Der Boutique-Hersteller Dreadbox aus Griechenland ist bekannt für kreative, kompakte sowie handgefertigte Synthesizer und Effektgeräte. Die Produktion des voll analogen Basssynthesizers Hades hatte Dreadbox eigentlich eingestellt, doch aufgrund hoher Nachfrage ist er seit Sommer 2023 als Reissue neu erschienen. Abgesehen vom überholten Gehäuse-Design hat sich am Hades nicht viel geändert: intuitive Bedienbarkeit dank Hands-On-Workflow kombiniert mit druckvoll warmem Analog-Sound. Die Details gibt es im folgenden Test.
Quick Facts
- Kompakter, monophoner Basssynthesizer mit einem Oszillator
- 2 Suboszillatoren inklusive modulierbarer Pulsbreite
- Triangle LFO, 18 dB 3-pole Lowpassfilter mit Resonanz und Distortion
- Patchbay mit insgesamt 11 Patch Points
- Eurorack kompatibel mit 42 HP
Verarbeitung, Anschlüsse und Lieferumfang
Dreadbox Hades misst 215 x 130 x 65 mm und wiegt 0,9 kg. Das Gehäuse ist komplett aus Metall gefertigt und kommt seit der Reissue-Version ohne Holzflanken daher. Stattdessen setzt Dreadbox beim "neuen” Hades auf einen matt schwarzen Rahmen mit weißem Bedien-Panel – sehr schick! Der Basssynth sieht jedoch nicht nur gut aus, sondern macht auch in Sachen Stabilität eine super Figur. Das handverschraubte Gehäuse ist spaltfrei verarbeitet und absolut roadtauglich. Auch die Potis erwecken einen überzeugenden Eindruck, sitzen bombenfest auf dem Panel und verfügen über einen angenehm hohen Drehwiderstand. Bonuspunkte gibt es für die extra großen Potis bei Oscillator Tune, Filter Cutoff und Drive, weil diese sich besonders zielsicher regeln lassen.
Die Kippschalter für MIDI-Channel, Legato und ADR wirken ebenfalls solide und bringen das gewisse Käpt’n Balu Feeling. Nur der Switch für die Suboszillatoren fühlt sich etwas schwammig an, weil dieser mit drei Positionen arbeitet und die Mittelposition nicht ganz so knackig einrastet. Die Haptik der Stiftpotis ist natürlich nicht ansatzweise so komfortabel wie bei den übrigen Drehreglern, aber unterm Strich sind sie durchaus nice to have, weil sie noch mehr direkten Zugriff ermöglichen. Strom bezieht Hades via USB-B-Slot an der linken Gehäuseseite. Abgesehen von der Patchbay gibt es auf der Gehäuseoberfläche noch Audio- und MIDI-Ausgänge im 3,5 mm Klinkenformat. Der entsprechende Adapter von Miniklinke auf fünfpol-MIDI ist im Lieferumfang enthalten, Patch- sowie USB-Kabel müssen jedoch anderweitig aufgetrieben werden.

Der Oszillator
Dreadbox Hades kommt mit nur einem monophonen Oszillator zurecht, der entweder als Puls- oder Sägezahnwelle erklingen kann. Die Auswahl der Wellenform geschieht via Kippschalter und für die Pulswelle gibt es noch einen Stiftpoti, um die Pulsbreite zu justieren. Hinzu kommen zwei Suboszillatoren, die eine bzw. zwei Oktaven tiefer gestimmt sind und mittels dedizierter Drehregler dem Gesamtsound zugemischt werden können und ebenfalls auf die Schaltung zwischen Puls und Sägezahn reagieren. Auf Mittelstellung des Wave Switches wird das Signal des Hauptoszillators übrigens gemutet, sodass nur noch die Subs erklingen – vorausgesetzt, deren Volume-Potis stehen nicht auf null. Der extra große, stufenlose Tuning-Regler hat eine Reichweite von +/- 4 Halbtönen und greift auf Haupt- und Suboszillatoren gleichermaßen zu.
