Überblick: Vier Alternativen zu SoundCloud | 2024

Überblick: Vier Alternativen zu SoundCloud | 2024

Features. 5. Januar 2024 | 4,2 / 5,0

Geschrieben von:
Redaktion

SoundCloud war lange die Plattform für DJs und Producer, um Mixe oder eigene Tracks im Netz zu promoten oder sich mit anderen auszutauschen und Inspiration zu finden. Auch für Fans der elektronischen Musik war der Berliner Dienst eine wichtige Anlaufstelle. Es gibt nur ein Problem: SoundCloud findet seit Jahren nicht aus einer wirtschaftlichen Schieflage heraus und auch eine zukunftssichere Strategie ist für das Unternehmen trotz zuletzt eingeführtem neuen Payout-Modell kaum erkennbar. Dazu häufen sich automatische Sperren und beliebte Features wie Gruppen werden trotz User-Protest abgeschafft. Für alle, die eine Alternative suchen, falls SoundCloud schließt oder unbenutzbar wird, haben wir vier Vorschläge.

SoundCloud gestern und heute

SoundCloud wurde 2007 in Berlin gegründet und hatte damals genau das passende Pflaster für die Wunde, die das untergegangene Myspace hinterlassen hatte. Das Modell: einfacher Upload von Tracks inklusive Download-Option und Austausch zwischen Musikern:innen. Und das funktionierte: In wenigen Jahren wuchs eine gigantische Community an DJs, Producer:innen und Musikfans heran. Ganze Genres wie Cloud-Rap entstanden auf der Plattform. Billie Eilish lud 2015 eine Demo des Songs 'Ocean Eyes' auf SoundCloud hoch. Der Song gewann schnell so viele Fans, dass große Plattenfirmen aufmerksam wurden. And the rest, as they say, is history.

Nun lebt ein Netzwerk von Beteiligung. Wächst diese, steigt die Aufmerksamkeit – die Nutzer:innenzahlen gehen hoch. Bald aber folgen der Aufmerksamkeit Investor:innen, die ein Spekulationsobjekt sehen. Selbst Spotify schien an SoundCloud kurzfristig Interesse zu haben. Und plötzlich merken sogar Rechteinhaber:innen, dass man sich bisher gar nicht so richtig ums Verwerten ihrer Stücke gekümmert hat. In der frühen Phase wurden von SoundCloud unautorisierte Remixe oder Mash-ups sowie DJ-Mixe ohne offizielle Freigabe (das Einholen von Verwertungsrechten ist ein hochkompliziertes Unterfangen) geduldet. Mittlerweile ist der Algorithmus teilweise so empfindlich, dass Tracks gesperrt werden, die von den Rechteinhaber:innen selbst hochgeladen werden.

Andererseits ist der Dienst nicht untätig geblieben bei der Weiterentwicklung. Mit SoundCloud Go+ führte man ein Premium-Bezahl-Abo ein, das höhere Audioqualität und keine nervigen Werbeunterbrechungen verspricht. Und dazu im April 2021 eben die Fan-powered Royalties. Wer als Inhaber:in eines Go+2-Abos auf SoundCloud Tracks hört, der unterstützt damit direkt die jeweiligen Acts. Man versucht also eine Weiterentwicklung. Aber die Kritik und Enttäuschung der Community bleibt in Teilen. Wohin also sonst?

Der neue Streaming Star: Audius

Als erste Alternative wollen wir Audius nennen. Der Dienst ist erst im September 2019 gestartet und vermeldete gerade bereits über fünf Millionen monatliche Nutzer:innen! Der Hauptteil der ca. 100.000 aktiven Künstler:innen-Accounts sind bisher kleine Acts, aber auch Branchengrößen wie Skrillex, deadmau5 und sogar die Rockband Weezer sind mittlerweile auf dem Streaming-Dienst aktiv. Die Idee: Community-owned Streaming. In gewissem Sinne ist das das “Fan-powered Royalties”-Konzept von SoundCloud, nur konsequenter. Audius ist nicht die Plattform, nur das Protokoll für den Datenaustausch. Die Songs gehören der Community.

