Test: Pioneer DJ DJS-1000 – Live-Sampler

Test: Pioneer DJ DJS-1000 – Live-Sampler

Tests. 11. Juli 2018 | 5,0 / 5,0

Geschrieben von:
Boris Alexander

Der Pioneer DJ DJS-1000 präsentiert sich als waschechter DJ-Sampler. Über den Mischpulte, Controller und Mediaplayer von Pioneer DJ dominieren seit vielen Jahren weltweit die DJ-Kanzeln. Dieses Standard-Setup will der DJ-Spezialist mit dem Sampler DJS-1000 erweitern, um noch mehr kreative Möglichkeiten zu bieten. Doch halt – gab es nicht erst vor kurzem einen Sampler von Pioneer DJ? Richtig, denn letztes Jahr überraschte der japanische Hersteller mit der neuen Produktlinie Toraiz, die aktuell den monophonen Analogsynthesizer AS-1 und den Sampler SP-16 umfasst. Der nachfolgende Test befasst sich mit den Unterschieden der beiden Sampler und deckt die möglichen Einsatzpotentiale des Neuzugangs auf.

DJ-Sampler

Pioneer DJ schlägt mit dem DJS-1000 ein neues Kapitel auf und präsentiert einen DJ-Sampler, der nicht nur optisch perfekt zur CDJ-2000NXS2-Mediaplayer-Serie passt, sondern mit dieser auch nahtlos zusammenspielen möchte. Konsequent ist es daher, dass der Hersteller den DJS-1000 in der Kategorie „Player“ auf seiner Webseite listet und ihn schon daher vom „Production“-Gerät Toraiz SP-16 abgrenzt. Das Gehäuse des Samplers misst 320 x 110 x 421 Millimeter und wiegt etwas mehr als fünf Kilogramm. Seine Bauweise erlaubt eine einfache Integration in ein bestehendes (Pioneer-DJ-) Setup, so dass er von Veranstaltern fest installiert oder von Tour-DJs temporär aufgestellt werden kann.

Der Pioneer DJ DJS-1000 ist als Ergänzung für ein Mediaplayer-Setup ausgelegt

Ausstattung

Bereits beim Auspacken des DJS-1000 wird deutlich, dass es sich nicht um einen gewöhnlichen Studio-/Live-Act-Sampler handelt, denn viele Bauteile stammen aus der Mediaplayer-Serie des Herstellers. Der Sampler verfügt neben 16 gummierten Performance Pads und 16 Step-Tastern, über DJ-Player-typische Start-/Stopp- und Sync-Taster sowie über einen Pitchfader und Pitchbend-Taster. Zum Einblenden und Bearbeiten von Projektdaten, Samples und anderen Parametern dient ein 7-Zoll Touchdisplay und sechs Drehregler erlauben weitere Feinjustierungen. Mit einem Touchslider lassen sich verschiedene Echtzeiteingriffe vornehmen und auch die Performance-Effekte sind mit eigenen Bedienelementen steuerbar.

Anschlüsse

Auf der Rückseite des Pioneer DJ DJS-1000 befinden sich die analogen Ein- und Ausgänge. Externe Signale lassen sich per Klinkenbuchsen einschleifen und mit einem Drehregler auf der Oberseite regulieren. Neben dem Cinch-Ausgangspaar gibt es ein weiteres Klinkenpaar, das zum Durchschleifen nutzbar ist. Zur Synchronisation und zum Datenaustausch verfügt der Sampler über eine DJ-Link-Netzwerkbuchse, zwei MIDI-DIN-Buchsen sowie einen USB-Anschluss. Ein weiterer USB-Anschluss befindet sich auf der Oberseite des Geräts, dieser dient zum Speichern und Zuführen eigener Inhalte. Auf der Vorderseite befinden sich zudem zwei Kopfhöreranschlüsse, die mit einem Regler gesteuert werden.

