Test: Arturia Pigments 4 / Software-Synthesizer

Test: Arturia Pigments 4 / Software-Synthesizer

Tests. 26. März 2023 | 4,5 / 5,0

Geschrieben von:
Tobias Homburger

In der Regel interessieren wir uns bei DJ LAB aufgrund des höheren Live-Potentials eher für Hardware als für Software-Synths, machen aber für das ein oder andere besondere Plugin auch mal eine Ausnahme. Arturia Pigments 4 ist nach nicht einmal einem Jahr das nächste große Update für den schon in Version 3 recht umfangreichen polychromen Software-Synth und das Beste daran: Die Liste der Verbesserungen und Erweiterungen ist ziemlich lang und Besitzer:innen der früheren Version dürfen sogar kostenlos upgraden. Keine Frage, so einen Synthesizer müssen wir uns natürlich näher anschauen. Nun also Vorhang auf für Arturia Pigments 4!

Quick Facts

  • Major-Update des Powerhouse-Synths
  • Neuer Light-Modus
  • Quick Modulation Editing
  • Reduzierter Play-Mode für Live-Einsätze
  • Filter-Emulation des MS-20

Der neue Look von Arturia Pigments 4

Pigments erstrahlt im neuen Glanz: Das komplette grafische Interface wurde überarbeitet und auf den neuesten Stand gebracht. Und so schick das Dark-Theme von Pigments bisher auch war, nicht immer diente die Farbgestaltung des Interfaces dem Überblick über das Instrument, deshalb gibt es in Version 4 nun ein zweites Farbschema namens „Light“. So kann man selbst wählen, welchen Modus man verwendet.

Weitere Anpassungsmöglichkeiten gibt es allerdings nicht. Davon abgesehen wird das neue Light-Theme wahrscheinlich nicht jede:n User:in optisch abholen, wirklich spannend sieht das Ganze nämlich nicht aus, außerdem dauert das Umschalten erstaunlich lange. Ein paar verschiedene Farbtöne wären durchaus schön gewesen – hoffentlich lässt sich Arturia bei diesem Punkt in Zukunft noch ein bisschen mehr einfallen.

Arturia Pigments 4 Bedienoberfläche Light Theme.
Der neue Light Mode verleiht Arturia Pigments 4 eine helle Optik.

Ebenfalls neu: Der Play Mode

Ebenfalls neu ist der sogenannte Play Mode, eine vereinfachte Darstellung des Interfaces, die im Live-Einsatz für mehr Übersicht sorgen soll. Dafür werden beispielsweise die Engine-Module reduziert dargestellt und Modulationselemente wie Hüllkurven und LFOs ausgeblendet. Für Einsteiger:innen kann so eine Ansicht ebenfalls von Vorteil sein und weniger kompliziert wirken. Auch hier wäre es natürlich schön, wenn man selbst entscheiden könnte, welche Module und Features im Play Mode angezeigt werden, denn jede:r hat einen ganz eigenen Workflow. So oder so würde ich mir aber wünschen, dass man bei einer kompakten Ansicht jeden Quadratzentimeter für Funktionen nutzt und auf grafische Elemente, wie die der bunten Visualisierung der Modulationselemente in der Mitte des GUIs, verzichtet.

Arturia Pigments 4 Bedienoberfläche Play Modus.
Der neue Play-Modus soll den Live-Einsatz erleichtern, indem nur die wichtigsten Parameter dargestellt werden.

Verbesserungen des Workflows von Arturia Pigments 4

Auch am Workflow von Arturia Pigments wurde gefeilt, die neue Version bietet deshalb einige Verbesserungen. Das Highlight ist mit Sicherheit das neue Quick Modulation Editing, mit dem man Modulationen nun per Drag-and-drop eingezeichnet werden können. Dazu zieht man einfach die gewünschte Modulationsquelle auf den zu modulierenden Parameter – fertig. Die Stärke der Modulation lässt sich im Anschluss an gleicher Stelle ebenfalls unkompliziert per Maus einstellen. Das war früher deutlich umständlicher und spart einem in Version 4 jetzt also eine Menge Zeit.

Außerdem wurden einige Menüs mit Left/Right-Buttons ausgestattet, um beispielsweise zwischen den unterschiedlichen Filtertypen des Multi-Filters umzuschalten. Um Modulationen zu erleichtern, verfügen die LFOs in der neuen Version über sechs Wellenformen-Presets. Für die Geschwindigkeit der verschiedenen Modulatoren gibt es für polyrhythmische Bewegungen über „Sync“ nun die Möglichkeit, stufenlos zwischen den Notenwerten Straight only, Triplets only und Dotted Only hin und her zu blenden.

In Pigments 4 kann nach dem Updateauch Microtuning genutzt werden, dafür sorgt die Kompatibilität des Synthesizer-Plugins mit der Software MTS-ESP von ODDSound. Hinzu kommt die Möglichkeit, sowohl im Synth- als auch im Play-Modus die Effekt- und die Sequencer-Sektion per Knopfdruck komplett an- und abzuschalten.

Arturia Pigments 4 Bedienoberfläche Modulationen.
Modulationen können in Pigments 4 unkompliziert per Drag-and-drop eingerichtet werden.

