Test: CMI V (Arturia V-Collection)

Test: CMI V (Arturia V-Collection)

Tests. 17. November 2018 | / 5,0

Geschrieben von:
Bastian Erath

Ein weiteres Highlight der V Collection 6 ist die Nachbildung des legendären Fairlight CMI IIx aus den frühen Achtzigern. Arturia’s CMI V beinhaltet wie sein Vorbild einen Sampler und Möglichkeiten der additiven Klangsynthese. Er ist also Sampler und Synthesizer zugleich, darüber hinaus besitzt die Software-Emulation einen Mehrspur-Sequenzer. Dieses Gerät war als eine umfassende Audio-Workstation zu verstehen und damals in seiner Anschaffung so teuer wie ein Mittelklassewagen, dadurch stand es nur einem gewissen Kreis an Nutzern zur Verfügung. Bekannte Interpreten die dieses Instrument nutzten, waren unter anderem Herbie Hancock, Stevie Wonder und Peter Gabriel.

Das erste Öffnen des Plugins deutet das nostalgisch anmutende Erscheinungsbild des Vorbildes an. Die eigentliche GUI bietet auf dem ersten Blick nicht so viele Eingriffsmöglichkeiten, interessant wird es jedoch, wenn man das erweiterte Untermenü öffnet. Dieses offenbart einen Zugriff auf die umfangreichen Bearbeitungsmöglichkeiten der unterschiedlichen Bereiche. Hier lassen sich auch gewünschte Parameter auf die Macros mappen die wiederum Bestandteil der Main-GUI sind und gut für den Performance-Faktor geeignet sind. Des Weiteren finden sich hier der interne Sequenzer und eine Mixer-Einheit mit Effekten und variabler Tastaturbelegung für die zehn unterschiedlichen Instrumenten-Slots.

Bedienoberfläche & Funktionsumfang

Im oberen Drittel der Sektion „Sound Control“ befindet sich die Auswahlmöglichkeit der Klangquelle. Hier stehen dem Nutzer drei Optionen zur Verfügung: Sampling, Time Synth und Spectral Synth. Der Sampler ermöglicht das Importieren von Samples mit einer Länge von bis zu 30 Sekunden. Innerhalb des Reiters „Control“ gibt es noch vier weitere Menü-Fenster, einer der spannendsten Bereiche ist dabei die Edit-Sektion des Samplers. Hier können nämlich beispielweise Samples in der Sampling- und Audioauflösung verringert werden, was wiederum zu einem gewissen und möglicherweise gewünschten Lo-Fi Sound führen kann.

Der Kreativität sind bei diesem Instrument keine Grenzen gesetzt. Ist der Modus Time Synth oder Spectral Synth ausgewählt, so lassen sich unter der Verwendung der additiven Klangsynthese Sounds von der Pike auf und entsprechend eigener Verlaufskurven im Edit-Fenster gestalten. Bei dieser Synthese-Form können jeweils 32 harmonische Obertöne zusammen mit eigenen komplexen Lautstärkehüllkurven addiert werden. Als Grundlage dienen klassische Wellenformen oder Wavetables. Als Praktisch empfinde ich dabei die Darstellung des Materials, hier kann zwischen der herkömmlichen 2D- und einer 3D-Darstellung gewechselt werden.

Es besteht auch die Möglichkeit Samples vom Time Synth analysieren zu lassen und diese als Grundlage der Synthese zu nutzen. Über diesen Weg lassen sich vor allem Sounds gestalten die eine gewisse Verwandtschaft zum Sample aufweisen können, aber auch gänzlich so verdreht sein können, dass man sie nicht mehr wiedererkennt. Erstellte Time Synth-Klänge lassen sich auch wiederum komfortable in den Sampler integrieren und dort weiterverarbeiten.

Kehren wir aber nochmal zu Übersichtsseite "Sound“ zurück. Im mittleren Sektor können die jeweiligen Klänge des Samplers und der Synthese-Sektion entsprechend zurechtgestutzt, gestimmt und gefärbt werden. Allerdings orientiert man sich hier stark am Vorbild, ein resonanzfähiges Filter oder eine klassische ADSR-Hüllkurve sind leider nicht zusätzlich vorgesehen. Außerdem hat man die Option auf einen Vibrato-Effekt bzw. ein LFO zurückzugreifen. Dieser verfügt allerdings nur über eine Schwingungsart, nämlich der eines Dreiecks. Wünschenswert wäre darüber hinaus die Möglichkeit die Geschwindigkeit des LFOs zum Songtempo synchronisieren zu können.