Audius läuft auf der Blockchain-Technologie Ethereum, funktioniert also dezentral. Die hochgeladenen Audio-Files werden nicht auf zentralen Servern gespeichert, sondern auf sogenannten Nodes, einem Netzwerk aus Servern in der Ethereum-Blockchain. Das bietet viele Vorteile für Künstler:innen. Anfangs können neu angemeldete User:innen so viele Tracks streamen, wie sie wollen. Ist ihr Kontingent aber aufgebraucht, müssen von Audius bereitgestellte Audio-Token (eine Crypto-Währung genannt $AUDIO) gekauft werden. Streamt man dann, bekommen nur diejenigen Acts Streaming-Einnahmen, deren Tracks man auch tatsächlich abgespielt hat.

SoundCloud-Alternative: Audius.

Beim Thema Urheberrecht verspricht Audius, dass man als dezentraler Dienst nur die Technologie bereitstelle und es ganz bei den Uploadern liege, die entsprechenden Lizenzen einzuholen. Das bedeutet zumindest, dass es anders als bei SoundCloud beim jetzigen Stand keine massenhaften automatischen Sperren gibt. Bei bleibendem Wachstum werden allerdings früher oder später die Rechteinhaber:innen anklopfen. Kommerzielle Tracks von Post Malone, Diplo, Michael Jackson oder auch Beyoncé sind ohne Probleme auffindbar. Bisher war das bei jeder Streaming-Plattform der Stolperstein: die Rechteinhaber:innen sorgten mit Millionenklagen für ein schnelles Einlenken.

Weiterhin bietet Audius auch die Möglichkeit an, eigene NFTs zu erzeugen und über die Plattform zu verkaufen. Auch hat Audius gerade als erste Audio-Plattform die direkte Anbindung an TikTok eingeführt. Für alle, die gerade jetzt eine Plattform mit sehr aktiver Community, Fokus auf neuen, künstler:innenfreundlichen Technologien wie NFT und viel Wachstumspotenzial suchen, ist Audius die Seite der Stunde.

Die Alternative: Hearthis

Trotz der Domainendung '.at' kommt dieses Angebot aus Deutschland. Laut Eigenaussage ist Hearthis "[d]ie beste SoundCloud Alternative im Netz". Es gibt zum Beispiel die Möglichkeit, direkt Tracks von SoundCloud und Mixcloud zu importieren. In der Free-Version können immerhin 400 MB pro Woche (nur MP3s) hochgeladen werden, ein absolutes Limit wie bei SoundCloud gibt es nicht. Es gibt Gruppen und seit Kurzem auch die Möglichkeit, bei Accounts mit Premium-Abo live zu streamen. Die mobile App für Android und iOS ist leider etwas komplizierter und unübersichtlicher als die von SoundCloud.

Optisch ist es ein von SoundCloud bekanntes Bild: Wave-Form-Darstellung des Files inklusive Artwork. Darunter die Möglichkeiten, zu liken, zu sharen, zu kommentieren oder Tracks zu einem individuellen Set bzw. einer Playlist zusammenzufügen. Auch fehlt eine Download-Option nicht. Wie bei allen kommerziellen Plattformen ohne Vereinbarung mit den Rechteinhaber:innen werden auch hier Edits und DJ Sets bei Erkennung durch den Algorithmus gesperrt. Interessant und eine eigene Idee ist die Funktion "Map" – eine musikalische Suche nach Seelenverwandten per Karte.

Der Spezialist für Mixe: Mixcloud

Wie der Name nahelegt, geht es um Mixe, Radioshows oder Podcasts, nicht um einzelne Tracks. Der Dienst richtet sich vor allem an DJs. Sets von Größen wie The Blessed Madonna, DJ Jazzy Jeff oder Fatboy Slim gibt es genauso zu hören wie Mixe von unzähligen Nachwuchs-DJs. Warum das so unkompliziert geht? Mixcloud hat eine entsprechende Lizenz bei allen großen Rechteinhaber:innen.

