Test: Allen&Heath Xone:96 / DJ-Mixer

Test: Allen&Heath Xone:96 / DJ-Mixer

Tests. 8. Dezember 2018 | 5,0 / 5,0

Geschrieben von:
Boris Alexander

Die britische Mixerschmiede Allen&Heath genießt in der Studio- und DJ-Szene einen exzellenten Ruf, da die Geräte klanglich überzeugen und eine durchdachte Funktionsausstattung haben. Mit dem neuen Xone:96, der analoge Schaltungen mit digitalen Funktionen vereint, möchte der Hersteller besonders anspruchsvolle Anwender zufrieden stellen, die mit einem umfangreichen Setup arbeiten und somit mehr als die üblichen vier Kanäle benötigen.

Allen&Heath Xone Mixer

Die Xone Geräteserie umfasst zahlreiche Installationsmixer, die aufgrund ihrer Ausstattung unterschiedliche Anwendertypen ansprechen. Der jetzt vorgestellte Xone:96 greift das Konzept des Sechskanal-Mixers Xone:92 auf erweitert es um digitale Schnittstellen. Der Xone:96 erlaubt somit den Einsatz klassischer Zuspieler wie Plattenspieler oder Mediaplayer sowie die Erweiterung durch Drum-Machines, Synthesizer und Effektgeräte und zudem die Kombination mit digitalen DJ-Systemen. Ein wahres Multitalent?

Allen&Heath Xone:96

Der Allen&Heath Xone:96 beeindruckt beim Erstkontakt durch seine große Anzahl an Bedienelementen und sein stattliches Gewicht von sieben Kilogramm. Die Abmessungen (336 x 410 x 109 Millimeter) hat der Hersteller so gewählt, dass ein Einbau in ein bestehendes Setup möglich ist. Das Gerät wechselt für 1799 Euro den Besitzer und bietet neben einer hervorragenden Materialqualität eine exzellente Verarbeitung, die professionelle Anwender anspricht. Optionale Rackschienen erlauben den festen Einbau des Mischpults und mit Transportcases oder Koffern von Drittherstellern gelingt der mobile Einsatz.

 Xone:96: Mixer Draufsicht.
Der Xone:96 von Allen&Heath vereint analoge Schaltungen mit digitalen Features.

Ausstattung des Xone:96

Allen&Heath hat den Xone:96 mit vier identisch ausgestatteten Kanalzügen versehen, die zur Wiedergabe von analogen und digitalen Quellen nutzbar sind. Zur Klangformung gibt es die herstellertypischen Vierband-EQs mit zwei Mittenbändern, die ein gezieltes Arbeiten erlauben. Kanalfader mit einem langen Regelweg sowie ein frei zuweisbarer Crossfader (Innofader Mini) stehen für den Mixvorgang parat. Per Schalter lassen sich die Kanalsignale in eine der beiden Filterschaltung routen und zwei Sendwege stehen zum Einschleifen externer Effekte zur Verfügung. Zusätzlich zu den Kanalzügen gibt es zwei Return-Kanäle mit parametrischen Dreiband-EQs und Kanalfadern und zwei weitere Return-Kanäle mit einer einfachen Pegelsteuerung.

Die beiden Filterschaltungen sind mit einer vorgelagerten Verzerrerstufe ausgestattet (Crunch) und arbeiten als Multimode-Filter inklusive Resonanz. Die Filter bearbeiten die Signale je nach gewähltem Modus als Hochpass-, Tiefpass- oder Bandpass-Filter. Zur Steuerung der Master- und Booth-Signale gibt es zahlreiche Regelmöglichkeiten inklusive eines Dreiband-EQs für den Monitorausgang, zwei unabhängig voneinander bedienbare Cue-Sektionen bieten einen maximalen Komfort, wenn der Mixer von DJ-Teams genutzt wird.

Xone:96: Crunch Regler.
Die analogen VCF Filter sind mit einer vorgeschalteten Verzerrerstufe  (Crunch) ausgestattet.

