Ableton Live spezialisiert hat. Mit dem APC64 hat AKAI nun einen neuen Flagship-Controller der APC-Serie auf den Markt gebracht.

Neben den 64 Pads und acht Touchstrips bietet er zusätzlich einen Standalone-Modus für Step-Sequencing zum Ansteuern externer Hardware, wodurch sich der APC64 in erster Linie als Controller für Live-Performances etabliert. Mit zahlreichen Modi wie dem Note- und Chord-Mode präsentiert er dennoch viele sinnvolle Funktionen, um die kreativen Prozesse während der Produktion zu optimieren. Wie sich der APC64 mit einem attraktiven Preis von 329 Euro in der Praxis schlägt, wird dieser Test zeigen.

Quick Facts

  • Dedizierter MIDI-Controller für Ableton Live
  • 64 Performance Pads, 8 Touchstrips
  • Umfangreiche Steuerungsmöglichkeiten der wichtigsten Parameter
  • Standalone Step Sequencer
  • Interner Speicher für bis zu 24 Projekte

Technische Daten & Details

Mit Abmessungen von 372 x 269 x 35 mm bei einem Gewicht von nur 1,6 kg reiht sich der APC64 größentechnisch zwischen dem Launchpad Pro und dem Ableton Push 3 ein. Doch auch beim Funktionsumfang siedelt sich der APC64 zwischen diesen Geräten an: Neben der 8x8-Pad-Matrix mit zahlreichen Features und Modi machen hier vor allem die acht Touchstrips mit LED-Anzeige und das kleine Display inklusive Encoder den Unterschied.

Die Performance-Pad-Matrix mit den namensgebenden 64 RGB-Pads ist dabei nicht nur velocity-sensitiv, sondern verfügt zusätzlich über polyphonen Aftertouch. Dies ermöglicht eine sehr ausdrucksstarke Spielweise der Pads, da nicht nur die Anschlagstärke, sondern auch über nachträglich ausgeübten Druck beispielsweise Filter oder andere Parameter des gespielten Sounds beeinflusst werden können. Im Gegensatz zum herkömmlichen Aftertouch lässt sich dies nun für jedes Pad, beziehungsweise jede Note separat steuern, wodurch deutlich kreativere Performances möglich werden.

Für zusätzliche Kontrolle über die steuerbaren Parameter kommen die acht Touchstrips zum Einsatz. Über dedizierte Taster lässt sich hier am Controller auswählen, welche Parameter sie gerade ansteuern. Zur Auswahl stehen hier typische Parameter wie Lautstärke, Panorama und FX-Sends der im Grid ausgewählten Kanäle. Es lassen sich aber auch direkt spezifische Parameter des jeweils ausgewählten Kanals angesteuert werden.

AKAI APC64 Draufsicht.

Dadurch können Macros oder Plugin-Parameter für Live-Performances oder Automationen verwendet werden. Über die Pfeil-Taster kann man zwischen den angesteuerten Parametern umschalten, wodurch hier wirklich jede gewünschte Funktion über den Controller angesteuert werden kann.

Das recht kleine Farbdisplay sorgt dabei für den nötigen Überblick, da es stets Auskunft über Parameter oder Einstellungen zum gewählten Modus gibt. Um herauszufinden, was genau ein Touchstrip gerade bedient, muss er allerdings zunächst berührt werden, wodurch meistens bereits der Parameter verändert wird – hier ist also ein wenig Vorsicht geboten. Trotz der geringen Größe des Displays erfüllt es seine Funktion in jeder Hinsicht, wenn auch oft ein etwas genauerer Blick notwendig ist.

Für die Verbindung mit Ableton Live ist der APC64 mit einem USB-C-Anschluss ausgestattet, welcher auch zur Stromversorgung genutzt wird. Um das Gerät im Standalone-Betrieb zu nutzen, kann der APC64 also auch direkt über den USB-Anschluss mit der Steckdose verbunden werden. Sowohl im Standalone- als auch im Controller-Modus stehen für die Verbindung mit externer Hardware neben dem 3,5mm-MIDI-I/O mit einem MIDI-In und zwei MIDI-Out insgesamt acht CV-Ausgänge zur Verfügung. Damit lassen sich auch Modulare Systeme problemlos über den ACP64 ansteuern.