Allerdings lassen sich mit dem -Tab-Funktion sechs eigene Hüllkurven generieren, die mithilfe des "Assign Reiter" unterschiedliche Parameter modulieren können, hier sind auch LFO-artige Modulationen möglich. In der letzten Spalte des mittleren Auswahlbereichs lässt sich Einfluss auf Portamento bzw. Glissando und das Pitchbend nehmen. Im unterersten Bereich können die zehn Instrumenten-Slots ausgewählt werden. Via Drag & Drop lässt sich hier auch das jeweilige Sample in einen der entsprechenden Slots implementieren, sehr nutzerfreundlich.

Mehrspur-Sequenzer

Mit an Bord ist auch ein Mehrspur-Sequenzer mit 32 Steps, die sich entsprechend verkürzen lassen, um aus den gewohnten Taktarten auszubrechen. Es gibt acht Pattern, je nach Bedarf lassen sich diese miteinander schnell und einfach verbinden. Außerdem verfügt der Sequencer über eine Swing-Funktion um dem Rhythmus das gewisse Etwas zu verleihen. Durch die Möglichkeit, zehn verschiedene Klangquellen wie beispielsweise auch unterschiedliche Drum-Sounds gleichzeitig nutzen zu können, besteht auch die Option den Sequenzer für die Programmierung von Drum-Grooves zu verwenden.

Mixer, Effekte & Tune/Map

Innerhalb der Mixer-Sektion lassen sich die verschiedenen Klangereignisse miteinander mischen. Je Slot kann zusätzlich aus einer Liste von 13 Effekten ein entsprechender Prozessor ausgewählt werden, darüber hinaus lässt sich einer von neun Effekten auf dem Return-Kanal legen und mithilfe des entsprechenden Send-Reglers auf den einzelnen Kanälen routen. Zu guter Letzt finden sich noch zwei weitere FX-Slots auf dem Master-Channel. Diese sehr gut klingenden Effekt-Module ermöglichen vor allem eine umfangreiche Bearbeitungsform innerhalb des Plugins, ohne auf Onboard-Mittel der DAW oder Produkte von Drittanbietern zurückgreifen zu müssen.

Neben der Möglichkeit Klänge zu layern, um beispielsweise komplexe Texturen zu erhalten, besteht außerdem die Option mit Unterstützung des Tune/Map-Reiters die maximal zehn verschiedenen Klangquellen auf der Keyboard-Tastatur zu verteilen, um diese parallel nutzbar bzw. spielbar zu gestalten. Übrigens beherrscht der CMI V von Arturia 32-fache Polyphonie.

Sound

Der Klang bzw. die Presets dieses Instruments werden vor allem Freunde der 80s ansprechen. Mit dem Sound des CMI V erweitert Arturia seine Bandbreite um eine weitere Nuance. In der Preset-Bibliothek des Plug-Ins finden sich neben den üblichen Kategorien vor allem interessant klingende, artefakt-artige und leicht rauschende Pad-Sounds wieder. Auch sehr gut klingende typische Drum Sounds der Achtziger, sowie metallische Klänge sind hervorzuheben.

Fazit

Man kann schon mal etwas durcheinander kommen, in welchen Bereich und entsprechenden Slot man sich gerade befindet, ein wenig Geduld in der ersten Orientierungsphase sollte man daher mit guten Gewissen einplanen. Durch die Integration von eigenen Samples und der Möglichkeit, diese mit der Sound-Engine des Plugins weiter bearbeiten zu können, erweist sich der CMI V als leistungsstarker Sampler. Hithilfe einer auswählbaren niedrigen Sampling-Rate und Audioqualität besteht darüber hinaus die Möglichkeit dem Grundsound das gewissen Vintage-Feeling zu verpassen. Des Weiteren lassen sich mit den beiden zusätzlichen Synthese-Praktiken, sowie mit Modulationsmöglichkeiten des Funktionbereichs weitere vielversprechende Klangkosmose erobern.

Pro

Toller Sound
Sehr flexible Klangregelung
Vintage-Flair

Kontra

Steile Lernkurve

Preis:

199 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Arturia-Website.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit arturia , CMI Fairchild

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