Die Oszillatorsektion des Hades ist also ziemlich überschaubar ausgestattet. Neben dem Stiftpoti für die Pulsbreite gibt es noch einen Glide-Regler, das war’s dann aber auch an Bedienelementen. Statt auf umfassende Einstellungsmöglichkeiten setzt Dreadbox auf den Sound des voll analogen Basssynthesizers. Dieser überzeugt mit ordentlich Druck und organischer Wärme. Außerdem gibt es viele Sweetspots bei den Sub- und Pulsreglern, sodass sich am Ende doch erstaunlich viele verschiedene Sounds erzeugen lassen.
Wenn dann noch Filter, Modulation und Co. hinzugezogen werden, multiplizieren sich die Klangfärbungsoptionen noch weiter, aber dazu später mehr. Der größte Nachteil ist, dass Hades wirklich nur oktavenreine Klänge hervorbringt. Quinten-Leads oder Faux-Chords via Terzschichtung sind schlichtweg unmöglich – Basssynth bleibt Basssynth.
Filter und Drive
Das resonanzfähige, OTA-basierte 18dB/octave 3-Pole-Lowpassfilter hat eine Frequenzreichweite von 20 bis 20.000 Hz und ist ebenfalls komplett analog. Die Resonanz reicht zwar nicht bis zur Selbstoszillation, ist aber ausgeprägt genug, um es ordentlich zwitschern zu lassen. Dass Dreadbox auch für die Cutoff-Frequenz einen besonders großen Drehregler spendiert hat, sorgt für reichlich Spielspaß beim Live-Performen und ermöglicht extrem präzise Einstellungen.
Der Opamp-OTA-Drive sitzt schaltungs-technisch hinter dem Filter und kommt mit nur einem, ebenfalls übergroßen Drehregler aus. Auf Rechtsschlag wird die Verzerrung ganz schön böse und zerstörerisch, lässt die tiefen Frequenzen des Sounds aber weitestgehend intakt. Leichter Crunch ist bei geringeren Settings ebenfalls möglich, was den Drive des Hades zu einem gelungenen Allrounder macht. Aber Vorsicht: nicht nur die Verzerrung, auch die damit einhergehende Anhebung der Lautstärke funktioniert logarithmisch!

LFO und Envelope
Dreadbox Hades verfügt über zwei Hüllkurven: Attack und Release für den Amp sowie Attack, Decay/Release und Sustain für Modulationszwecke. Letztere ist mit der Filterfrequenz vorverdrahtet und das Level-Poti im Envelope-Bereich steuert die Modulationstiefe. Via Kippschalter lässt sich zwischen der Kombination aus Decay und Release und lediglich Decay wählen, was die Modulation etwas knackiger macht.
Der LFO des Hades hat eine stattliche Reichweite von 10 Minuten bis zu 3 kHz, wobei eine LED auf der Gehäuseoberfläche das aktuelle Tempo anzeigt. Schade ist, dass der LFO ausschließlich als Dreieckswelle fungiert, die Drehregler für Rate und Depth müssen als Einstellungsmöglichkeiten genügen. Besonders die immense Range der LFO-Rate ist mit dem relativ kleinen Poti schwer zu bändigen. Im Gegensatz zur Hüllkurve ist der LFO des Hades ohne Patchverbindung übrigen inaktiv.
Patchbay
Die letzte Instanz in Sachen Klangerzeugung ist die Patchbay des Hades. Hier stehen 9 Patchpoints zur Verfügung, mit denen sich noch mehr Bewegung in den Sound bringen lässt. Als Modulationsquelle sind natürlich der LFO und die Hüllkurve vorhanden, aber auch Pitch oder das Modwheel eines angeschlossenen MIDI-Keyboards. Die Modbuchse ist an ein extra Poti gekoppelt, mit dem sich die Intensität bzw. Reichweite der Modulation einstellen lässt. Die Modulationsziele bestehen aus Pulsbreite, Filterfrequenz, Amp, CV und Gate. Auch wenn die Anzahl an Patchpoints auf den ersten Blick überschaubar wirkt, gibt es viele spannende Möglichkeiten. So lässt sich die strikte Monophonie des Hades doch noch umgehen, indem die Filterfrequenz an die Tonhöhe gepatcht und mittels hoher Resonanz-Settings ein Oberton erzeugt wird.