Die Audio-Ein- und Ausgänge sowie Sync-Buchsen befinden sich auf der Rückseite des Samplers

Projekte, Scenes und Samples

Der DJS-1000 hat einen internen Speicher, der von Haus aus mit 2500 sehr gut klingenden Loopmaster-Samples aus verschiedenen musikalischen Genres bestückt ist. Möchte man Samples nicht nur live spielen, sondern Pattern aufnehmen und aus diesen ganze Songs zusammenstellen, gilt es sich mit der Projektstruktur des Samplers auseinanderzusetzen. Die oberste Ebene bilden Projekte. Jedes Projekt kann bis zu 16 Scenes beinhalten. Pro Scene können 16 Tracks (Samples) genutzt und 16 Pattern festgehalten werden. Ein Pattern kann bis zu vier Takte lang sein. Es ist wichtig, diese Struktur zu verinnerlichen, damit der gewünschte Einsatz gelingt, denn während das Umschalten von Scenes und Pattern oder das Laden neuer Samples unterbrechungsfrei gelingt, wird die Wiedergabe durch das Laden eines neuen Projekts gestoppt.

Beats generieren

Der Pioneer DJ DJS-1000 ist übersichtlich gestaltet und die Menüstruktur einfach gehalten, sodass man sich recht schnell mit dem Gerät zu recht findet. Sicherlich ist es hilfreich, wenn man zuvor mit einem Sampler gearbeitet hat oder auf Studioerfahrung zurückgreifen kann, aber auch als Neuling wird man nicht überfordert. Für die ersten Gehversuche lassen sich die internen Werkssamples nutzen und eine Sequenz per Lauflichtprogrammierung oder Aufnahmefunktion festhalten. Aktiviert man zuvor eine der vielen Synchronisierungsoptionen (Pro DJ Link, MIDI, USB-MIDI), so erfolgt die Wiedergabe passgenau zu einem Song aus einem Mediaplayer aber auch aus Traktor Pro oder einem anderen digitalen System. Wer lieber ohne Automatikfunktion arbeiten oder einen Gleichklang mit einem Plattenspieler herstellen möchte, nutzt den Pitchfader und die Nudge-Taster zur Tempoangleichung. Das Einspielen der Pattern gelingt mit den sehr gut reagierenden Pads passgenau und je nach gewählter Einstellung mit oder ohne Anschlagsdynamik. Tonale Samples lassen sich bei aktivierter Scale-Funktion mit den Pads transponiert spielen, sodass Basslines oder Melodiephrasen generiert werden können. Die erzeugten musikalischen Inhalte lassen sich in einem Mixerfenster untereinander abstimmen und auch Pattern und Scenes können kopiert und verwaltet werden. Einen Songmodus, der Pattern und Scenes automatisch umschaltet gibt es nicht, hier ist die Interaktion des Nutzers gefragt. Um das manuelle Umschalten der Pattern zu erleichtern, gibt es eine Quantisierungsfunktion.

Ungewöhnlich: Der DJS-1000 ist ein waschechter DJ-Sampler, der mit einem Pitchfader ausgestattet ist

Beats bearbeiten

Der DJS-1000 bietet zahlreiche Möglichkeiten Samples anzupassen und zu bearbeiten. Die Samplestart- und Stopppunkte sind wählbar und Hüllkurven zur Modulation des Lautstärkeverlaufs lassen sich aktivieren. Zehn verschiedene Inserteffekte mit anpassbaren Parametern stehen zur Auswahl. Hier gibt es Equalizer, Chorus, Compressor, Delay, Distortion, Ducker, Flanger, Lo-Fi, Filter und Phaser, die klanglich zu überzeugen wissen und die Samples leicht bis brachial verbiegen. Für lebendige Klänge sorgt ein optional nutzbarer LFO, der eine große Anzahl an Parametern modulieren kann, wie zum Beispiel Samplestartpunkte, Pitch und Effektparameter.