Erweiterungen auf Engine-Level

Selbst auf Engine-Level wurde Arturia Pigments 4 verbessert. Basis der Klangerzeugung des Software-Synthesizers sind immer noch vier unterschiedliche Engines. In der Wavetable-Engine kann alternativ zu FM auch Ringmodulation eingesetzt werden, während in der Harmonic-Engine zusätzliche Phase-Optionen für Pitch-Veränderungen zur Verfügung stehen. Und das Konzept Unison-Controls wurde für alle Engines vereinheitlicht.

Arturia Pigments 4 Bedienoberfläche Engines.
Auch auf Engine-Ebene hat sich bei Arturia Pigments 4 etwas getan.

Berühmtes MS-20 Filter ist nun auch in Arturia Pigments 4 verfügbar

Kleines Highlight ist die Tatsache, dass nun auch das berühmte Filter-Modul aus dem MS-20 seinen Weg zu Pigments 4 gefunden hat. Der komplette Synth-Klassiker wurde von Arturia für die aktuelle Version der V Collection ja absolut gelungen emuliert und genauso gut funktioniert dessen Filter-Einheit mit seinem dreckigen Sound jetzt auch in Pigments 4. Sie ist als 6 dB High-Pass oder 12 dB Low-Pass in Pigments 4 einsetzbar, außerdem ist es möglich, beide Filter-Module wie im Original seriell zu schalten.

Arturia Pigments 4 Bedienoberfläche Filter.
Neu im Filter-Team: das Modul der gut gelungenen MS-20-Emulation.

Überarbeitete und neue Effekte

Auch was die Effekte anbelangt, legt Arturia Pigments 4 nach. Bereits vorhandene wurden verbessert, so besitzt beispielsweise das Bitcrusher-Modul nun Optionen für Jitter, Scale und Downsampling, und das Multi-Filter und Distortion wurden mit einem Notch-Modus ausgestattet. Aber es gibt im Arsenal des Power-Synths auch zwei brandneue Effekte.

Zum einen ist das Shimmer Reverb, ein Effekt, der oft in Ambient Music eingesetzt wird. Die Reflexionen werden dabei nach oben oder unten gepitcht, sodass der besondere Sound des Effekts entsteht, der auch auf Gitarren fantastisch klingt. Die Verstimmungen des neuen Reverb-Moduls in Pigments 4 können bis zu zwei Oktaven betragen. Zum anderen ist der chorusähnliche Effekt Super Unison neu, der die Detune-Funktionalität eines Oszillators als Effekt verfügbar macht.

Arturia Bedienoberfläche Effekte.
Gleich zwei neue Effekte erweitern Arturia Pigments 4.

Noch mehr Sound-Content und Presets

Arturia Pigments 4 kommt mit einer überarbeiteten Factory-Bank, die sich auf viele Parameter auswirkt. Zum einen beinhaltet diese 120 neue Presets (jetzt insgesamt mehr als 1400), aber auch 63 neue Wavetables, 67 neue Samples und 36 neue Noise-Samples.

Wahrscheinlich um die Tatsache auszugleichen, dass das Major-Update für Besitzer:innen von Pigments 3 kostenlos ist, bekommen Neukund:innen beim Kauf von Pigments 4 außerdem drei nagelneue Sound-Banks aus der Reihe „Wavelength“ kostenlos hinzu. „Cinematic“, „Lo-Fi“ und „Neuro Bass“ enthalten noch einmal jeweils 150 Presets, spätestens damit gehört Einfallslosigkeit im Zusammenhang mit Pigments 4 der Vergangenheit an. Vor dem Kauf bitte unbedingt checken, ob das Angebot noch besteht!

Arturia Pigments 4 Bedienoberfläche Preset Browser.
Neukund:innen erhalten mit Arturia Pigments 4 insgesamt fast 2000 Presets.

Alternativen

  • Spectrasonics Omnisphere
  • Xfer Records Serum
  • Kilohearts Phase Plant

Fazit

Arturia Pigments 4 ist und bleibt einer der besten Software-Synths ever made, besonders nach dem neuesten Update! Die optischen Neuerungen sind nicht ganz so gut gelungen oder hätten noch weiter ausgereift werden können, weniger als ein Jahr für ein Major-Update ist dann vielleicht doch ein bisschen wenig. Der Play-Mode ist eine gute Idee, aber auch hier könnte sich noch etwas tun, gut Ding will eben auch bei Arturia Weile haben. Dafür greifen die anderen Verbesserungen und Erweiterungen voll, allen voran das Quick Modulation Editing, die Anpassungen auf Engine-Ebene und das Microtuning. Das Filter-Modul des MS-20 klingt einfach fantastisch und die neuen Effekte bieten viele neue Möglichkeiten. Spätestens durch die Content-Erweiterung lässt Arturia Pigments 4 jegliche Art von Beschränkung weit hinter sich zurück. Und bald vielleicht auch jegliche Konkurrenz?

Gesamtwertung:
5,0 von 5,0
Qualität:  
4,5 von 5,0
Klang:  
5,0 von 5,0
Preis-Leistung:  
4,5 von 5,0

Pro

Play-Mode
Quick Modulation Editing
MS-20 Filter klingt fantastisch
Zwei neue Effekte
Microtuning
Unglaubliche Menge an Presets

Kontra

Optische Features wirken noch nicht ganz ausgereift

Preis:

189,00 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Website von Novation.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit arturia , Pigments , Pigments 4 , Software , Synthesizer

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