Review: DJ Swagger – Chemistry Forever [Kommerz Records]

Review: DJ Swagger – Chemistry Forever [Kommerz Records]

Features. 22. März 2024 | 5,0 / 5,0

Geschrieben von:
Christoph Benkeser

Gehen mir die Leute auf den Sack, die die ganze Zeit sagen, ey, was für ein Vibe, so ein krasser Vibe, dieser Vibe, Vibe, Vibe. Und dann erwisch ich mich selbst dabei, beim Viben. Ich sag’s gleich: DJ Swagger ist schuld. Da kann man nix machen. So eine gute Platte für aufknospende Frühlings-Vib…äh, Feelings hab ich gebraucht. Also, echt jetzt! Der Bums macht Bock – und zwar aus drei Gründen.

Grund eins: DJ Swagger kann den zweieinhalbfachen Salto mit dreieinhalb Schrauben vom 10-Meter-Brett genauso wie die Arschbombe mit Anlauf. Bevor jemand googelt, was aus dem Bizeps von Fabian Hambüchen geworden ist, das heißt: Swagger beherrscht den schwierigen Scheiß, den man Jahre lang üben sollte, bis man mal was Herzeigbares herzeigen kann. Gleichzeitig hat der Bielefelder Bub mit der Undercover-Identität eines Bristoler Boys keine Probleme, einfach mal zu machen, was bockt.

Best-Case-Szenario: Es spritzt ordentlich und alle werden nass. Wie zum Beispiel bei der gehockten Eröffnung, für die man sich die Speedo nochmal enger zwischen die Pobacken klemmt, um dem cheatenden Kollegen zwei, drei Hundertstel mehr aus der Arschritze zu kratzen.

Grund zwei: Die Bässe. Wer drei Kilometer lange Soundsystems mit 293384 DIY-gelöteten Lautsprechern bespielt, muss auch keine Berührungsängste mit dem Nachmittagsprogramm auf Bayern 2 haben. Klaro, Swagger ist für Bass Music, was das sogenannte Jugendgetränk auf der Getränkekarte eines gutsortierten Nachtclubs ist: ein Alibi, um im gepflegten Mischmaschmusch-Konsum nicht den Überblick zu verlieren.

Aber hör mal zu, Diggi, du kannst eben auch richtig gute Popsongs schreiben, was wiederum heißt, dass du richtig gute Songs schreiben kannst. Alle besser als von, sagen wir, Taylor Swift und mindestens so gut wie die von Heino. Vielleicht lässt der sich sogar mal zu einem Feature überreden – Karamba, Karacho, ein Whisky und so weiter!

Grund drei: Die Features. Ich mein, scheiß auf Heino, wenn Vitus04 regelmäßig in deine Nachrichten slidet. "Hinterhaus, Hinterhof, Innenraum, Hinterzimmer, mach dir Tür zu, Becher zweifach, hol aus dem Eisfach, ein paar Würfel und ich rühr um." Wiederhol das dann circa so oft, dass sich diese pulitzerverdächtigen Soprano-Lines auch die Oma von deiner Oma merken kann und honkhonk: Da ist er, der Bänger! Dazwischen lassen sich dann auch problemlos diese tollen Cinematic-Soul-Songs (oder wie heißt das nochmal, wenn man Jazz macht für die Leute, die eigentlich keinen Jazz hören?) verstecken.

Die Kuscheldinger machen schließlich was her, zumindest für alle, die jemandem zum Kuscheln haben. Der schusternde Rest vom Schützenfest bleibt bei den Leisten, also den Brettern: ’But The World Won’t Break Me’ ist der verheerendste Bombenteppich, den Bielefeld seit 80 Jahren gesehen hat.

Kann man das so sagen? Wahrscheinlich nicht. Die Bottom Line ist: So ein kommerziges Album muss man erstmal hinbekommen. DJ Swagger hat es hinbekommen und dafür sogar selbst ein Mikro in die Hand genommen. Weil er das auch kann. Und weil er ihn halt hat, diesen verdammten Vibe.

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