Test: Mixvibes Cross DJ Pro 4

Test: Mixvibes Cross DJ Pro 4

Tests. 23. Mai 2019 | / 5,0

Geschrieben von:
Boris Alexander

Der französische Softwarehersteller Mixvibes läutet die vierte Runde für das DJ-Werkzeug Cross ein, das den Marktführerprodukten von Native Instruments und Serato Paroli bieten möchte. Ich hatte die Gelegenheit, die vollausgestattete Version Cross DJ Pro 4 bereits im Beta-Stadium unter die Lupe zu nehmen. Was es neben der neu gestalteten Bedienoberfläche, neuen Darstellungsoptionen für die Wellenformen und selbst konfigurierbaren Effekten noch so alles zu entdecken gibt, habe ich mir angeschaut.

Überblick

Mixvibes bietet Cross als Cross Free, Cross DJ und Cross DJ Pro an, die sich durch einen unterschiedlichen Funktionsumfang und verschiedene Preise voneinander unterscheiden. Letztere lagen mir zum Testzeitpunkt leider noch nicht vor, wobei zum Verkaufsstart mit günstigen Einführungspreisen zu rechnen ist. Der Test von Cross 3 finden sich in unserem DJ LAB Testarchiv.

Interface

Nach der schnell erledigten Installation der Software auf einem Mac oder Windows PC erscheint die neu gestaltete Bedienoberfläche von Cross DJ Pro 4. Das Interface wirkt aufgeräumt und gefällig und ist zudem für eine Touchscreen-Steuerung ausgelegt, was sich an der Ausgestaltung verschiedener Bedienelemente wie zum Beispiel den als Fader ausgeführten EQs erkennen lässt. Funktionsbereiche wie der Mixer oder die Effekte lassen sich bei Bedarf ein- und ausblenden, das ist praktisch, wenn wenig Platz auf dem Bildschirm ist und ein Controller zum Einsatz kommt, auf dem man die entsprechenden Parameter ablesen kann. Die Software bietet bis zu vier Decks und neue Wellenformdarstellungen, die übereinander angeordnete Einblendungen beinhalten.

Die Wellenformen erstrecken sich über die komplette breite des Programmfensters und erleichtern das Mixen. Wem die neue Bedienoberfläche von Cross DJ Pro 4 nicht zusagt, kann mittels der neuen Skript-Technologie Maquillage Modifikationen vornehmen. Zum Testzeitpunkt gab es hierzu leider noch keine fertige Dokumentation, sodass ich nicht einschätzen kann, wie einfach oder aufwendig dieses ist. Ich konnte allerdings in Erfahrung bringen, dass man Kenntnisse in der XML- und Javascript-Programmierung benötigt und das Ganze wohl leider nicht trivial ist.

Screenshot mit 2 Decks.
Cross DJ Pro ist mit einer neu gestalteten Bedienoberfläche ausgestattet.

Musikquellen

Cross DJ Pro 4 bietet eine Songverwaltung, die Playlisten sowie praktische Smartlisten beinhaltet, die sich durch auswählbare Parameter selbst füllen. Zudem gibt es ein recht gut funktionierendes Vorschlagssystem, und Cover-Einblendungen erleichtern das Stöbern ohne Unterstützungshilfen. Die Software kann direkt auf iTunes zugreifen und auch Soundcloud (Voraussetzung: kostenpflichtiges Abo für 9,99 Euro pro Monat) wird unterstützt, wodurch man sehr bequem auf viele Songs zugreifen kann. Wer von Traktor Pro, Serato Pro oder Rekordbox DJ umsteigen oder zwei Programme im Wechsel nutzen möchte, kann Playlists per Export- und Import-Funktionen austauschen. Songs lassen sich in der Songverwaltung zuverlässig analysieren, alternativ gelingt dieses durch das Laden in ein Deck.

Auflegefunktionen

Die optisch neu gestalteten Decks sind mit Transport- und Sync-Funktionen ausgestattet und erlauben das Mixen mit bis zu vier Decks. Dank der umschaltbaren, parallelen Wellenformen gelingt das Beatmatching optisch unterstützt auch manuell.

Screenshot vier Wellenformen.
Durch die Einblendung von bis zu vier parallel verlaufenden Wellenformen, wird das manuelle Beatmatching erleichtert.

Kreative Optionen ergeben sich durch acht speicherbare HotCue-Punkte und Loop-Funktionen sowie durch Plattenspieler-Simulationen. Der Sampler ist in der neuen Cross-Version mit einem eigenen Anzeigebereich ausgestattet und ersetzt damit nicht mehr die Decks drei und vier, wodurch sich neue Einsatzmöglichkeiten ergeben. Der Sampler bietet insgesamt 16 Speicherplätze für Loop-, One-Shot- oder Gate-Samples und lässt sich einfach per Drag&Drop befüllen. Das Songmixing kann somit durch perkussive Einwürfe oder synchron laufende Loop-Samples kreativ ergänzt werden.

Screenshot vier Decks und Sampler.
Kreative DJs können mit bis zu vier Decks auflegen und einen Sampler als Ergänzung nutzen.

Mixing & Effekte

Die Signale aus den Decks können im Mixerbereich mit EQs, ordentlich zupackenden Dualmode-Filtern sowie Fadern und einem Crossfader gemixt werden. Zu beachten gilt, dass der Sampler zwar über separate Fader verfügt, seine Signale aber in den Kanälen der Decks drei und vier eingeschliffen werden. Befinden sich Songs in den Decks drei und vier, erfolgt eine gemeinsame Signalbearbeitung. Pro Deck stehen bis zu drei synchronisierbare Effekte zur Verfügung, die sich aus einer Auswahl von 21 Effekten selektieren lassen. Hier gibt es zahlreiche gut klingende Kombinationen wie „Flanger + Flash“, „Bit Crush + Time Fade“ oder einzelne Effekte wie „Jet Control“, „Freezer“ oder „Echo“. Wer mit den enthaltenen Effekten nicht zufrieden ist, kann im Einstellungsfenster der Software mit dem FxTweaker eigene Parameter-Kombinationen wählen und diese als Effektpresets unter einem selbst gewählten Namen speichern. Das Interface zur Auswahl der Effektparameter ist etwas nüchtern geraten, praktisch ist aber, dass man die Veränderungen in Echtzeit testen kann.

