Test: Modal Electronics Skulpt / VA-Synthesizer

Test: Modal Electronics Skulpt / VA-Synthesizer

Tests. 2. November 2019 | 5,0 / 5,0

Geschrieben von:
Kai Dombrowski

Die UK-basierte Synthesizer-Firma Modal Electronics machte zuletzt mit der Neuauflage des Craft-DIY-Synth auf sich aufmerksam. Besser betuchte Sound-Schürfende kennen das Unternehmen vielleicht auch schon durch die Boutique Synths 002 oder 008. Die meisten dürften sich jedoch darüber freuen, dass Modal Electronics nach dem Craft 2.0 weiterhin auf Budget-Gear setzt und der virtuell-analoge Skulpt Synthesizer den Markt als Nächstes unsicher machen soll. Ob das Angebot an portablen und bezahlbaren Instrumenten bereits übersättigt ist, oder der Skulpt am Erfolg des Craft 2.0 anknüpfen kann, zeigt dieser Test.

Die Features im Überblick

Der Skulpt ist ein vierstimmig polyphoner, virtuell-analoger Synthesizer. Jede der vier Stimmen setzt sich aus acht Oszillatoren zusammen, was in Summe 32 Oszillatoren entspricht – oder maximal 128, denn bis zu vier Skulpts können miteinander verlinkt werden. Wirklich justierbar sind allerdings nur zwei dieser Oszillatoren, die restlichen dienen mittels Spread-Regler primär zum Andicken des Sounds. Außerdem mit an Bord sind ein Delay und Distortion-Effekt, Ringmodulation, FM sowie PWM, zwei LFOs mit massig Routing-Optionen, ein Arpeggiator, ein Sequenzer mit programmierbaren Parameterfahrten, ein flexibles Filter und weitere Features.

Die EG-Sektion erlaubt die separate Programmierung von Hüllkurven für Filter, Amp und Modulation, das resonanzfähige 12dB-Filter kann wahlweise als Lowpass-, Bandpass- oder Highpassfilter arbeiten. Der bereits erwähnte Sequenzer fasst maximal 256 Noten auf acht Takten und kann pro Note bis zu vier Parameter automatisieren. Für besonders gelungene Sequenzen stehen 64 Speicherplätze zur Verfügung, für Soundpatches gibt es 128 Slots. Die gewaltige Menge an Klangfärbungsoptionen scheint wie beim Craft 2.0 zu den vordergründigsten Stärken des Skulpt zu zählen – virtual analog sei Dank!

Verarbeitung und Haptik

Abmaße von 255 x 135 x 68 mm, weniger als 1 kg Gewicht und das Batteriefach für 6 AA-Batterien sprechen eine deutliche Sprache: Der Skulpt will nach draußen. Modal Electronics verspricht im Batteriebetrieb eine Laufzeit von 12 Stunden, eine Stromversorgung über das beigefügte USB-Kabel ist aber ebenfalls möglich. Wie bereits beim Craft 2.0 ist auch beim Skulpt die Verarbeitung der Hauptkritikpunkt: Das Gehäuse besteht aus leichtem Plastik, genau wie die Potis. Letztere besitzen einen kaum merklichen Drehwiderstand, doch zum Glück wird häufig über die LEDs an der Klaviatur visuelles Feedback zur aktuellen Einstellung gegeben. Apropos Klaviatur: Die 16 Touchpads des Skulpt reagieren teils zu empfindlich oder zu langsam – wieder wird man an den Craft 2.0 erinnert.

Anschlüsse und technische Daten

Auch die Anschlüsse sind bekannt: Micro-USB als Stromversorgung, 3,5mm-Klinkenbuchsen für Headphones und Line Out sowie Sync In und Out. Modal Electronics hat wieder MIDI Ins und Outs in vollwertiger DIN-Ausführung verbaut, via besagtem USB-Anschluss können ebenfalls MIDI-Signale geschickt werden. Ein Plastikdeckel schützt die Oberfläche des Skulpt beim Transport und im Lieferumfang enthalten ist abgesehen vom USB-Kabel noch ein Cheat Sheet für Tastenkürzel. Auch der Skulpt kann über die kostenlose MODALapp verwaltet und bedient werden. Diese ist kompatibel mit iOS, Android und Windows und lohnt sich bereits für einen besseren Überblick am Instrument.

Die Anschlüsse des Modal Electronics Skulpt.

