Test: 1010music Bluebox / Mixing- & Recording-Toolbox

Test: 1010music Bluebox / Mixing- & Recording-Toolbox

Tests. 10. Mai 2022 | 5,0 / 5,0

Geschrieben von:
Kai Dombrowski

Neben dem überaus kompakten Sampling-Studio Blackbox bauen 1010music ihre Desktop-Reihe mit der Bluebox weiter aus. Bei gleichbleibendem Format handelt es sich hier um ein portables Mixing- und Aufnahmegerät. Die Bluebox ist vor allemfür Vorproduktionen unterwegs oder das Mitschneiden von DAW-less Jams gedacht. Mit MIDI-, CV- und USB-Konnektivität sowie 12 Mixing-Kanälen passt die Bluebox zumindest theoretisch in diverse Setups. Wie sich der kompakte Mixer in der Praxis schlägt, zeigt dieser Test

Verarbeitung, Anschlüsse und technische Daten

Wie eingangs erwähnt ist die Bluebox mit einer Größe von 140 x 130 x 30 mm genau so groß wie die Blackbox. Beide Instrumente scheinen äußerlich baugleich, mit dem Unterschied, dass die Bluebox mit 450 g etwas weniger wiegt und ihr Gehäuse eben blau ist. Entsprechend punkten 1010music erneut in Sachen Build Quality: Das Metallgehäuse wirkt wertig und stabil, die Taster und Knobs sehen edel aus und fühlen sich gut an.

Auch das 3,5-Zoll-Touchdisplay scheint das gleiche zu sein wie bei der Blackbox und bildet hier ebenfalls das zentrale Bedienelement. Erneut steuern die vier Knobs je nach Anwendungsbereich andere Parameter, wobei die Funktionstaster unterhalb des Displays durch die verschiedenen Workflow-Ebenen führen. Hinzu kommen zwei Menü-Buttons – dieses mal A und B – als weitere Navigationshilfe. Die drei Transporttaster für Record, Stop und Play erinnern vom Look an Ableton Push oder NI Maschine und runden die vorderseitigen Bedienelemente der Bluebox ab.

Abgesehen von den USB-Anschlüssen für Strom und MIDI gibt es nur Miniklinkenbuchsen an der Bluebox. Die 12 Mixing-Kanäle werden über sechs Stereobuchsen mit der Außenwelt verkabelt und erfordern für den Gebrauch in Mono zusätzliche Y-Kabel. Außerdem sind rückseitig zwei weitere Stereobuchsen als Master-Out sowie ein Kopfhörerausgang zu finden. Auf der Vorderseite gibt es einen SD-Kartenslot sowie MIDI-In und -Out.

Die MIDI-Buchsen sind zwar ebenfalls im 3,5mm-Klinkenformat, passende Adapter auf DIN-Norm sind aber im Lieferumfang enthalten. Die Bluebox zeichnet Audio mit einer Auflösung von 24 Bit und 48 kHz auf, kann aber leider nicht als Interface genutzt werden – Look Mum, no Computer! Außer dem Mixer selbst umfasst der Lieferumfang die erwähnten MIDI-Adapter, ein USB-Kabel mit Netzteil sowie eine Schnellstartanleitung.

1010music Bluebox Anschlüsse.

Sound

Soundtechnisch besticht die Bluebox vor allem durch Transparenz. Die erwähnte Auflösung von 24 Bit und 48 kHz kann übrigens nicht runtergeregelt werden und Aufnahmen erfolgen zwangsläufig im WAV-Format. Ob Mixer oder Recorder – die Bluebox bringt keinerlei hörbare Färbung mit sich. Aber auch die gewollte Klangfärbung ist recht überschaubar gehalten. Abgesehen von den Send Effekten Delay und Reverb oder dem globalen Kompressor gibt es pro Track ein 4-Band-EQ – that's it.

Während Reverb und Delay bei der Blackbox noch für ihre dürftige Parameter-Ausstattung kritisiert wurden, haben 1010music bei der Bluebox doch tatsächlich ein paar extra Features implementiert: Spread und Early Reflections sowie eine Freeze-Funktion beim Reverb oder Stereobreite und Filter für das Delay werten die Tweakability der FX gehörig auf. Die EQ-Bänder können wahlweise parametrisch oder als Low- bzw. Highcut und -Shelve arbeiten und machen, was sie sollen. Besonders viel Spaß macht dabei das Setzen und Verschieben von EQ-Nodes per Touchscreen.