SoundCloud-Alternative: Mixcloud.

Das geht allerdings nur mit dem Premium-Abo, das mit 11 Euro pro Monat zu Buche schlägt. Mixcloud hat außerdem vor einiger Zeit sein eigenes Monetize-Programm eingeführt. Das neue Feature mit dem Namen 'Select' ist dabei ein Artist-Subscription-Modell, bei dem Zuhörer:innen direkt ihre Lieblingskanäle auf Mixcloud abonnieren und den Betreiber:innen dadurch einmal im Monat einen festgelegten Betrag zukommen lassen können. Die niedrigste Summe liegt dabei bei 2,99 €/$/£. Die Besitzer:innen des Kanals bekommen einen festen Anteil an dieser Summe. Follower:innen werden außerdem zusätzliche Features wie Offline-Hören und detaillierte Tracklists freigeschaltet.

Der Vertrieb für jedermann: Bandcamp

Die amerikanische Musik-Plattform Bandcamp ist nicht direkt mit SoundCloud vergleichbar. Bei den Berlinern werden oft Demos, Remixe und Edits von einer großen Community hochgeladen. Bandcamp ist vor allem für richtige Releases (Singles, EPs und LPs) interessant. Grundsätzlich gilt: Je nischiger die eigene Musik ist, desto besser ist sie auf Bandcamp aufgehoben. Und davon gibt es, auch außerhalb von elektronischen Genres, unübersehbar viele (Im eigenen Newsletter “Daily” werden täglich neue Genres und Acts vorgestellt).

Während SoundCloud und Hearthis bei der Monetarisierung von Musik nachgerüstet haben, basiert das Modell von Bandcamp auf der Möglichkeit, direkt mit dem Verkauf von Downloads, physischen Medien und Merchandise Einkünfte zu generieren. Auf einer individuellen Mikroseite bietet man seine Tracks zum Download (oder auch als physische Edition) an. Der Download kann kostenfrei sein, gegen eine feste Bezahlung erfolgen, oder auch gegen eine selbst bestimmte Summe erworben werden. Die Gratis-Downloads sind allerdings begrenzt, man kann aber das Kontingent gegen eine geringe Gebühr aufstocken. Und bei jedem Verkauf streicht Bandcamp 15 % der Einnahmen ein, was nicht immer positiv zu sehen ist, wie wir an dieser (Bruch-)Stelle beschrieben haben.

Bandcamp ist zu empfehlen, wenn man eigene Produktionen promoten und vermarkten möchte. Zudem ist es eine gute Wahl, um seine Lieblingskünstler:innen oder ein favorisiertes Label über Direktkäufe zu supporten. Für DJ-Mixe oder als Netzwerk ist Bandcamp nicht bzw. nur begrenzt geeignet. So gibt es z. B. nur minimale Möglichkeiten des Feedbacks. Etwas nervig ist die Bezahlung als Käufer:in. Fünf Tracks von fünf Künstler:innen ziehen auch fünf einzelne Zahlungen per PayPal nach sich. Das wird wohl Abrechnungsgründe haben, ist aber etwas unkomfortabel. Auch ist die mobile App für Android und iOS eher umständliches Stückwerk.

Fazit

Die Zahl der Angebote, die eine Alternative zu SoundCloud darstellen, wächst. Aber den größten Vorteil des Berliner Streaming-Giganten wird keine der anderen Seiten wettmachen können: die große Community. Bei allen genannten Alternativen gibt es kleine, wachsende und auch durchaus aktive Communities. Die Fülle an Genre-Fans, mit denen man sich austauschen und über die man neue Tracks kennenlernen kann, ist bei SoundCloud aber immer noch unübertroffen. Bevor ihr euch also auf die Suche nach einer neuen digitalen Heimat macht, überlegt euch also, was ihr möchtet: Neue Musik kennenlernen? Edits downloaden? Eigene Musik promoten oder sich in einer Community austauschen? DJ Mixe hochladen und livestreamen?

Veröffentlicht in Features und getaggt mit Soundcloud

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