Anschlüsse des Xone:96

Auf der Rückseite des Xone:96 befinden sich die analogen und digitalen Anschlüsse. Auch in diesem Bereich hat Allen&Heath aus den Vollen geschöpft und alle vier Kanäle mit Line- und Phono-Eingängen ausgestattet. Eine große Anzahl an Klinkenbuchsen steht zum Aussenden von Send-Signalen und zum Empfang von verschiedenen (Return-) Quellen bereit. Zum Anschluss zweier Mikrofone sind XLR-Buchsen vorhanden, auf Talkover-Funktionen hat der Hersteller aber leider verzichtet. Auch im Bereich der Master- und Booth-Ausgänge gibt es eine Vielzahl an Anschlüssen.

Neben den klassischen XLR-/Klinken-Ausgängen bietet der Mixer eine Send-/Return-Schleife zur Einbindung des Hardware-Limiters oder Equalizers und einen Rec Out zum Mitschneiden von DJ-Sets. Der Xone:96 kann somit sehr einfach in ein professionelles Setup eingebunden werden. Zusätzlich zu den Audio-Schnittstellen verfügt der Xone:96 über zwei USB-Anschlüsse, die parallel mit zwei verschiedenen Computern kombinierbar sind. Eine MIDI-Out-Buchse dient zur Synchronisation von externen Drum Machines oder Sequenzern und eine X:Link Buchse erlaubt den Anschluss von Xone Controllern.

Mixer Rückseite.
Allen&Heath hat den Xone:96 mit einer großen Anzahl an anlogen und digitalen Schnittstellen versehen.

Praxischeck

Der Xone:96 ist ein flexibel einsetzbarer Installations-Mixer. Für meinen Praxischeck habe ich zwei verschiedenen Szenarien ausgewählt, um zu zeigen, was möglich ist. Vorweg gilt zu sagen, dass man sich für die Einarbeitung etwas Zeit nehmen sollte, denn der Mixer ist zwar sinnvoll strukturiert, bietet aber einen enormen Funktionsumfang, der erforscht werden will.

Szenario 1: Digitales DJing

In einem digitalen DJ-Setup übernimmt der Xone:96 mehrere Aufgaben und dient als zentrales Steuerpult. Es lassen sich ein oder zwei Computer per USB mit dem Mixer verbinden und dessen Dual-Soundkarte nutzen, die mit 32 Bit und 96 Kilohertz arbeitet und jedem Computer sechs Stereo-Ein- und Ausgänge zur Verfügung stellt. Per Auswahlregler in den Kanalzügen lassen sich die Signale der beiden Computer selektieren. Drückt man zudem auf die MIDI-Taster in der rechten oberen Ecke, so werden die MIDI-Funktionen des Mischpults aktiviert. Dieses kann je nach Bedarf für einen oder alle beide Computer erfolgen, sodass eine flexible Nutzung möglich ist.

Der Mixer verfügt über insgesamt 31 Bedienelemente, die MIDI-Kommandos aussenden. Die hauseigenen Xone Controller wie der Xone:K2 lassen sich bequem per X:Link mit dem Mischpult verbinden, um Effekte, Samples oder anderen Funktion zu steuern. Schließt man zudem analoge Zuspieler an, können diese zur Musikwiedergabe, aber auch zum Aussenden von Timecode-Steuerdaten genutzt werden. Direkt unterstützt wird hierbei Traktor Pro, wobei das mit der aktuellen Version (Traktor Pro 3) der Berliner Software nicht mehr obligatorisch ist, denn diese kann jetzt zur Timecode-Steuerung mit einem beliebigen Audiointerface kombiniert werden. Die Einrichtung erfolgt mit wenigen Handgriffen und ist mit der Verkabelung und Auswahl des richtigen Pegels (Line-/Phono) auf der Rückseite des Xone:96 abgeschlossen.