Workflow

Die acht Funktionstaster unterhalb des Displays der Bluebox rufen verschiedene Mixeransichten auf, die bestimmte "Arten" des Mixings vorgeben: Im Mixer-Modus wird beispielsweise erst ein Parameter ausgewählt, anschließend regeln die vier Potis diesen Parameter auf vier verschiedenen Kanälen. Im Track-Modus hingegen steuern die Drehregler vier verschiedene Parameter desselben Kanals. Außerdem ist die virtuelle Darstellung der Kanalzüge im Mixer View länger gehalten, was das Pegeln per Touchscreen angenehmer macht.

Die verfügbaren Parameter sind in beiden Ansichten identisch und auf drei Bänke verteilt, durch die sich mit dem A-Button blättern lässt. Neben üblichen Verdächtigen wie Volume, Gain oder Pan können die Kanäle hier zusätzlich an die drei verschiedenen Output-Paare Out 1, Out 2 oder Phones geschickt werden – ein nicht direkt hörbares Feature, aber überaus praktisch, wenn es um ausgeklügeltere Setups geht. Die Pegel der Hauptausgänge werden passenderweise im Main-Menü justiert. Hier ist übrigens auch der Kompressor mit Attack, Release und Threshold versteckt.

Die EQ-Ansicht vertieft den Mixing-Prozess und überzeugt mit einer grafischen Anzeige der EQ-Kurve. Wie oben beschrieben macht der Touchscreen hier besonders Laune, aber auch die herkömmliche Bedienung mit Potis und Buttons funktioniert super. Die Kirsche auf der Sahnetorte: Nicht nur die 12 Einzelkanäle, auch die FX und der Master verfügen über eigene EQs – sehr cool! Doch die Lobeshymne geht noch weiter, denn während die FX-Sektion der Blackbox noch stark für ihre Dürftigkeit kritisiert wurde, haben 1010music bei der Bluebox ordentlich draufgelegt.

Die bereits beschriebenen neuen Parameter bringen zwar deutlich mehr Tiefe in die Effekthascherei, aber der Clou liegt wieder im Touchscreen, genauer gesagt der Möglichkeit, den Effekt-Sound wie beim Kaospad per Touch zu steuern. Einziger Wermutstropfen ist, dass nur Cutoff und Bandbreite des Delay Filters oder Size und Level des Halls auf diese Weise funktionieren. Der Edit-Modus erinnert an die Session View von Ableton Live und erlaubt das Verteilen von WAV-Recordings auf der Projekt-Timeline. Was jetzt noch fehlt, sind vornehmlich Utility-Funktionen sowie MIDI-Mapping oder Preset-Verwaltung.

Fazit

Ähnlich wie die Blackbox ist auch die Bluebox schwer mit anderen Geräten vergleichbar. Als kompakter Mehrspur-Recorder für DAW-less Jams könnte er vielleicht den Fieldrecordern von Zoom Konkurrenz machen. Statt eingebautem Mikrofon gibts eben ein Touchdisplay und stabile Mixing-Funktionen für Live- und Postproduction. Wer einmal mit den kleinen Wunderkisten von 1010music gearbeitet hat, ist schnell vom intuitiven Workflow überzeugt und auch größere Finger kommen nach etwas Einarbeitungszeit mit der doch eher feinmotorischen Bedienung zurecht. Die weiter steigende Beliebtheit von DAW-less und Modular-Setups macht die Bluebox mit ihren vielen Routing-Optionen, Effekten und MIDI-Kompatibilität zur idealen Schaltzentrale. Wer für diesen Job etwas passendes sucht und keine Mikrofone im Setup hat, darf hier gerne zuschlagen!

Pro

Intuitiver Workflow dank Touchscreen
Vielseitige FXs und EQs
Zahlreiche Routing-Möglichkeiten

Kontra

Nichts

Preis:

579,00 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Website von 1010music.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit 1010music , Bluebox , DAW-less , Mixer , Recorder

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