Modi-Übersicht

Über die Session-View-Taste des APC64 lassen sich, wie bereits schon bei vielen anderen Ableton-Controllern, die patternbasierten Clips verwalten. Neben dem herkömmlichen Play und Stop der einzelnen Clips lassen sich hier auch ganze Scenes gleichzeitig aktivieren. Es können auch neue Clips erschaffen werden, wobei dies in den meisten Fällen nicht nötig ist, da bei der Aufnahme über den Note- oder Chord-Mode automatisch neue Clips erstellt werden können. Mithilfe des MIDI-Overdubs können Clips, auch während sie abgespielt werden, weitere MIDI-Daten aufzeichnen, was nicht nur bei der Produktion, sondern auch bei Live-Performances ein wichtiges Tool sein kann.

Im Note-Mode lassen sich Instrumente über die Pad-Matrix anspielen, wodurch vor allem das Poly-Aftertouch voll zur Geltung kommt. Es stehen dafür sehr ausführliche Scale-Einstellungen zur Auswahl, die über die Pad-Matrix ausgewählt werden können. Da nicht direkt am Controller ersichtlich ist, welches Pad dabei welche Funktion übernimmt, ist hier etwas Einarbeitungszeit nötig, die sich durch das übersichtliche Display aber in Grenzen hält.

Der Chord-Mode bietet im Kern dieselben Funktionen wie bereits der Note-Mode, jedoch lassen sich hier zusätzlich detaillierte Einstellung an den Akkorden vornehmen. Damit besitzt der APC64 sehr umfangreiche Note- und Chord-Optionen. Einen Arpeggiator oder eine Note-Repeat-Funktion gibt es jedoch nicht.

AKAI APC64 Schrägsicht.

Im standalone-fähigen Step-Sequencer-Modus bietet der APC64 acht separate Tracks mit bis zu 32 Steps. Für die Tracks stehen dabei zwei Modi zur Auswahl: Es können sowohl melodische Sequenzen im Stile des Note-Modus als auch Drum-Sequenzen mit einem 4x4-Grid erstellt werden. Die Sequenzen können polyphon sein und für jeden Track lässt sich der Ausgang individuell festlegen.

So kann beispielsweise Track 1 eine Drum-Sequenz über MIDI an eine Drum Machine senden, während Track 2 über CV mit einem Modular-Synthesizer verbunden ist, um eine Melodie zu spielen. Die erstellten Sequenzen lassen sich anschließend problemlos als Clip an Ableton übertragen.

Über den internen Speicher des APC64 lassen sich bis zu 24 Projekte direkt auf dem Gerät speichern und abrufen. Damit können Voreinstellungen für Parameter, Sequenzen und Benutzereinstellungen für den Custom-Mode schnell und einfach erstellt und wieder aufgerufen werden.

Für den Custom-Mode bietet AKAI die Project Editor Software, mit der sich eigene Funktionen für das Pad-Grid und die Touchstrips festlegen lassen. Dadurch lässt sich der Controller noch mehr an die eigenen Bedürfnisse anpassen, indem beispielsweise eine Kombination aus einem Keyboard-Layout und einem Drum-Rack erstellt werden kann.

Live-Performance & Produktion

Der APC64 ist in erster Linie für die Verwendung von Abletons Session-Ansicht ausgelegt, wodurch sich der Controller bei Produktionen besonders während des kreativen Prozesses als sehr nützlich erweist. Dank des Pad-Grids lassen sich schnell und einfach erste Ideen umsetzen und festhalten, während die Session-Ansicht zum Experimentieren mit verschiedenen Patterns einlädt.

