Live-Sets in der elektronischen Musik sind seit jeher ein Thema für sich. Entkoppelt von traditionellen Live-Situationen, in denen Musiker:innen auf der Bühne ihre Instrumente spielen, trifft man auf viel Un- und Missverständnis und nicht zu Unrecht fragt man sich oft – was machen die da eigentlich? Manchmal starren Leute auf der Bühne hochkonzentriert auf einen Screen, andere bauen riesige Setups, die an Raumschiffe erinnern. Steht man auf der Tanzfläche, versteht man kaum was dort passiert, aber glücklicherweise leben wir in der Zeit des Videos und können so Blicke auf die Hardware, Handgriffe und Setups erhaschen. Schauen wir uns die Boiler Rooms, Arte Concerts und Cercles doch mal genauer an. Dieses Mal geht es um das Erfolgs-Trio Moderat.
Es war eines dieser sogenannten Matches made in heaven, als Modeselektor und Apparat sich fanden. Die einen mischen seit jeher die Berliner Technoszene mit Chaos und verspultem Genremix auf, der andere verlieh der elektronischen Musik einen artsy und indie Touch. Alle drei sind fantastische Musiker die als Moderat ihren Höhepunkt fanden. Spätestens seit dem Hit Bad Kingdom ist das Trio mehr Pop-Sensation als Underground-Act und füllt mit ihren Live-Shows große Hallen. Genau diese Show, an der Gernot, Sebastian und Sascha seit mehr als zehn Jahren feilen, wollen wir uns mal genauer angucken. Als Grundlage nehmen wir das Set von Arte Concert im Grand Palais
Schaltzentrale Gernot Bronsert
Früher durfte Gernot auf der Bühne noch in der Mitte und das hat einen einfachen Grund: Hier startet die Musik! Genau genommen startet alles in Ableton Live, doch die DAW wurde vollständig von der Bühne verbannt. Einen Laptop sucht man also vergeblich. Sebastian Bronsert verarbeitet die Clips von Ableton aber und leitet als Schaltzentrale des Sets MIDI und Audio an die gesamte Kapelle weiter. Da war es zunächst logisch, ihn auch in die Mitte zu stellen. Mittlerweile scheint man sich aber längere Kabel leisten zu können und den Frontmann und Sänger Sascha Ring an den Rand zu verbannen sieht, je größer man als Akt und je größer die Bühnen werden, auch irgendwie seltsam aus. Jetzt schaltet und waltet Bronsert vom linken Rand aus und nutzt dafür primär die AKAI APC 40 mkII. Der Controller ist schon ewig Teil des Setups, das, wie wir noch sehen werden, generell über die Jahre erstaunlich konstant geblieben ist. Die APC40 wird bis heute als einer der besten Ableton Controller gefeiert und konnte sich trotz Push, Move und zahlreichen anderen Geräten als Performance Controller durchsetzen. Von hier werden Clips und Spuren aktiviert, gesteuert und wahlweise an die Bandkollegen geschickt.

Ebenfalls schon immer mit dabei ist die Maschine+ über die zusätzliche Sounds und Samples, wie das ikonische Tröten aus Bad Kingdom abgespielt werden. Direkt daneben finden wir ein oldschool Effektgerät – ein uraltes Korg Chaospad, das größtenteils für Effekte auf Saschas Vocals genutzt wird. Als weitere Effektgeräte stehen auf der Seite von Gernot Bronsert noch Strymons Big Sky Reverb, ein Strymon Magneto-Modul für Tape-Echos und ein Eventide H9-Multieffekt. Abgerundet wird Bronserts Tisch von einem AKAI LPC und einem kleinen Mixer, vermutlich ein Mackie 402. Leider nicht zu erkennen: Neben dem Strymon Magneto befinden sich noch zwei weitere Module in einem kleinen Rack.

Front-Of-House Mischer Sebastian Szary
Auf Sebastians Tisch landet ganz viel MIDI von Gernot und wird von Synthesizern und Drum Machines verarbeitet. Generell sei gesagt, dass Sebastian und das Modeselektor-Duo große Fans von AKAI, MPCs und alles was Performance Pads hat sind. In alten Auftritten und kleinen Setups wie dem bei KEXP sehen wir Sebastian an der AKAI MPC 1000. Die wurde aber mittlerweile upgegradet und durch eine MPC Live MkII ersetzt. Das andere AKAI-Gerät hat einen prominenten Platz und wird richtig in Szene gesetzt – was ziemlich obskur ist, denn dabei handelt es sich um einen Rhythm Wolf. Der Drum-Wolf kam eigentlich nicht gut weg und wurde als Bad Gear verschrien. Die Drum Machine war ein ziemlicher Flop, darf jetzt aber in der Kamera von Arte glänzen. Laut Sebastian auch aus einem ganz speziellen Grund: Die Snares. Die einzige wirkliche Stärke des Rhythm Wolf.

