Test: Reloop RP-7000 MK2

Test: Reloop RP-7000 MK2

Tests. 13. Juni 2018 | 4,4 / 5,0

Geschrieben von:
Redaktion

Beim Reloop RP-7000 MK2 handelt es sich um einen DJ-Plattenspieler mit quarzgesteuertem Direktantrieb und hoher Drehkraft. Äußerliche Verwandtschaften zu einem Technics sind unübersehbar, beim Funktionsumfang liegt der Reloop gar vor dem Klassiker. Und sonst so? Eine Vor- und Gegenüberstellung.

Das Ideal eines Turntables für den DJ- und Clubeinsatz heißt auch im Jahr 2018 immer noch Technics. Wesentliche Gründe dafür sind eine hervorragende Verarbeitung, eine geringe Gleichlaufschwankung und eine effektive Resonanzdämpfung. Mit der hochwertigen Verarbeitung der 1210/1200-Serie sowie der daraus resultierenden legendären Langlebigkeit hat Technics einen Vorteil herausgearbeitet, welcher für Mitbewerber uneinholbar scheint. Ganz anders beim Funktionsumfang. Hier punkten Geräte wie der RP-7000 MK2. Und das bei einem Bruchteil des Kaufpreises.

Aufbau und Features

Auf dem ersten Blick geht der Reloop RP-7000 MK2 als Klon eines Technics durch. Das betrifft sowohl die Abmessungen von 35 x 45 x 15 cm als auch das Gewicht von etwa 11 kg. Wie bei Technics stehen eine lackschwarze und eine silberne Version zur Auswahl.  Mit Blick auf die Details zeigt sich der Reloop hingegen zeitgemäßer. Neben einem Powerschalter, der gegen unbeabsichtigte Betätigung eingefasst ist und einer abnehmbaren LED-Nadelbeleuchtung fallen zwei Start/Stopp-Taster auf. Für Turntablism-affine DJs, die ihre Turntables "vertikal = hochkant" bevorzugen, ist die direkte Erreichbarkeit der Taster ein Zugewinn. Allerdings fällt in der Folge des zweiten Tasters die sonst an dieser Position übliche, runde Aussparung weg. Ursprünglich war diese mal zur Beherbergung eines Single-Adapters vorgesehen. In den letzten Jahren wurde die Halterung jedoch vor allem für den Dicer-Controller zweckentfremdet, mit dem sich Cue-Punkte und Loops in einer DJ-Software wie Serato steuern lassen. Aktuell übernehmen allerdings immer mehr mit Pads ausgestattete Mixer diese Aufgabe, so dass die Hochpase der Dicer vorüber sein dürfte.Ansicht von oben des Reloop RP-7000 MK2.

Der RP-7000 MK2 läuft mit 33, 45 und 78 Umdrehungen. Mit der letztgenannten Geschwindigkeit können – ein passendes Tonabnehmersystem vorausgesetzt – Schellacks abgespielt werden. Bleiben wir bei Werten: Der Pitchbereich lässt sich von den klassischen +/-8 % um +/-16 % verdoppeln oder sogar um +/-50 % Ultra-Pitch erweitern. Die erhebliche Modifikation der Abspielgeschwindigkeit einer Platte ergibt speziell bei der Nutzung von Digitalen Vinylsystemen Sinn. Normalerweise beeinflusst die Änderung des Wiedergabetempos die Tonhöhe, was sich in den bekannten Phänomenen „Schlumpfen- bzw. Grabesstimme“ bemerkbar macht. Funktionen in der Software gleichen diese Effekte aus. Bei Bedarf wird die manuelle Geschwindigkeitsreglung per Reset-Taste deaktiviert.

Ebenfalls einstellbar sind der Startdrehmoment (Torque) und das Verhalten bei Betätigung des Start- und Stopp-Tasters (Brake). Wer sich über Jahre mit dem 1,5 kg/cm Torque eines Technics einjustiert hat, der wird die einstellbaren 2,8-4,5 kg/cm des Reloops anfänglich zu stark und damit gewöhnungsbedürftig finden. Aber gerade im Bereich des Hip-Hops wird ein kräftiger Anzug geschätzt und hier liefert der RP-7000 MK2 einiges an Möglichkeiten, inklusive einer Laufrichtungsumkehr (Reverse).