In meinem Test funktionierte die Timecode-Steuerung zuverlässig und die digitalen Musiksignale landeten ohne merkbare Verzögerung im Mixer. Die Signalbearbeitung erfolgt mittels der Vierband-EQs sehr gezielt. Die EQs klingen dabei sehr angenehm, gleiches gilt für die analogen Filterschaltungen, welche das Signal per Crunch-Regler etwas aufrauen und Frequenzanteile je nach gewähltem Modus (HPF, BPF, LPF) auslöschen. Das Gesamtsignal des Xone:96 ist auch bei hohen Pegeln stets transparent und druckvoll. Klar sollte man es aber trotzdem mit den Pegelanhebungen nicht übertreiben, optische Anzeigen weisen auf mögliche Übersteuerungen hin. Sehr praktisch für die Teamarbeit sind die beiden unabhängigen Cue-Sektionen, die ein individuelles Vorhören der Kanäle erlauben. Auch die Positionierung der Kopfhöreranschlüsse ist gut gewählt, da man sich so während des Auflegens nicht in die Quere kommt.

Xone:96: Zweite Cue-Sektion.
Die doppelte Cue-Sektion vereinfacht die Teamarbeit.
Xone:96: MIDI Taster.
Per Tastendruck lassen sich die MIDI-Funktionen für einen oder alle beide Computer aktivieren.
USB-Anschlüsse.
Der Mixer bietet zwei USB-Anschlüsse und einen MIDI-Ausgang zur Synchronisation externer Hardware.

Szenario 2: DJing & Live-Act

Im Techno- und House-Bereich findet man recht viele Anwender, die als DJ auflegen und eigene Tracks produzieren. Mit dem Xone:96 kann man beide Disziplinen vereinen und das DJing mit einer Musikpräsentation vereinen. Zum Auflegen ist ein klassisches Plattenspieler- oder CD-Player-Setup wählbar oder alternativ eine computerbasierte Lösung. Ergänzend kann man zum Spielen der eigenen Produktionen Geräte wie Drum Machines, Synthesizer, aber auch computerbasierte Sequenzer wie Maschine, Ableton Live und Effektgeräte anschließen.

Der Mixer bietet für den erweiterten Fuhrpark ausreichend viele Anschlüsse. So können beispielsweise zwei Effektgeräte bequem in die Sendwege eingeschleift und ihre Signale in die Returnwege C und D geroutet werden. Für die Ausgänge der Drum Maschinen und Synthesizer eignen sich die Returnwege A und B besser, da hier parametrische Dreiband-EQs zur Klangregelung nutzbar sind und sich die Signale in die Filterschaltung des Mixers routen lassen. Die Hardware-Instrumente können zudem per MIDI-Clock synchronisiert werden, sodass ein einfaches Zusammenspiel möglich ist.

Fazit

Der Allen&Heath Xone:96 ist ein potent ausgestattetes Installations-Mischpult, das sich für den professionellen Einsatz empfiehlt. Der britische Hersteller hat analoge Schaltungen um digitale Features ergänzt und somit einen Mixer kreiert, der in Clubs oder auf Festivals flexibel nutzbar ist. Seine Verarbeitung, Haptik und Klang genügen höchsten Ansprüchen, was sich auch im Preis niederschlägt, der aber nicht zu hoch angesetzt ist, wenn man das Mitbewerberfeld betrachtet. Allerdings ist es auch recht schwierig, einen direkten Sparringspartner zu finden, denn Mixer wie der Model 1 oder Formula Sound FF-6000 bieten zwar ähnlich viele Anschlussmöglichkeiten, aber keine interne Soundkarte; der Pioneer DJ DJM-900NXS2 glänzt zwar durch viele digitale Features, hat aber „nur“ vier Kanäle. Ich kann den Xone:96 allen DJs empfehlen, die mit einem großen Gerätepark zu Werke gehen oder als Team auftreten. Für ein reines Zweideck-Mixing oder für Battle-Einsätze gibt es sicherlich kompaktere und günstigere Kandidaten.

Pro

Warmer, analoger Sound
Viele Kanäle
Dual-Soundkarte für zwei Computer
Doppelte Cue-Sektion
Professionell einsetzbar
Sehr gut verarbeitet

Kontra

Kein Talkover für Mikrofone

Preis:

2298,00 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Website von Allen&Heath.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit Allen&Heath , dj mixer , DJing , Mixer , Xone:96

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