Der Synthesizer-Bereich wird bei Sebastian mit dem Korg Minilogue xd abgedeckt. Wie nahezu alles im Setup von Moderat kein High-End, sondern ein grundsolider Synthesizer. Auch bei diesem Gerät zeigt das Trio wieder Konstanz, denn der Minilogue ist ebenfalls schon ewig dabei und wurde lediglich irgendwann durch die neue xd Variante ausgetauscht.
Drums und Synthesizer gehen durch zwei Delays – einerseits der klassische Strymon Timeline, andererseits den Boost DLA Tech Echo. Leider nicht zu erkennen: Neben dem Strymon Timeline steht eine weiße Kiste, die mit ihren Knobs und Schaltern an Instrumente von Soma Laboratory erinnert, aber nicht aus der Schmiede von Vlad Kreimar stammt. Die blanke Oberfläche und das fehlen von sämtlichen Hinweisen lässt auf ein Custom-Gerät schließen und vom Aufbau könnte es sich um einen Filter oder Kompressor handeln.
Sebastian Szarys Tisch wird durch einen großen Mackie Mixer abgerundet, in dem er sowohl seine als auch Signale von Sascha und Gernot bündelt und mischt. Die Rolle des "Tontechnikers" war laut einem alten Interview mit XL8R noch deutlich größer als heutzutage.
"Frontmann" Sascha Ring
Sascha Ring AKA Apparat kommt deutlich mehr aus einem 'normalen' Performance-Background. Als Sänger und Gitarrist ist er der klassische Frontmann und beschränkt sich auf wenige Instrumente und Tools. Das Hauptinstrument ist die Stimme, die bei dem Set von Arte unglaublich gut klingt. Es gibt doch kaum etwas besseres, als Sänger*innen, die sich mit dem Bühnen-Sound sichtlich und hörbar wohl fühlen. Neben dem Gesang greift er – im Moderat Kontext deutlich weniger als bei Apparat – zur Gitarre. Sascha ist ein ganz eindeutiger Fender-Typ und spielt größtenteils Telecaster-Gitarren. Im Grand Palais spielt er ein Modell, das mich etwas vor Rätsel stellt. Der schwarze Korpus mit den weißen Kanten und die drei Vintage-Sattel schreien 60s Custrom Shop, das metallische Schlagbrett und der komplett schwarze Kopf passen aber nicht in das Bild.

Stimme und Gitarre werden mit Effekten (unter anderem mit dem bereits angesprochenen Kaoss Pad) belegt, wobei Sascha aber auf ein klassisches Pedalboard mit vielen Pedalen verzichtet. Für seine Effektkette müssen wir einen Blick auf seinen, ebenfalls von Arte gefilmten, Auftritt als Apparat werfen. Da können wir für ein paar Frames einen Blick auf den Boden vor ihm erhaschen, wo ein iPad mit Apple MainStage liegt. Mit dem digitalen Live-Rig füttert er seinen Gesang, die Gitarre und auch ein großes Native Instrument Kontrol Keyboard. Durch MainStage kann Sascha direkt alle Effektketten aus dem Studio unverändert mit auf die Bühne nehmen und muss keine Sounds nachbauen. Raum für neue Klänge und Improvisationen gibt ihm ein Arturia MicroBrute und ein kleines Modular Rig.

Das Setup von Moderat ist, gemessen an der Größe des Namens, überraschend übersichtlich. Nichts desto Trotz ist aber auch ein solcher Aufbau ein langwieriger Prozess. Viele Teile und auch der grundsätzliche Gedanke hinter dem Setup stehen bereits seit den Anfangstagen fest und wurden über die Jahre hinweg verfeinert und angepasst. Der größte verändernde Faktor dürfte der Schritt hin zu mehr Struktur und einem festen Aufbau des Live-Sets gewesen sein. Mit steigendem Erfolg und Bekanntheitsgrad steigen auch die Erwartungen an bestimmte Tracks. Das nimmt auf der einen Seite vielleicht etwas Raum für Improvisation, schleift und verfeinert aber die Gesamtperformance.
Moderat Gear Liste
- Ableton live
- Apple Mainstage
Controller
- Akai APC 40 mkII
- Akai Pads LPD 8
MPC / Groovebox
- Maschine+MK3
- MPC Live MkII
Drummachines
- Akai Rhythm Wolf
- Native Instrument Kontrol Keyboard
Synth
- Arturia Microbrute
- Korg Minilouge xd
Effekte
- Big Sky Strymon
- Strymon Magneto
- Eventide H9
- Chaospad
- Strymon Timeline
- Boost DLA Tech Echo

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