Tonarm und Gehäusekonstruktion

Das Prinzip der Tonwiedergabe von Vinyl ist so alt wie störanfällig. Ansinnen der Hersteller ist es, potentielle Schwachpunkte zu optimieren. Im Clubbetrieb sind dabei vor allem Rückkopplungen aus dem Bassbereich zu nennen, zu Hause heißt der Hauptgegner Trittschall. Das Gegenmittel liegt in bestmöglicher Entkopplung. Reloop hat beim RP-7000 MK2 dafür das Gehäuse mit zusätzlichen Metall-, Gummi- und Kunststoffelementen versteift. Vier in der Höhe einstellbare und schockabsorbierende Füße unterstützen einen möglichst isolierenden und rutschfreien Stand.

Der S-förmige Tonarm lagert auf einer neu entwickelten Tonarmbasis. Anti-Skating – ein Mechanismus, der ausgleicht, dass der Tonarm und die Nadel sowie dadurch der Klang einer Platte durch Drehkräfte „verzerrt“ wird – und die Höhe des Tonarms sind einstellbar. Ein hydraulischer Lift senkt die Nadel weich auf die Platte. Das Tonabnehmersystem, welches separat erworben werden muss, wird über einen universellen SME-Anschluss angeschraubt. Dem Lieferumfang ist für die Justierung des bestmöglichen Auflagedrucks (welcher abhängig vom verwendeten System ist) ein Gegengewicht (3,5-8,5 g) beigelegt. Die Produktinformationen zum MK2 preist das „besonders resonanzarme, satinierte Material“ des Tonarms. Um welches Material es sich handelt, wird leider nicht genannt; meine Vermutung ist, dass der Tonarm aus Aluminium besteht.Ansicht des Reloop RP-7000 MK2.

Motor und Plattenteller

Die Gleichlaufschwankung des „Upper Torque Motor“ wird digital korrigiert und ist in den Spezifikationen mit 0,01 % WRMS angegeben. Dabei handelt es sich um einen gewichteten Effektivwert, nicht um einen Spitzenwert. Zum Vergleich: Technics gibt diesen Wert beim 1200/1210 MK2 mit 0,025 % an. Das Normalgehör bemerkt Schwankungen ab 0,2 %, was der in den 1960er Jahren festgelegten Hi-Fi-DIN-Norm 45500 entspricht. Auf dem Blatt hat der RP-7000 MK2 also eine ausgezeichnete Laufruhe. In der Praxis und im Direktvergleich mit einem Technics zeigen sich diesbezüglich auch keine Auffälligkeiten.

Beim Start- und Stoppverhalten bietet der Reloop RP-7000 MK2 individuelle Einstellmöglichkeiten. Die muss man nicht nutzen, es ist aber vorteilhaft, sie zu haben. In Anbetracht der seltenen Verwendung ist auch die kleine Dimensionierung der Regler zu entschuldigen. Der 1,5 kg schwere, druckgegossene Plattenteller aus Aluminium wurde für eine zusätzliche Schwingungsdämpfung gummiert. Im Gegensatz zum Technics, wo eine aufliegende Schallplatte leicht übersteht, schließt eine 12“ beim Reloop nahezu bündig mit dem Rand des Tellers ab.

Anschlüsse

Das rückseitige Anschlusspanel ist versenkt und beherbergt die Buchsen für den Stromanschluss sowie die Audioverbindung nebst Massekabel. Alle Kabel sind abnehmbar und im Fall eines Defekts leicht auszutauschen. Der RP-7000 MK2 verfügt über einen eingebauten Phono-Preamp. Diese Vorverstärkung ist unbedingt nützlich, wenn der Plattenspieler an einem Gerät ohne dedizierten Phono-Eingang betrieben werden soll.Die Anschlüsse des Reloop RP-7000 MK2

Lieferumfang

Im Lieferumfang findet sich nur das Nötigste: LED-Nadelbeleuchtung, Audiokabel, Stromkabel, Gegengewicht, Slipmat und eine Kurzanleitung. Ein Tonabnehmer – den man ohnehin nach eigenen Ansprüchen wählen sollte – ist ebenso wenig dabei wie eine Abdeckhaube. Diese ist für 55 EUR separat erhältlich, an der Rückseite des Plattenspielers können entsprechende Scharniere angebracht werden.