Sound und Workflow

Für die Oszillatoren des Skulpt gibt es zwei Regler, um zwischen verschiedenen Wellenformen zu wählen. Sinus, Dreieck, Sägezahn und Rechteck sind auf beiden Reglern vorhanden, Wave 1 kennt zusätzlich Pulswellenmodulation und Wave 2 erlaubt das Beimischen von Noise. Außerdem lässt sich Wave 2 um +/-4 Oktaven verstimmen, für feinere Einstellungen gibt es einen Extrapoti mit einem Regelweg von +/-100 cents. Apropos verstimmen: Der eingangs erwähnte Spread-Regler mischt verstimmte Klone der Hauptoszillatoren in das Signal, wodurch der Skulpt seinen fetten Signature Sound erhält. Wie beim Craft 2.0 lassen sich die Suboszillatoren auf diese Weise sogar zu Akkorden morphen.

Die Anzahl der verfügbaren Oszillatoren hängt wiederum vom ausgewählten Modus ab. Im Mono-Modus arbeiten alle 32 Oszillatoren für eine Stimme, der Duo-Modus erlaubt zwei Stimmen mit je 16 Oszillatoren und Poly verteilt jeweils acht Oszillatoren auf vier Stimmen. Das verbaute Multimode Filter dürfte das gleiche sein wie beim Craft 2.0. Es ist auf die gleiche Weise auf Lowpass, Bandpass oder Highpass zu stellen und klingt ähnlich okay. Die LFOs lassen sich intern synchronisieren und werden in etwa so geroutet wie beim Craft 2.0. Das heißt, man wählt den jeweiligen LFO an – dieses mal gibt es dafür richtige Taster mit Druckpunkt – und der nächste Parameter, den man verändert, wird vom ausgewählten LFO beeinflusst.

Die Mod-Hüllkurve hat auch einen eigenen Taster bekommen und ist auch ansonsten genau so zu routen wie die LFOs. Beim Skulpt gibt’s allerdings zwei extra Buttons für Key Tracking und Velocity Modulation. Die LFOs, Hüllkurven und sonstigen Modulationsmechanismen des Skulpt gelten als sogenannte Modslots. Diese werden, wie schon beim Craft 2.0, über eine Modulationsmatrix zugewiesen, die unzählige Kombinationen aus acht Quellen und 37 Zielen ermöglicht. Dabei ist egal, ob sich mehrere Quellen das gleiche Ziel teilen, oder umgekehrt. Ein paar Einschränkungen gibt es aber trotzdem: So ist es beispielsweise unmöglich, monophone und polyphone Quellen bzw. Ziele zu kombinieren. Dennoch ergeben sich hier so viele spannende Einstellungen, dass einem schwindelig wird – auf die gute Art! Delay und Distortion scheinen wieder 1:1 vom Craft 2.0 übernommen und sind erneut gelungene Ergänzungen. Der Arpeggiator hat hingegen einige Upgrades erhalten.

So sind beim Skulpt Subdivision, Laufrichtung, Oktavreichweite, Swing und Sustain regelbar. Alternativ steht wieder ein Sequenzer zur Verfügung, der auch ein paar neue Tricks auf Lager hat. Wie bereits erwähnt fasst er bis zu acht Takte lange Loops und kann sogar vier Parameter automatisieren, die Automationen können dann separat ein- und ausgeschaltet werden. Einzelne Steps können in Beat-Repeat-Manier gestuttert werden oder man nutzt die Loop-Funktion, um nur einen Teil der Sequenz abzuspielen. Hier scheint sich der Skulpt am meisten vom Craft abzusetzen, was gemessen am Aufpreis auch nötig ist.

Modal Electronics Skulpt von oben.

 

Fazit

Die Parallelen zwischen Skulpt und Craft 2.0 sind auch in der Gesamtwertung nicht von der Hand zu weisen. Pluspunkte gibt’s für Preis, Portabilität, Features und Sound, lediglich die Verarbeitung könnte wertiger sein. Modal Electronics überzeugt erneut durch den digitalen Weg, auch wenn der Skulpt als virtuell analoger Synth nicht ganz so charakterstark daherkommt wie der Craft 2.0. Trotzdem bekommt man einfach viel für sein Geld und das macht Spaß. Die Spread-Funktion sorgt für dicke Sounds und kann der digitalen Klangerzeugung ganz gut entgegenwirken. Nimmt man die beiden LFOs, Ringmod, FM und PWM oder die Mastereffekte hinzu, eröffnen sich Unmengen an Kombinations- und Modulationsmöglichkeiten. Deshalb erzeugt der Skulpt im Handumdrehen reichhaltige und lebendige Sounds, vorausgesetzt man durchschaut seine Architektur. Wer allerdings Syntheseerfahrung hat, wird sich relativ schnell zurecht finden. Ansonsten sei erneut auf die kostenlose MODALapp hingewiesen, um visuellen Aufschluss über die Arbeitsweise des Skulpt zu erlangen.

Pro

Geringer Preis
Viele Features
Hochwertiger Sound

Kontra

Verarbeitung könnte wertiger sein

Preis:

169,00 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Website von Modal Electronics.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit CA-Synthesizer , Modal Electronics , Skulpt , Test

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