Eigene Samples

Richtig spannend wird die Nutzung des Samplers eigentlich erst, wenn man eigene Samples ins Spiel bringt. Pioneer DJ möchte den DJS-1000 als „öffentlich“ nutzbares Gerät verstehen, bei dem sich der Anwender mit einem USB-Stick bewaffnet an die Arbeit macht. Der interne Speicher ist daher lediglich den Werk-Samples/-Projekten vorenthalten und alles andere wird beim Ausschalten gelöscht, wenn man es nicht auf einen USB-Stick speichert. Eigene Samples lassen sich von USB-Sticks laden und mit der kostenlosen Software DJS-TSP Project Creator bequem auf einem Computer zusammenstellen. Leider kann die Software zum jetzigen Zeitpunkt nur für diesen Vorgang genutzt werden und erlaubt keine zusätzlichen Samplebearbeitungen oder sonstigen Einstellungen.

Live Sampling

Ein weiteres spannendes Feature, ist die Möglichkeit Samples von Zuspielern live mitschneiden und sofort als Loop-Samples wiedergegeben zu können. Mit einer entsprechenden Beatuntermalung oder Effektbearbeitung versehen, lassen sich hiermit Remixe in Echtzeit generieren und DJ-Sets individuell gestalten. Die aufgenommenen, aber auch per USB-Stick geladenen Loop-Samples können einer Tempoänderung inklusive eines Timestretching unterzogen werden, wodurch eine passgenaue Wiedergabe erfolgt. Was vor einigen Jahren lediglich als zeit- und rechenaufwändige „offline“-Funktion zur Verfügung stand, gelingt mit dem DJS-1000 in Echtzeit für bis zu 16 Samples und noch dazu in einer sehr ordentlichen Klangqualität. Möchte man mehrere Loops nutzen um ein DJ-Set perkussiv zu unterlegen, lassen sich diese einer so genannten Choke-Group zuweisen, die dafür sorgt, dass ein Loop durch den nächsten abgelöst wird. Zur Klangmodifikation aller Samples einer Scene gibt es zentralen Effekt dessen Kontrolle per Aktivierungstaster und Drehregler erfolgt. Dieser manuell gesteuerte Performance-Effekt erlaubt praxisgerechte Klangverbiegungen und kann als Filter, Dub Echo, Pitch Echo, Pitch, Lo-Fi, Reverb oder Plate Reverb in Erscheinung treten.

Abgrenzung

Wie Eingangs erwähnt veröffentlichte Pioneer DJ vor kurzem den Toraiz SP-16 Sampler, der sich in einigen Punkten von dem hier getesteten DJS-1000 unterscheidet. Der SP-16 richtet sich an Studioanwender und Live-Acts. Er verfügt über ein analoges Dave Smith Filter, bietet acht Einzelausgänge und einen internen Speicher, in dem sich Samples und Songs ablegen lassen. Zudem verfügt das Gerät über einen Songmodus. Die Arbeitsweise des DJS-1000 ist dagegen auf den DJ-Betrieb abgestimmt und bietet einfache Tempoanpassungs- und Sync-Möglichkeiten und erlaubt das synchrone live-Sampling. Einen Songmodus gibt es nicht, das Umschalten der Pattern erfolgt durch den Anwender. Toraiz Dateien können mit dem DJS-1000 wiedergegeben werden.

Fazit

Der Pioneer DJ DJS-1000 ist potentes Kreativwerkzeug, das sich recht einfach in ein DJ-Setup integrieren lässt. Das sehr gut verarbeitete Gerät bietet einen leicht lernbaren Workflow, der an das Bedienkonzept der Pioneer DJ CDJ-Mediaplayer angelehnt ist. Mit dem Sampler lassen sich Beatpattern und musikalische Phrasen zur Untermalung im Handumdrehen generieren, aber auch Samples für Echtzeit-Remixe aufnehmen und wiedergeben. Der DJS-1000 ist allerdings keine eierlegende Wollmilchsau und kann einen Studiosampler nicht ersetzen. Wer als DJ seinen kreativen Betätigungsradius erweitern möchte, sollte sich den Sampler allerdings einmal aus der Nähe anschauen.

Pro

Einfach erlernbares Bedienkonzept
Live Sampling
Einfach zu Synchronisieren
Leicht mit CDJ-Playern kombinierbar
Als DJ-Ergänzung ausgelegt

Kontra

Kein Ersatz für Studiogerät
Vorbereitungssoftware sehr limitiert

Preis:

1299 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Pioneer-Website.

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