Fazit

Bei der Wahl eines Plattenspielers kommt es in erster Linie darauf an, was man damit vorhat und was man bisher gewöhnt ist. Natürlich dürfte für die Meisten auch das veranschlagte Budget eine Rolle spielen. Der RP-7000 MK2 fokussiert sich auf den DJ- und Clubbereich, was ambitionierte Heimanwender einschließt. Zwar kann er natürlich auch zum reinen Plattenhören benutzt werden, allerdings gibt es da geeignetere Geräte. In den Clubs dominiert noch immer Technics. Mit dem kann der Reloop zwar optisch mithalten, in technischer Hinsicht fällt ein Vergleich jedoch eher durchwachsen aus. Der stärkere Motor mit seinen Einstellmöglichkeiten ist eigentlich ein Vorteil, aber er ist für einen Technics-Konditionierten auch ungewohnt. Bis man sich auf das „andere Feeling“ eingegroovt hat, braucht es etwas Zeit.

Dann ist da noch die Entkopplung, die generell selbst bei digitalen Vinylsystemen den Klang trübt. Während sich bei normalen Platten ein Bassfeedback als Brummen bemerkbar macht, ist es bei Timecode ein schlechter übertragenes Signal. Technics gilt nach all den Jahren noch immer als das Maß der Dinge. Reloop hat Gehäuse, Plattenteller und Tonarm optimiert, im direkten Vergleich bei einer „Stressprobe unter Clubbedingungen“ hat der Technics jedoch weiterhin das bessere Entkopplungslevel.

Welchen Plattenspieler auswählen?

Die Basis des RP-7000 MK2 ist ein sogenannter Super-OEM. Das bedeutet, dass Grundkomponenten wie der Motor, das Chassis, Teile der Elektronik oder Bedienelemente von Drittherstellern, meist in China, gefertigt und von verschiedenen DJ-Marken für ihre, dann als Eigenkreationen angebotene Player verwendet werden. Einzelne Bauteile, wie in diesem Fall die Tonarmbasis, der Plattenteller oder das Gehäuse werden nach Herstellervorgaben angepasst. Ähnlich wie zum Beispiel bei Autos kann es auf der gleichen Grundlage durchaus Unterschiede in Design und Qualität geben.

In der Verarbeitung wirkt der RP-7000 MK2 recht wertig und auch optisch macht er in beiden Farbversionen einiges her. Wie beschrieben hat Reloop bei den Features nicht gespart und auch der aktuelle Ladenpreis von 436 EUR empfinde ich als ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Speziell im Vergleich mit einem klassischen Technics verbucht Reloop bei den genannten Funktionen den ein oder anderen Pluspunkt. Der Ruf von Technics fußt aber auf legendärerer Langlebigkeit und flächendeckender Verbreitung. Die Position als Clubstandard ist allein dadurch wahrscheinlich auf ewig besetzt. Eine beachtenswerte Alternative dazu ist der RP-7000 MK2 aber auf jeden Fall, denn vor allem ist er auch kostengünstiger als ein gebrauchter Technics.

Gegenüber preiswerteren Geräten wie dem AT LP 120 bringt der Reloop neben dem stärkeren Motor eine bessere Verarbeitungsqualität mit. Das Revival der Schallplatte geht mit einem gestiegenen Angebot an DJ-Abspielgeräten einher: Reloop, Pioneer, Audio Technica, Denon, Technics. Die Auswahl ist größer denn je. Und eine Entscheidung wird dadurch nicht leichter.

 

Pro

Hohe Drehkraft
Bis zu +/-50 % Pitch
Torque & Break einstellbar
Gute Laufruhe
Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Wertige Verarbeitung

Kontra

Abdeckhaube nicht inbegriffen

Preis:

549,00 EUR

Weitere Informationen auf der Reloop-Website.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit dj , plattenspieler , reloop , RP-7000 MK2 , vinyl

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