Screenshot FXTweaker.
Mit dem FXTweaker lassen sich Effektparameter wählen und Effektpresets speichern.

Video

Wer musikalische Darbietungen visuell untermalen möchte, nutzt die Video-Funktionen von Cross DJ Pro 4. Auch in diesem Bereich wurde das Interface überarbeitet und die Bedienung verbessert. Es stehen zwei Video-Decks zur Verfügung, in die sich Musik- oder Animationsvideos laden lassen und die eine direkte Aktivierung einer Webcam erlauben. Zur Bearbeitung gibt es 18 Effekte mit anpassbaren Parametern. Die Effekte umfassen Vertreter wie „Zoom“, „Colorize“, „Stripes“ oder „Swirl“ und erlauben interessante Verfremdungen. Im zentralen Master-Video-Deck stehen zudem 25 Überblendeffekte wie „Additive“, „Flash“ oder „Strobe“ zur Auswahl und Fader zur Steuerung der Helligkeit, des Kontrasts und der Farbe. Neben Videos lassen sich Fotos einblenden und auch Textdarstellungen sind möglich. Die Videoausstattung von Cross DJ Pro 4 ist solide und lässt sich ohne spezielle Kenntnisse einfach in den DJ-Kontext integrieren.

Screenshot Video-Bereich.
Zwei Video-Decks und Effekte stehen für visuelle Untermalungen zur Verfügung.

Steuerung

Cross DJ Pro 4 kann per MIDI-Controller gesteuert werden, über 80 Geräte wie der DJControl Inpulse 300 (LINK ZUM TEST) von Hercules oder der Mixtrack Pro 3 (LINK ZUM TEST) von Numark werden direkt unterstützt. Wer sich im Forum des Herstellers umschaut, findet zudem eine Vielzahl an gut gemachten Controller-Programmierungen für weitere Geräte. Per MIDI-Learn, d. h. der Auswahl einer Funktion auf der Bedienoberfläche und Bewegung des gewünschten Bedienelements, lassen sich aber auch beliebige Controller recht komfortabel programmieren.

Wer Cross DJ Pro 4 mit Timecode-Medien kontrollieren möchte, kann eine Timecode-Datei zum Brennen von Timecode-CDs kostenlos herunterladen. Etwas anders sieht es bei Timecode-Vinyls aus, hier muss man sich die entsprechenden Medien zulegen, die der Hersteller Mixvibes im Doppelpack zukünftig für 25 US-Dollar anbieten wird. Mein Testlauf mit Timecode-CDs verlief problemlos, zur Nutzung dieser Steuerung muss lediglich ein Zuspieler mit einem beliebigen mehrkanaligen Audiointerface verkabelt werden und eine Aktivierung der Decks eins und zwei in der Software erfolgen. Nach der Kalibrierung reagiert die Software mit nicht merkbaren Verzögerungen auf Anwendereingaben, sodass auch Mixtricks gelingen. Die Decks drei und vier lassen sich nicht per Timecode steuern.

Screenshot Timecode-Menü.
Cross DJ Pro 4 ist per Timecode steuerbar, Dateien zum Brennen von CDs bietet der Hersteller kostenlos an.

Fazit

Die neue Version von Cross DJ Pro 4 hat mir gut gefallen, denn sie bietet viele Detailverbesserungen und vor allem eine optisch veränderte Bedienoberfläche, die modular aufgebaut ist. Das Interface wirkt jetzt deutlich frischer und ist intuitiv nutzbar, sodass der Umstieg von Cross 3 oder einer anderen Software problemlos gelingt. Neben den optischen Neuheiten überzeugen auch die kreativen Zuwächse. Mit bis zu drei Effekten pro Deck lassen sich wahre Effektschlachten zelebrieren und der Effekt-Editor erlaubt zudem individuelle, speicherbare Konfigurationen. Die finale Version von Cross DJ Pro 4 wird darüber hinaus auch als VST-Plugin angeboten, wodurch sich ein noch größerer Einsatzradius ergibt und eine Einbindung in eine DAW möglich wird. Der Test erfolgte mit einer Beta-Version, weshalb eine abschließende Wertung nur schwer möglich ist, zumal der Verkaufspreis noch nicht feststeht. Größere Probleme oder Ausfälle habe ich allerdings nicht zu berichten. Cross DJ Pro 4 richtet sich an ambitionierte Anwender und verfügt über einen großen Funktionsumfang, wenngleich im kreativen Bereich nicht ganz das Niveau von Traktor Pro 3 (Remix Decks, Pattern Sequencer) oder Serato DJ Pro (Timecode-Steuerung für vier Decks) erreicht wird.

Pro

Ansprechendes und anpassbares Design
Drei Effekte pro Deck
Effekte per Tweaker konfigurierbar
Sampler ersetzt nicht mehr Decks drei und vier
Flexible Wellenformdarstellung
Einfach nutzbare Videofunktionen

Kontra

Keine eigenen Mixerkanäle für den Sampler
GUI-Anpassungen nur durch fundierte Programmierkenntnisse möglich

Preis:

99,00 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Website von Mixvibes.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit Cross DJ Pro 4 , DJ-Software , DJHing , Mixvibes

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