Für das vollständige Arrangieren eines Tracks empfiehlt sich jedoch weiterhin die Arranger-Ansicht, in der sich der Controller eher als ein gut ausgestattetes MIDI-Keyboard verwenden lässt. Die Touchstrips erweisen sich dabei aber als eine gute Möglichkeit, um zielorientiert Automationen aufnehmen zu können.

Zur Unterstützung des kreativen Workflows bietet der Controller zusätzliche Features wie Probability und Mutate an. Diese sorgen stets für neue Ideen, indem einige Steps einer Sequenz zum Beispiel nur zu einer bestimmten Wahrscheinlichkeit ausgelöst werden oder gleich die komplette Sequenz verändert wird. Dadurch gibt es stets frischen Wind bei der Produktion, was für neue Ideen und Inspiration sorgt. Diese Features stehen ebenfalls im Standalone-Modus des Controllers zur Auswahl, wodurch sie auch beim Sequenzieren von externen Geräten hilfreich sind.

AKAI APC64 Anschlüsse.

Seine wahre Stärke entfaltet der APC64 aber bei Live-Performances. Hier können mit der Session-Ansicht nicht nur ganze Tracks live arrangiert, sondern auch Sequenzen während der Performance eingespielt werden. Die einzelnen Tracks lassen sich per Knopfdruck stumm oder auf solo schalten, während über die Note- und Chord-Modi expressive Performances möglich sind. Hier kommt auch der Vorteil der Touchstrips ins Spiel – im Gegensatz zu herkömmlichen Encodern lassen sich problemlos mehrere Touchstrips zeitgleich bedienen, wodurch deutlich komplexere Livekreationen möglich werden. Ein weiterer Pluspunkt der Touchstrips ist die zugehörige LED-Anzeige, die außerdem den nahtlosen Wechsel zwischen den angesteuerten Parametern ohne Parametersprünge zulässt, während sie zugleich Auskunft über den aktuellen Wert des Parameters gibt.

Die allgemeine Positionierung der Tasten ist in sich schlüssig, in der Praxis eignen sie sich aber eher für die Live-Performance. Die untere Reihe ist für Funktionen wie Mute, Solo oder Clip-Stop des jeweiligen Tracks vorgesehen, was in erster Linie in einer Live-Situation zum Einsatz kommen wird. Bei der Verwendung im Studio wäre es dagegen sinnvoller, die Transportfunktionen Play, Stop und Record am unteren Ende des Controllers zu haben, da diese dort deutlich häufiger verwendet werden. Das ist zwar nur ein kleines Detail, doch wird hier einmal mehr deutlich, worauf der Controller seinen Fokus setzt – die Live-Performance. 

Alternativen

Fazit

Mit dem APC64 beschert uns AKAI einen idealen Controller für alle Nutzer:innen von Ableton Live, egal ob im Studio oder auf der Bühne. Seine wahre Stärke entfaltet das Gerät  jedoch bei der Live-Performance. Vor allem die Touchstrips, der Standalone-Step-Sequencer und die zahlreichen CV-Ausgänge heben ihn dabei von der Masse der Ableton Controller ab. Mit seinem Funktionsumfang positioniert sich der APC64 perfekt zwischen einem Launchpad Pro und einem Ableton Push 3. Auch wenn er nicht ganz an die Vielseitigkeit eines Ableton Push 3 heranreicht, ist der APC64 mit einem deutlich günstigeren Preis von gerade einmal 329 Euro ein sehr attraktiver Controller für jeden Ableton Live Nutzer.

Gesamtwertung:
4,5 von 5,0
Qualität:  
4,5 von 5,0
Preis-Leistung:  
5,0 von 5,0

Pro

Sehr gute Ableton-Live-Integration
Poly-Aftertouch
Standalone-Step-Sequencer
Acht CV-Ausgänge
Acht Touchstrips

Kontra

Sehr kleines Display

Preis:

329 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Website von AKAI Professional.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit ableton live , Akai , APC64 , MIDI-Controller , Standalone , Step-Sequencer

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