Wird die Envelope via Patchbay verdrahtet, bleibt ihre interne Kopplung an die Filterfrequenz bestehen. Das gilt auch, wenn andere Modulationsquellen, wie beispielsweise der LFO an den Cutoff gepatcht werden. Je nach Anwendungsbereich hat das natürlich Vor- und Nachteile. So ist es beispielsweise angenehm, nicht extra einen Splitter kaufen zu müssen, wenn weitere Modulationsquellen zusammen mit der Hüllkurve das Filter steuern sollen. Andererseits kann es aber stören, wenn die Envelope etwa nur den Pitch steuern soll, weil sie eben grundsätzlich auch das Filter regelt. Beim LFO gibt es das Problem nicht, dieser ist aber auch nicht intern verkabelt. Apropos LFO: Hier wären Patchpoints für die Modulation von Rate und Depth noch spannend gewesen. Die 3,5 mm Buchsen der Patchbay sind übrigens angenehm unkompliziert und akzeptieren auch TRS-Kabel. Trotzdem ist es ärgerlich, dass Dreadbox keine Patchkabel mitliefern.
MIDI-Interface und Utility
Dreadbox Hades kommt mit integriertem MIDI-Interface und erkennt Pitch- sowie Gate on-off, Pitch- sowie Mod-Wheel-Daten und verfügt über eine Retrigger Funktion. Hades kommuniziert auf den MIDI Kanälen 1 bis 7 oder Omni, je nach Stellung des entsprechenden Kippschalters. Die Auswahl des MIDI-Channels geschieht bei Dreadbox’ Basssynth automatisch, indem die kleine Kiste erkennt, welcher MIDI-Channel zuletzt im Omni Mode empfangen wurde. Danach kann der Switch auf Channel gestellt werden und Dreadbox reagiert nur noch auf diesen MIDI-Kanal. Es gibt aber auch ein paar Dip Switches im Inneren des Synths, mit denen sich der MIDI-Channel festlegen lässt. Die Details dazu gibt es im Online Manual. Zu guter Letzt kann noch die Note Priority justiert werden. Mit low note, high note und last note ist alles dabei. Um die Priority festzulegen, muss das tiefste C des angeschlossenen Keyboards zusammen mit F#, G# bzw. A# gespielt werden.
Alternativen
Fazit
Dreadbox Hades ist ein gelungener, wenn auch recht überschaubarer Basssynthesizer. Der voll analoge Signalweg sorgt für fetten Sound. Egal ob Oszillator, Drive oder Filter – Hades klingt einfach gut. Das Filter regelt butterweich und bietet ausreichend Resonanzreserven für pfeifende Acid Sounds und Co. Das Schöne ist, dass weder Filter noch Drive die Bassfrequenzen beschneiden, was für einen Basssynthesizer natürlich überaus wünschenswert ist. Der größte Nachteil des Hades ist wahrscheinlich die mangelnde Flexibilität. Trotz Patchbay sind die Modulationsmöglichkeiten relativ überschaubar und ohne weiteres Modular-Gear schnell auserzählt. Hinzu kommt, dass weder Patch- noch Stromkabel im Lieferumfang enthalten sind, sodass das Preis-/Leistungsverhältnis trotz des soliden Sounds ins Wanken gerät. Negativ formuliert ist Hades also ein One-Trick-Pony, auch wenn sich dieser Trick durchaus hören lässt. Für den Einstieg taugt er allerdings weniger, einfach weil Hades so vieler Sonderanschaffungen bedarf. Wer aber schon ein MIDI-Keyboard, Patchkabel und Co. zu Hause hat und einen zuverlässigen Synth für die tieferen Klangetagen sucht, sollte Dreadbox Hades Reissue definitiv auschecken.
Pro
erstklassiger Analogsound
Modularer Aufbau
Kontra
LFO relativ eindimensional
weder Patch- noch Stromkabel im Lieferumfang
Preis:
299 EUR
Weitere Informationen gibt es auf der Website von Dreadbox.

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